Atempause zwischen den Einsätzen – nach der Neuausrichtung
Die Truppe wird das nicht überraschen: Gerade mal in der Hälfte der Fälle haben Bundeswehrsoldaten nach einem vier Monate oder länger dauernden Auslandseinsatz ihre, wie sie genannt wird, Regenerationszeit von 20 Monaten in der Heimat bekommen. Das geht als Grundtendenz aus einem Bericht des Verteidigungsministeriums an den Verteidigungsausschuss des Bundestages hervor. Auf Anfrage des Grünen-Abgeordneten Omid Nouripour gab es dazu eine ministerielle Erhebung und als Folge eine rund 100 Seiten lange detaillierte Antwort, nach Teilstreitkräften und Truppengattungen aufgeschlüsselt (die Süddeutsche Zeitung hat darüber als erste am heutigen Freitag ausführlich berichtet; Link aus bekannten Gründen nicht).
Hintergrund ist die angestrebte Systematik, dass Soldatinnen und Soldaten in der Regel nicht länger als vier Monate in einen Einsatz gehen und danach 20 Monate Regenrationszeit in der Heimat haben sollen. Allerdings ist schon die Vier-Monats-Regel aufgeweicht, da es etliche Funktionsposten zum Beispiel in Stäben gibt, die länger mit einer Person besetzt werden. Zudem können in manchen Fällen Auslandseinsätze gesplittet werden, das bedeutet, dass sich zwei oder auch mehr Soldaten einen Einsatzzeitraum teilen. Solche Regelungen betreffen vor allem Ärzte oder Piloten, die zwar kürzer, dafür aber auch öfter in den Einsatz gehen.
Am aussagekräftigsten dürfte deshalb die Feststellung sein, wie viele Soldaten nach einem mindestens viermonatigen Einsatz tatsächlich danach 20 Monate in der Heimat blieben. Das hat das Ministerium für den Zeitraum vom 1. Januar bis 7. Dezember 2012 untersucht:
Im o.a. Zeitraum waren 14.091 Soldatinnen und Soldaten mehr als einmal in ihrer aktiven Dienstzeit im Einsatz und wiesen gleichzeitig in ihrem vorletzten Einsatz eine Stehzeit von mindestens 120 Tagen auf. In 6.953 Fällen (49,34 Prozent) wurde die Regeneration von 600 Tagen, d.h. ca. 20 Monaten zwischen den Einsätzen, unterschritten, in 7.138 Fällen (50,66 %) realisiert.
Allerdings, das macht das ausführliche Zahlenmaterial für jede Truppengattung deutlich, gibt es gravierende Unterschiede – bei den Heeresuniformträgern zum Beispiel hatten 96 Prozent der Apotheker ihre 20-monatige Regenerationszeit, aber nur 30 Prozent der Gebirgsjägertruppe. Was um so problematischer scheint, als die Gebirgsjäger zu denen gehören, die vor allem in Afghanistan draußen am scharfen Ende des Berufs tätig sind.
Jenseits der Details: Nur gut die Hälfte mit der angestrebten Regenerationszeit – da scheint die Truppe von einer regelmäßigen Vier Monate/20 Monate-Systematik noch weit entfernt. Mit allen Problemen, die eine zu kurze Zeit zwischen den Einsätzen in der Heimat für den einzelnen Soldaten bedeutet.
Aber es wird alles gut, sagt das Ministerium:
Die im Artikel verwendeten Zahlen zur Einsatzbelastung beziehen sich auf einen Berichtszeitraum von Januar 2010 bis Dezember 2012. Somit werden die Auswirkungen der erst Mitte 2012 tatsächlich begonnenen Neuausrichtung der Bundeswehr nur unzureichend erfasst. Deshalb lassen sich daraus keine belastbaren Folgerungen der Auswirkungen der Neuausrichtung ableiten.
Wesentliche Säule der Neuausrichtung der Bundeswehr ist es, die individuellen Einsatzbelastungen unserer Soldatinnen und Soldaten zu reduzieren und die Anzahl verfügbarer Kräfte für den Einsatz zu erhöhen. Mit der Ausplanung der neuen Truppenstrukturen und deren Realisierung im Zeitfenster 2014 bis 2016 wird erst dann die Anzahl verfügbarer Kräfte für den Einsatz erhöht und die Durchhaltefähigkeit spürbar gesteigert werden. Damit wird sich die Einhaltung der Einsatzsystematik weiter verbessern.
Die Neuausrichtung wird sich zunehmend positiv bis 2016 auf die Einsatzbelastung unserer Soldaten auswirken.
Frühestens im kommenden Jahr, lese ich daraus, wird sich die Lage bessern. Bis dahin können wohl auch die besonders belasteten Truppengattungen nicht darauf hoffen, ihre 600 Heimattage nach dem Einsatz zu bekommen.
(Foto: Patrouille in Afghanistan – Bundeswehr/ISAF via Flickr)
@klabautermann:
Das würde aber bedeuten den TdM-schen Gebrauch zu generalisieren… und das in einem Umfeld da nicht einmal die Staatssekretäre des Deutschen mächtig sind (da Juristen und wir ja wissen dass: https://idw-online.de/de/news531819 ) und man so munkelt, dass Deutsch im BMVg demnächst eh keine Amtssprache mehr ist ;)
Muss ich jetzt eigentlich mein Französisch auffrischen? :)
@Nordlicht:
Sind sie Heeres-(Gen)StOffz im Kdo H bzw. im BMVg?
