Mehr verweigernde Offiziere, 13 Prozent leere Offiziersdienstposten
Die Zahlen lagen mir gestern nicht vor, heute habe ich sie: Die Zahl der Offiziere, die einen Antrag auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer gestellt haben, ist in den vergangenen fünf Jahren deutlich gestiegen. Ebenso – wenn auch etwas weniger deutlich – die Anzahl der Offiziere, die nach Anerkennung aus der Bundeswehr ausgeschieden sind. Allerdings bewegen sich die Zahlen auf relativ niedrigem Niveau, gemessen an der Gesamtgröße der Truppe.
Im Einzelnen – zunächst die von der Bundeswehr (und nicht vom Bundesamt für Familie und zivilgesellschaftliche Aufgaben, BAFzA) erfassten Anträge von Offizieren auf Anerkennung als Kriegsdienstverweigerer:
2008 – 19
2009 – 13
2010 – 27
2011 – 40
2012 – 91
Da laut Bundeswehr beim BAFzA die anerkannten Kriegsdienstverweiger nicht nach Statusgruppen getrennt statistisch erfasst werden, gibt nur eine weitere Bundeswehr-interne Statistik indirekt Aufschluss über die Anerkennungen: nämlich die Zahl der Offiziere, die nach Anerkennung aus den Streitkräften ausgeschieden sind:
2008 – 14
2009 – 13
2010 – 24
2011 – 35
2012 – 62
Auffällig ist bei beiden Statistiken die sprunghafte Zunahme von 2011 auf 2012. Leider ist aus den Zahlen nicht ersichtlich, wie groß der Anteil der Sanitätsoffiziere ist – die ja erst seit einer Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts Anfang 2012 die Möglichkeit zur Verweigerung haben. Das könnte den plötzlichen Anstieg erklären; ohne genauere Zahlen ist das allerdings vorerst Spekulation.
Und noch eine Zahl, die gestern für Aufmerksamkeit gesorgt hatte:
Bei einer Stichtagsbetrachtung am 21. März 2013 waren nach Auswertung des Personalwirtschaftssystems der Bundeswehr insgesamt 4.252 (12,6 Prozent) der Offiziersdienstposten, die auch in der künftigen Struktur zu besetzen sind, nicht besetzt und ohne konkrete Nachbesetzungsplanung.
Für weitere 2.127 (6,3 Prozent) Dienstposten sind keine Nachbesetzungen geplant, da diese im Rahmen der organisatorischen Neuausrichtung künftig wegfallen.
Die prozentual hohe, absolut aber geringe Steigerung bei den Verweigererzahlen würde mir als Bundeswehr weit weniger Sorgen machen als ein Fehl von fast 13 Prozent bei den Offiziersdienstposten.
(Die Kommentare zu diesem Thema im gestrigen Thread verschiebe ich sinnvollerweise hierher.)
(Archiv- und Symbolbild: Offizieranwärter der Marineschule Mürwik in der sogenannten „Grünen Ausbildung“ auf dem Truppenübungsplatz Langsee – Bundeswehr/B.Wilke via Flickr unter CC-BY-ND-Lizenz. Und ja, ich habe auch gesehen, dass der rechte Soldat keine deutsche Flecktarn-Uniform trägt…)
Weil die Zeit abgelaufen war, als Ergänzung zu oben:
In der Reichswehr existierten zur Weiterbildung der Offiziere die Donnerstagsvorträge, bei denen externe Dozenten zu ausgewählten Themen referierten. Das steht im krassen Gegensatz zur Bundeswehr, wenn man sich anschaut, wie oft PolBil-OWBs/UWBs tatsächlich durchgeführt werden. Laut Lehrmeinung OSH sollen die PolBil-UWBs übrigens als Seminar mit Gruppenarbeit durchgeführt werden – wenn man sich anschaut, was an Unis, bei dem sich die Studenten wesentlich länger mit Themen beschäftigen – dabei rauskommt, ist es vielleicht besser, dass die UWBs mangels Zeit ohnehin ausfallen.
