Und es gibt doch Kämpfe in Mali: Französischer Fremdenlegionär gefallen
Die französische Intervention in Mali, die Operation Serval, bleibt seit ihrem Beginn am 11. Januar seltsam ungreifbar: Berichte von Auseinandersetzungen gibt es weiterhin nur aus den offiziellen Mitteilungen aus Paris und gelegentlich aus Informationen aus Mali selbst. Unabhängige Beobachter, vor allem Journalisten, können nicht überprüfen, ob und wie es tatsächlich zu Gefechten kommt.
Dass tatsächlich weiterhin ein Krieg dort herrscht, wird nur in Einzelfällen deutlich: am (gestrigen) Dienstag ist ein französischer Fremdenlegionär gefallen. Nach offiziellen Angaben bei einer Aufklärungsmission im unzugänglichen Adrar des Ifoghas-Gebirge im Nordosten Malis. Der Belgier Harold Vormezeele ist der zweite französische Tote seit Beginn der Operation; bei dem Gefecht mit islamistischen Rebellen sollen 20 von ihnen getötet worden sein. Verlässliche Informationen über die Verluste auf Seiten der Islamisten gibt es allerdings nicht.
(Foto: Französische Armee)
Das ist natürlich bedauerlich. Angesichts von bis dato 2 Gefallenen stellt sich mir die Frage, ob die militärische Schlagkraft der Islamisten im Vorfeld nicht etwas übertrieben wurde.
Nähere Angaben zu dem Gefallenen finden sich in einem Artikel im Nouvel Observateur:
Sergent-chef Harold Vormezeele war Angehöriger des 2e REP (Zweites Fallschirmjägerregiment der Fremdenlegion) auf Korsika. Er wurde 1979 in Brüssel geboren und trat 1999 in die Fremdenlegion ein. Seit 2010 ist er französischer Staatsbürger. Er nahm an Einsätzen in Bosnien-Herzegowina, Gabun, Djibouti, Neu-Kaledonien, der Zentralafrikanischen Republik, der Elfenbeinküste sowie 3 mal in Afghanistan teil.
Absolut OT weil blogbezogene Frage:
wieso werden eigentlich manchmal, wie hier, einige Kommentare erst wesentlich später freigeschaltet als andere? chickenhawks Kommentar war für mich schon stundenlang zu sehen, der anscheinend ältere Beitrag von TK aber erst seit ein paar Minuten.
wordpress erlaubt es comments von unbekannten kommentatoren erstmal in die schleife zu stecken. spart einem manchmal stress mit dem LG hamburg …
BTT @ tk. Die Bärte haben ja zumindest in Teilen durchaus Erfahrung mit vollwertigen Armeen. die dürften nicht lange gebraucht haben um ihre überlebenschancen in der offenen Feldschlacht zu kalkulieren -> Rückzug, Kräfte sammeln, in die Bevölkerung einsickern wo das möglich ist, Gebirge im nordosten als Rückzugsraum nutzen, nadelspitzen auspacken …
ich wette da laufen schon diverse workshops zu Themen wie „how to become a triggerman“, „roadsided bombs 101“, „science of pressure plates“ um die wüstenkrieger zu guerillatruppen des 21. Jhdts umzuschulen. wenn man 5 mal am Tag beten muss, dauert sowas natürlich.
@ Gramm | 20. Februar 2013 – 17:19
Das hat (glaube ich) damit zu tun, ob man vorher mit demselben Nutzernamen und derselben Email-Adresse schon einmal auf Augen geradeaus! kommentiert hat. Bei ersten Mal muss man immer erst „händisch“ freigeschaltet werden.
@TK, markus, d.Ä.:
Schwer zu sagen, ob die Kampfkraft der zahlreichen Gruppierungen überschätzt wurde. Viele Islamisten weichen in Nachbarstaaten aus.
Ein ganz krasses Beispiel ist dieses Statement aus dem Sudan:
http://allafrica.com/stories/201302181358.html
Der JEM-Sprecher hat die selbe Behauptung heute früh in der BBC aufgestellt. Andere haben das Thema bereits vor einigen Wochen aufgegriffen. Die Glaubwürdigkeit sei dahin gestellt. Völlig unmöglich ist es aber nicht.
Die Brüder bewegen sich offenbar ungestraft von einem Land ins andere. Ob eine wie auch immer geartete internationale Anti-Terror-Mission das auch dürfte ist fraglich. Ohne jetzt wie das American Enterprise Institute klingen zu wollen: Mali ist ein tolles Testlabor für Sahelaufständische, die dann ihre erlernten Fähigkeiten in anderen
Nachbarstaaten ausprobieren können. Die Ganze Region ist nicht gerade dafür bekannt, aus besonders stabilen Staaten zu bestehen. Während Marokko oder Algerien momentan nicht so schnell durch Aufständische in ihrer Regimestabilität bedroht werden, gilt dies sehr wohl für Mauretanien, Niger, Libyen, in Abstrichen vielleicht auch für Tunesien.
Um noch einen paranoiden draufzusetzen, werfe ich einfach mal ein paar Stichworte aus der Angstmottenkiste in den Raum: Diaspora in Europa, Südflanke von NATO sowie EU. Sieht aus als hätten wir unseren nächsten Spielplatz gefunden.
@ chairforce
die ausweichmanöver über die grenzen hinweg laufen ja schon seit jahren. die dortigen Rattenlinien sind schon viel älter als sämtliche staatsähnliche Gebilde da vor Ort. Die Wunden lecken kann man immer beim nachbarn, im näheren umfeld gibt es ja praktisch kein land, das Kapazitäten frei hätte um drölfzigmillionen km² Wüste zu überwachen. Man schaue sich auch nur mal an wie gut grenzüberschreitende Polizeiarbeit auf EU Ebene funktioniert und extrapoliere da aufs nördliche und westliche Afrika …
So dort auch noch Berge wachsen ist die zentrale oder regionale Kontrolle noch weiter eingeschränkt. das dürfte sich strukturell nur marginal von den „stammesgebieten“ waziristans unterscheiden.
man braucht auch kein testlabor für irgendwas. tuaregaufstände gab es schon mehrfach in den letzten 50 Jahren, islamistische Bewegungen gibts auf transnationaler ebene auch schon eine weile. in Mali wittern sie gerade nur etwas morgenluft, weil der ohnehin schwache staat gegenwärtig wohl besodners schwach ist
@markus, d.Ä.:
Jawohl. Zustimmung zum ersten Absatz. Wobei MNLA und Konsorten sich deutlch von MUJAO, AQM und auch Ansar Eddine unterscheinen. Insofern sehe ich die Gefahr eher in einer Internationalisierung des Konflinkts auf Aufständischenseite. Die Dimension eines „konventionellen“ Tuareg-Aufstandes ist schon längst überschritten.