Bei soviel Glaube an die neue Struktur…
@Kerveros
schlage vor spanisch zu lernen ;-)
@Memoria
Immerhin gibt es inzwischen die auf dem Papier tollen zentralplanerischen Elemente Level of Ambition und priorisiertes Fähigkeitsprofil. Ohne diese hat jede Teilstreitkraft nur für sich selbst geplant und das mit nur begrenzter Abstimmung. In diesem Kontext habe ich auch Nordlich verstanden, wenn er auf potentielle – zugegeben erst einmal theoretische – Synergieen hinweist. Es spricht auch nichts dagegen Planungen zu verbessern und Praxis einzubringen. Allerdings bei gedeckelten Rahmengrößen, d.h. jeder Dienstposten und alle Haushaltmittel die jemanden zugewiesen werden sollen, muss einem anderen weggenommen werden. Kein ganz einfaches Geschäft…
@Stefan H.:
Der Grund Ansatz ist ja durchaus gut, aber es fehlt wegen der mangelnden Ressourcen die Rückkopplung: es geht nicht.
Stattdessen macht man: was nicht Papst wird passend gemacht und am 20. Juli und bei der Leutnantsbuchübergabe wieder von Verantwortung und Mut reden…
@klabautermann:
Por qué?
@Stefan H.
insbesondere, wenn mann am Ende der Vorlagen weit überplant ist und dann die Haushälter mit dem Rotstift kommen…
@Stefan H.:
Streiche: Papst
Setze: passt
Der Hl. Vater möge mir und meinem Fernsprechgerät verzeihen.
@Stefan H
ohne dozieren zu wollen: „VEhd“ ist für mich eine Vorgabe als systemischer Organisationsplaner ein komplexes System buttom-up zu modellieren und keine komplexe Struktur top-down ! ;-) Komplexe Systeme der 2. kybernetischen Ordnung sind „pfadabhängig“ (man muß ihre zentralen funktionalen Entstehungs- und Entwicklungspfade in die Modellierung einbeziehen). Von daher ist der ganze Reformplanungsansatz top-down-only methodisch ein Unding gewesen. Garbage in – Garbage out ;-)
@Kerveros
Warum ? Nun, TdM und die Bonner Politwindmühlen und dieser Sts B. und seine Büroesel kommt mir irgendwie spanisch vor….Cervantes läßt grüßen ;-)
Viele der aufgeführten Probleme kenne ich auch aus meiner beruflichen Praxis (Automobilzulieferer), also unbezahlte Überstunden bis zum Anschlag (weil schon mit Gehalt abgegolten), häufige kurzfristig anberaumte Dienstreisen, mehrmonatige Versetzungen mehrere tausend Kilometer weg von jetzt auf gleich, Versetzung in ein anderes Büro in D, mehrjährige Auslandsverwendungen etc. Dass dies ungefährlicher ist, nun ja, viele Strecken werden per PKW zurückgelegt, ich hatte in den letzten anderthalb Jahren drei Unfälle auf Dienstreisen mit vier involvierten Kollegen, davor ein sehr schwerer in Mexiko (mit gesundheitlichen Problemen bis heute).
Ich habe den Eindruck (korrigieren Sie mich gerne), dass sich die Partnerinnen zu wenig mit Außenpolitik im allgemeinen und mit den militärischen Konsequenzen derselben im besonderen auseinandersetzen, so dass sie dann schnell überfordert sind. Und ich lese so oft, dass Einsätze gemacht werden, um Hypotheken abzubezahlen, dass man fast meinen könnte, die Kriege im Iraq und AFG haben nur stattgefunden, damit eine Menge Leute ihre Häuser abbezahlen!
@Klabautermann:
Stimmt ich vergaß…. as I am rather concerned with English it usually sounds Greek to me… not Spanish ;)
@Autostädterin:
„Und ich lese so oft, dass Einsätze gemacht werden, um Hypotheken abzubezahlen, dass man fast meinen könnte, die Kriege im Iraq und AFG haben nur stattgefunden, damit eine Menge Leute ihre Häuser abbezahlen!“
Da würde mich mal wirklich interessieren, _wo_ sie dieses und wie _oft_ lesen…
Ja, es gibt solche aus meiner Sicht eher beschränkten Zeitgenossen… aber wohl nicht genug um hier zu Generalisieren…
@Kerveros | 22. Juni 2013 – 11:06
Das war etwas polemisch, zugegeben, und ich habe auch keine Bibliografie zur Hand, um hier einen Nachweis zu führen, ich habe aber gerade erst vor einigen Tagen von einem Reservisten gelesen, der sich zu Einsätzen gemeldet hat und so zitiert wurde: „92 Euro Auslandszulage am Tag, die brauchten wir für das neue Haus.“ Im übrigen gibt es sicher eine Summe von Gründen.
In die bodenlose Reform ist alles schief gegangen was schief gehen konnte
Es ist zu kleine Bw entstanden und weil kein Nachwuchs da ist wird nicht mal da alles voll besetzt sein.
Aber in der Entwicklung sind viele Posten aber die können nichts tun weil das Geld fehlt.
Da hätte man leichter kette, Radfahrzeuge zusammen gefasst etwas größer, aber es hätte es getan den es ist eh kein Geld da.
Dann hätte man die 3 Jg Btl leichter zu einer neuen Brig zusammen gefasst und da hätte man ein Neues Aufklärer Btl aufgestellt was die Aufklärer entlastet hätte.
Und San Bereich mit einer Brig weniger wenn jede div eine San reg bekommen hätte, weil im Einsatz brauch die Heerestruppen immer Sanis .und ob die wenige log Btl wirklich mit den Externe Fuhrunternehmen alles abdecken kann ist Fraglich
@Autostäderin:
grade bei den reservisten gab es da einige Einsatzjunkies, aber wie gesagt, das ist zum einen nicht die Mehrheit, zum anderen hat man dem einen Riegel vorgeschoben…
Und wenn einer mich bzgl. gewissen Personals fragen würde würde ich auch immer ausführlich und deutlich dazu begründen… das ist zwar keine Garantie, das man ‚oben‘ nicht doch anders entscheidet, aber der Versuch ist allemal zu unternehmen.