Die Problematik der unbesetzten Dienstposten wird sich von selbst erledigen und damit auch die Thematik KdV. Sollte GRIEPHAN Recht behalten so wird die Bw nach der nächsten Bundestagswahl einen weiteren signifikanten Einschnitt in dem Personalumfang der Streitkräfte erfahren. Dann wird es eher darum gehen wie ich die querschnittliche Masse der BS in dem Altersband 40-50 dazu motivieren kann, bei erheblichen Verlusten bei Gehalt und Rente einen Arbeitsplatz in der Wirtschaft zu nehmen und die Bw zu verlassen. Das gerade beschlossene Altersgeld für Beamte, Richter und Soldaten wird dafür nicht ausreichen. Das Interesse einer Personalübernahme anderer Bundes- oder Landesressorts an BS ist eher gering einzuschätzen und wird ohnehin quantitativ nie ausreichen. Selbst für den hoch motivierten Generalstabsoffizier dürfte die Realisierung einer A-16 Verwendung zukünftig schwierig werden. Unabhängig hiervon ist doch bei der heutigen profillosen Offiziersgeneration in Führungspositionen A-15 aufwärts nicht zu erwarten, dass in der Bw noch Charaktere derer wie Stauffenberg, Tresckow, Canaris in dem Führernachwuchs der Bw entwickelt werden. Da ist es nur verständlich wenn sich einige bei nüchterner Beurteilung der Lage für den Weg des „freundlichen Desinteresse“ entscheiden.
Irgendwie scheint mir die Diskussion „Studium oder nicht“ etwas zu sehr Schwarz/Weiß geprägt zu sein. Es gibt aber in der Bundeswehr völlig unterschiedliche Aufgaben mit entsprechend unterschiedlichen Anforderungen:
Beispiel 1: Der Lfz-Nachprüfoffizier sollte schon über fundierte Kenntnisse von Luftfahrtgerät verfügen bevor er seine Berechtigung erhält.
Beispiel 2: Für einen Piloten ist es bestimmt gut ein LRT-Studium in der Tasche zu haben, es ist aber sicher keine Voraussetzung.
Beispiel 3: Der Zugführer eines Infanteriezuges kann wohl auch sehr gut ohne ein Studium der Volkswirtschaftslehre seinen Zug führen können.
Jetzt wird aber allen pauschal ein Studium aus der begrenzten Auswahl der beiden Unis „aufgedrängt“ und hinterher wird diese Hochwertausbildung nicht mehr berücksichtigt. Dazu kommt dann noch der Frust über die Unsicherheit der weiteren Laufbahn und die Sicherheit, dass das im Studium vermittelte Wissen nach dem Ausscheiden bereits antiquarisch ist. Und hinterher kann sich keiner erklären, warum die Offiziere denn plötzlich keine Lust mehr haben.
Wäre es da nicht besser, wenn wir eine „Fachlaufbahn“ hätten in der man mit dem Studium beginnt und danach genau entsprechend seines Fachgebietes eingesetzt würde und für alle anderen eine Offizierlaufbahn ohne Studium beginnt und frühestens nach der Hälfte der Dienstzeit den besten Bewerbern mit der Übernahme zum BS die Wahl lässt, ein Studium (gerne an einer zivilen Uni) zu machen und den nicht ausgewählten nach DZE für die Dauer eines Studienganges das Gehalt weiter zahlt, so dass sie das studieren oder lernen können, was sie möchten? Das würde nicht nur die Bundeswehrhochschulen einsparen sondern wäre sicher auch der Motivation zuträglich. Und wer gerne als Offizier BS werden will ohne zu studieren, der muss sich eben damit abfinden, dass er wohl nie die höchsten Laufbahnen erreicht.
Aber das wäre natürliche eine Abkehr vom geliebten „Peter-Prinzip“ in der Bundeswehr (Läuft hier unter dem Decknamen „Breite vor Tiefe“). Wer ein guter Pilot oder Techniker ist, der muss natürlich nach möglichst kurzer Zeit an einem Schreibtisch im Amt landen und wird dort bestimmt mit Freude echte Leistung zeigen weil er ja vorher auch gut war. Und wenn er dort, wider Erwarten, ebenfalls gut ist, dann kommt halt die nächste Verwendung, wir werden schon eine Stelle finden wo er nichts mehr leistet.
Schade, dass unser starres Laufbahnrecht es einfach nicht vorsieht, dass jemand mit dem, was er hat, zufrieden ist. Nicht jeder Offizier will Chef oder Amtsschimmel werden. Aber wer als 18-jähriger Offiziersanwärter in Köln bestanden hat, der hat natürlich damit seine Eignung zum OTL/FK nachgewiesen und wird es auch irgendwann und zwar da, wo die Bundeswehr es will.
