USA bereiten Verbündete auf drastisch schrumpfendes Engagement in Afghanistan vor
Die Zahlen gibt es bislang (weltweit) so nur bei Spiegel Online: Die USA sollen die Verbündeten bereits darauf eingestimmt haben, dass die amerikanischen Truppen nach Auslaufen der ISAF-Mission Ende 2014 definitiv auf unter 10.000 Mann reduziert werden. Davon solle nur die Hälfte für die – im NATO-Rahmen vereinbarte – Ausbildungsunterstützung für die afghanischen Sicherheitskräfte zur Verfügung stehen, die anderen rund 5.000 für andauerende Anti-Terrorismus-Einsätze am Hindukusch. Darüber hinaus stünden ab 2014 auch keine Rettungshubschrauber mehr für die Truppen der anderen Nationen bereit – neben der Reduzierung selbst ein schwerer Schlag für das weitere internationale Engagement.
Über diese Pläne habe US-Generalleutnant Douglas Lute, Sonderberater des US-Präsidenten, die NATO-Botschafter in Brüssel unterrichtet, schriebt Spiegel Online – und sie stehen ja auch im Einklang mit der Aussage von Präsident Barack Obama bei seiner jüngsten State of the Union-Rede:
This drawdown will continue and by the end of next year, our war in Afghanistan will be over.
Beyond 2014, America’s commitment to a unified and sovereign Afghanistan will endure, but the nature of our commitment will change. We’re negotiating an agreement with the Afghan government that focuses on two missions — training and equipping Afghan forces so that the country does not again slip into chaos, and counterterrorism efforts that allow us to pursue the remnants of al Qaeda and their affiliates.
Die Frage bleibt im Moment, wann die USA die Zahl für ihr langfristiges Engagement offiziell nach außen kommunizieren – und wie die jetzt genannten Zahlen beim (morgigen) Treffen der NATO-Verteidigungsminister in Brüssel debattiert werden.
(Foto: U.S. Army Spc. Jon Wash, a sniper with Charlie Company, 4th Battalion, 23rd Infantry Regiment, 2nd Stryker Brigade Combat Team, 2nd Infantry Division, from Fort Lewis, Wash., provides security on Tower No. 3 Nov. 3, 2009, at Company Operating Post Sangar, Shajoy district, Zabul province, Afghanistan – U.S. Air Force photo by Tech. Sgt. Efren Lopez via Flickr unter CC-BY-Lizenz)
„Die Frage bleibt im Moment, wann die USA die Zahl für ihr langfristiges Engagement offiziell nach außen kommunizieren …“
Da muss ich entgegnen das die größere Frage wohl ist wann Afghanistan kommuniziert ob und wenn ja wieviele ausländische Truppen unter welchen Bedingungen weiter im Lande duldet.
Berlin sollte endlich die Signale verstehen und ALLE Truppen aus Afghanistan abziehen. Vor 2014 bitte und unwiderruflich. Der Krieg dort ist verloren und vorbei.
Die Europäer sollten begreifen, dass die USA geo-strategisch sich isolieren mit Ausnahme China, und zu diesem Zwecke die Europäer allenfalls geo-ökonomisch versuchen zu instrumentalisieren in Form der US/EU Freihandelszone…
Die „Verbündeten“ selbst werden doch ab 2014 auch alle weg sein.
Mich würde es nicht einmal wundern, wenn Karsai selbst abzieht.
Bonn zieht doch schon alle Truppen ab, es nimmt nur scheinbar [sic] keiner richtig wahr: PRT FAY und PAT TLQ sind zu, OP N und PRT KDZ schließen in 2013- was ist dann noch übrig? MES wird ziemlich zügig folgen, wetten dass?
@Klabautermann:
Die USA isolieren sich nicht, sie orientieren sich um.
Und zwar in Richtung Pazifik.
Zusätzlich könnte ihnen langsam auch schlicht die Lust ausgehen, ständig für fehlende Kapazitäten der „Verbündeten“ gerade stehen zu müssen.
Und wenn das alles noch nicht reicht, kostet der ganze Spaß auch Unsummen, die sie schlicht nicht mehr willens sind, auszugeben.