Wie gesagt, ich sehe gerade diese Leute als die gefährdetsten an – zum Beispiel die jungen Kameraden, die auf zu erwartendes AVZ hin vor dem Einsatz ein neues Auto kaufen und dergleichen…
@Alarich:
es wird nie immer ‚alles‘ besetzt sein… bei einer vorlaufzeit von teilweise 5-6 Jahren für die Ausbildung ist Nachbesetzung immer nur eine Größe der Wahrscheinlichkeitsrechnung… wäre auch kein Problem, wenn man ‚oben‘ dann nicht immer mit Sollorg-Größen rechnen würde.
Derzeit besonders schön: da Verbände in der Neuaufstellung schon und die in der Auflösung noch mit Auftrag sich aus dem gleichen Personalpool bedienen verdopple ich zwischendurch mal eben das Problem… und das nicht mal eben für 3 Monate oder 6… sondern teilweise auf 2-3 Jahre hinaus…
@Autostaedterin
Ihre Aussage ist verfehlt, denn nicht die Soldaten entscheiden über Krieg, sondern die Politik. Zumal das finanzielle Volumen der soldatischen Häuslebauer kaum volkswirtschaftlich relevant sein dürfte, um bspw einen Krieg zu führen/ zu beginnen.
Was kritisierbar ist, dass Menschen eine Chance darin sehen, in die Auslandsverwendung zu gehen, um Ihrer Familie ein bezahltes Zuhause zu geben. Besonders deshalb, weil es eben einem Großteil der arbeitenden (Gehalt- und Lohnempfänger) Bevölkerung zunehmend schwer fällt, Kapital, Vermögen und Grund zu erwerben/ zu generieren.
@MD. | 22. Juni 2013 – 12:19
Wie bereits oben geschrieben, war das etwas überspitzt formuliert, ich denke aber, dass pekuniäre Interessen bei den Beteiligten eine gewisse Rolle spielen, um z.B. ein erhöhtes persönliches Risiko einzugehen und die Notwendigkeit desselben zu begründen, mit den (evt. negativen) Folgen müssen wir uns dann wieder alle beschäftigen. Und die Wähler haben die Politiker gewählt, die eine bestimmte Politik, eben auch mit militärischer Ausprägung, durchführen und dabei keinen Widerstand erfahren.
Oh Mann … wenn ich das so lese, dann bleibt eigentlich nur eine Komplettrasur und der Gang zurück ans Reißbrett. Diese Streitkräfte muß man wohl völlig neu aufbauen (damit der Filz und Mief aus den Amtsstuben verschwindet). Ich denke als Anfang bräuchte man
1.) Moratorium auf Auslandseinsätze
2.) Komplettrasur BmVg & Co + Fachmann als Minister (losgelöst vom politischen Kaspertheater!)
3.) ggf Austausch oberste militärische Führung
Aber da kann ich auch gleich vom 6er im Lotto träumen (auch wenn ich gar kein Lotte spiele). „Denk ich an Deutschland in der Nacht …“ *seufz*
@autostädterin:
„ch denke aber, dass pekuniäre Interessen bei den Beteiligten eine gewisse Rolle spielen, um z.B. ein erhöhtes persönliches Risiko einzugehen“
Ich kann mich nur wiederholen – ich habe ein arges Problem mit derartig generalisierten Aussagen. Diese zum Beispiel umfasst ‚mal eben‘ 100% aller Soldaten, die in den Einsatz gehen.
Sie diskutieren über eine Armee in der unsere jungen Soldaten teilweise schon auf die Barikaden gehen, wenn sie weiter als 100km von der Heimat wegversetzt werden oder mal WOchenendedienste anstehen, in der gestandene Stabsfeldwebel eine Beförderung zum Oberstabsfeldwebel ablehnen, weil Ihnen das bisschen mehr Geld den tress für die Familie nicht wert ist und in der selbst ein durchschnittlicher Stabsoffizier auf der Hälfter der Dienstzeit ‚EDeKa‘ erreicht hat (Ende der Karriere) und sich eher auf die Familie konzentriert als auf Phantomkarotten, die man im vorhalten könnte…
Die Truppe hat mehr als einmal bewiesen, dass Geld nicht alles ist und wie ich früher imThread sagte: Wozu brauch ich ein Haus, in dem dann meine geschiedene Frau wohnt?
@csThor:
netter Ansatz, in Anbetracht der tatsache, dass diese Strukturreform aber grade mehr _politische Beamte_ in Spitzenfunktionen bei Ämtern und Behörden der Bundeswehr spült wohl wirklich das Träumen vom 6er im Lotto ;)
@Kerveros | 22. Juni 2013 – 12:34
Ich schrieb von einer gewissen Rolle, und keiner kommt nur für Ruhm und Ehre! Ich kenne Mitarbeiter aus meiner Firma, die hinter Hannover wohnen und jeden Tag anreisen und solche, die sich eine Zweitwohnung auf eigene Kosten zugelegt haben, um den Arbeitsweg zu verkürzen. Die beklagen sich nicht. Und ob Sie es glauben oder nicht, es geht am Ende des Tages immer um Geld, aber es wird nie so formuliert, d.h. es werden immer irgendwelche anderen Gründe genannt. Habe da schon viel erlebt!
Im Übrigen hoffe ich, dass es hier einige gibt, die keine Ex-Frau haben.