Das Prinzip hat dann jeder Soldat nach spätestens drei Dienstjahren verstanden: Wenn ich nichts tue, dann erreiche ich mein Laufbahnziel spät, wenn ich mich ganz kräftig anstrenge, dann erreiche ich es etwas eher und habe, wie bei einer guten Lotterie, noch die Chance auf mehr. Das gilt analog natürlich auch für die Unteroffizierlaufbahnen. Und wenn es für die PUO eine echte Hochwertausbildung gäbe, dann hätten wir bestimmt die gleichen Probleme wie bei den Offizieren. Aber dort spielen ja glücklicherweise die schlechteren Erfolgsaussichten am Arbeitsmarkt der Bundeswehr in die Tasche.
Schnuckel | 20. April 2013 – 16:48
Beispiel 1 fällt unter die von mir erwähnten Sonderverwendungen und ich denke, dass über die Notwendigkeit des Studiums für derartige Spezialisten auch keine Zweifel bestehen. Bei dem in Beispiel 2 beschrieben Fall stellt sich mir die Frage, warum die Piloten-OAs überhaupt ein Studium bekommen haben. Mit der Ausbildung zum Piloten erhalten sie bereits eine hervorragende Qualifikation für ihre weitere zivile Laufbahn.
Die Bundeswehr sollte auch darüber nachdenken, den Z8 TrpDstOffz einzuführen, da er eine wesentlich geringere Verpflichtungszeit beinhaltet und damit auch attraktiver sein dürfte. Das setzt aber eine wesentlich größere Flexibilisierung der Laufbahnverordnung voraus. Der Z8 Offz würde dementsprechend 6 Jahre dienen und hätten dann Anspruch auf 2 Jahre BFD in der Dienstzeit, z.B. für ein Bachelorstudium an einer der BwUnis. Der Master könnte dann an einer zivilen Uni während des BFD-Anspruchs nach der Dienstzeit erfolgen.
Kleiner Tipp: Fragen Sie mal in einer FmKp nach der Personalsituation bei den PUOs ;)
Es gibt viele Offizierdienstposten welche mit Studienabschluss „codiert“ sind, sowohl als „Soll“ als auch als „Wünschenswert“. Da wird vereinzelt sogar ein Unterschied zwischen FH- und Universitätsabschluss gemacht. Allerdings war der Bologna-Prozess noch nicht implementier als ich das letzte Mal in Vorschrift und STAN geschaut habe. Die meisten der „Soll“ Posten verlangen Dipl. Ing. (oder heute wahrscheinlich MEng/MSc in Eng) hauptächlich für technische Offiziere (TO, LTO, STO) und technische Prüfer. Hier muss der Abschluss oder (in wenigen Fällen) eine mehrjährige spezifische Ausbildung (für Prüf- bzw. Zeichenberechtigung) vorliegen. Erstaunlich viele DP sind „Wünschenswert“ für Wirtschaftswissenschaftler (hauptsächlich BWL, weniger VWL) codiert, sehr wenige für bestimmte geisteswissenschaftliche Abschlüsse. Manchmal geht es auch nur um die bloße akademische Ausbildung, hier wollte man bei der STAN Aufstellung keine nicht-studierten Offiziere. Neuer sind Dienstpostenreihen welche für Informatikabschlüsse codiert sind. All das lässt sich in der STAN nachlesen, für die aktiven Kameraden ist das leicht im Intranet einsehbar. Manchmal ist man erstaunt was für Studienabschlüsse und Sprachkentnisse eigentlich bei bestimmten Dienstposten als Vorraussetzung verlangt bzw. gewünscht werden. Manche Kameraden haben das ausgenutzt und sich gut informiert (Eignung steht vorne im Dreiklang Eignung Leistung und Befähigung) ihre Wunschdienstposten bei P erkämpft.
Dass trotzdem oft kein Zusammenhang zwischen Studienabschluss und Aufgaben im Dienstposten gesehen wird liegt oft daran dass man bei nicht mit „Soll“ codierten DP oft zu zögerlich ist auch entsprechende akademisch geprägte Anforderungen an die DP-Inhaber zu stellen.
@TBR
Direkt nach Beurteilungen, wird in STANs und Dienstpostenbeschreibungen am meisten gelogen.
Getreu dem Motto „wieviel Offiziere brauche ich unter mir damit es B3 wird.“
Es gibt in der IT zum Beispiel genug Leute mit Master die dann USB Sticks und Internetbelehrungen verwalten. Eigenes Denken fällt durch BWI oder erzwungenes Micromanagment komplett aus. Super dafür studiert zu haben.
@TBR
Das es entsprechend codierte Dienstposten gibt, ändert leider nichts an der Tatsache, dass viele Offiziere eben nicht entsprechend ihres Studiums eingesetzt werden. Und selbst wenn ich Glück habe und so einen Dienstposten bekomme, dann ist es spätestens mit der BS Auswahl mit dem fachgerechten Einsatz vorbei.
