RC N Watch: In Char Darrah sind die Taliban wieder an der Macht
Der Distrikt Char Darrah in der nordafghanischen Provinz Kundus, nur wenige Kilometer vom deutschen Camp entfernt, war für die Bundeswehr die blutigste Region ihres Einsatzes am Hindukusch. Beim Karfreitagsgefecht 2010 fielen im Dorf Isa Khel in diesem Distrikt drei deutsche Soldaten (Foto oben), unter großen Mühen bemühte sich die Truppe jahrelang, die Aufständischen aus Char Darrah herauszudrängen. Und immer wieder, zuletzt vor wenigen Wochen, geriet dieser Distrikt in die Schlagzeilen, weil – erneut – Bundeswehrsoldaten angegriffen wurden.
Wenige Wochen vor der Schließung des deutschen Camps in Kundus und der Übergabe an die afghanischen Sicherheitsheitskräfte zeichnet sch ab, dass Char Darrah nicht zu den befriedeten Regionen des Nordens gezählt werden kann. Im Gegenteil, wie ein aktueller Blick des Afghanistan Analysts Network zeigt:
Chahrdara, an embattled district in Kunduz province, is a miniature model for all of Afghanistan’s larger conflicts. Traditionally a hotbed of the insurgency, military interventions could never bring lasting change, so Chahrdara – under heavy foreign siege in 2010 – is back to where it was: a Taleban stronghold in the north. At the same time, the Afghan Local Police (ALP) deployed to the district, set up to fight the insurgency, add to the problems in a startling way – they fight not only against Taleban, but also against civilians and among themselves.
Der ganze Text: Back to Bad: Chahrdara between Taleban and ALP – a district case study
(Foto: Der beim Karfreitagsgefecht beschädigte, von der Bundeswehr gesprengte und später wieder sicher gestellte Dingo in Isa Kehl, mit Gedenken an die Gefallenen – via Johannes Clair/“Vier Tage im November“)
Zum obigen Foto, gibt es Überlegungen den Dingo von Isa Kehl nach Deutschland zu überführen? Das Wrack hat m.M.n. immenses Potential um als Mahnmal und Gedenkobjekt für die in Afghanistan gefallenen und verwundeten deutschen Soldaten zu dienen.
Ich hab‘ keine Ahnung, wo sich das Wrack inzwischen befindet – weiß jemand mehr?
Durch die Reform werden wahrscheinlich mehr Neupendler bei uns im Straßenverkehr sterben, als wir tote Soldaten in Afghanistan haben…
Dieses Baden im eigenen Mitleid nimmt langsam überhand. Man hätte ja auch mal vor die Tür gehen können und den Feind bekämpfen.
Man kann es auch übertreiben.
Im Buch „4 Tage im November „wurder der ende 2010 geborgen .
Nach dem Einsatz ende Okt-Nov 2010 nach abschluß der Operation
Ja, aber das sagt noch nicht, wo er jetzt ist?
@Peter
Wenn man keine Ahnung hat, einfach mal das Kommentieren lassen!
Hm, ich werfe vorbeugend die Bitte um einen sachlichen Ton in die Runde…
@T.W., Peter
Sorry, man ist eben nur Mensch (und Soldat).
Würde mich nicht wundern wenn man den aus politischen Gründen schnellstmöglich abgewrackt hat.
Verhinderung von Traditionsbildung oder so.
oder den Tag vergessen werden soll
Zurück zum Thema:
Überraschen dürfte es doch niemanden, dass die Aufständischen sofort in die von ISAF gelassene Lücke stoßen und den Raum wieder besetzen.
Die waren nie weg. Man hat ihnen ein Abzugsdatum genannt und somit die Chance eröffnet, sich auf den Tag X / das Jahr 2014 vorzubereiten.
Und zwei Jahre nach dem Abzug der meisten Truppen sieht es in AFG genau so aus wie vor dem Angriff der USA.
Wer „4 Tage im November“ gelesen hat, kann sicher nachempfinden, dass der Verlust von Isah Kehl an die Taliban für Soldaten, die am Kampf um dessen Befreiung beteiligt waren und Kameraden dort sterben haben sehen, extrem bitter sein muss und ein Gefühl der Sinnlosigkeit hinterlässt. Sowas mit Selbstmitleid zu verunglimpfen muss den Beteiligten wie Hohn vorkommen, auch wenn diese Entwicklung mit dem Abzug abzusehen war.