Die Truppe bietet Familien, außer Alimentation nichts, eher schadet sie und das ist der Punkt. Wenn man dann sich schon fürs Pendeln entscheidet, müss doch eine Republik mit 80Mio Menschen in der Lage sein zeitgemäße Wohnungen bereit zu stellen. Wer wie lange in den Einsatz geht und was evtl besser ist, hängt vom Einelfall ab und um diesen zu beurteilen und zu entscheiden benötigt man Führung und Unterstützung, beides ist z Z nicht inn. Generalisieren hilft nicht. Was für den 20 Jahre alten Greni gut ist, kann beim 45 jährigen Hubipilot falsch sein.
Geld spielt immer eine Rolle. Bzw generell eine Absicherung. Ohne würde es wohl kaum jemand machen. Trotzdem soll es nicht der Hauptgrund sein, dass man in den Einsatz geht weil man das Geld braucht.
Hier ist es auch Aufgabe der vom Souverän gewählten! Politiker, Einsätze zu begründen dass es einen Sinn gibt der über pekuniäre Zwecke für alle Beteiligten hinausgeht.
Eine Anekdote nebenbei:
In der ersten Woche im Offizieranwärterbataillon (für die meisten OAs die erste Woche BW) fragte ein Hauptfeldwebel den Zug warum die Leute hier waren. Es fielen alle möglichen Antworten. Geld oder Studium sagte niemand.
Kommentar HFw: Ok, keiner will Geld oder studieren. Das Geld können sie mir geben und studieren brauchen Sie auch nicht!
@Autostädterin:
Nein, ich habe noch keine ex-Frau und habe auch nicht vor daran etwas zu ändern ;)
Wenn es mir nur um das Geld ginge, so könnte ich gleichviel aber eher mehr verdienen, wenn ich die Bundeswehr verliesse… sieht man ganz gut an einigen Kameraden, die mit ihrer Spezialisierung die Bundeswehr verlassen haben und sich nun draussen verdingen… und ja auch die kommen rum, können dafür aber auch mal von daheim arbeiten und dergleichen mehr…
Wenn Sie wüssten, wieviele Soldaten ungeachtet des Geldes lieber nicht gehen würden, weil sie lieber bei der Familie bleiben, Angst oder keine Lust haben…
Und bei denen, die gerne gehen ist Geld auch oft genug nicht das Kriterium. Im Einsatz wird Kameradschaft oft noch gelebt, was viele zu schätzen wissen. Je nach Tätigkeitsfeld können das auch wahnsinnig interessante Jobs sein und dann ist es jenseits des Geldes auch ein Laufbahn-/Karrierefaktor…
@Hans:
Was die neue Generation angeht kann ich das weniger Glauben.. die Bundeswehr führt da ja jetzt regelmäßig zwei Argumente ins Feld: Geld und Ausbildung… die Einsätze lässt man vorzugsweise aus der Werbung raus.
Was das Thema ‚ohne Geld würde es keiner machen angeht‘ – da würde ich differenzieren.
In den Einsatz gehen würden die Soldaten schon, dafür hat man schliesslich unterschrieben… die spannendere Frage wäre eher: Wie lang bleiben die dann noch Soldat?
@Kerveros | 22. Juni 2013 – 13:22
„Wenn Sie wüssten, wieviele Soldaten ungeachtet des Geldes lieber nicht gehen würden, weil sie lieber bei der Familie bleiben, Angst oder keine Lust haben…“
Es beschweren sich dann aber nicht wenige über Gammeldienst, Langeweile, sinnfreie Aktionen etc., wenn sie daheim bleiben. Arbeit, egal wo, ist halt nicht immer spannend oder fordernd. Angst sollte man als Soldat aber nicht haben, oder?
@Autostädterin.
Völlig falsche Baustelle. Die Primärklientel für Gammeldienst waren die Wehrpflichtigen… von den sonstigen Gruppen hört man das eher weniger.
und was
„Angst sollte man als Soldat aber nicht haben, oder?“
LOL
Angst ist eine natürliche und nützliche Empfindung… wer keine hat läuft wohl eher Gefahr dran zu glauben. Ein Soldat sollte nicht von der Angst beherrscht werden aber selbst beim KSK werden die Kameraden wohl zugeben, dass ein gewisses Maß an Angst vorhanden ist…
Das fällt in die gleiche Kategorie wie Leute, die sagen, sie hätten keine Vorurteile. Schublade auf, gestalt da reinwerfen, zumachen und außen mit ‚Hauptlager für Vollidioten‘ beschriften…
@Kerveros
Ich glaube das auch weniger, und wenn man nicht vor dem ganzen Zug gefragt wird sehen das viele auch anders. Das Beispiel sollte nur zeigen dass es genug andere Gründe gibt.
@Kerveros | 22. Juni 2013 – 13:59
Ich meinte keine Angst haben im Sinne von „wer die Hitze nicht verträgt, hat in der Küche nichts zu suchen“. Angst habe ich manchmal natürlich auch.
Wenn ich falsche Vorstellungen habe, lasse ich mich gerne korrigieren, eigentlich möchte ich nicht zu den „Die-interessieren-sich-nicht-Zivilisten“ gehören (oder die mit dem „wohlwollenden Desinteresse“), deshalb melde ich mich hier gelegentlich.
@csThor :
Da träume ich gerne mit. In Bergen wird ab 2015 Raum für eine ganze Brigade samt hunderter neuer Häuser die man rund um Bergen für die brit. Streitkräfte hochgezogen wurden frei.
Würde glatt behaupten das man die ganze 1. PzDiv in Oerbke/Hohne/Munster unterbringen könnte.
Entfernungen Bremen/Hamburg/Hannover ca. ne Stunde, die modernste Schule des LK Celle steht hier jetzt auch bald ungenutzt.