Ich kenne aus dem von Ihnen genannten Personenkreis (TO, LTO, STO) alleine drei Offiziere die in den letzten beiden Jahren die Bundeswehr nur deshalb verlassen haben weil sie diesen Job nicht weitermachen konnten. Die hätten alle drei A11 als EDEKA akzeptiert wenn man sie in ihrem Job gelassen hätte. Aber wir bilden ja lieber jedes Jahr neue Offiziere aus um Laufbahnrecht und STAN genüge zu tun. Schade für die Bundeswehr.
Oder gucken Sie mal bei den Piloten vorbei: Nicht wenige wollen lieber MilFD werden um weiter zu fliegen.
@Schnuckel
ich kann Ihre Aussage mit dem nicht fachgerechten Einsatz so nicht nachvollziehen, bei verneunftiger Beschreibung was man machen will und KANN im Feld 7 der eigenen Beurteilung und bei gelegentlichem Gespraech mit dem PersFhr geht einiges…
wenn da aber immer nur drin steht, ich moechte heimat und / oder familiennah (was nicht illegitim ist) eingesetzt werden, dann hat auch der willigste PersFhr irgendwann einmal das Problem, alles unter einen Hut zu bringen…
(Nein ich bin kein PersFhr)
Gerade fuer die Altersgruppe ueber die wir hier gerade diskutieren, ist das Leben nicht so gefestigt, wie es immer scheint…
Ich erzaehle meinen jungen Olt immer folgende Geschichte
„Am Freitag erzaehlen Sie ihrem PersFhr dass Sie unbedingt nach Hamburg muessen und er plant Sie ein. Am Samstag macht dann ihre Freundin / ihr Freund mit Ihnen Schluss, Sie kommen am Montag zutiefst frustiert in den Dienst…. und gehen am Freitag dann auf den Plaerrer (Volksfest) nach Augsburg, und treffen dort 10 die Traumfrau bzw 10 den Traummann, der Sie aus ihrem Frust befreit hat….und dann stehen Sie am Montag bei mir im Dienstzimmer und erklaeren mir, dass Sie unbedingt auf dem Lechfeld bleiben wollen…….und ob ich da einen DP fuer Sie haette….“
Alternativ dazu frage ich dann auch immer, wenn die Frage nach unbedingter Heimatnaehe (auch unter Karriereverzicht) kommt….. Wuerde Ihre Lebenspartner / ihre Lebenspartnerin auf Ihre Karriere verzichten und Ihnen folgen?“
Meine Erfahrung ist, es geht hier nicht um Einzelfaelle, sondern es gibt NUR Einzelfaelle…. und vieles ist loesbar, wenn man ehrlich zu sich, seinem Partner UND seinem Chef/PersFhr ist…..
und ganz ehrlich, ab und zu sollte man sich auch an das Erinnern, was man schriftlich auf den Dienstweg geschickt hat….
@Soenke Marahrens
Die Argumente mit den hiervon betrofffenen Altersgruppen und den Einzelfällen lasse ich gerne gelten.
Trotzdem habe ich viele Offiziere (und noch mehr UO/PUO) kennen gelernt, deren Vertrauen in die Personalführung, vorsichtig ausgedrückt, gestört ist. Sicher wollen die Chefs und Personalführer vieles möglich machen, allerdings gilt es dort auch einen Bedarf zu decken. Und dann hilft auch das jährliche Gespräch mit dem Personalführer nicht weiter wenn jemand in einer Mangelverwendung unzufrieden ist.
Und bei diesem Thema geht es auch nicht in erster Linie um die heimtnahe Verwendung (da haben wir ja mal was unterschrieben ;-)) sondern um Zufriedenheit in der Verwendung. Und die finden meiner Meinung nach viele junge Truppenoffiziere nicht mehr. Um Offizier zu werden mussten sie teilweise ein Fach studieren was sie zivil nicht ausgewählt hätten um dann festzustellen, dass sie die erworbenen Kenntnisse (vermeintlich) nun nicht einmal benötigen.
PS in fast 30 Dienstjahren mit unzähligen Versetzungen quer durch die Republik habe ich mir nur ein einziges Mal einen Tag Bedenkzeit vor einer Versetzungsentscheidung erbeten. Ich erinnere mich nämlich noch sehr genau an das, was ich mit der Ernennung zum BS unterschrieben habe. Und jetzt sitze ich glücklicherweise auf einem struktursicheren Traumposten und das auch noch zu Hause und mit der Aussicht, hier meine Dienstzeit zu beenden. Aber es hilft unzufriedenen Kameraden auch nicht weiter, wenn ich denen meine Zufriedenheit erkläre.