Mit Clairs Buch, den vielen anderen Soldateberichten und den vielen Threads hier bei AGA kann auch ein ungedienter Laie wie ich herausbekommen, dass die BW-Soldaten bis zur Änderung der Roe, den Feind nicht voll bekämpfen durften, nach 2009 dann aber sehr wohl vor die Tür gingen und die Taliban in verlustreichen Gefechten aus eben diesen Ortschaften vertrieben.
Jetzt auch noch die Benennnung der negativen Folgen einer verkorksten Reform den betroffenen Soldaten als Selbstmitleid um die Ohren zu hauen, finde ich ziemlich schäbig und die Verkehrstotenzahl gegen die der Gefallenen aufzurecchnen, geschmacklos.
Nur der vollständigkeit halber: der deutsche aussenposten dort soll bis zur übergabe kunduz weiterbestehen. so ganz talibanhochburg ist es dann ja wohl nicht. ich beneide die soldaten dort nicht um ihren job…
Prima, deutsche Verteidigunspolitik!
Applaus, Applaus!
Idioten…
@ the Dude
das verstehe ich jetzt nicht, was wollen Sie sagen?
Also wie ich Tageschau gehört habe, sollen die deutsche in die 2linie getreten sein
Erst mal sollen die Afghanen selber schauen.
Nur das ist schön, aber echt nicht so toll, man muss bezahlen wenn man die Braucht. alles lauft in die Korruption und für wenn am Ende entschieden wird kann auch vom Geldbeutel abhängig sein .
Die Deutschen werden kaum noch angegriffen und bei der ANA und Polizei gab es mehr tote wie die 10 Jahre davor
Deutschen sind gar nicht mehr wichtig , weil die gehen , deshalb geht es jetzt schon um die vormacht
Im Neuen Taliban Reich
Es reift die bittere Erkenntnis heran, dass die deutschen Soldaten allesamt völlig umsonst gestorben sind.
Es gab keinen vernünftigen Plan, es gab kein vernünftiges Konzept, es gibt kein Ergebnis, welches man so nennen dürfte.
Und es bleibt die Erkenntnis, dass sinnloses Sterben schon immer zum Berufsbild des Soldaten gehört hat, vor 1000 Jahren genauso wie heute.
Wer zur Bundeswehr geht, sollte sich über diese Möglichkeit mehr als hinreichend im Klaren sein. Sterben für Merkel und Co. gehört eben einfach dazu.
@am:
Welche Wirkung hat denn unsere Präsenz im PHQ noch??
Und welchen Sinn hat diese noch operativ – während wir alles andere einstellen? Was ist das Rational? Druck auf den Gegner ausüben? Offenbar nicht.
Im District Center präsent zu sein ist weitgehend wirkungslos (siehe Volltext AAN-Bericht, s.u.), aber in dem Fall sehr risikohaft (wenige Zugangswege).
Warum machen wir das weiter?
@all
„Today, Chahrdara district, traditionally a hotbed of the insurgency, features levels of insecurity similar to 2009 at the height of the insurgency in the north. Despite intense campaigns of joint ISAF/ANSF operations targeting the Taleban in Chahrdara,(5) the insurgency has regained its strength and now controls much of the area outside the district centre.“
Was lernen wir hiervon auf Btl-Ebene aufwärts?
Der AAN-Bericht müsste Pflichtlektüre zumindest im FGG 2 sein.
Wo ist die kriegstheoretische Ausbildung in der Bundeswehr?
Was lernt man hieraus für die Zukunft?
Für Antworten hat man ja keine Zeit – Container zählen ist wichtiger.
Sogar beim nächsten Symposium der Panzertruppen in 2014 trägt die SKB zur Rückverlegung vor.
Einsatzauswertung ist kein Thema mehr.
Stattdessen sollte man sich mal fragen, was die letzten Jahre schief lief. Das gilt eben nicht nur für Politik, 87b, Polizei, NGO, Öffentlichkeit, Presse, Industrie. Sondern auch für die Bw.
Aber nein, es lief ja im eigenen Bereich alles super (siehe u.a. Kdr PATG KDZ in TV-Reportage vor einigen Wochen: Frieden in KDZ…).
Ich sehe immer mehr Legendenbildung und Dolchstoßlegende (Militär hat gewonnen, Politik und Zivile haben versagt) in der Truppe. Selbstreflexion? Fehlanzeige.