Aber ne, die Politik will ja die Truppe in der Fläche. Mit dem Effekt das immer mehr junge Rekruten aus der Fläche wieder verschwinden.
Naja, wie gesagt. Ein Traum…
@Autostäderin:
finde ich ja auch super, dass sich auch andere als die üblichen Verdächtigen für Sicherheitspolitik im Allgemeinen und die Bundeswehr im speziellen hier interessieren.. ich sage ja nur hin und wieder muss man mit Formulierungen vorsichtig sein ;)
@Kerveros | 22. Juni 2013 – 17:08
Vielleicht drücke ich mich auch etwas zu reduziert aus, mir fehlt ehrlicherweise die Zeit und Muße hier große Abhandlungen zu schreiben. Ich habe aber doch den Eindruck, dass nicht nur viele Zivilisten und BW-Unberührte (wie ich) nur wenig/keine Ahnung haben, was da läuft, sondern auch umgekehrt viele BW-„Mitarbeiter“ sich die normale Arbeitswelt schöner vorstellen, als sie ist, zumindestens wie ich sie erlebe. Und Unternehmen sind nicht zwangsläufig besser organisiert und aufgestellt als Institutionen, nur die Konsequenzen für die Mitarbeiter sind dramatischer, wenn es schief geht (mir fällt da eben nur Schlecker ein).
….. und es gibt noch unmengen von Soldaten, die noch nie im Einsatz waren. Lastenverteilung ist das eine, Attraktivität das andere.
@autostädterin:
Ich habe eine ganz gute Einsicht in die ’normale Arbeitswelt‘ über ehemalige Kamerden und Familie… bis hin zu Posten im mittleren Management bei weltweiten Konzernen… und auch da ist nicht alles Gold was glänzt…
Auf der anderen Seite gibt es da auch eher mal die Möglichkeit zu wechseln… die Strukturen sind insgesamt durchlässiger. Im Außendienst gewisser Pharmafirmen kennt man die Konkurrenz recht gut und da ist es durchaus nicht unüblich dann bei den Strukturreformen einfach mal die Firma zu wechseln…
Es macht aber doch einen gewaltigen Unterschied ob Probleme existieren, weil Digne nicht anders adäquat umzusetzen sind, oder weil man schlicht zu ignorant ist, sich ihrer anzunehmen. Bei der Bundeswehr ist oft genug letzteres die Begründung und das ist eben nicht wirklich hinnehmbar.
doch es hilft alles nichts wer Menschen mit einer bestimmten Fähigkeit ohne Zwang für eine Tätigkeit gewinnen will muss attraktive Umstände schaffen. Dienst und Leben dürfen sich nicht ausschließen und nur für Geld, machen eben nicht alle alles und die Familie erst recht nicht. 30 Jahre Infantrist in Einsatzverwendung ist eben kein Berufsziel. Belohnt sie nach 10 Jahren Einsatz mit BS und einer einsatzfreien Verwendung (Front und Ausland 1/12).
Zum Thema „Motivation zum Auslandseinsatz“:
Durch die oft SEHR (!) häufigen Versetzungen fallen bei vielen Familien die „zweiten Einkommen“ der Ehefrauen oft weg-oder zumindest sehr mager aus.
Mir kann zudem niemand (mehr) erzählen, er gehe nach Afghanistan, um dort den Afghanen zu helfen.
Ein Soldat geht in den Einsatz, weil er dorthin befohlen wird.
Das ihm dieser „Aufwand“ dann mit ein wenig mehr Geld vergütet wird, ist nur legitim.
@ Elahan: Du bist viel zu sozial und sicherlich nicht vom Heer. Bruno würde dich nie in sein weltbestes Heer aufnehmen. ;-)) Da gilt noch „Klagt nicht – kämpft“
@huey:
„Durch die oft SEHR (!) häufigen Versetzungen fallen bei vielen Familien die “zweiten Einkommen” der Ehefrauen oft weg-oder zumindest sehr mager aus.“
Nicht wenn man TG Empfänger ist und pendelt…was ja inzwischen unmengen der Soldaten tun… das hat auch noch andere Nebenaspekte neben dem Geld:
(1) Stabiles soziales Umfeld für die Frau (immens wichtig für den Einsatz)
(2) Integration (wenn man einen fixen Lebenmittelpunkt hat ist man vielleicht eher im verein als jemand der alle 18 Monate versetzt wird)
(3) Die Möglichkeit sinnvoll statt Miete zu zahlen lieber Wohneigentum abzuzahlen.
(4) Zumindest eine räumliche Perspektive für Frau und Kinder.
und
„Ein Soldat geht in den Einsatz, weil er dorthin befohlen wird.“
FACK
@(3)
Die Bundeswehr bezahlt gerade in Bergen und um zu bis 2030 Miete für nagelneu erstellten Wohnraum…
Aber was sind schon ein paar Millionen wenn man Milliarden ausgeben kann und einer ganzen Region den Mietspiegel versaut.
Peanuts halt….
„Nicht wenn man TG Empfänger ist und pendelt…was ja inzwischen unmengen der Soldaten tun… das hat auch noch andere Nebenaspekte neben dem Geld.“
Ja-dann lässt man einen Großteil seines Einkommens eben auf der Autobahn resp. bei den Tankstellen….
Bitte nicht falsch verstehen: Ich bin der Meinung, das Soldaten genug alimentiert werden; und das „auf hohem Niveau“ gejammert wird (da war ich zu aktiven Zeiten sicherlich auch nicht anders-das Gras scheint eben immer grüner zu sein auf der anderen Seite…)..
