RC N Watch: Operation in Badakhshan beendet – 150 deutsche Soldaten vor Ort

Die Operation der afghanischen Sicherheitskräfte im Distrikt Warduj (Wardusch) der Nordostprovinz Badakshan ist beendet: Afghanische Polizei und Armee, heißt es aus Sicherheitskreisen, haben den Distrikt, vor allem das weitläufige Tal, gesichert – ihre Gegner seien ausgewichen, haben also diese Region verlassen und sind anderswo untergetaucht. Der Distrikt nahe der Grenze zu Tadschikistan, in dem sowohl Aufständische als auch Kriminelle (mit allen Formen der Überschneidung) aktiv waren, soll jetzt durch Combat Outposts der Afghan Local Police (ALP) langfristig gesichert werden.

Aus deutscher Sicht interessant: Bei dieser Operation waren rund 150 deutsche Soldaten eingesetzt. Eine Hand voll Mentoren zur Beratung/Planung und als Verbindungsoffiziere zu den afghanischen Einheiten, vor allem aber gut 100 Sicherungskräfte der Partnering and Advisory Task Force (PATF), die sich in der Provinz für den Notfall (in extremis) zur Unterstützung der Afghanen bereit hielten. Dazu mehrere Bewegliche Arzttrupps (BATs) und MedEvac-Hubschrauber. Eingegriffen haben die deutsche Kräfte, soweit bislang bekannt, nicht in die Kämpfe der Afghanen gegen die Opposing Militant Forces.

Da die Operation inzwischen beendet wurde, hat sich vorerst auch der Plan des Regionalkommandos Nord erledigt, ein Rettungszentrum in die Provinz Badakshan zu verlegen. Der Kommandeur, der deutsche Generalmajor Jörg Vollmer, hatte nach Informationen der Welt diese Option geprüft, weil die Distanz zu einer solchen Sanitätseinrichtung für die Rettung Verwundeter sonst zu groß geworden wäre – Ziel ist ja, Verwundete innerhalb einer Stunde zur der nötigen Behandlungsmöglichkeit zu bringen.

Dazu eine interessante Analyse des Fernsehsenders Al Jazeera: Gerade die ländlichen Gegenden, so die Befürchtung, würden angesichts der Konzentration der Sicherheitskräfte auf urbane Regionen das Einfallstor für die Aufständischen: Afghans Failing Security Test In Badakhshan Da wird natürlich eine spätere Bewertung der Erfolge im Distrikt Warduj interessant.

Nachtrag: Aus gegebenem Anlass der Hinweis auf den Kommentar des landeskundigen Lesers Turan Saheb vergangene Woche zum Distrikt Warduj:

Dort haelt sich eine grosse Zahl von Regierungsgegnern verschiedener Couleur um einen harten Kern von altgedienten Salafisten in den Bergen beidseits des Tals auf und macht was sie will. Mit gelegentlichen Abstechern in die weniger dicht besiedelten Gebiete im Westen (Jorm). Und fast jeder in Badakhshan, der “in die Berge” gehen will/ muss, geht nach Warduj – hat irgendwie eine magnetische Wirkung, darum werdens auch nicht weniger… Aber wie gesagt, das ist seit den 1980er Jahren so und stellt einen sehr geringen Teil der Provinz Badakhshan dar (zumal der nordwestliche Teil des Distrikts Warduj von Jamiatkommandeuren beherrscht wird und im Suedosten schon das Ismailitengebiet anfaengt). Und wenn Truppen nach Warduj einruecken und eine auf optimistischen Latrinenparolen beruhende Operation in dem schwierigen Gelaende durchfuehren gibt es Tote und/oder Gefangene (meistens beim Wegrennen, darum dann auch gleich jedesmal die grosse Zahl von Toten bzw. Gefangenen). Das ist aber auch schon seit Jahren eine Konstante. Dann gibt es anschliessend immer mal wieder eine etwas ernster gemeintere, besser geplante Offensive der Regierung mit massiver Luftunterstuetzung und… aehem… sehr amerikanisch aussehenden jungen Maennern mit Baerten… um die Taliban diesmal endgueltig aus Warduj zu vertreiben. Von denen werden auch brav ein paar getoetet – und der Rest weicht rechtzeitig in die Berge aus und sickert nach ein paar Wochen wieder ein. Wie gesagt, das Spiel spielen wir seit 2005 mit und bevor wir da hin sind lief es schon so aehnlich. Die Salafisten und die Jamiatis haben sich schon in den 1980er Jahren dort bekaempft.

(Foto: Badakhshan – Flickr-user seair21 unter CC-BY-SA-Lizenz)