Damit auch Lernfähigkeit gleich Null.
Aber ab 2015 kann man sich ja wieder auf ILÜ und KFOR (1 EinsKp/ Div) konzentrieren.
Alles wird gut….
@TheDude
„Wer zur Bundeswehr geht, sollte sich über diese Möglichkeit mehr als hinreichend im Klaren sein. Sterben für Merkel und Co. gehört eben einfach dazu.“
Und genau diese Aussage ist falsch, es gibt und gab Bürger welche ihr Land/Staad gegen Angriffe verteidigt haben und genau dies der Sinn war, nicht zu sterben, sondern zu schützen. Gestorben wird für die deutsche Bevölkerung, denn die schickt die Soldaten in den Krieg, oder sie läßt es zu, dass auch für andere Zwecke gestorben wird. Auch Feuerwehrleute und Polizisten kommen ums Leben, doch es gehört nicht einfach dazu.
„TheDude | 06. September 2013 – 16:32
Es reift die bittere Erkenntnis heran, dass die deutschen Soldaten allesamt völlig umsonst gestorben sind.“
Ganz nach Louis de Funes: NEIN! DOCH! OOOHH!
Ich finde ihre Bemerkung aufs höchste naiv, es grenzt schon fast an Demenz.
Ich kann mich noch vor 4 oder 5 jahren an die Diskussionen erinnern:
„Wenn wir jetzt abeziehen, dann sind unsere Kameraden völlig umsonst gestorben“
„Denkt doch an die Schulen, und die KINDER!11!!elf!“
Nach ein paar Mrd € mehr und ein paar tote deutsche Soldaten mehr sind wir genau im Jahre 2014. Jeder, wirklich jeder der sich mit Afghanistan auskennt und kannte hat genau dieses Szenario vorrausgesagt, dass nach 2014 die Welt da unten wie im Jahre 2000 aussehen wird, wenn man nicht effektiv die Ursache bekämpft statt die Symptome. Aber nein, das wäre ja unschön geworden, und sowas ist immer schlecht für die Wiederwahl.
Mich kotzt es regelrecht an, dass die Einsätze der Bundeswehr nicht mehr gewonnen werden können, weil auf ganzer Politischer Linie verkackt wird.
Militärisch wird natürlich nicht weniger verkackt, weil die Herren Generale kein Blut an den Fingern kleben haben wollen. Doch das gehört dazu. Doch wenn einen der Arsch weggesprengt wird, verkriecht man sich wieder im Camp, bloß nicht noch ein Zwischenfall sonst ist meine nächste B-Stufe futsch und von Mutti und Thomas gibt es Fingerhaue.
Tja, so ist es, entweder ganz oder gar nicht, und nicht auf die Bundeswehrart: Erstmal schauen, prüfen, gucken, probieren. Und wenn es in die Hose geht war es sowieso wer anders.
Ich sage schon seit 2003, dass jeder Soldat der da stirbt aufjedenfall umsonst gestorben ist. 10 Jahre später werde ich endlich mit dieser Meinung bestätigt.
Danke
Und für deren Tod sind nicht die Soldaten verantwortlich, sondern die Politik und die Bürger in deren Namen dies geschah.
Den Soldaten zu sagen selber Schuld, ist eine Verhönung der Toten.
@Chuck: Sie halten also jemanden für dement, wenn er im Kern das gleiche sagt wie sie? Das lässt ja tief blicken ^^
@TheDude: Was erwarten Sie eigentlich für Gefühle, wenn sie hier anwesenden Soldaten quasi ins Gesicht sagen, dass der von ihnen erbrachte Einsatz und gezahlte Blutzoll völlig sinnlos sei und sie durch ihre unvernünftige Berufswahl auch noch selbst dran schuld sind?
Dass Sie damit deren Gefühle verletzen ist doch glasklar und dass diese wie @Chuck dann verbal zurückkeilen wenig verwunderlich, so dass sich mir die Frage aufdrängt, ob sie wirklich an einem auf gegenseitigem Respekt und Erkenntnisgewinn beruhenden Dialog interessiert sind.
Und ja – sie kommen beide zum gleichen Schluss, aber so wie Sie es formulieren, ist dieser für den idealistisch eingestellten Soldaten ein Schlag ins Gesicht, weil sie genau diesen Idealismus, sich mit dem Leben für den Schutz und die Ziele seines Volkes einzusetzen ( vergl. @Elahan), als selbstverschuldete Bereitschaft „für Merkel zu sterben“ abqualifizieren.
