Nächste Woche auf der re:publica: Die Digital Natives ziehen in den Krieg
Ein bisschen spät dran bin ich mit der Ankündigung…. aber dann gab’s ja schon vergangene Woche eine im Bendler-Blog: Der Bendler-Blogger Sascha Stoltenow und ich werden nächste Woche auf der re:publica in Berlin, so eine Art Blogger/Social Media/Onlineallesmögliche-Konferenz sprechen, und zwar über die Digital Natives, für die social media Teil ihres Alltags sind, aber auch Militär, Einsatz und letztendlich Krieg. Und zugleich über social media, die wie selbstverständlich Teil der (Informations)Kriegführung werden.
Aus dem Ankündigungstext:
Das Social Web wird zum Kriegsgebiet – nicht metaphorisch, sondern ganz real: Die israelischen Streitkräfte stellen das Video eines Raketenangriffs auf einen Hamas-Führer binnen Stunden auf YouTube ein; Soldatinnen posieren im Kampfanzug auf Instagram, die Heckler&Koch-Facebook-Seite in den USA hat mehr als 100.000 likes („Happiness is a belt-fed gun“) und in Afghanistan liefern sich ISAF und Taliban Wortgefechte auf Twitter.Für die Digital Natives sind soziale Medien ein selbstverständlicher Bestandteil ihres Lebens, und wenn sie in den Krieg ziehen, zeigt sich das in ihren Social Media-Kanälen. Genau dort agieren auch die institutionellen Kriegsparteien. (…) Der Kommandokämpfer wird zum Vertreter einer kriegerischen digitalen Boheme, der sich nur durch den Gegenstand seiner Arbeit vom Hipster in Berlin unterscheidet.
Da freu‘ ich mich drauf, auch auf die Diskussion mit den re:publica-Besuchern.
Und ja, sowohl Stoltenow als auch ich wissen, dass das Foto oben das Rheinmetall-Pressefoto für Gladius ist, also Infanterist der Zukunft – Erweitertes System. Aber, wie ein amerikanischer Kollege neulich schrieb: Ist das nicht sozusagen Google Glass for Combat?
@ Söhnke Marahrens
Da stimme ich Ihnen zu, wenn man nicht präsent ist, kann man sich einem Gegner schlecht entgegenstellen. Der Cyberspace, der allerdings deutlich mehr ausmacht als nur die Ebene sozialer Medien, stellt in diesem Zusammenhang eine Dimension für die Kriegsführung dar, die das Potential hat, die Anstrengungen in den anderen Dimensionen zu umgehen und zu neutralisieren. Dieses Potential ist derzeit bei Weitem noch nicht voll entwickelt und leider sind viele Regierungen noch nicht so in dieser Diemension präsent, wie es notwendig wäre – sei es mit defensiven oder offensiven Fähigkeiten.
Wenn ich Ihrem Gedanken des Clausewitzschen Gefechtsfeldes in den Cyberspace folge, wird eben dieses Gefechtsfeld sehr unübersichtlich. Seine Ausdehnung ist nicht mehr klar erkennbar. Es befinden sich plötzlich Personen und Institutionen darauf , die sich dessen gar nicht bewusst sind und die Identifikation von Kombattanten und deren Hoheitszeichen ist kaum noch möglich. Wie im 19. Jahrhundert tummeln sich auf diesem Gefechtsfeld wieder viele Kriminelle zwischen den Fronten, die Levee en masse ist mit patriotischen Hackern zurück, aber viele digital natives werden wahrscheinlich sehr bemüht „irgendwas mit Medien machen“ und einfach Friktionen für die Konfliktparteien darstellen, wie andere Personen, die auf dem Gefechtsfeld präsent sind auch.
Interessanterweise kann der digital native als Person viel einfacher zum Kollateralschaden auf diesem Gefechtsfeld werden, als der digital immigrant, der keine so starke Präsenz im Cyberspace hat.