@ klabautermann
wassdennun? isolation oder nicht ? für mich sieht das einfach nach einer geo-strat neuausrichtung aus. kurz und mittelfristig und außerhalb von „heißen“ kriegszeiten ist die Verteilung von mil. Kapazitäten ein Nullsummenspiel = keine Isolation, nur Gewichtsverlagerung. big difference ;)
US- Isolationismus ist doch nur die Gegenschwingung eines Pendels. Nachdem es seit ’92 deutlich in die andere Richtung ging, wird jetzt mal Luft geholt. Aber machen uns nix vor. Der nächste Präsident ist Republikaner und wie es um dessen Abenteuerlust bestellt sein wird, zeigt dann recht bald.
Vielleicht zeigt sich gerade noch etwas anderes: In dem Maße, wie die VR China versucht, in bilateralen Abkommen den Welthandel ohne, bzw. mit weniger Dollar abzuwickeln, wird die Finanzierung des Außenhandelsdefizits per Dollarproduktion schwieriger. Es ist durchaus weise von Obama und seinem Team, auf die Bremse zu treten, bevor ihm der Laden um die Ohren fliegt.
Nach den Hurrazeiten unter Bush hat man sich vielleicht auch eine realistischere Sicht auf die eigene Leistungsfähigkeit zugelegt. Der sich immer klarer andeutende Ost- Westkonflikt mit Schwerpunkt China ist obendrein Anreiz genug, das Pulver trocken zu halten. Aufreibende Kleinkonflikte wie in Afghanistan stören da doppelt: Einmal binden sie Kräfte und zum Anderen schwächen sie die USA in der moslemischen Welt weiter. Wenn es also nichts zu gewinnen gibt, muß man auch nichts riskieren. Sollten meine Annahme zutreffen, wäre das dann mal wieder eine Gelegenheit, sich an den USA ein Beispiel zu nehmen. Aber nur falls…
Den jetzt angestrebten Zustand hätte man auch schon 2009 haben können. Bidens CT statt COIN.
Bei den angestrebten Truppenzahlen dürfte sich die „Armee“ auch wieder ethnisch segregieren. Die maßgeblichen Akteure positionieren sich ja schon. Tausende Tote, X milliarden für den status quo ante. Chapeau!
@ wacaffe: Sehen Sie’s doch gelassen. Geld, das in der Rüstungsindustrie landet, macht wenigstens einen kleinen Umweg über die Portemonnaies einiger Arbeitskräfte, bevor es endgültig im Börsenkarussell verschwindet.
@ iltis
steht jedem frei entsprechende aktien zu kaufen und damit einen Fahrschein zu lösen ;)
Klar, ich bin dabei Ham Sie’n Tip?
Alles was mit Immobilienwirtschaft in den VAE zu tun hat. Herr K. sucht vermutlich schon nach einem Domizil.
Für mich ist auch der Absatz über die Bezeichnung der Mission interessant. General Lute nennt ihn „reso-lute support“.
Vom Wortspiel mal abgesehen, bin ich gespannt, wie sich das weiter entwickelt. Und es macht es umso spannender, wie sich die BReg dazu in der nächsten PK äußern wird. Ich bin auf kritische Fragen gespannt. Von den Aussagen der Opposition in diesem Wahljahr mal ganz zu schweigen.
Schaut man sich einen weiteren großen Spieler in der Gegend an, Indien, dann ist die Neuausrichtung der Staaten, und m.E. darf man den Begriff hier mal wirklich benutzen, in den pazifischen Raum durchaus sinnvoll.
wenn man dann auch noch schaut, was der Inder an Rüstungsprogrammen aufgelegt hat, wo er umbauen, ausrüsten, leasen, kaufen lässt, dann hat man auch gleich den richtigen Börsentip- alles an russichen Rüstungsaktien wo geht, zumal der lupenreine Demokrat auch noch eine höhere Dividendenausschüttung für alle RUS Aktien angeordnet (befohlen?) hat.
Was macht DEU derweil, fliegt ein paar Eurofighter hin, wackelt bei verlorenem Angebot ein wenig mit den Ohren (gleiches gilt für UBoote) und wartet auf September.
Strategische Ausrichtung auf irgendein DEU Sicherheitsinteresse vermag ich derzeit nicht zu erkennen, ist den meisten Bundesbürgern aber verm. eh egal.
AFG- Trauer um die vielen Toten, aber der Demokratisierungsversuch muß wohl als gescheitert betrachtet werden.
Mit Blick auf die Diskussionen der letzten Monate ein wenig überraschendes Ergebnis.
Die Amis wollen eben einfach nicht mehr.
Was heißt das für die Bundeswehr? Verbleib in MeS mit Beratern und Enablern?
