Männer, das geht schneller.
In meiner inzwischen jahrzehntelangen journalistischen Begleitung der Bundeswehr habe ich, bei allen Verschiedenheiten, zwei grundlegend unterschiedliche Typen militärischer Führer kennengelernt. Die einen sparten nicht mit Lob, wenn ihre Männer eine gute Leistung gebracht hatten. Die anderen stellten sich, so gut das Ergebnis auch gewesen sein mochte, vor die ausgepumpten Soldaten und verkündeten: Männer, beim nächsten Mal geht das aber schneller.
Verteidigungsminister Thomas de Maizière ist zwar kein militärischer Führer, sondern Politiker – aber auch er scheint eher dem zweiten Führungsstil zuzuneigen. Nachdem am (gestrigen) Samstag erste Zitate aus seinem Interview mit der heutigen Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung veröffentlicht wurden, zeigt ein Blick in das Gesamtinterview: Da hat ein Minister Kritik nach außen getragen, die – vielleicht – intern angebracht sein mag, die aber in dieser öffentlichkeitswirksamen Form die Beschäftigten demotiviert. Ich gebrauche bewusst den Begriff Beschäftigte: Da ist es nicht anders als in einem Unternehmen, dessen Mitarbeiter sich bei einer derartigen öffentlichen Kritik an ihrem Verhalten auch abgewatscht fühlen müssen.
Was hat de Maizière denn nun gesagt? Die – bereits bekannten – Zitate hat die FAS nicht unberechtigt als Kernaussage des Ministers zum Wunsch seiner Truppe nach Anerkennung vorab veröffentlicht:
Sie haben den verständlichen, aber oft übertriebenen Wunsch nach Wertschätzung. Sie sind vielleicht geradezu süchtig danach. (…) Hört einfach auf, dauernd nach Anerkennung zu gieren.
In dem fast ganzseitigen Interview sagte de Maizière natürlich eine ganze Menge mehr, und er leitet auch her, wie er zu dieser Aussage kommt. Gleich zu Beginn anwortet er auf die Frage der FAS-Kollegen, ob der Bundeswehr der öffentliche Zuspruch fehle, mit einem klaren Nein: Durch den Afghanistan-Einsatz sei die öffentliche Zuwendung zu den Soldaten und zur Bundeswehr deutlich größer geworden, die Anerkennung der Arbeit von Soldaten habe zugenommen, und das geflügelte Wort des früheren Bundespräsidenten Horst Köhler vom freundlichen Desinteresse gegenüber der Truppe sei längst freundlichem Interesse an der Bundeswehr gewichen.
Dennoch, und das ist der Kern der Kritik des Ministers, glaubten etliche Soldaten, dass sie viel weniger anerkannt werden, als es in Wirklichkeit der Fall ist. Da fällt dann der Satz vom Gieren nach Anerkennung, und de Maizière setzt das mit dem fatalen Betteln nach Zuneigung in einer Beziehung gleich: Die Wertschätzung anderer bekommt man nicht dadurch, dass man danach fragt, sondern dass man gute Arbeit leistet. Wenn unter Eheleuten ein Partner den anderen fünfmal am Tag fragt, ob er ihn noch liebe, erhöht das nicht die Liebe. Auch ein Lob wirkt, wenn es selten ausgesprochen wird, viel stärker.
Das ist eine bestimmte Art von Führungsphilosophie, die kann man gut finden oder nicht. Ob der Umgang mit Untergebenen nach dem Motto Nicht gemeckert ist gelobt genug so viel zur Motivation beiträgt – gerade wenn die Mitarbeiter aufgrund der äußeren Umstände und einer gesellschaftlichen Debatte verunsichert genug sind? Ich hätte daran meine Zweifel. Und ebenso finde ich die These – sagen wir mal: sportlich, den langjährigen Afghanistan-Einsatz als Auslöser von mehr gesellschaftlicher Zuwendung für die Bundeswehr einzuschätzen.