Solange wir die zivilberuflich anerkannte Qualifikation bzw. Vergleichbarkeit zum Kern unserer Ausbildungssystems zum PUO oder StOffizier machen wird sich nicht viel ändern.
Wir brauchen völlig neue Werdegangsmodelle aus rein struktureller Einsatzfähigkeits-Sicht und danach können wir auf Laufbahnmodelle mit zivilen (Ver)Wertbarkeiten rückkoppeln…..mit zivilen und nicht beamtenrechtlichen !
Wir machen es zZt umgekehrt….das kann nur im Qualifikations- und Verwendungs-Chaos und allgemeiner Frustration enden.
@Klabautermann
Das muss ich Jetzt mal hinter fragen, welche einsatzorientierten Anteile sind das denn?
Wäre es nicht sinnvoller erstmal die Militäranteile mal zu „zertifizieren“ soll heißen transparent zu machen und diese auch dann tatsächlich auszubilden…und ich meine jetzt nicht IGF….. Und sich nicht davor zu druecken?
@Sönke Marahrens
Es sind die „gefechtsführungsanteile“ auf der subtaktischen und taktischen Ebene, die ich meine. Insofern haben Sie völlig Recht. Allerdings setzt unsere Ausbildung nicht auf dieser Ebene an, sondern auf einer zivil-verwertbaren hinsichtlich ‚Führung-Fähigkeit“.
1. „gefechtsführungsanteile” auf der subtaktischen und taktischen Ebene“
Was genau?
Piloten machen Basic Fighter Manouver usw usw
oder geht es nicht eher um fehlende Finnazmittel fuer die Ausb?
„Allerdings setzt unsere Ausbildung nicht auf dieser Ebene an, sondern auf einer zivil-verwertbaren hinsichtlich ‘Führung-Fähigkeit”.
Einspruch! Das ist ein Problem des einzelnen Ausb Leiters…. umgekehrt sollten aber die Zeiten von 08/15 endlich mal einer Professionalisierung weichen….
@Sönke
mit all Ihren wunderbaren Lehrgängen können Sie eines nicht ersetzen:
Torpedo- und Flugkörperschießabschnitt mit drei Schnellbooten im LINK11-Verbund und als Waffeneinsatzoffiziere drei junge Leutnante z.See, die ihren LN II nachweisen sollen……wissen Sie, wann das zum letzten Mal systematisch statt gefunden hat ?
Nicht in diesem Jahrtausend……..
Ich bin überzeugt, dass es keinen Unterschied macht, an welcher Stelle der Laufbahn das Studium liegt, wobei ich nach drei Jahren dort hin ging. Die Verfügbarkeit und Ausbildung von Offizieren ist eine Sache der Personalplanung. Flitzpiepen gibt es überall, und wenn diese sich nun über das frühe Studium aussortieren, umso besser. Allerdings habe ich so meine Zweifel, dass die neu eingeführten OA-Bataillone so eine tolle Idee waren, denn durch die gemeinsamen Ausbildungszeiten/Lehrgänge mit UA/FW entstand schon eine gewisse Kohesion. Die Spaltung ist eher das US-Modell.
@Klabautermann
Ich bin ja ganz bei Ihnen, dass ist aber kein systemisches sondern ein finanzielles…..
und da hilft nur Ehrlichkeit….
(und nicht der Vorwurf an die jungen Olt, dass sie nichts koennen… wir haben es ihnen nicht gezeigt, wir haben sie nicht gefordert, wir haben nicht die Mittel bereitgestellt die Spreu vom Weizen zu trennen…)
P.S Sind Sie wieder LoNo online?
Auf der Ebene, die ich angesprochen habe, geht es um Handwerk. Wenn ein Oberst Klein handwerklich ausgebildet worden wäre, dann hätte ihn ein PUO niemals so verarschen können, wie er verarscht worden ist.
@Sönke
noch bin ich im LoNo…..und es ist nicht ein Finanz-Problem allein, sondern ein systemisches…
@klabautermann 16:14: Meines Wissens 1999, ich war auf dem Zielschiff. Aber der DM2A1 ging ja kurz danach aus der Nutzung…
Dass die STAN-Codierung nicht ganz der Wahrheit entspricht und spätestens ab der LGAN Auswahl der (studien-)fachliche Bezug unwesentlich wird ist fast schon Allgemeinplatz. Trotzdem gibt es gerade auf der STO- und SELO Laufbahnschiene durchaus das Potential bis A15 studienfachbezogen eingesetzt zu werden auch wenn das den wenigsten glückt und einen Verzicht auf A16+ bedeutet.