@ Resurgent
Digitale soziale Medien sollten nicht isoliert sondern als ein Kanal betrachtet werden Informationen weiterzugeben. Je nach dam wie viele Personen welcher Zielgruppe sie in einem Bereich erreichen, können sie für das taktische Gefecht also mehr oder weniger relevant sein bzw. strategisch auf die Weltöffentlichkeit wirken.
Derzeit besteht die wesentliche Nützlichkeit dieses Mediums noch in der Fähigkeit eine Krise oder einen Konflikt vor dem Einsatz militärischer Kräfte zu beeinflussen. Das Abwenden einer Eskalation wäre in diesem Sinne wohl auch eine Entscheidung. Dass mit diesen Mitteln in diesem Medium keine militärische Auseinanderstzung entschieden wird, sehe ich ähnlich. Das Potential dieser Fähigkeit ist aber noch lange nicht ausgeschöpft.
@Sönke Marahrens
Wirkung auf Wahrnehmungsebene erreicht man in Afghanistan eher durch sichtbare Präsenz und tatsächliches Handeln, dessen Wirkung dann mündlich weitergegeben wird, ggf. auch durch Gerüchte verstärkt. Bei dem einen Prozent der Afghanen, die man durch soziale Medien erreichen würde, ist das nicht anders als beim analphabetischen Bauern. Das Problem auf Wahrnehmungsebene ist m.E. nicht der falsche Medieneinsatz, sondern mangelnde oder kontraproduktive Wirkung in anderen Bereichen, über die man in Deutschland leider nur selten redet, solange sie nicht erwünschten Klischees entspricht. Der Luftangriff vom 04.09.2009 gehörte etwa zu den wenigen Beispielen, bei denen die Bundeswehr positive Wirkung auf der Wahrnehmungsebene erzielt hat, wenn auch nicht nachhaltig.
Ohne mich zu sehr OT bewegen zu wollen, aber das Frauentheme überschätzen Sie m.E. etwas. Auch von gebildeten Frauen, die es in begrenzter Zahl gibt, erwartet man keine eigene Meinung bzw. nimmt diese nicht ernst, wenn sie sie denn vortragen, was sie meist aber aus guten Gründen nicht tun. Überhaupt spielt die Meinung individueller Afghanen eine geringere Rolle als man früher annahm, da Entscheidungen hierarchisch getroffen werden. Wenn die Person, von der man abhängig ist, ihre Entscheidung getroffen hat, ist es vergleichsweise nachrangig, wenn eine junge Frau oder ein junger Mann anderer Ansicht ist, die meistens dann auch nicht geäußert wird. Man hat das mal bei Rekrutierungsmechanismen der Aufständischen versucht zu untersuchen und entdeckte, dass die Entscheidung bei den Aufständischen mitzuwirken nur selten eine individuelle, weltanschaulich motivierte Entscheidung sei, weshalb es wenig bringe individuelle Afghanen davon zu überzeugen, dass ISAF gut und die INS böse sind. Wichtiger sei es die entscheidenden Personen davon zu überzeugen, dass ISAF und GIRoA stark und die INS schwach seien, was aber nicht mit Twitter und Facebook funktioniert oder einer ganz im Virtuellen bleibenden Kommunikation funktioniert, sondern Fakten voraussetzt.
Es wäre sehr interessant, einmal näher zu beleuchten, warum unsere Seite als schwach wahrgenommen wird, aber auch das gilt hierzulande leider als inopportun, weshalb man lieber über Belanglosigkeiten redet.
@resurgent
Glauben sie wirklich, das Sie, wenn Sie als „stark“ wahrgenommen werden, den Krieg gewinnen werden?
Nehmen Sie doch mal die Amerikaner, die nun wirklich „stark“ auftreten….. denen geht es auch nicht besser, weil der gesamte Nahe Osten (in völliger Verklärung eher Negierung der eigenen Situation) die amerikanische Kultur für „schwach“ haelt…
Auch Alexander der Große ist den Weg der Staerke nicht gegangen, weil er ihn für sinnlos erachtete.