Jedoch nur noch im Camp Marmal??
Oder – ausnahmsweise (Begleitung Brigadestab, in extremis) – auch „draussen“?
Zeit für klare Vorgaben für die Planung.
Eine Analyse dieser Tabellen :http://www.whitehouse.gov/omb/budget/Historicals/
kann man auf Telepolis.de finden, Alexander Dill ist der Author der Analyse..
Tenor: Die Streitkräfte und die nationalen Sicherheitsstrukturen sind das eigentliche Sozialsystem in den USA und sind aus volkswirtschaftlicher Sicht parasitär. Die einzige Möglichkeit für Obama diese parasitäre Aufblähung, die der Hauptgrund für die Staatsverschuldung der USA ist, ist eine Reduzierung der Betriebskosten für die Streitkräfte, insbesondere Stationierung/Einsätze im Ausland…..interessanter Artikel
@Memoria
„Zeit für klare Vorgaben für die Planung“ Das würde eine politische Entscheidung der BReg erfordern. Im Wahljahr ? Wahlkampf Policy scheint mir doch zu sein, alle konkreten Themen aus dem Wahlkampf raus zu halten (siehe Veteranentags-Debatte) und nur zu reagieren – möglichst alternativlos – wenn von außen neue Sachzwänge auftreten, entweder als black swan wie ein Erdbeben oder völlig „überrasched“ wie die fiscal cliff der USA ;-))
@ klabautermann
2012 belaufen sich in den USA die Verteidigungsausgaben auf 19 % des Bundeshaushalts.
Die Ausgaben für Sozialleistungen hingegen betragen 45 %:
22 % Social Security (das ist dort die Altersrente) und 23 % Medicaid und Medicare (Gesundheitsfürsorge für Alte bzw. Bedürftige).
Es trifft schon zu, dass die Ausgaben für das Militär bei den Amerikanern ziemlich hoch sind, aber die Ausgaben für Soziales sind deutlich höher.
Dass anderseits auch Sozialleistungen im Militärhaushalt ausgewiesen sind (für Veteranen) ist ja letztlich auch nur ehrlich.
@Chickenhawk
schon klar, der Punkt ist aber, dass Obama das nationale Defizit eigentlich nur durch Reduzierung der militärischen Operations and Maintenance Budgets zeitnah verringern kann, denn Beschaffungs-Verträge und rechtlich verbindliche Sozialleistungen kann er nicht kippen. Man muß wissen, dass Obama seit 4 Jahren mit der amerikanischen Variante der vorläufigen HH Führung arbeiten muß, denn der sich selbst blockierende Kongress hat mWn seit Jahren kein budget verabschiedet.
@klabautermann:
Bisher hat Obama doch überhaupt kein Interesse daran gezeigt das Defizit zu senken, warum sollte er also ausgerechnet jetzt, in seiner zweiten Amtszeit, damit anfangen. Im Jahr 2012 waren die Kosten für das Militär bei ~4,2% des GDP und dort sind bereits ca. 50 Milliarden Dollar für „military healthcare“ enthalten. Medicare und -aid, sowie social security hingegen hatten 2012 einen Anteil ~10% des GDP (alles auf Bundesebene), Prognose stark steigend.
Auch wenn ich Ihnen Recht gebe das man im Militärhaushalt zügig sparen kann, da in den USA im Gegensatz zur BRD auch Zivilangestellte zügig gefeuert werden, haben die USA dasselbe Problem wie Europa. Der klassische Sozialstaat ist schlicht in seiner derzeitigen Form unfinanzierbar, Militärausgaben hin oder her.
Und natürlich könnte die Legislative/Exekutive die Ausgaben auch in diesem Bereich senken, wenn Sie denn wollte. Es gibt weder hier noch da ein Naturrecht auf voll umfassende Gesundheitsfürsorge und Sozialleistungserbringung (Ob es realistisch ist, dass hier genug gekürzt wird, bevor wir Pleite sind ist eine ganz andere Frage).
Wobei man gegenüber den USA fairerweise auch zugeben muss, dass ihre hohen Militärausgaben seit dem II. WK mit darin begründet sind das sie als Hegemon die Minderausgaben ihrer Verbündeten ausgleichen müssen. Etwas auf das wir und der Rest Europas wohl zukünftig verzichten werden müssen.