Dennoch gibt es mMn einen Wahrnehmungskonflikt zwischen dem, was in der Armee vor sich geht, und dem, was die „zivile Bevölkerung“ davon mitbekommt.
Das war zu Wehrpflichtzeiten ein wenig anders, da (zumindest bis Anfang der 90er Jahre) ein Großteil der jungen Männer ihren Wehrdienst abgeleistet haben, und demzufolge „daheim“ ein wenig davon erzählt haben, was „bei der Bundeswehr“ so abläuft (auch, wenn das bei „Gammeldiensten“ sicherlich nicht immer vorteilhaft war).
Wir haben hier aber auch ein (klassisches) Selbstwahrnehmungsproblem:
Auf der einen Seite soll die Bundeswehr eine „Armee im Einsatz“ sein-man hat sich von einer Verteidigungsarmee dorthin entwickelt, auf der anderen Seite darf es aber keine „Krieger-Mentalität“ geben-und das führt zu Identifikationsproblemen auf Seiten der Soldaten……den „kuschelweichen baum-umarmenden Soldaten, der Brunnen bohrt, und niemals schießen muss, weil er seine Feinde durch die Kunst der Gesprächsführung zur Aufgabe überredet“, gibt es nun mal nicht.
Wenn also das „Selbstbild“ nicht mehr stimmt, sind viele eben nicht mehr bereit, sich über die Maßen einzubringen-Engagement ist etwas, das nur dann gezeigt wird, wenn man im Gegenzug etwas erhält-und sei es nur einen erkennbaren Fortschritt zu erzielen.
Und genau das passiert seit Jahren nicht mehr…..die paar Idealisten, die es bei der Bundeswehr trotzdem noch aushalten, vergrault man gerade…..was man davon hat, sehen wir in ein paar Jahren-und spätestens im übernächsten Einsatz…
Aber den verantwortet ja dann ein neuer Verteidigungsminister….
@Kerveros:
Ich mag deine Argumentationen, auch wenn ich gern „spitzer“ formuliere. Zu deiner Liste kann ich mir ein paar Kommentare nicht verkneifen:
(1) Stabiles soziales Umfeld für die Frau (immens wichtig für den Einsatz):
Und die kann sich in Ruhe nach einem umsehen, der nicht nur am WoE (in der einsatzfreien Zeit) da ist …
(2) Integration (wenn man einen fixen Lebenmittelpunkt hat ist man vielleicht eher im verein als jemand der alle 18 Monate versetzt wird)
Jaja, am WoE „daheim“ und dann die Zeit als Vereinsmeier verbringen (ich bin selbst einer ….)
(3) Die Möglichkeit sinnvoll statt Miete zu zahlen lieber Wohneigentum abzuzahlen.
Damit die Frau was hat, wenn sie einen rausschmeisst (ich weiss, dein Argument …)
(4) Zumindest eine räumliche Perspektive für Frau und Kinder.
Die ihr Leben zu einem hohen Anteil eh selbst führen müssen und dabei lernen, auf den Mann/Vater zu verzichten, lindert den Trennungsschmerz
@diba | 23. Juni 2013 – 7:02
Jetzt bin wieder bei meiner Vermutung, dass sich manche Partnerinnen nicht genügend für Politik und Ausland interessieren. Alle anderen „Erscheinungen“ sind wohl eher auf die allgemein höhere und durchgängigere Erwerbstätigkeit von Frauen mit besserer Bezahlung zurückzuführen. Irgendwann heißt es halt „Selbst ist die Frau“, und im Gegensatz zu vergangenen Zeiten brauchen Paare dann nicht aneinanderzukleben, nur weil der Mann allein verdient. Das wird in anderen Berufsgruppen mittelfristig nicht anders sein.
@Huey:
„Ja-dann lässt man einen Großteil seines Einkommens eben auf der Autobahn resp. bei den Tankstellen…“
dafür gibt es die Pendlerpauschale… Ich bin derzeit kein TG Empfänger und die Tatsache, dass ich meine Frau wieder zurück in ihr vertrautes Umfeld geschickt habe kostet uns ca 900 Euro im Monat (Miete für die zweite Wohung, Fahrtkosten etc) – im Prinzip geht das Gehalt meiner Frau dafür drauf und wir wären netto bei einem Nullsummenspiel wenn sie hier untätig sitzen würde – aber da hätte sie nicht ihre Freunde um sich und würde auch nichts für die Rente tun…
wäre ich TG-Empfänger, wäre das deutlich gemildert… liess sich aus der Situation heraus aber nicht darstellen…
„die paar Idealisten, die es bei der Bundeswehr trotzdem noch aushalten, vergrault man gerade“
Und das sehr erfolgreich… In meinem Bekanntenkreis sind relativ viele auf Verkürzung (4-5 BS) raus.. ich habe auch schon mit dem Gedanken gespielt und tue dies immer noch…
@diba:
kenne ich in der Form auch im Bekanntenkreis, kommt aber auch zum tragen wenn die Frau daheim sitzt und nichts zu tun hat… das muss jeder für und mit sich ausmachen, weswegen ich die Wahlmöglichkeit für UKV als relativ wichtig empfinde.
@Autostädterin:
„Alle anderen “Erscheinungen” sind wohl eher auf die allgemein höhere und durchgängigere Erwerbstätigkeit von Frauen mit besserer Bezahlung zurückzuführen. “
Das problem besteht unabhängig vom Verdienst der Frau. Meine persönliche These ist, dass ein Lebenspartner, der beruflich eingebunden ist, weniger anfällig ist… wäre mal eine Untersuchung des sozialwissenschaftlichen Institutes wert.