@ Schnuckel 16:48 Uhr
Zitat:“Schade, dass unser starres Laufbahnrecht es einfach nicht vorsieht, dass jemand mit dem, was er hat, zufrieden ist. Nicht jeder Offizier will Chef oder Amtsschimmel werden. Aber wer als 18-jähriger Offiziersanwärter in Köln bestanden hat, der hat natürlich damit seine Eignung zum OTL/FK nachgewiesen und wird es auch irgendwann und zwar da, wo die Bundeswehr es will.“
Ich denke, ganz so einfach ist es mit dem Laufbahnsystem nicht. Ich habe genügend Leute erlebt, die auf einen Dienstposten bzw. auf eine Beförderung (damals zum HptFw mit Versetzung) verzichtet haben und dann nach ein paar Jahr maßlos frustriert mit ihren Job in den Seilen hangen. Ist es denn wirklich erstrebenswert 10 – 20 Jahre die gleiche Tätigkeit zu machen ? Und dabei die volle Motivation aufrecht zu erhalten ?
Auch ein Lfz-technischer Offizier mit Studium möchte sicherlich nicht sein ganzes Berufsleben lang, die gleiche Tätigkeit auf ein und denselben Dienstposten in einem Geschwader ausführen.
Soll nicht jeder TrpDstOffz in seiner Laufbahn einmal Chef gewesen sein ?
Mal von ausgesprochenen Spezialisten wie Piloten, Lfz-Nachprüfoffiziere (eh meistens milFD Offz) abgesehen, bin ich schon der Meinung, dass jeder Truppenoffz mal Chef gewesen sein sollte, wenn er in die StOffz-Laufbahn wechselt. Er kann natürlich auch als Major / OTL einen Chefdienstposten besetzen. Wenn er dann später mal als Dezernats- oder Gruppenleiter in einem Amt oder Kommando landet, sind seine Cheferfahrung für die Führung seiner Mitarbeiter schon hilfreich.
Ein ganz anderes Problem ist die von @Klabautermann angesprochene fehlende praktische, taktische Waffensystemerfahrung von jungen Offizieren, weil für Hochwertübungen einfach kein Geld mehr da ist.
Studium zum Ende der Dienstzeit als SaZ ?
Nicht alle haben mit 30 Jahren noch die Fitness ein Studium erfolgreich zu absolvieren.
Angeblich hat ja das Heer ihre Offiziersausbildung der Lw und Marineausbildung angepasst, weil die 3-jährige Ausbildung zum Zugführer und anschließendem Studium die Erfolgsaussichten des Studiums abgeschwächt hat. Ich denke, das alte System ohne OA-Bataillon war trotzdem besser. Für die Lw ist festzustellen, dass ein Laufbahnbeginn auf der „Teppichetage“ im blauen Palais an der OSLw in Fürstenfeldbruck auch nicht hilfreich ist, für die Empathie mit dem später unterstellten Soldaten.
Also für den geistig fitten TrdOffz SaZ 12 ist am Ende kein Problem ein Aufbaustudium z.B. MBA zu machen. Für den nicht so geistig regen Offz ist es vielleicht besser, dass er sein Studium zu Beginn seiner Laufbahn gemacht hat und sich bei seiner Bewerbung als ausscheidender SaZ 12 TrdOffz als Hochschulabsolvent mit Berufserfahrung in der Führung von Mitarbeitern bewerben kann.
@Georg 19:22
Die von Ihnen beschriebenen Fälle bei den PUO kenne ich natürlich auch. Ich kann mich aber nicht erinnern, dass man den Leuten damals schriftlich die Konsequenzen aufgezeigt hätte. Die haben bis dato einen Vorschlag nach dem nächsten bekommen und abgelehnt und plötzlich kamen keine Vorschläge mehr. Hier wären halt Transparenz und Konsequenz in der Personalführung gefragt.