De Maizière ist als Politprofi lange genug im Geschäft, um zu wissen, welche Sätze aus so einem Interview herausgegriffen und zitiert werden – und welche Wirkung sie bei den eigenen Leuten haben dürften. Was intern noch als Reisst euch am Riemen-Aufforderung verstanden wird, wird öffentlich zur Watsche. Und führt dazu, dass sich die Angesprochenen die Frage stellen: steht der da oben noch hinter uns?
Nachtrag: Mittlerweile hatte ich auch ein kurzes Gespräch über die Minister-Äußerungen mit dem Vorsitzenden des Bundeswehrverbandes, Oberst Ulrich Kirsch. Der empfindet die Aussagen als absolut unangemessen (ähnlich hatte er sich bereits gestern gegenüber der FAZ geäußert). Die Soldaten erführen zu wenig Anerkennung – und die Politik gehe darauf nicht genügend ein. Mir scheint, die Gespräche zwischen de Maizière und Bundeswehrverband dürften ab jetzt in einer deutlich kühleren Atmosphäre stattfinden.
(Foto © Thomas Trutschel/photothek. net)
Gute Feststellung.
Ironie – On:
Wie gerade dem Postillion empfohlen: diese Gier nach Anerkennung greift einfach um sich in diesem Land. Amazonmitarbeit oder ALDI-Kräfte … diese uuuuuuunsagbare Gier!
Ironie – Off:
Ein Minister, der im Interview über seine Soldaten mit Analogien aus dem Beziehungsbereich arbeitet – nachdem der Jahresbericht des Wehrbeauftragten die prekäre Lage rund um Soldatenehen und Scheidungsraten thematisiert braucht eine Nachschulung am Zentrum Innere Führung – Menschenführung.
Ich bleibe bei meiner Einschätzung: er will sein Amt los werden, bevor die Reform offenkundig als gescheitert auffliegt.
Meine Meinung:
Keiner der Kameraden, mit denen ich in Isa Khel, Quatliam und Shahabuddin gewesen bin und dort wahrlich einiges erlebt habe, gierte anschließend besonderer Anerkennung.
Was ich aber erlebt habe ist, dass die Gier nach übertriebener Anerkennung sehr wohl vorhanden war, und zwar bei den Kameraden, die im Lager auf uns warteten.
Ich will deren Job nicht herabsetzten, aber das größte Genörgel und die größte Sucht nach Anerkennung stammt immer von Leuten, deren größte Gefahr es war, nachts nicht besoffen irgendwo reinzustürzen. (Wer es nicht glaubt sollte mal „4 Tage im November“ von Johannes Clair lesen. Habe ich mehr als einmal erlebt, dass Drinnis sich mit Geschichten schmückten, die sie nie erlebt hatten).
Insofern verstehe ich unseren Minister und schließe mich seiner Aussage an. Der Truppe insgesamt würde etwas mehr Zurückhaltung und Bescheidenheit sehr gut zu Gesicht stehen.
Rein aus Sicht der politischen Kommunikation:
WTF? So ein Interview, und der Minister weiß das, gibt nur Nachteile!
Die eigenen Leute werden Sauer.
Der politische Gegner (moderat) wird ihm mangelnde Loyalität mit seiner Truppe vorwerfen.
Der politischer Gegner (extremer) wird sagen „na bitte, alles gestörte Rowdies bei der Bundeswehr“.
Die eigene Partei wird herumschwimmen.
Die SecDef Journalisten werden iritiert sein.
Ausländische Militärs können gar nicht nachvollziehen, wenn ein Verteidigungsminister öffentlich seine Soldaten abkanzelt.
Um meinen ehemaligen Chef zu zitieren. „Sag dem Idioten er soll beim nächsten Mal entweder mehr oder weniger vorher trinken.“
Offenbar hat er keine Lust mehr. Anders lässt sich so ein bewusster pauschaler Frontalangriff auf seinen eigenen Laden nicht erklären. Ein Kündigungsschreiben an die Bundeskanzlerin?