Das Grundproblem liegt ja schon in der Planbarkeit. Wenn ich einem Soldaten eine Perspektive im Dunstkreis eienr Brigade aufzeigen kann, einem Stoffz meinetwegen in Rüstung und Nutzung im Köln-Bonner-Dunstkreis usw. und ihm sagen könnte: mit Ausnahme von ein bis zwei Touren anderswo ist dies für die nächsten zwanzig Jahre grob Deine Heimat…
Oder um Elahans Ansatz zu bemühen: es gäbe eine Flexibilitätsphase und eine Stabilitätsphase im Leben eines Soldaten – meinetwegen die ersten 15-20 Jahre die Achterbahn und dann, wenn klar ist, wo die Laufbahn enden wird, eine stabilere Perspektive bis Ende… haben wir leider aber nicht.
@Kerveros
Ich finde es sehr gut, was Sie gerade entsprechend anbringen. Der Punkt der Studie ist ein sehr wichtiger. ich persönlich sehe das genauso. Und gerade Ihren letzten Beitrag teile ich vollkommen.
Aber tun Sie mir bitte einen Gefallen und nehmen auch die seit ein paar Jahren auch auftretenden Männer als Partner von weiblichen Soldaten in die Betrachtung mit auf. Sicherlich nicht in der gleichen Zahl, aber es gibt sie… ;)))
Ich bin einer davon. Vollzeit arbeitend in der Industrie, Kind haben wir auch und genau da geht der Spass los. Die Stabilität des Umfelds, das Sie ansprechen ist ja auch für die Kinder wichtig. Mit der Einsatzrealität sogar mehr denn jeh. Es gibt nunmal diese Realitäten des Einsatzes ( es kann etwas passieren) denen ich mir als Partner zu Hause bewusst sein muss. Nun habe ich persönlich einen Vorteil, weil selbst lange genug dabei gewesen. Aber auch die anderen Familien stellen sich diesen Fragen und dem Thema „wo kriege ich ein Mindestmaß an Stabilität her“ sehr bewusst. Und für uns beginnt das nunmal mt dem Umfeld. Und genau das ist auch für die Kinder wichtig. Da gehört dann auch die Teilhabe am Dienst des Elternteils dazu, damit die Lütten sehen was so passiert. Dann können die vielmehr damit umgehen, in den verschiedenen Entwicklungsstufen. Nun entwickelt nicht jeder die gleiche Sicht, vor allem in jungen Jahren ist man gerne noch ungebundener und flexibler. Aber die meisten Familien und Freunde die wir kennen haben sich eine stabile Insel aufgebaut, wo sie für sich das zu Hause definieren. Und zwar etwas wo es sich lohnt den Aufwand zu tätigen und etwas worauf man sich freuen kann. Auch das erleichtert dann den Dienst und den Umgang mit den Situationen des Alltags von Soldaten.
Mehr werde ich aber in diesem Forum zu unserer privaten Situation nicht äußern, da wir nicht mit allem hausieren gehen müssen. Bei Interesse @T.W.
Ein stabiles soziales Umfeld ist immer und für jeden wichtig, das hat mit den Soldatenberuf nichts zu tun. Wie bereits mehrmals beschrieben, wird auch normalen Arbeitnehmern ein hohes Maß an Flexibilität selbstverständlich abverlagt (gerne mit doppelter Haushaltsführung). Mit der Planbarkeit ist es da ehrlich nicht weit her. Ich kenne Leute, die für ein Projekt von Bayern nach Niedersachsen ziehen mußten, um dann ständig auf Dienstreise nach Bayern zu fahren… Die Arbeitgeber nehmen da wenig Rücksicht und hohe Mobilität ist Bestandteil der Bonusvereinbarung. Meine These ist, dass sich mit der Zeit mitunter Partner halt nicht so entwickeln, wie man/frau sich das vorgestellt hat, und dieser Prozeß bei Berufen mit häufigen und/oder längeren Trennungen häufiger und beschleunigt vorkommt (es gab da ein paar wenige Filme von Einsatzsoldaten, die bei der Rückkehr nach D große Probleme hatten – ich nehme aber mal an, dass das extreme Einzelfälle sind).
@Autostaedterin
Mir geht es nicht um ein gegeneinander aufwiegen von zivilen Arbeitnehmern gegen Soldaten. Ich kenne beide Seiten nun durchaus.
Und es hat alles sein Für und Wieder. Und ehrlich gesagt ist es aber auch eine Sache, welchen Arbeitgeber ich mir manchmal suche. Lebe ich hinter der virtuellen Möhre und renne ihr immer hinterher, brauche ich mich nicht zu wundern wenn der Arbeitgeber mit mr macht was er meint. Sage ich bestimmt was ich benötige und auch noch meinen Job mach dann kann ich von einem Arbeitgeber des Mittelstandes (Familienunternehmen) eine Menge bekommen. Ich arbeite in so einem Unternehmen. Familiengeführt seit über 138Jahren. Und auch ich bin weltweit unterwegs. Aber trotzdem nimmt man auf meine Belange Rücksicht. Da ich diese artikuliere und dann findet sich Weg. Das habe ich als Marineoffizier so gelernt. Und meine Geschäftsführer sind froh darüber. Und ich kann nur den Kopf über meine Kollegen, Jung und alt schütteln die es nicht schaffen ihren Mund aufzumachen. Und zwar bevor ich übers Arbeitsgericht, Tarif und all die anderen Gesetze gehen muss.
Und bei allem Verständnis für die Belastung für zivile Arbeitnehmer. Trotzdem ist es etwas anders wenn ich meine Frau in den Einsatz verabschiede. Denn aufgrund ihrer exponierten Verwendung, MUSS ich damit rechnen das etwas passiert. Und ich muss damit rechnen das unserem Sohn zu erklären.