Naja, Obama bemüht sich seit Jahren, den verschiedenen Konflikten den Fuel zuzudrehen und auszusteigen. Was Bush vorher angezettelt hat, kann man nicht auf die Schnelle erledigen. Aber der Weg ist erkennbar. Wie ich weiter oben schrieb, wird das auch davon getrieben, daß der Dollar als Leitwährung in der Defensive ist und sich die US- Auslandsverschuldung nicht mehr weiter in gewohntem Maße mit der Notenpresse regulieren läßt. Obama ist ja kein kleiner Dummer, er weiß, was ihm blüht, wenn China sich immer unabhängiger vom USD macht.
nich so kurz denken bitte und nicht nur mitzählen, wo explizit „social“ dransteht. man kann die sache volkswirtschaftlich auch so sehen, dass das mil. budget dazu dient amerikaner direkt und indirekt zu beschäftigen. der berühmte militärisch industrielle komplex. quasi als ABM maßnahme. abm nicht nur für die low lives, hängt ja auch ein riesen forschungskomplex dran usw.
das nur kurz als brainfood ;)
Stimmt schon, markus d.Ä., aber aufrüsten und Geld in die Binnenwirtschaft pumpen ist eine Sache, Material, Verbrauchsgüter und Menschen im Ausland zu verschleißen eine Andere. Betrachten Sie doch mal verwundete und traumatisierte Soldaten einfach als Sozialproblem von morgen. Dann wird schnell ein Schuh daraus
ja, das die rechnung noch 1000 pferdefüsse hat ist klar. wollte nur der fantasie der kommentatoren hier etwas auf die sprünge helfe, da die VWL doch oft einen etwas ungewöhnlichen Blick auf die Welt hat.
man sprach oben ja auch von „parasitär“. die ausgaben dort schaffen natürlich ein kleineres Y, als wenn sie Teil des regulären wirtschaftskreilaufes wären (crowding out, fehlallokationen, u name it). die irgendwie traumatisierten dürften in den zahlen bereits unter „sozialausgaben“ abgefrühstückt sein.
über kosten und nutzen von armeen in und für volkswirtschaften dürfte es auch dicke abhandlungen bei den WiWis geben. im weitesten sinne vermutlich unter dem stichwort friedensdividende
Friedensdividende – welch ein schönes Wort. Heißt aber eigentlich, daß Krieg der Normalzustand ist. Naja, vielleicht gar nicht so weit hergeholt.
Jetzt wird’s zwar philosophisch, aber vielleicht ist die Friedensdividende darum überhaupt erzielbar, weil der Frieden heutzutage gewinnträchtiger ist für die upper class als der Krieg. Das hat sich doch deutlich gewandelt. Aber wo die wahren Beweggründe für den US- Sparwillen liegen, werden wir leider nie erfahren.
Anm: Volkswirtschaftlich betrachtet ist Krieg selten ein Gewinn für die gesamte Gesellschaft. Die enormen Rüstungsausgaben führen zu einer Fehlallokation welche Geld, Material und Humankapital einem Wirtschaftszweig zuführen, der nicht unbedingt dazu geeignet ist den Wohlstand nachhaltig zu generieren (in the long run). Der Verlust von Soldaten ist auch der Verlust von Humankapital welches zukünftig produktiv sein könnte und die Versorgung von verwundeten Soldaten bindet weiteres Humankapital für Jahrzehnte. Die soziale Versorgung bindet weitere Geldmittel langfristig, die an anderer Stelle besser investiert werden könnten.
Diesen „Investitionen“ steht natürlich ein theoretischer Ertrag entgegen, den man z.B durch den Zugang zu irakischen Ölquellen erwirtschaftet. Um festzustellen ob sich diese „Investition“ gelohnt hat, müsste man jedoch einiges an Datenmaterial zusammentragen.
P.s Ich meine mich erinnern zu können, das ich in einer amerikanischen Studie gelesen habe, das man bzgl. des Irakkrieges von einer negativen Bilanz ausgeht. Ich kann diese Aussage aber jetzt nicht mehr belegen und ich weis nicht wo ich sie gelesen habe. Jedoch würde das bedeuten, dass die Bilanz in Afg. noch schlechter aussieht (es sei den es ergeben sich zukünftig noch Erträge die man bis jetzt nicht auf dem Schirm hat).
wenn man ein realistisches modell anlegt haben wir tatsächlich „dauerkrieg“, darum schafft es auch niemand seine friedensdividende auf 100% zu erhöhen = die Armee abzuschaffen. Staaten versuchen im Idealfall die größe der jeweiligen Armee an die aktuelle Bedrohungslage anzupassen.