Die politische Kommunikation ist das Schlüsselwort. Ein so offenkundig angreifbares Interview zu geben dient nur einem Zweck:
Einen Stellvertreterkrieg in den Medien inszenieren, damit aktuelle Punkte, wie
– Mali,
– Soldatenversorgung,
– Afghanistan-Folgemandat,
– Einsatzbelastung
– Bundeswehrreform
– und nicht zuletzt die verdoppelten Rüstungsgüterexporte
nicht diskutiert werden.
Ein Minister, der so agiert hätte spätestens bei seinem Statement zum Thema Soldatenäußerungen zur Bundeswehrpolitik des Amtes enthoben werden müssen.
In einer Rede vor der Clausewitz-Gesellschaft ließ TdM tief blicken (Link hier in den Kommentaren gefunden) :
„Verteidigungsminister Thomas de Maizière (CDU) wünscht, dass sich Soldaten auch öffentlich an Debatten über die Bundeswehr und Sicherheitspolitik einschalten. Allerdings nur, solange sie nicht von der offiziellen Linie des Verteidigungsministeriums abweichen. “
Damit konterkariert er einen wesentlichen Grundpfeiler der Bundeswehr – das Konzept Staatsbürger in Uniform.
Konkrete Auswirkungen der laufenden Diskussion:
Mich erreichte die Aussage: „Ich schaue keine Nachrichten mehr – solche Dinge regen mich nur auf.“
Die betreffende Person ist aktuell in der PTBS-Behandlung und wählt Isolation als Schutzmechanismus. Verständlich, aber auch nicht im Sinne des Konzepts Staatsbürger in Uniform.
Fakt:
Die Bundesregierung will eine Armee und Soldaten, mit der sie umspringen kann, wie mit Rüstungsgütern: sie in alle Welt verkaufen. Ohne Kritik – ohne Hinterfragen.
Bei Schneeschippen wurde ich von meinem Nachbarn auf besagtes Interview angesprochen. Auch er, der mit der Bw nichts am Hut hat, kann derartige Aussagen nicht nachvollziehen. Auch wenn man über manchen Satz dMs trefflich diskutieren kann, wird ein negativer Tenor bei den Lesern hängen bleiben. In der FAS ist das Interview neben dem „Heule, heule Gänschen“ Artikel mit Blick auf die angeblich manchmal übertrieben beschriebene „Opferrolle“ der Polizei gesetzt. Das passt ins Gesamtbild. Staatsdiener (Soldaten und Polizisten) die heulen und gieren. Das blieb bei meinem Nachbarn hängen. Auch wenn das Interview von Soldaten noch differenziert betrachtet wird, wird bei den Lesern ein Negativ-Image erzeugt und vermutlich leider auch verankert bleiben. T.W. stimme ich i.d. Bewertung voll und ganz zu. Das wäre ein Thema für eine Tagung mit Führungskräften o.Ä. gewesen, aber nicht für die Öffentlichkeit. Für mich bleibt das ein böses Foul.
Hoffentlich spricht Kanzlerin Merkel dem Herrn TdM möglichst bald ihr „allervollstes Vertrauen“ aus.
Was der BMVg mit der Aussage bezweckte oder auch einen Moment nicht Herr seine Worte war, kann nur er persönlich erklären. Vermutlich bleibt es aber so oder so ein ewiges Geheimnis.
Was nun? Braucht die Bw nun wegen dieses Satzes einen neuen BMVg? Ist das, was TdM bisher gemacht/geleistet hat, gegenüber dieser Aussage so wenig gewichtet, dass nun auch er gehen soll? Gibt es echte Alternativen? Insbesondere zum jetzigen Zeitpunkt?
Leute, das ist sehr unerfreulich – keine Frage. Aber ist es eine Kernfrage, ist es das, womit man sich nun in der Bw und ausserhalb beschäftigen muss?