Hinsichtlich des Frauenthemas bleibe ich bei meiner Einstellung, ich sehe es aber nicht als die eine wahre Lösung, sondern als einen auf der Zeitachse beeinflussbaren Indikator….,
Im Haus der deutschen Geschichte steht als Bonmot das der erste Auftritt einer weiblichen Abgeordneten IM HOSENANZUG noch 1970 im Bundestag zu einem Eklat geführt hat…..;-)
@Soenke Marahrens
„Stark“ bedeutet doch nicht „maximal gewalttätig“, wie es das pazifistische Klischee behauptet, auch wenn Stärke immer auch ein gewisses Gewaltpotential voraussetzt. Stärke beinhaltet aber auch Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit, den ständigen Beweis überlegener Leistungsfähigkeit, das Einhalten von Zusagen, die Fähigkeit die eigenen Verbündeten vor gemeinsamen Gegnern zu schützen etc.
Stark ist es hingegen nicht, im Angesicht der Niederlage in Afghanistan über Twitter und Facebook zu sprechen. Genausogut könnte man über so drängende Fragen wie das Wetter oder die Qualität des Kantinenessens diskutieren. Wenn das die Konsequenz ist, die die deutsche Diskussion aus dem Scheitern Deutschlands und seiner Verbündeten in Afghanistan zieht, dann gute Nacht. Wir haben immerhin einen Krieg verloren bzw. stehen kurz davor, und man tut so, als wäre nichts geschehen. Zum Glück für uns alle ging es in Afghanistan um nichts wichtiges, aber wenn es um etwas wichtiges gegangen wäre, hätten die Folgen gravierend sein können.
Die Diskussion darüber, was Stärke ist und wie man die Wahrnehmung von Stärke erfolgreich erzeugt, wäre vor dem Hintergrund der Einsätze m.E. viel wichtiger als die Diskussion eines einsatzfernen Publikums, das sich als Avantgarde wähnt, über soziale Medien.
@resurgent
Ihren letzten Absatz interpretiere ich genau andersherum, in einem Land, dass sich derzeitig außerhalb interessierter Kreise wie bspw in diesem Blog quasi 0 mit Sicherheitspolitik beschäftigt, ist für mich jeder Ansatz, der sich damit beschäftigt, ein Schritt nach vorne…
Nur weil Sie Afghanistan mehr beschäftigt als 99.9 Prozent der deutschen Gesellschaft,
können Sie nicht vom Rest der Gesellschaft erwarten, dass sie dies Thema als „stark“ ansieht…….. die Wahrnehmung in Deutschland ist nicht, dass Deutschland Krieg führt, sondern (nur) dass sich deutsche Soldaten in einem Krieg befinden (ein kleiner aber feiner Unterschied, aber auch letzteres ist auch schon ein Fortschrifft, aus meiner Warte zumindestens)
Da aber Twitter und Facebook Medien en voge sind (social media eben, jetzt bekomme ich gleich wieder Ärger mit dem Klabautermann), die Bildzeitung war auch mal ein social media, über die Meinungen beeinflusst werden, dann m.E kann der Weg nur über die Diskussion per social media führen, wenn Sie ihr Thema gesellschaftlich stärker besetzt sehen wollen…
„Stärke beinhaltet aber auch Glaubwürdigkeit und Vertrauenswürdigkeit, den ständigen Beweis überlegener Leistungsfähigkeit, das Einhalten von Zusagen, die Fähigkeit die eigenen Verbündeten vor gemeinsamen Gegnern zu schützen etc. “
Das setzt aber voraus, dass die Seite, die Sie unterstützen wollen, diese Werte auch schätzt…… und zwar auch ausserhalb eines „Krieger“kultes (nicht negativ gemeint)….,
und da die Taliban durch die Scharia ein im Gegensatz zum staatlich korumpierten Rechtssystem ein verlässliches, da im Rechtsempfinden des Einzelnen ohne ANsicht der sozialen Stellung (insbesondere hinischtlich der Fähigkeit sich ein Urteil kaufen zu können) wirkendes (wenn auch unter Menschenrechtsaspekten für uns sicherlich nicht unterstützbares) System anbieten, sind Sie da als Soldat trotz ihrer „Stärke“ auf der Verlierer Seite.