Dabei gab es einen konkreten Grund für den Einsatz (Bündnisfall)
Es gab auch ein Konzept für Afghanistan (Petersberger Konferenz)
Und es gibt auch ein Ergebnis: einige Jahre relativer Frieden, ein bisschen mehr Infrastruktur ( im PRT Nord) und einige ausgebildete Polizisten und Soldaten.
Und die Erkenntnis, dass die völlig neuen Erfordnernisse dieses Einsatzes die Politik und BW-Führung vor so große Probleme gestellt hat, dass es nach @Memoria daraus sehr viel zu lernen gäbe und die Chance aus diesen Fehlern für künftige Einsätze Lehren zu ziehen und effektivere Strukturen aufzubauen, kaum genutzt wird.
wenn ich @Chuck richtig verstehe, so hat er kein Problem damit, dass Soldaten im Einsatz sterben wenn dadurch ein Erfolg möglich wird, sondern dass durch politsche und militärische Führungslosigkeit unnötig Gefallene aufgelaufen sind.
Die deutsche Verteidigungspolititk ist, wie hier ja auch immer wieder diskutiert alles andere als „prima“, aber bitte unterscheiden Sie doch zwischen der Politik und den von ihr stehts umschifften Lebenslügen und den Soldaten, die sich trotz dieser Mängel nicht zu schade sind, für uns Bürger ihren lebensgefährlichen Einsatz zu bringen.
Auch wenn man den Auftrag des deutschen Bundestages für völlig sinnlos erachtet, kann man den ihn ausführenden Soldaten mit ehrlichem Respekt für ihre Einsatzbereitschaft Anerkennung zollen, wie allen anderen Berufsgruppen, die mit Leib und Leben für unseren Staat einstehen natürlich auch.
Das Wrack wurde durch die PzPiKp TF Kunduz 2010 geborgen,
und ins PRT KDZ verbracht.
Hier wurde es im Technischen Bereich der Kp
eingelagert.
Versuche das Wrack damals nach Deutschland zu
bringen wurden nicht aus der Heimat unterstützt .
Das Wrack verblieb in den 2 folgenden Kontingenten in
der PzPiKp KDZ, dann verliert sich die Spur
@Memoria
Wer soll denn davon etwas lernen? Die, die gekämpft haben, sind mit Masse bereits aus den Streitkräften entlassen worden und haben mit Sicherheit niemanden mehr „anbrüten“ dürfen. Die, die jetzt noch da sind und etwas bewegen könnten, werden aus Gründen der Karriereplanung mit Masse den geteerten Weg gehen und sich hüten, irgend jemandem etwas beizubringen. Die Politiker, die für AFG verantwortlich sind oder waren, haben sich überwiegend anderen Themen gewidmet und werden dieses Thema meiden, wie der Teufel das Weihwasser. Und daher ist es ab gewissen Ebenen in der Truppe auch nicht erwünscht, jetzt noch „Lehren aus dem Einsatz zu ziehen“ aus denen sich später womöglich Uboote im Wahlkampf entwickeln.
Passendes Beispiel: Irak. Die Sicherheitslage ist dramatisch und das ganze Land im Chaos versunken. Interessiert es noch jemanden im Westen? Nein, nicht die Bohne.
Wer hat mein Buch gelesen? Damals haben wir genau diesen key-district im Raum Kunduz freigekämpft. Dafür lagen wir u.a. 4 Tage unter Beschuss.
Für alle, die diese Frage stellen wollen, hier schonmal die Antwort:
-Ich sehe unseren Einsatz damals nicht als sinnlos an, denn wir haben etwas erreicht. Die Erfolge wurden erst jetzt, durch den erneuten Strategiewechsel hin zur Truppenreduzierung (Rückzug aus der Fläche), zunichte gemacht.
Ich verweise in diesem Zusammenhang auf folgenden Beitrag im Magazin Kontraste:
Kontraste berichtet über die geschönten Berichte zur Einsatzbereitschaft der afghanischen Sicherheitskräfte. Unter diesem Link abrufbar:
http://www.rbb-online.de/kontraste/archiv/kontraste_vom_28_02/afghanistan_einsatz.html
Unser Einsatz von 2010 war deshalb nicht sinnlos, weil wir bei gleichbleibender Durchführung (Offensivität, auch mit aktivem Vorstoß in die Rückzugsräume) nachhaltige Sicherheit generieren konnten. Das die afghanischen Sicherheitskräfte diese Lücke (noch) nicht füllen können, beweist, wie sinnvoll der damalige Ansatz war.