Außerdem ging es ja in erster Linie um Offiziere. Und wenn ein Hptm/KptLt TrpDst nun einen Job, für den er jahrelang ausgebildet wurde (sofern er zu den glücklichen gehört die eine entsprechende Verwendung bekommen hat), gerne noch ein paar Jahre länger machen möchte und dafür länger A11 bleibt, dann halte ich das Frustrationspotential dort für überschaubar. Wenn er aber nach 1-2 Jahren aus der Verwendung raus muss um Chef zu werden oder alternativ seine Restdienstzeit als SaZ auf seinem Traumposten abdienen kann, dann verlieren wir unnötig gute Leute. Und ich möchte es keinem verdenken wenn er in den letzten Dienstjahren die Priorität von seinem Job in Richtung Berufsförderung/Weiterbildung verschiebt, würde ich ja selber auch machen.
Was die 10 – 20 Jahre auf dem gleichen Dienstposten angeht, halte ich das nicht für problematisch. Das gibt es (und zwar mit gutem Grund) in der auf Gewinn ausgerichteten freien Wirtschaft auch. Wäre für mich auch nichts, aber ich kenne genug Menschen die ihr ganzes Leben lang mit einem einzigen Job glücklich sind.
Ihre Meinung, das jeder TrpOffz auch mal Chef gewesen sein soll, teile ich aber uneingeschränkt.
Und die fehlenden Hochwertübungen nach Klabauterman halte ich nur für eine logische Konsequenz aus dem gewünschten Konzept „Breite vor Tiefe“ Wenn wir mit immer weniger Personal und Material die gleichen Fähigkeiten vorhalten wollen, dann kann das nur in die Hose gehen. Entweder wir machen irgendwas vernünftig oder wir sind irgendwann überall bestenfalls noch Mittelmaß.
@Schnuckel (Zitat) Außerdem ging es ja in erster Linie um Offiziere. Und wenn ein Hptm/KptLt TrpDst nun einen Job, für den er jahrelang ausgebildet wurde (sofern er zu den glücklichen gehört die eine entsprechende Verwendung bekommen hat), gerne noch ein paar Jahre länger machen möchte und dafür länger A11 bleibt, dann halte ich das Frustrationspotential dort für überschaubar. Wenn er aber nach 1-2 Jahren aus der Verwendung raus muss um Chef zu werden oder alternativ seine Restdienstzeit als SaZ auf seinem Traumposten abdienen kann, dann verlieren wir unnötig gute Leute. Und ich möchte es keinem verdenken wenn er in den letzten Dienstjahren die Priorität von seinem Job in Richtung Berufsförderung/Weiterbildung verschiebt, würde ich ja selber auch machen.(Zitatende)
Man hat offenbar immer noch nichts dazu gelernt! Ich bin 1980 als SAZ und Hptm / (SAZ 12) mit einem lachenden und einem weinenden Auge ausgeschieden, denn die Wartezeit von A11 auf A13 betrug 10+ Jahre.(Stellenpyramide stand auf dem Kopf, aufgrund der kriegsgedienten Offiziere und der „Aktion Heldenklau“ mit Aufstellung der BW). Ein sehr guter Freund (BO) von mir und ehem. Staffelkamerad war als Hptm zig Jahre Im HFlgKdo 3 KdoTO auf einer OTL-Stelle, bekam irgendwann das damals neu eingeführte „Trostpflaster A12“, ging dann als Stv. Kdr Technik in den Rest der Warteschleife und erhielt dann doch noch binnen drei Jahren aufgrund hervorragender Beaurteilungen ein Kdr-Posten LfzTechnAbt. Als der Ruf kam in die Industrie in den Tiger-Entwicklungsstab zu gehen, schrie der Mann ganz laut und als Erster „hier“ und verblieb dort bis zu seiner Pensionierung; um dann nach Jahren und zu seiner Verabschiedung mal wieder die Uniform anzuziehen.
@Vtg-Amtmann
Jup, Sie würden Sich grundsätzlich sofort wieder „zu Hause“ fühlen. Ein paar Sachen haben sich aber schon geändert. Die Autos sind, bei exorbitant hohen Kosten, besser geworden, die IT ist besser als sie es in der Industrie vor 15 Jahren war und bei Uniformen und allgemeiner Ausrüstung haben wir uns wirklich verbessert. Außerdem sind die Truppenküchen inzwischen fantastisch.