@Sönke
Der social media cyber space ist eben nur die Illusion eines Lebensraumes:
http://www.heise.de/tp/blogs/6/154207
Insofern bin ich so ziemlich auf @resurgent’s Linie, was Sie wohl kaum überraschen wird ;-)
@Resurgent: Kony ist ein tolles Beispiel für die Dynamik und Reichweite des Webs – bei gleichzeitgier Wirkung im Ziel nahe Null. Genau das halte ich für einen wichtigen potentiellen Erkenntnisgewinn: Es reicht nicht der Tweet, einer muss schon hingehen. Die mediale Repräsentation des Krieges ist genau das: Die mediale Repräsentation. Nun bin ich als Luhmann-„Follower“ aber sehr geneigt, seine Analyse „was wir über die Welt wissen, wissen wir über die Massenmedien“ vollumfänglich zu teilen. Und genau deshalb setzen wir dort an.
„Schon in der Antike folgte den Heeren ein Troß mit Dienstleistern verschiedenster Art, und im 19. und 20. Jahrhundert kamen Journalisten, Söldner und Entwicklungshelfer hinzu. Ich sehe hier keine grundsätzlich neue Logik oder eine, die etwas mit sozialen Medien zu tun hätte.“
Dieser Troß nutzte Infrastruktur und Logistik seines „Wirtstiers.“ Heute hat sich das Verhältnis nicht nur teilweise umgekehrt, es ist Freelancern inzwischen möglich, ohne feste Strukturen zu arbeiten, mit dem iPhone als Hub.
„Das eigentliche Thema wäre das Verhältnis von öffentlicher Meinung und Kriegführung gewesen, aber ein so un-hippes, hartes Thema hätte die Hipster auf der re:publica vielleicht doch zu sehr verstört.“
Ich bin ja immer etwas skeptisch, wenn jemand das „eigentliche Thema“ zu kennen meint, nehme das aber dennoch mal auf.
1. Frage: Wenn es doch das eigentliche Thema gewesen wäre, warum haben Sie es nicht beim Call eingereicht? Die Veranstalter sind da sehr offen.
2. Wo steht, dass es bei unserem Vortrag nicht um dieses Thema geht? Um es klar zu sagen: Mein persönliches Anliegen ist genau das. Dadurch, dass wir das Publikum bei seinen vermuteten Interessen abhohlen, geben wir ihm Gelegenheit, über sein Verhältnis zur Kriegsführung nachzudenken. Dabei ist es explizit nicht mein Ziel, das Publikum bspw. von der Kriegsführung der Bundeswehr in AFG zu überzeugen. Weder bin ich für das Versagen der Regierungspropaganda in diese Sache verantwortlich noch für die Unfähigkeit der Bundeswehrführung etwas zu installieren, was auch nur in die Nähe eines professionellen Kommunikationsmanagements kommt.
@Klabautermann: Interessanter Text. Danke für den Link, wobei die Aussage des Autors „seit 1950 sei nichts Neues geschehen“, ja etwas mit seiner Bezugnahme auf Braudel (der auch ein vorzügliches Buch über die Sozialgeschichte des 15.-18. Jh. geschrieben hat) kontrastiert.
Und während Sie zu Recht an anderer Stelle die wieder einmal Sch…-Formulierungen des BMVg beklagen, gibt dieses Internet den Menschen Raum und Möglichkeit, bessere zu veröffentlichen. Mir gefällt das.
@Sascha Stoltenow
na ja, manchmal muß man den digital natives eben ihre Illusion lassen und manchmal eben nicht ;-)
We call it StratCom ;-)
@klabautermann
Seit wann sind Sie Sozialromantiker? Wieviel Menschen sind für das (t)raumkonzept bereits mangels Teilhabe oder durch den Versuch des Ausschlusses wie bspw die Native Americans usw gestorben…. Milliarden…,
Eine Simplifizierung auf „anfassbares“ schafft zwar in der Regel „schöne“ Bilder, aber gerade eine der Eigenschaften des Menschen ist doch seine Abstraktionsfähigkeit…..