Ja, es ist so schlimm wie es scheint! Und nebenbei: die finale Sinnlosigkeit dieses Einsatzes -und all seiner Opfer- war schon vor einigen Jahren begründet vorhersagbar. Nach Abschluß unseres Re-Deployments (das natürlich als Lehrstück logistischer Leistungsfähigkeit in die Bundeswehrgeschichte eingehen wird) wird es etwa 2-3 Jahre dauern, ehe dieses Land zu seiner neuen Ordnung gefunden haben wird. Dies wird nicht ohne Opfer abgehen und am Ende werden uns schon heute wohl vertraute Personen an den Schalthebeln der Macht begegnen.
Weitere 5-7 Jahre später -die internationale Assist-/Advice-Sonstwas-Force ist vollständig abgezogen- wird sich kaum noch jemand an den Einstz in AFG erinnern – weder in AFG noch in DEU- einige Soldaten mal ausgenommen… .
@Voodoo:
Genau das meinte ich.
Jedoch ist Politik für mich keine Begründung auf allen Ebenen Lehren aus dem Einsatz zu ziehen.
Dafür jedoch bräuchte man in der Bw überhaupt noch den Anspruch kriegstauglich zu sein.
Die Dauerausrede von A15 aufwärts „das ist politisch nicht gewollt“ ist oftmals eben nur Faulheit und Dummheit (und damit meine ich nicht sie!)
@Johannes
Zu dem CUAT gab’s hier auch ein paar Infos.
@T.W.:
Interessanter Artikel von Ihnen auf ZEIT online zu Gefangenenbewachung bei KFOR 2001.
DEU hat in 1999/2000 über Monate ein Gefängnis in PRIZREN verantwortlich betrieben.
Ich hatte Anfang 2000 das zweifelhafte Vergnügen mit dem damaligen „Gefängnisdirektor“, einem Major der Feldjägertruppe, diese Anstalt ausführlich bis in den letzten Winkel zu „besichtigen“. Die Zustände dort hätte man weder damals noch heute an DEU Medien weiterreichen dürfen… was zum Glück wohl auch nicht passiert ist.
Vielleicht ist auch deshalb die Resonanz auf den o.a. Artikel in ZEIT online eher gering.
„Die Dauerausrede von A15 aufwärts “das ist politisch nicht gewollt” ist oftmals eben nur Faulheit und Dummheit (und damit meine ich nicht sie!)“
Diese, durch nichts begründete Pauschalverurteilung disqualifiziert offensichtlich vor Allem seinen Urheber und ist nebenbei auch in der Sache wenig dienlich.
Die Tatsache, dass dann noch schnell Anwesende ausgenommen werden, verrät dann den Rest der zweifelhaften Motivation.
wg. Kosovo: Ist ja hier ein bisschen OT…
Das von Simulant genannte Gefängnis ist ne ganz andere Geschichte; da ging es darum, dass deutsche Truppen ein vorhandenes, nach dortigen Maßstäben normales Gefängnis weiter betrieben haben, weil sonst niemand dafür zuständig sein wollte. Und das war auch bekannt und in etlichen Berichten damals erwähnt. Das in der Zeit-Geschichte erwähnte Internierungscamp Dubrava dagegen war bislang offensichtlich nicht bekannt.
@Simulant:
Ich habe es eben genauso sehr häufig erlebt, dass zweckmäßige Vorschläge mit der Behauptung „das ist politisch nicht gewollt“ abgebügelt werden .Obwohl die Personen, die das behauptet haben, auf Nachfrage nicht sagen konnten woher sie das Wissen über den politischen Willen haben.
Die damit verbundene Denkblockade ist aus meiner Sicht weitverbreitet und sehr schädlich.
Sehen sie auch das anders?
@ Memoria
Alles gut, wir sind da an der selben Ablauflinie. Und ich teile ihre Erfahrung, letztmalig erlebt in der Frage der Bewaffnung von SanKfz.