Das muss sie so nicht tun, nur weil ich für drei Wochen nach AbuDhabi fliege. Auch wenn Sie das eventuell so nicht sehen oder meinen wir stellen uns da bloß an. Draussen ist das leben auch so schlimm. Das sehe ich etwas anders.
Hier geht es um den Austausch von Sichtweisen. Und auch das überkommene Sichtweisen über Soldatenfamilien „er Kämpfer, sie Heimchen am Herd und Kinderdienst“, sollen sie sich doch alle nicht so haben , mal langsam zu überwinden. Sind doch gutsituierte Beamte… Nein, so ist es nicht. Das schlimmste daran ist, das nicht nur die zivile Welt so einfach über Soldatenfamilen denkt, sondern unsere „alten Betonköpfe“ in Verantwortlicher Position in den Verwendungen. Das regt mich mitunter auf.
Das Sie hier mitdiskutieren und damit auch in den Raum stellen, „so sieht es aber auch draußen aus“ ist gut und wichtig. Trotzdem bedarf auch Ihre Sicht und Darstellung mitunter der Differenzierung.
@NMWC | 23. Juni 2013 – 11:47
Ich freue mich für Sie, dass Sie einen solchen verständnisvollen und engagierten Arbeitgeber haben; es entspricht leider nicht meiner Erfahrung, dass dies die Regel ist; im Gegenteil! Ich erinnere mich auch noch gut an den Rat einer Personalberaterin, dass frau am besten fast gar nicht erwähnt, Kinder zu haben. Ein Foto auf dem Schreibtisch ist das Maximum. Den Arbeitgeber interessiert nur, dass der Job gescheit gemacht wird und dass man/frau das irgendwie kann. Alles andere ist ihr/sein Problem. Zuschüsse zur Betreuung gibt es nur ausnahmsweise. Mit einem haben Sie allerdings wirklich Recht: wer nicht fragt, kriegt auch nichts! Und hier stimmt tatsächlich noch das Klischee, dass Männer da forscher sind!
@autostädterin:
„hohe Mobilität ist Bestandteil der Bonusvereinbarung“
Ich sehe hier ein gewisses Problem im Ebenenverständnis. Das ich in der freien Wirtschaft ab einer gewissen Ebene als Spezialist oder im Management, der Projektleitung et cetera derlei auf mich nehme ist sichlich klar.
Hinsichtlich der Bundeswehr gilt das Problem aber auch für die unteren Lohngruppen… wird den der Fliessbandarbeiter bei VW alle 3 Jahre von einem Werk zum nächsten versetzt ud soll dabei umziehen?
Das ist aber der für mich relevante Bereich für den Vergleich.
Bonusvereinbarung ist in dem Kontext übrignes ohnehin ein argumentatives Eigentor, denn vom Soldaten wird all dies ohne Boni verlangt ;)
@Kerveros | 23. Juni 2013 – 13:01
Nein, hier geht es nicht nur ums Management, auch normale Projektingenieure sind betroffen (welcher Dienstgrad wäre das in etwa?). Der Fliessbandarbeiter … nun das hängt etwas davon ab, ob der direkt bei VW angestellt ist (dann bewegt er sich wohl in seinem ersten Leben nicht mehr weg) oder ob er Leiharbeiter ist. Leiharbeit ist bei den Zulieferern weit verbreitet, nicht nur um Spitzen oder Krankheit/Urlaub abzufedern, sondern auch prinzipiell für ganze Produktionen. Ich denke nicht, dass es Vergleichbares bei der BW gibt, oder? Bonusvereinbarungen, die sich auf die Erfüllung von besonderen Zielen beziehen, gehen runter bis zum Hausmeister (betreffen also nicht nur höhere Ebenen); mir ist nicht ganz klar, welche Ziele das bei Soldaten sein könnten (Abzug aus AFG in 4 statt 8 Monaten?). Soweit ich verstanden habe, gibt es dagegen andere Zulagen, die normale AN mit ähnlicher Mobilität nicht haben, (im Ausland 92 Euro pro Tag? Trennungsgelder? Reduzierte Kosten bei Logis?). ?
@Autostädterin:
„auch normale Projektingenieure sind betroffen (welcher Dienstgrad wäre das in etwa?)“
Ingenieure wären regelmäßig vergleichbar höherer Dienst… also Major aufwärts, was auch per se die Gruppe ist, von der man ein mehr an Flexibilität erwartet (aber auch das hat Grenzen) und diese Gruppe dürfte sich gemäß der Zahlen von 2012 bei ca 8% des gesamten Personals bewegen…
Vielleicht erklärt das ja, warum die anwesenden Soldaten regelmäßig mit derlei Vergleichen ein Problem haben.
Die nächste Frage wäre dann, was ein Projektingenieur inklusive Bonus so verdient… im Vergleich zu bis inklusive A12.
Ich denke man muss noch detaillierter auswerten. Z.B.:
Ein SaZ 4 hat abzüglich grob 1 Jahr Ausbildung 3 Jahre „Zeit für Einsätze“ und dieser wird, so könnte ich mir das vorstellen, evtl. die 2x Einsatz in den drei Jahren ganz anders wahrnehmen, weil es ja dann „vorbei“ ist-sprich: sich hier vlt. auch die ein oder andere Freiwilligenmeldung dahinter verbirgt.
Bei längerdienenden Kameradinnen und Kameraden hingegen ist die Unterschreitung der 20 Monatsfrist ganz sicher eine andere Baustelle.
Und hier beginnt ja dann auch die „Kunst“ der Personalführung, nämlich Motivation bzw. Personalbindung jenseits der reinen Geld- und Sachleistungen. Das ist im militärischen Bereich nicht anders als im zivilen.