Können wir alle nicht einfach mal diesen Satz vergessen und zur Tagesordnung übergehen? Es gibt – glaube ich – Wichtigeres in der Armee und in Deutschland.
Und: Herr Minister, schweigen Sie bitte jetzt nicht, sondern sagen Sie ein paar Worte dazu – Danke!
Woran schafft er es denn zu messen das aus freundlichem Desinteresse freundliches Interesse geworden ist, gibt da Werte, lustige Ampeln oder irgendwas, was diese Aussage untermauert oder ist dies nur seine Einschätzung?
2 Punkte in FL und 1 Monat Fahrverbot!
Mehr ist da nicht zu sagen …
Wäre ich noch aktiv und VP, dann wüsste ich was ich den Herrn Verteidigungsminister bei der nächsten Visite frage.
Nachtrag:
Ich habe gerade beschlossen ich hab ihn auch nicht mehr lieb.
Ob’s hilft? Zählen wir die Stimmen im September!
da sich ganz Deutschland eh nicht für seine Soldaten oder dem Irrsinn der Bundeswehrreform interessiert, wird auch dies nur eine Schlagzeile sein und ab morgen geht alles seinen gewohnten Gang….
Und ebenso finde ich die These – sagen wir mal: sportlich, den langjährigen Afghanistan-Einsatz als Auslöser von mehr gesellschaftlicher Zuwendung für die Bundeswehr einzuschätzen.
Es hat zumindest die Empathie für die Soldaten erhöht.
„Da halten einige den Kopf hin“ ist halt eine neue Dimension, die auch unabhängig von der Meinung zur Bundeswehr und den politischen Rahmenbedingungen anerkannt wird.
Insgesamt verstehe ich De Maizieres Äußerungen als Forderung von mehr Realitätssinn. Und – das halte ich ihm zugute – er beläßt es eben nicht bei der Forderung, sondern beteiligt sich mit seiner (imho nachvollziehbaren) Meinung an der Debatte.
Jetzt kann man natürlich sagen: Das ist aber politisch sinnlos, damit macht er sich nur Gegner. Kann sein. Persönlich habe ich den Eindruck, dass De Maiziere die Bundeswehr nicht als Unternehmen sieht, sondern als gesellschaftliche Instanz. Und wenn sich da die interne Nabelschau zu sehr von der gesellschaftlichen Realität wegentwickelt, dann kann es es eben auch wert sein, beide wieder zusammenzuführen. Auch wenn das wohl meist erstmal nen Knall und viel Unmut gibt. Aber an einer Parallelgesellschaft Bundeswehr hat keiner ein Interesse.
Es sei hier wirklich nochmal auf den Welt-Artikel „Unsere Soldaten verdienen mehr Anerkennung“ verwiesen.
Zwischen den Zeilen ließt sich das wie ein: „Ich hab vorher mit Finanzbeamten gearbeitet. Da war die gesellschaftliche Wahrnehmung auch ok, und dier eigene Wahrnehmung der gesellschaftlichen auch ziemlich negativ. Aber bei den Soldaten ist sowohl die gesellschaftliche Meinung besser, als auch die Wahrnehmung selbiger bei den Soldaten noch negativer.“ (Und das ist halt auch ein Unterschied: Anders als die meisten Soldaten dürfte der Minister einen Einblick haben, wie das mit Bild und Selbstbild in anderen Institutionen ausschaut. Die meisten Soldaten dürften aus erster Hand nur die Bundeswehr kennen.)
Und das Ungesagte: „Und all die Jahre hat sich keiner getraut darauf hinzuweisen, auch wenn’s für jeden der ’nen Vergleich hat ziemlich offensichtlich ist. Gemäßt dem Motto: Warum das Problem ansprechen, ist ja nicht meins.“
Jetzt kann man natürlich munter über Motive und Zeitpunkt des Ministers spekulieren (Soldaten-Maulkorb vor der Wahl?). Aber im Kern hat er mit der Kritik recht. Und das ist es doch, warum das Gesagte so trifft.