Genau das meinte ich ja mit der Aussage, dass man Cyber möglichst nicht mit Bekannten Bildern wie Überlegenheit, Kriegsführung etc belegen sollte, sondern dass wir hier eine neue Sprache brauchen, und ich glaube persönlich nach Durchlesen des Artikels nicht, dass es die Sprache des Raumes sein wird…..
@Sönke
„neue Sprache“ = Neusprech ?
Aua, aua ,aua
Nein neue Sprache als andere Sprache…. Die Bild Inhalte eines naturalistischen Bildes bekommen Sie ja auch nicht mit der Formensprache abstrakter Gegenwartskunst erklaert ;-)
Neusprech wäre ja wohl eher 1984, oder?
@Sönke
1984, in der Tat.
Die Grenzen unserer Sprache sind die Grenzen unseres Denkens.
Das wäre jetzt vielleicht eine passende Gelegenheit dazu, den unmöglichen Spruch vom Kommandosoldaten, “ der sich nur durch den Gegenstand seiner Arbeit vom Hipster in Berlin unterscheidet“, dezent verschwinden zu lassen.
@Resurgent: Warum? Genau das ist es, was den Unterschied ausmacht. Es gehört zum Wesen des Kriegers, zu töten und getötet zu werden.
@Sascha Stoltenow
Was das Töten und Sterben angeht, haben Sie doch bereits selbst einen weiteren nicht ganz unwesentlichen Unterschied zwischen Soldat und Hipster genannt.
Aber letztlich müssen Sie den flapsigen Spruch in der Ankündigung verantworten, nicht ich, und er muss ja auch nicht mir gefallen.
@ resurgent
Vielleicht meint Stoltenow ja den sozialen Tod den man erleidet wenn man Sich nicht dem Komment der Mittebourgeoisie entsprechend verhält. Selbigen haben Sie doch oben schon so schön beschrieben. mangelnde selbskritik un so
@wacaffe: Gemäß welchen Komments sollte man sich denn Ihrer Auffassung nach verhalten?
@ stoltenow
“ ausgesprochener Hang dieser Szene zur Selbstinszenierung bei gleichzeitig geringer Bereitschaft zu wirklicher Selbstreflektion auf. Man gefällt sich offenbar sehr in der Rolle des trendigen, alles ironisierenden, oberflächlichen, nichts wirklich ernst nehmenden, niemals erwachsen gewordenen Berufsjugendlichen.“
Also ein Amalgam aus habituellen, sprach- und modeästhetischen Oberflächlichkeiten gepaart mit narzisstischer Individualitätsillusion bei gleichzeitigem Konformitätsdruck durch die Peergroup.
@Resurgent: Ich verbinde mit dem flapsigen Spruch mehr und weniger. Weniger in dem Sinne, dass damit genau ein deutscher Soldat und genau ein deutscher Hipster gemeint sind (es ist losgelöst von Nationalität u.ä. Kategorien zu sehen), und mehr in dem Sinne, dass ich hier kulturelle Gemeinsamkeiten sehe, was sie auf das Trefflichste bestätigen: Hohe Koheränz der eigenen Peer Group, Absolutsetzen des eigenen Lifestyles und der eigenen Profession, Reklamation von hoher Autonomie unter Verweis auf höhere gesellschaftliche Werte, etc.
All das trägt, in meiner Wertung, dazu bei, dass sich spezifische Filter Bubbles ausbilden, die es deren Bewohnern erschwert, das, was außerhalb dieser Bubble passiert, wahrzunehmen. Innerhalb der Bubble wird dann zwar in K-gruppiger Intensität Selbstkritik geübt, in der sicheren Gewissheit, dass das die eigene Überlegenheit bestätigt. Das ist ein Basismechanismus von Plattformen wie FB. I like! Und wenn nicht, wird man von den Putzerfischen desjenigen, der eine bestimmte Meinung geäußert hat, aus der Timeline gekegelt. (Spannend bspw. auch der Thread unterhalb der Zeit-Meldung auf FB.)