Auch die Kameradschaft, die vielleicht auch durch Einzelstuben und Internet etwas gelitten hat, ist inzwischen wieder besser geworden. Man sitzt halt gemeinsam in einem Boot. Somit tragen wir es, auch wenn es nicht immer so klingt, durchweg mit Humor und warten gespannt auf die nächste Wahl und die nächste Reform. Das ist schließlich der einzige verlässliche Faktor: Bevor eine Reform abgeschlossen ist, kommt die nächste… Und jedes Jahr ist ein mittleres Jahr: Schlechter als das letzte, aber besser als das kommende Jahr ;-)
Aber mal ganz ohne Polemik: Vieles ist besser geworden, ich setze z.B. echte Hoffnungen in den CPM niv. und spätestens wenn immer mehr Soldaten oder vermeintliche Anwärter mit den Füßen abstimmen, wird man schweren Herzens über das Laufbahnrecht nachdenken müssen. Es ist ja auch nicht immer einfach, so eine große Organisation an sich ändernde Rahmenbedingungen anzupassen und auch in Konkurrenz zu zivilen Arbeitgebern zu stehen ist ja quasi neu für die Bundeswehr.
@claus.witz:
Danke für den hervorragenden Beitrag
Zum Thema PUOs:
Zitat:
„Und wenn es für die PUO eine echte Hochwertausbildung gäbe, dann hätten wir bestimmt die gleichen Probleme wie bei den Offizieren. Aber dort spielen ja glücklicherweise die schlechteren Erfolgsaussichten am Arbeitsmarkt der Bundeswehr in die Tasche.“
Beispiele gibt es genügend, ich nenne hier welche bei Inst/Fm/EloKa. Dort werden Fw in der ZAW entweder zur Fremdsprachenkaufleuten oder zu Elektronikern für Geräte und Systeme ausgebildet und sitzen anschließend im gleichen Hörsaal und später bekleiden diese identische Dienstposten. Bei zweiterer Ausbildung sehe ich mE eine solche „Hochwertausbildung“. Ich stelle die (mutige?) These auf, dass gute Elos mit zweiterer Ausbildung in deutlich geringerer Anzahl einen Antrag auf Übernahme zum BS stellen. Zumindest momentan bei derzeitiger Wirtschaftslage.
Zum Thema Offz-Stellen und KDV’ler:
Ein Beispiel in (ungefähren) Zahlen:
Elektrotechnikjahrgang 2007, UniBwM:
Anzahl an abgehenden M. Sc.: ~90
Davon
Anzahl deren, deren KDV durch ging: ~10
Anzahl an Heeresfliegern, die verkürzt haben: ~6
Anzahl an Leuten, die aus anderen Gründen raus sind: ~ 3
Macht alles in allem einen Schwund von >20%. Unberücksichtigt bleiben die „Versager“, die die Uni ohne Abschluss und damit die Bw nach 6/7 Jahren verlassen haben….
Kann vielleicht mal kurz jemand mit einer Übersetzung für PUO aushelfen, da ist sogar Gxxgle weitgehend sprachlos
@ iltis
https://de.wikipedia.org/wiki/Portepee
Besten Dank, da hätte ich eher mit UmP gerechnet
@Netzspinner
Was die qualifizierten PUOs angeht kann ich aus aktuellem Anlass beipflichten.
Bei uns im Verband gibt es jede Menge hoch- und höchstqualifizierte IT- u. DV-Fachleute, bei denen KEINER ernsthaft in Erwägung zieht BS zu stellen…
Die wurden von ihren insgesamt 12 Jahren Dienstzeit (inkl. BFD) von Lehrgang zu Lehrgang geschickt und hatten eine effektive Stehzeit auf dem DP von 2-3 Jahren.
Sind aber jetzt zertifiziert für LINUX, CISCO und was weiß ich noch nicht alles, haben zivil anerkannte (bzw. komplett zivile) Abschlüsse und Zertifikate und verdienen draußen in der Tat gtes Geld. Mit einigen ehemaligen aus der Schiene stehe ich noch in Kontakt.
Reformbegleitgesetz hatten auch einige in Betracht gezogen…aber dann zugunsten des nächsten LINUX oder CISCO-Moduls verworfen, was der Dienstherr ihnen bezahlt. Und der BFD-Anspruch läuft ja auch nicht weg…
Meiner Meinung nach (auch wenn dies eine sehr lokale und subjektive Betrachtung sein mag) läuft hier Einiges in die falsche Richtung. Wir bilden hochqualifizierte Leute aus, die kein Interesse haben zu bleiben. Es bleiben die „dummen und faulen“ (überspitzt formuliert)die draußen keine Perspektive haben (trotz Hard-Skills auf dem Papier). Und im Gegensatz zu Kurt von Hammerstein-Equord halte ich diese weder für „Routineaufgaben ausreichend qualifiziert“ noch halte ich es für erstrebenswert diese zu halten (und dafür die klugen und fleißigen oder die klugen und faulen zu vergraulen, um in seiner Kategorisierung zu bleiben)