Und auch wenn ich De Maziere nicht besonders mag (er ist halt ein Verwaltungstechnokrat, der mit Sicherheitspolitik nicht viel am Hut hat, und dessen Aufgabe eine möglichst ruhige Bundeswehrreform ist): DIe Aussage zeigt in meinen Augen schon, dass ihm nicht ganz egal ist, was langfristig aus der Bundeswehr wird. Und das ist schon was positives.
Auch wenn das Interview als Ganzes moderater ausfällt als nach den ersten bekannten Zitaten zu befürchten war, ist es doch Beleg für das beamtisch-bürokratische Selbstverständnis des BM. Wenn man sich daran erinnert, wie TdM im BKAmt und im BMI mit der Bw umgegangen ist, überrascht einen diese Distanz nicht. Ich halte das Interview für TdM pur.
Er füllt die Rolle des IBUK weder im BMVg noch gegenüber der Truppe aus. Er läßt seine beiden verbeamteten StS das Haus führen. Der eine ist neu im Geschäft, platzt vor Selbstbewußtsein und läßt niemanden an sich heran, der ihn fachlich beraten könnte. Der andere ist durch nepotistische Strippenzieherei und Kungelei mit denen, die an der Bw Geld verdienen ohne Beinfreiheit und Gestaltungsmacht. Was ist dann zu erwarten?
Und die Streitkräfte? Der GI fremdelt in Berlin und wünscht sich im VA eine Taktiktafel. Die Insp sind damit beschäftigt, den Phantomschmerz des Auszugs zu überwinden und ihren Soldaten die Erfolgsfähigkeit der Neuausrichtung zu verkaufen.
Ein solches Interview zu verhindern, wäre Aufgabe des Leiters Presseinfostab und des Leiters Leitungsstab. Aber die sind ja Abziehbilder von TdM aus dem BMI. Kein Gefühl für Bw-Belange ist dort erwartbar.
@ tom_weinreich: Hoffentlich wird ihr Kommentar von Tle der Leitung gelesen. Sie treffen den Kern und beschreiben hervorragend die aktuelle Lage im BMVg und darum. Arbeiten sie dort? ;-)
Das besonders pikante daran: Der Minister forderte von seinen „Beschaftigten“ sich jeder öffentlichen Kritik an der Verteidigungspolitik zu enthalten. Umgekehrt scheint d’as nicht zu gelten. Führung durch Vorbild?
Ich als Zivilist (und nebenher noch [unfreiwillig] Ungedienter) empfinde diese Aussage als bodenlose Frechheit gegenüber der Truppe. Als wäre die Aussage, dass „die öffentliche Zuwendung zu den Soldaten und zur Bundeswehr deutlich größer geworden“ sei, nicht schon Hohn genug, schlägt der Verweis auf die allgemeine Gier der Soldaten nach Anerkennung dem Fass den Boden aus. Diese Beurteilung – vor dem Hintergrund des Besuchs der Soldaten in der Türkei durch Bundeskanzlerin und Verteidigungsminister- ist doch direkt auf die Veteranen aus den Einsatzgebieten und die derzeit dort stationierten Soldaten gemünzt.
Nur so als Anregung.
http://www.youtube.com/watch?v=x2L3skZ7FEw
@all
Vielleicht sollten hier alle mal runter kommen!
Gestern bis weit in die Nacht hinein wurde ohne Sachkenntnis mit Polemik und Beleidigungen gearbeitet.
Heute mit Sachkenntnis müssen wohl einige ihre markigen Worte von gestern irgendwie versuchen zu begründen und ziehen wilde Thesen an den Haaren herbei.
Inhaltlich hat er doch nicht ganz Unrecht!