Zum OT Dubrava: Also ganz im Sinne vom T.W., das Gerichtsgefängnis in Prizren und die Großhaftanstalt in Dubrava sind zwei völlig verschiedene Angelegenheiten und da liegen nicht nur 90 km dazwischen, sondern auch Welten! Zum Gefängnis in Prizren vgl. man http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13951160.html. Zu Dubrava ‚google’ man mal bitte selber, das hatte schon vor und hat auch nach dem sehr kurzfristigen „Bundeswehr-Engagement“ einen ganz ganz üblen ’haut goût’. Jedoch haben offenbar weder der Stern, noch der exFeldjäger, Feldwebel „Hans Ragnitz“ die damaligen Realitäten samt politischer Historie im Kosovo m.M.n. wirklich erfaßt.
@Memoria
Mein leicht angesäuerter Kommentar richtete sich mehr gegen die grobe Pauschalität und insbesondere gegen den beleidigenden Stil („Faulheit und Dummheit“) ihres Beitrages.
Jeder Soldat oberhalb der Grasnabe hat es schon mit dem Einfluss politischer Vorgaben und Meinung auf Zustände und Entscheidungen zu tun gehabt.
Oftmals sind solche Einflüsse aber tatsächlich (nicht nur gefühlt) unüberwindbare Hindernisse in Entscheidungs- oder Meinungsbildungsprozessen.
@Simulant:
Die Formulierung war bewußt zugespitzt (angelehnt an das Hammerstein Zitat), da das Thema aus meiner Sicht zur Selbstblockade führt. Ich habe auch nicht allen Faulheit und Dummheit unterstellt, sondern diese Begründung („politisch nicht gewollt“) ist eben oft nur eine Ausrede. Und nein, ich urteile hier nicht aus der Grasnabe
Zurück zum Thema: Vodoo hat dargestellt, dass in der Bundeswehr zu wenig vom ISAF-Einsatz gelernt wird, weil man es z.T, in der militärischen Führung für „politisch nicht gewollt“ ansieht. Das allein deutlich zu sagen, scheint in der Armee der Inneren Führung problematisch zu sein.
Die Bundeswehr denkt nicht ernst genug über Krieg nach – und daran ist nicht die Politik schuld.
Was wir zumindest lernen sollten, ist hier recht gut zusammengefasst:
http://www.nytimes.com/2013/07/21/opinion/sunday/the-pipe-dream-of-easy-war.html?pagewanted=all&_r=0
Einen vergleichbaren Artikel eines deutschen Offizieres kenne ich nicht.
Die dahinter stehene Einstellung ist aus meiner Sicht höchst problematisch – egal ob diese Sichtweise nun durch Opportunismus oder anderes motiviert ist.
@ZDL a.D.
Volle Zustimmung.
Ein Brand wird von Feuerwehrleuten bis zum Schluß bekämpft oder man lässt ihn kontrolliert abbrennen, auch wenn der Verursacher ein Feuerteufel war. Sollte ein Feuerwehrmann dabei sterben, wird keiner sagen „selber schuld“ Berufsrisiko.
„Afghanistan: Luftnahunterstützung für afghanische Sicherheitskräfte
Berlin/Kundus, 08.09.2013, Einstellzeit: 12 Uhr.
Am 7. September wurde ein Außenposten der afghanischen Sicherheitskräfte (ANSF) bei Isa Kehl, ca. 3,5 Kilometer westlich des deutschen Feldlagers in Kundus, von Aufständischen angegriffen. Die Bekämpfung der Aufständischen durch die ANSF blieb erfolglos.
Daraufhin forderten die ANSF-Kräfte Unterstützung bei ISAF über die Provincial Advisory Task Force (PATF) in Kundus an. Ein zweimaliges Überfliegen des Raumes (Show of Force) durch ISAF-Kampfflugzeuge erzielte keine Wirkung. Auf weiteren Antrag der ANSF stimmte der örtliche deutsche Kommandeur der PATF Kundus dem Waffeneinsatz zu.
Gegen 17.04 Uhr mitteleuropäischer Sommerzeit (19.34 Uhr Ortszeit) wurde eine Bombe durch ein Flugzeug vom Typ A-10 auf erkannte Aufständische abgeworfen. Daraufhin brachen die Aufständischen den Angriff auf den Außenposten zunächst ab.