Mein Wunsch ist es, diese Selbstgefälligkeit auf allen Seiten etwas aufzubrechen. Es kann sein, dass ich daran scheitere. Try again. Fail better.
@wacaffe: Dass Sie diesen Komment meinen, war mir schon klar. Ich hätte gerne gewußt, was Ihr Gegenentwurf ist.
„Welchem Komment soll man dann folgen“
Na dem intrinsischen. Das führt dann auch bei homogener Sozialisation ganz schnell zu Echtem und nicht nur Pseudopluralismus.
Oder man sucht halt nach Belegen in der neuen Realität
Der erste macht reachback vom Sofa
http://edition.cnn.com/2013/03/29/world/europe/syria-weapons-blogger/index.html?hpt=hp_c4
Und das würde ich als Anzeichen von PTBS bezeichnen……
http://www.einslive.de/sendungen/plan_b/soundstories/2013/04/130416_das_hcker_syndrom.jsp
Aber das kann es ja nicht geben, da der Hipster und der Kommandosoldat ja in verschiedenen Räumen leben, oder?
Ob der Raum ohne den Menschen wüsste, das er ein Raum ist?
@Sönke Marahrens
„Aber das kann es ja nicht geben, da der Hipster und der Kommandosoldat ja in verschiedenen Räumen leben, oder?“
Die Frage ist, was denn da genau stattfindet.
Dass mehr Informationen in offenen Quellen verfügbar sind als man auswerten könnte, stimmt zweifellos, und es gibt mittlerweile Profi-Lösungen, die ganz ähnlich vorgehen wie im Beitrag dargestellt, wobei bei denen aber nicht der bar jeder Expertise und Erfahrung arbeitende gelangweilte Arbeitslose eingebunden wird, sondern jemand, der das, wozu er arbeitet, auch schon einmal praktisch gemacht hat. Ab einem bestimmten Anspruch bewegen sich der Hipster und Profi nämlich sehr wohl in unterschiedlichen Welten. Ich persönlich fühle mich z.B. im Flugzeug sicherer, wenn der Pilot sich seine Kenntnisse nicht erst kurz vor dem Start ergoogelt hat, sondern über reale Erfahrung und solide Ausbildung verfügt.
Der zweite Fall hört sich interessanter an, wobei er aber der Beschreibung nach eher an einer Depression leidet. Ich höre mir den Beitrag bei Gelegenheit mal ganz an.
Kurzes OT:
Da der Brown-Moses-Blog von Elliot Higgins hier erwähnt wird: Da läuft derzeit ein Fundraiser, um den Blog die nächsten sechs Monate „hauptberuflich“ zu betreiben.
@ Resurgent
bei denen aber nicht der bar jeder Expertise und Erfahrung arbeitende gelangweilte Arbeitslose eingebunden wird, sondern jemand, der das, wozu er arbeitet, auch schon einmal praktisch gemacht hat
Nur ist es schlicht so, dass es – auch in Deutschland – niemanden gibt, der öffentlich die Arbeit von Elliot Higgins besser macht. Kann sein, dass er „nur“ ein Zivilist und Autodidakt ist, aber was er liefert ist besser als alles was von unseren deutschen Experten kommt, und zu dem Preis schlicht unschlagbar. Aber der war halt nicht bei der BW, der kann ja nix können. Mei.
„Ob der Raum ohne den Menschen wüsste, das er ein Raum ist?“
Der digitale Kommandobohemien als Manifestation des anthropischen Prinzips?
Oder wie jede online Debatte sich irgendwann im Metanirvana verliert. Wiegold’s Law?
Ich würde eher sagen, dem Raum ist es egal, was der Mensch über ihn denkt….. Nur der Cyberspace taete sich ohne den Mensch schwer…
@resurgent
Ich habe vor kurzem (3 oder 4 Wochen her) irgendwo ein Interview gelesen, in dem er beschreibt, wie er Zeuge wurde, wie Menschen verhaftet oder verschleppt werden..