1. Er steht weiterhin zu dem was er seit Dienstantritt sagt: den Soldaten steht mehr Anerkennung zu!
2. Er betont unverändert das besondere und schöne an unserem Beruf (Kameradschaft etc.).
3. Er erkennt an, dass auch (allerdings natürlich erst in zweiter Linie) der finanzielle Aspekt stimmen muß.
4. Er fordert (zugegebener Maßen mit ungeschickten Worten) dazu auf endlich mal weniger RUMZUFLENNEN!
Wenn ich mir diese Faden und den von gestern Abend so anschaue, dann sehe ich mindestens ein halbes Dutzend Beweise für seine These!
Aber glücklicherweise gibt es ja auch einige besonnene Stimmen… von daher @HdW (dieser Faden) und @J.R. (im Faden gestern Abend) –> volle Zustimmung!
Was tom_weinreich da beschreibt klingt nach allem Möglichen, nicht aber nach einer Parlamentsarmee.
Da muss TdM einen vollständigen Blackout gehabt haben. Anders ist das nicht zu erklären.
@tom_weinreich
Passend zu Ihren Ausführungen:
TdM: „Manche sagen, ich wirke wie eine Büroklammer. Auch wenn das nicht nett gemeint ist, ist es nicht schlimm. Ich halte viel davon, dass Verwaltungen politischen Willen umsetzen. Wer soll das sonst tun?“
(F.A.S. v. 11.02.2012)
Es gibt für die Soldaten auch Anerkennung und Motivation ausserhalb des BMVg
http://www.youtube.com/watch?v=bpM_ttcHN-M&feature=share&list=UUtujFB9xj_IBBeu7gBxJ6-Q
„Wir können nur so stark sein, wie uns uns macht!“
@Pionier: Natürlich werden die Kommentare hier durch den Presseinfostab vorgelegt ;-)
@Prediger: Ja, er kultiviert dieses Images der preußischen Büroklammer. IBUK ist aber mehr als das Umsetzen des politischen Willens. Und präsidialer Führungsstil fällt einem im BMVg auf die Füße.
@ Rote Litze:
Das Video stammt nicht von Stellen/Personen außerhalb der Bw.
Das ist eines der vielen Werbevideos der Verteidigungsministeriums selbst.
An alle die sich hier über die Äußerungen aufregen: würdet ihr euch bei ähnlichen Anmerkungen gegenüber anderen Berufsgruppen wie z.B. POLITIKERN auch so echauffieren?
@J.R.
‚Tschuldigung, hatte übersehen, dass Sie auch heute schon einen Kommentar hatte. Und auch zu diesem Kommentar –> volle Zustimmung!
@Daniel Lücking
„Was tom_weinreich da beschreibt klingt nach allem Möglichen, nicht aber nach einer Parlamentsarmee.“
Was vielleicht daran liegt, dass es – ganz egal was in Sonntagsreden seit 10-15 Jahren immer und immer wieder behauptet wird – keine Parlamentsarmee gibt und rein definitorisch auch nicht geben kann?!
Die Streitkräfte sind Teil der Exekutive, nicht der Legislative. Der Bundestag stellt die Gelder bereit und kontrolliert über Gesetze und durch andere Maßnahmen (VA und WB) die Umsetzung dieser Gesetze.
Eine „Parlamentsarmee“ sähe anders aus…
Aber DAS war jetzt definitiv O.T. ;)
@Koffer – es mag sein, dass wir vor unterschiedlichen Erfahrungshorizonten diskutieren.
Ich war Oberleutnant, 10. Dienstjahr, Ende 3. Auslandseinsatz in 3 Jahren, dazu eine NRF 7 Übungsverpflichtung absolviert und ein halbes Jahr NRF-Ruf-Bereitschaft hinter mich gebracht. Insgesamt waren es 4 Auslandseinsätze während meiner SaZ-Zeit als Mannschaftsdienstgrad und Offizier.