Nach bereits unmittelbar nach dem Angriff eingeleiteten Untersuchungen von ISAF, kam es, bisherigen Erkenntnissen zufolge, zu keinen zivilen Opfern. Die Untersuchungen vor Ort dauern an.
Im Rahmen des geltenden Rechts der ISAF-Mission können ISAF-Kräfte auch Afghan National Security Forces (ANSF) unterstützen. Diese Unterstützung kann auch in Rahmen von Gefechten mit Aufständischen erfolgen.
Dazu sehen die ISAF-Regularien ein abgestuftes Prüfungsverfahren für den Einsatz militärischer Mittel vor. Im Vordergrund steht dabei als höchste Priorität, die Schädigung, Verletzung oder Tötung von afghanischen Zivilpersonen oder anderen Unbeteiligten zu verhindern. Nur wenn alle Regularien vollständig eingehalten werden können, unterstützt ISAF die ANSF-Kräfte militärisch. Zu den möglichen Unterstützungsleistungen gehört auch Luftunterstützung.
Bei der am 7. September erfolgten Luftunterstützung durch ISAF-Kräfte wurden alle Regeln und Vorschriften von ISAF eingehalten.
Stand: 11.36 Uhr“
Quelle: bundeswehr.de
Lesehinweis zu den „lessons learned“ von GenLt Glatz:
http://www.operationspaix.net/DATA/DOCUMENT/4253~v~ISAF_Lessons_Learned__A_German_Perspective.pdf
Besonders interessant:
„The military can buy time, but only the well-timed Comprehensive Approach will lead to success.“
Diese Sichtweise (wir kaufen Zeit) wird ja auch an der FüAk gelehrt.
Dies ist bspw. für die Balkaneinsätze richtig. Aber bei ISAF geht – oder beser: ging – es ja um etwas anderes: Nicht um das passive Kaufen von Zeit (Trennen von Konfliktparteien), sondern das aktive Bekämpfen von Aufständischen.
Siehe ISAF mission:
„In support of the Government of the Islamic Republic of Afghanistan, ISAF conducts operations in Afghanistan to reduce the capability and will of the insurgency, support the growth in capacity and capability of the Afghan National Security Forces (ANSF), and facilitate improvements in governance and socio-economic development in order to provide a secure environment for sustainable stability that is observable to the population.“
Streitkräfte haben in einem comprehensive approach die Aufgabe Gewalt anzudrohen und anzuwenden, um politische Ziele zu erreichen. Also mehr als reaktive Selbstverteidigung, sondern “ reduce the capability and will of the insurgency“ (s.o.).
An einer anderen Stelle spricht Glatz in dem Aufsatz von der Bedeutung die Initiative zu erringen und zu behalten.
Das gilt dann aber auch für ISAF bzw. ANSF.
Wie passt der Anspruch zu unserer direkten und indirekten (Mentoren) Operationsführung seit 2011?
Dass man sich selbst eher als Zeitkäufer und eben nicht als Gestalter sieht, hat erhebliche praktische Folgen – auch in C.-D..
Aber das ist angenehmer und man kann so elegant das wahrscheinliche Scheitern auf die zivilen und politischen Akteure abschieben (wir haben euch die Zeit gekauft – ihr habt sie nicht benutzt).
Dann hat man aber immer noch nichts für die Zukunft gelernt.
Tatsächlich kann man das sogar krasser formulieren: Ein Auftrag von ISAF war es, den Aufbau von Sicherheitskräften zu unterstützen, die die Bevölkerung erfolgreich schützen können.
Das ist dann immer noch keine Erfolgsgarantie, weil Sicherheitskräfte allein noch keinen Staat machen. Aber sie sind ein wesentliches Element.
Aber man braucht gar nicht so zu tun, als sei die Bundeswehr in dieser Hinsicht besonders innitiativ oder erfolgreich gewesen.
@T.W.:
Laut Bundeswehr.de gab es gestern abend einen CAS für ANSF nahe Isa Khel (!) – angefordert durch Kdr PATF KDZ. Siehe: http://tinyurl.com/qemcn5z
Man ist so kurz nach dem 04.09. sichtlich bemüht aufzuzeigen, dass dieses Vorgehen regelkonform war.
Die Lage in C.-D. scheint weiterhin „volatiler“ zu sein – als man es sich in MeS, Potsdam und Berlin herbeiwünscht.
@Daniel S., Memoria
Danke für den Hinweis. Das lohnt wirklich einen eigenen Eintrag…