@resurgent
Von außen kann ich die Wirkung des Internets (inklusive Foren, Blogs, FB, Twitter, toter Briefkästen,..) auf den AFG-Krieg auch kaum sehen in einem Land, in dem die Infrastruktur dazu in der Fläche nicht vorhanden ist.
Dass die Gotteskrieger, wie die Freiheitskämpfer unserer Zeit damit bessere Vernetzungsmöglichkeiten haben ist offensichtlich, wenn man das militarisieren will, so wären dann wohl logistische Planung und Kommunikation ein Gefechtsfeld. Und klar, die Heimatfront natürlich auch. Die Zensoren dieser Welt, haben es aber wohl auch etwas leichter, denn auch wenn programmierenden Digital Natives wissen, wie man staatliche Sperren umgeht, weiß es die Masse der konsumierenden DN bestimmt nicht und folgt eher dem Trott, den die Plattformen ihnen vorgeben.
Da sehe ich das eigentliche Problem:
Es bildet sich eine neue Aristrokatie der programmierenden DNs, die genau wissen, was sie tun, was das für Folgen hat, wer was und wieveil ihrer Botschaften mitbekommt. Das können einerseits die Macher und Designer der Plattformen oder eben auch die Meinungsprogrammierer (wertfrei gemeint) von Blogs, Sites wie auch dieser hier sein.
Auf der anderen Seite stehen die konsumierenden DN, die instinktiv am Informationflow teilnehmen und deren Diskussionskultur stark von ihrer bevorzugten Plattform geprägt wird. Hier spielt das Communitygefühl eine große Rolle, dabei zu sein, Zustimmung zu erfahren, gemeinsam zu mögen oder gemocht zu werden.
Dieser „soziale“ Aspekt scheint mir nicht @Klaubautermanns Hauptinteresse zu sein, daher wohl seine Bewertung als „digitale Pest“.
Was er vielleicht etwas übersieht, sind die Möglcihkeiten, die diese Plattformen bieten, Gleichgesinnte zu treffen und über sie wieder Themen aufzuschnappen, mit denen man sich auch mal ausgiebiger befassen möchte. (Außerhalb und innerhalb der Streitkräfte)
Und dann schlägt wieder die Stunde der progDNs die ihre Angebote in verschiedenen Plattformen platzieren und so die Übergänge ermöglichen, so wie Herr Wiegold hier und auf FB und Twitter veröffentlicht.
@Sascha
„Mein Wunsch ist es, diese Selbstgefälligkeit auf allen Seiten etwas aufzubrechen. “
Das finde ich sehr löblich!
Das gelingt finde ich dann leichter, wenn man sich nicht von vorneheirein an dem „Communitiyspeech“ der anderen Seite stört, sondern deren Vertretern zugesteht, beim Kommunizieren in ihrer Welt auch eine bestimmte Prägung angenommen zu haben. Die Ironisierende Flapsigkeit der individualistisch geprägten progDN, steht da der knappen Präzision der auf Kameradschaft eingeschworenen Soldaten fast diametral gegenüber. Und als ins Internet hineingewachsener Zivilist, der diskutieren noch in der Schule und nicht im Netz gelernt und trotzdem die Segnungen des digitalen Austausches zu schätzen gelernt hat, steht man hier etwas zusammengekauert in der „Firezone“ und befürchtet beinahe als Kollateralschaden zu enden..
Dabei gerät schnell aus dem Blick, wie die Plattformen selbst die Sprache verändern : Da sich die FB-Timeline rasend schnell füllt, rutschen die eigenen Beiträge so schnell weg, dass sich lange zu schreiben, kaum lohnt. Und so ist man verleitet nur noch Zurufe zu posten, je flapsig rotziger umso besser. Für die „Gefühle“ kann das seht gut reichen – für das nachhaltige Debattieren weniger.
Dass dabei das Thema Krieg, Krieg führen Kriegerethos usw. endlich aus Tabuminenfeld herausgeholt wird, da sehe ich die eigentliche Mission der PDNs.