Ich saß zur Eröffnung meiner Einsatzbeurteilung vor einem Oberstleutnant – Generalstabsoffizier. Wenn ich mich recht entsinne 18. Dienstjahr – und doch schon in seinem zweiten Einsatz!
Jovial haute er mir folgenden Satz um die Ohren:
„Zeitsoldaten sind für mich dazu da, den Berufssoldaten die Einsatzlast zu nehmen.“
Ich wünschte, ich bekäme diesen Satz aus dem Ohr.
Zur Diskussion:
Es besteht ein gravierender Unterschied darin, ob hier Berufssoldaten mit aktiven Zeitsoldaten oder Veteranen oder Reservisten reden. Dazu kommt immer die individuelle Familiensituation.
Nicht zuletzt: die Zahl der Einsatztage.
Wenn mir Schreibtischtäter erzählen, die Forderung nach Anerkennung sei ungerechtfertigt und manche Soldaten würden nach Anerkennung gieren, dann lassen sie genau die Differenzierung außer acht.
Die Defizite rund um Nachwuchswerbung, Einsatzbelastung, Veteranenversorgung und zugesagter Berufsförderung sind so eklatant, dass die „Gier nach Anerkennung“ durchaus als natürliches Gegengewicht gesehen werden kann, welches sich daraus entwickelt.
Mit Begriffen, wie Gier um sich zu werfen macht TdM unhaltbar und zeigt, dass er für die Situation der ihm unterstellten Soldaten nicht einen Funken an Empathie mitbringt. Vom Verantwortungsgefühl, die Missstände abzustellen fange ich nicht an.
Was TdM einfordert grenzt an Kadavergehorsam gegenüber der Regierung Merkel und ist falsch verstandene Loyalität.
@Mario Kaeß
Richtig. „Ihr“ sind die Familien, Freunde und Andere, die den Soldaten Anerkennung geben – das ist die Botschaft.
„Ihr“ das sind wir. Und wieviel „Andere“ es noch gibt, liegt auch ein Stück in unserer Hand.
Inzwischen haben sich mehrere Politiker zu dem Interview gegenüber der SZ geäußert. Läuft über Ticker. Interessant, dass Arnold TdM stützt. Da übt jemand schon PStS. Vielleicht liefert T.W. die nach?
Rote Litze | 24. Februar 2013 – 12:18
Es hat mich schon beim erstmaligen Erscheinen des Videos gewundert, das dort eine Botschaft an die eigene Truppe gesandt wird mit dem Tenor: „eure Familien denken an Euch“.
Kapier‘ ich heute noch nicht …
@Daniel Lücking
Netter polemischer Seitenhieb auf den iGler, aber insofern unsachlich, da er 1. in seiner Gesamtdienstzeit wohl mehr Einsätze haben wird als Sie und 2. aufgrund seines „frühen“ Diensteintritts in den Anfangsjahren ja noch gar keine umfangreicheren Einsätze waren.
Also: nett und polemisch, aber nicht alles was hinkt ist auch ein Vergleich!
„Wenn mir Schreibtischtäter erzählen, die Forderung nach Anerkennung sei ungerechtfertigt und manche Soldaten würden nach Anerkennung gieren, dann lassen sie genau die Differenzierung außer acht.“
Tja, da haben Sie wohl den Minister nicht verstanden.
Denn er hat NICHT gesagt, dass wir keine Anerkennung verdienen, sondern lediglich, dass wir aufhören sollen danach zu streben. Das ist genau das Gegenteil von dem was Sie verstanden haben!
Nochmals: zurück zur Sachlichkeit!
@tom_weinreich
Nö, die sind ja überall via gugel njus nachlesbar… (Und ich als Einmannunternehmen habe nicht die gleiche Kapazität wie der Rest der deutschen Medienlandschaft zusammen, überall Stimmen zur Ministeräußerung einzusammeln.)