Die Nutzung von Armeen als proxy für Aufgaben jenseits der Landesverteidigung betreiben aber auch andere. man denke mal ans nördliche Korea…
die gewinne der upper class im frieden ziehe ich mal in zweifel. teuer wird es für die Kapitaleigner erst, wenn ihr Kapital unmittelbar bedroht ist. findet der Krieg in weit statt, profitieren sie eher, da ja nun steuergelder via rüstungsindustrie auf ihren Konten landen. -> Gesamtstaatliche steigerung der friedensdividende kann für subgruppen durchaus negative effekte haben (unmittelbar).
so wie auch viele menschen arbeitslos würden wenn da auf mal alles dichtgemacht würde (s. Standortdiskussionen), trifft also nicht nur die kapital sondern auch die arbeitsseite (auch hier nur subgruppen, man verzeihe mir den ausflug zu marx)
Ich schrieb ja auch, daß sich der Ertrag des Friedens heute höher darstellt als früher. Außerdem ist es ein Fehler, Kriegsgründe in der Allgemeinheit zu suchen, die werden immer von ganz oben her angezettelt. Die soziale Kosten waren früher auch vergleichsweise gering, denn Verwundete starben in der Regel bald, bzw fielen der Familie oder dem niederen Volk zur Last. Und das ganz sicher ohne die Steuerlast zu mindern.
ich fühle mich irgendwie ungelesen oder unverstanden …
Das ist mal eine gute Seite zum einlesen in die volkswirtschaftliche Dimension der US Defence Industry:
http://www.tomdispatch.com/blog/175545/
bitte auch am Ende des Artikels die weiterführenden links beachten…wen es interessiert
in a nutshell: die USA geben – je nach Rechenart – 25 bis 30 % ihres BIP für Defence aus…..das kann man volkswirtschaftlich nun wahrhaft nicht als nachhaltig gesund bezeichnen ;-)
will sagen, die USA führen seit den fünfziger Jahren – mit kleinen Unterbrechungen – einen ‚Totalen Krieg‘ im Sinne von Clausewitz – der ist aber nur bei einer existenziellen Bedrohung des Gemeinwesens zulässig, wie Clausewitz auch schrieb, denn andernfalls führt er volkswirtschaftlich in den Ruin. Eisenhover wußte das und hat das sehr gut in seiner Warnung in Sachen MIK als Mahnung hinterlassen. Obama ist sehr Lincoln und Eisenhower lastig…..das MIK-System ist allerdings ziemlich zäh ;-) Mal sehen, was Obama bis 2016 noch schafft.
@klabautermann:
Ohne Ihnen als A16+ zu nahe treten zu wollen wird Ihre Argumentation doch etwas lächerlich. Selbst wenn man die 931 Milliarden Dollar aus Ihrem Link nimmt (wobei man trefflich darüber streiten kann ob alles was die links angehauchten Autoren unter Militärbudget fassen auch dazu gehört, z.B. Homeland Security. Bei meinem ersten Post bin ich übrigens von 670 Milliarden Dollar ausgegangen) sind wir bei gerade einmal 5,8% des GDP.
Ich würde mich freuen wenn Sie mir verraten würden wie Sie auf 25-30% kommen, denn ein solches Level ist in Friedenszeiten sicher nicht durchhaltbar (siehe UDSSR).
Einen „absoluten Krieg“ nach Clausewitz kann ich ebenfalls nicht im Ansatz erkennen, woran machen Sie diese Beobachtung fest? Meiner Beobachtung nach haben die Amerikaner weder auf Kriegswirtschaft umgestellt (II. WK ~50% GDP, allerdings inkl. aller Land Lease Lieferungen), noch nutzen Sie einen Bruchteil Ihrer militärischen Kapazitäten gegen Ihre Feinde.
„institutions are sticky“ und MIK dürfte schon aufgrund seiner größe und relativen bedeutung deutliche beharrungstendenzen aufweisen ;)
@Ghost Bear
wir wollen das hier nicht vertiefen. Mein Fehler war, dass ich Defence und nicht total national security costs geschrieben habe….Ansonsten empfehle ich mal bei Prof Stieglitz nachzulesen ;-)….der bekommt deutlich mehr als A16+ und als Nobelpreisträger in Sachen economics würde ich den nicht als lächerlich bezeichnen
@ghostbear, besser kann man die 0815-Gräulpropaganda von klabautermann nicht zusammenfssen.
Die USA haben während des gesamten ISAF-Einsatzes nie mehr als 4,7% ihres BNPs in die Streitkräfte gesteckt. Die angegebenen Zahlen für 2012 bestreite ich, ich habe da 3,9% in Erinnerung. Selbst 4,7% sind gerademal eine Steigerung von 50% gegenüber Friedenszeiten oder gegenüber Deutschland. Und dann muß man noch dazu anmerken daß in diese maximal 4,6% grundsätzlich auch Sachen einfliessen wie „Veteranenrenten, Krankenversicherungen und erweiterte Infrastruktur“, Sachen die so in Deutschland garnicht oder wenigstens anders in den Verteidigungshaushalt eingerechnet wurden/werden.
Es ist vielmehr verwunderlich wieviel die USA aus fast dem gleichem Verteidigungsanteil wie Deutschland an Mehrleistung herausholt. Könnte sich einer der Mitlesenden vorstellen daß Deutschland mal eben so 50.000 Soldaten für zehn Jahre dauerhaft in Kampfeinsätzen bindet?
Die Nationale Sicherheit macht 25%-30% des Bundeshaushalts der Vereinigten Staaten von Amerika aus. Das wäre die korrekte Formulierung.
Und ich halt’s da mit klabautermann, das ist in der Tat beängstigend.
Und es ist in der Tat eine sehr konservative Schätzung. Ein Großteil der seit 2011 enorm angestiegenen nachrichtendienstlichen Ausgaben dürfte da noch gar nicht enthalten sein. (An der Stelle sei dann nochmal auf die Datensammlung „Top Secret America“ der Washington Post verwiesen.)
http://www.spiegel.de/politik/ausland/nato-gipfel-verzoegerung-bei-planung-fuer-afghanistan-trainingsmission-a-884864.html
@J.R. und klabautermann:
Ich würde wirklich zu gern wissen, woher Sie beide diese Zahlen nehmen, SPON online vielleicht? Sie können es gern nocheinmal hier in allen Details bis zur letzten Schraube nachlesen: http://www.whitehouse.gov/omb und http://www.cbo.gov . Dabei ergibt sich selbst bei sehr großzügiger Betrachtung ein Wert von 6,7% (National Security gesamt wohlgemerkt, nicht nur Militär).
Was Herr Professor Stiglitz nun damit zu tun hat erschließt sich mir nicht. Der Professor ist ohnehin ein wenig im Ruf beschädigt, schließlich hat er noch 2004 ein Paper geschrieben ( http://www.amazon.com/Housing-Matters-Issues-American-Volumes/dp/B000ECOD70/ ) in dem er ernsthaft die Aussage trifft, das: „Risk to the government from a potential default on Goverment Sponsored Enterprise debt is effectively zero“ ( Damit ist unter anderem die staatliche Garantie für Fannie Mae und Freddie Mac gemeint, Kosten für den amerikanischen Steuerzahler bis heute weit über 160 Milliarden US Dollar ). Fairerweise muss man allerdings sagen das der gute Professor dafür wohl von Fannie Mae bezahlt wurde. Typischer Kaffeehaus Intellektueller halt.
@ Ghost Bear
Der amerikanische Bundeshaushalt lag 2012 bei 3.539 Mrd. $. Davon macht allein das Budget des Pentagons schon 19% aus (670 Mrd. $).
Hellmann und Kramer kommen sehr gut nachvollziehbar auf eine untere Grenze von 931 Mrd. $ Ausgaben für „Nationale Sicherheit“ oder „Verteidigung“ (ohne Bundespolizei, und vor allem ohne den Großteil der Nachrichtendienste). Das sind schonmal 27,14% des Bundeshaushalts.
Und das ist jetzt nur die „Milchmädchenrechnung“: Die Neuverschuldung wird einfach als geben hingenommen, Altlasten wie Verbindlichkeiten für durch „Nationale Sicherheit“/“Verteidigung“ verursachte Schuldenwerden ausgeklammert, und Opportunitätskosten werden nicht berücksichtigt.
Zum Vergleich: In Deutschland macht das Verteidigungsministerium (32 Mrd. €) 9,14% des Bundeshaushalts aus (353 Mrd.€), der Afghanistaneinsatz kostet nochmal 17 Mrd.
Zusammen sind das dann um die 14%. Auch das ist schon enorm viel.
Klarstellung: Bei der Berechnung der Afghanistan-Kosten ist mir ein Fehler unterlaufen.
Der Anteil der Afghanistan-Ausgaben am Bundeshaushalt nach „Milchmädchenrechnung“ ist eher gering. Bundeswehr-Zusatzausgaben für den Afghanistan-Einsatz sind 0,6 Mrd. im Jahr, die zivilen Ausgaben machten in der Vergangenheit nichtmal die Hälfte davon aus.
Insgesamt sind das für die Bundeswehr 3,6 Mrd. im Jahr.
Rechnet man hingegen volkswirtschaftlich, kommt man aber auf das Dreifache (daher die 17 Mrd.)
@J.R.
Da die Anzahl der Budgetebenen aber in jedem Staat anders sind – nicht überall gibt es eine Länderebene mit eigenen Haushalten – berechnet man es Anteilig auf das BIP. Da ist DEU vom vorletzten auf den letzten Platz zurück gefallen. Ihr recht viel ist da recht relativ…
Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist eben besonders signifikant, dass Präsident Bush nicht den Fehler seines Vaters wiederholen wollte und deshalb sowohl für die beiden Kriege in Irak und Afganistan als auch für die Kosten der Umsetzung des Patriot Act keine zusätzlichen Steuern erhoben hat, denn er wollte ja wiedergewählt werden…..im Gegenteil, er hat Steuern gesenkt.
“ Und noch einen Preis hat Obama für die von seinem Vorgänger
begonnenen Endloskriege zahlen müssen. „Kriege ersticken große
Reformbewegungen“, hatte ihm bereits im Sommer 2009 der
Präsidentschafts-Historiker Robert Dallek bei einem Treffen im Weißen
Haus prophezeit.
Der Erste Weltkrieg beendete die Ära der progressiven, der linken
Reformbewegung. Mit dem sozialen Umbau der US-Gesellschaft, den
Franklin D. Roosevelt initiiert hatte, war es nach dem Zweiten Weltkrieg
vorbei. Der Vietnamkrieg begrub die grandiose wohlfahrtsstaatliche Vision
der Great Society Lyndon B. Johnsons unter sich.
Und auch von Obamas Reformvorhaben ist nur ein Rumpfprogramm
übrig: Die Gesundheitsreform wurde dezimiert, die Regulierung der
Finanzmärkte blieb hinter den Erwartungen zurück, und beim Klimaschutz
passierte praktisch gar nichts.
Und dann ist da noch ein weiterer, vielleicht der folgenreichste Preis, den
Amerika für den Endloskrieg zu entrichten hat: Im Namen der nationalen
Sicherheit leistete die Regierung Bush einer schleichenden Erosion der
bürgerlichen Freiheiten Vorschub – und das ausgerechnet in dem Land,
das sich als Gralshüter eben dieser Freiheiten weltweit sieht.“
Zehn Jahre 9/11 – Der Kriege müde — sueddeutsche.de
[blockquote]klabautermann – Und dann ist da noch ein weiterer, vielleicht der folgenreichste Preis…[/blockquote]
diesen Preis zahlen wir alle. Und der ist nicht nur ideell, sondern auch ganz handfest, wenn Sie sich mal morgens auf einen beliebigen Airport begeben. Dort wird eine Unmasse an persönlicher Lebenszeit verbrannt.
@ Stefan H.
Der nationale Haushalt gibt ziemlich gut die Handlungsfähigkeit eines Staates wieder, insbesondere auf internationaler Ebene.
Und da gibt Deutschland für seine Verteidigung jährlich etwa 403 Euro je Einwohner aus, und die USA eben 2267 Euro je Einwohner. Das ist schon ein ziemlicher Unterschied.
Beides nebenei die offensichtlichen und zugänglichen Zahlen; mit versteckten Kosten, unter Berücksichtigung von Altlasten und angesichts von Opportunitätskosten dürften die tatsächlichen Belastungen für beide Länder deutlich höher liegen.
Nebenbei: Das BIP ist hingegen nur der Umfang der in einem Staat stattfindenden Geldtransaktionen. Sagt über Macht, Wohlstand oder Reserven eher wenig aus. Das Land mit dem höchsten BIP ist nicht ohne Grund Luxemburg, und das BIP pro Kopf ist in der Londoner Innenstadt am höchsten.