Die richtige Frage wurde hier ja schon gestellt. Wenn es tatsächlich eine Sucht/Gier nach Anerkennung gibt, muss man sich fragen, woher diese kommt.
Es ist IMHO ein selbst geschaffenes Problem, dass von Oberleutnant und Zugführer über den Kommandeur/ Kommodore/ … über den DivKdr bis ganz nach oben durchzieht.
Die meisten Vorgesetzten haben in den letzten 1,5 Dekaden zunehmende Mangelwirtschaft und Realitätsabstinenz erlebt, die durch immer aufgeblasenere Entwicklungen seitens des Ministeriums ausgeglichen wurden.
Und fast jeder Vorgesetzte sieht/ sah sich außerstande am Mangel etwas zu beheben.
Also blieb nur ein Weg. Nämlich durch übertriebenes Lob dem Soldaten versuchen einen Motivationsschub zu geben. Je größer jedoch die gefühlte Differenz zwischen eigenem Anspruch der Führung und der Wirklichkeit wurde, umso mehr musste der jeweilige Vorgesetzte zu übertriebener Motivation greifen.
Das führte letztlich dazu, dass selbst wenn ganze Divisionsübungen (Extricate Owl, Schneller Adler) in den Sand gesetzt wurden, 2 und 3-Sterner nur Lob aussprachen. Wenn Kritik kam, dann immer mit den vorangestellten Worten: „Unter diesem Umständen ..“ oder „Wenn die Übungskünstlichkeit nicht wäre …“.
Es gibt genügend Beispiele dazu im Netz.
Also wenn es eine Sucht nach Annerkennung gibt, dann ist es ein hausgemachtes Problem. Und zwar ein Problem der Führungskultur.
@Koffer
Meinen Sie – und was ist mit der Fürsorge nach der Dienstzeit?
Klar gehen Zeitsoldaten häufiger in die Einsätze im Vergleich zu den IG’lern.
Dieser Belastung wird aber nicht Rechnung getragen. Wenn das Programm den IG’ler und BS wegen der längeren Dienstzeit nicht zuzumuten ist, dann muss bei den Zeitsoldaten, die mit belastender Kadenz in die Einsätze gehen dem Ganzen Rechnung getragen werden.
Meine Einsatztätigkeit brachte mir Nachteile bei der beruflichen Qualifizierung (Offizier ohne Studium) während der Dienstzeit ein.
Mit Übergang in den BFD wurde ich an die Bundeswehrverwaltung übergeben, die bei der Gewährung nicht auf die bestmögliche Qualifizierung wert legt, sondern auf vorschriftengetreue Umsetzung der Gesetzeslage.
Diese eignet sich nebenbei hervorragend dazu, die Kosten für den Dienstherrn klein zu halten.
Fürsoge im Dienst mit Kurangeboten habe ich nicht erfahren.
Fürsorge nach der Dienstzeit in Form einer zielführenden beruflichen Qualifizierung findet ebenfalls nicht statt. Formal korrekt werden gewünschte Maßnahmen abgelehnt – Alternativangebote unterbreiten die BFD-Berater nicht.
Und immer wieder treffe ich Zeit-Offizierkameraden, die gerne in den Einsatz gehen würden – deren Freiwilligenmeldungen für Einsätze aber nicht umgesetzt werden. Sie verlassen die Bundeswehr mit einem Studium und kopfschüttelnd.
Der Minister reagiert offenkundig genervt – und was als Bild in der Bevölkerung übrig bleibt ist, dass jeder (Ex-) Soldat ja zu den „Gier-Kopf“ oder „Jammerlappen“ gilt.
Hat ja schon der Minister erkannt. Und der ist Minister. Der muss es ja wissen.
Meine Ehe hat diese Zeit vermutlich nicht überlebt.
Die einzige Polemik, die ich in dieser Debatte sehen kann kommt aus der Richtung von TdM.
In welcher Welt lebt dieser Mann? Gehört zu der “ unglaublich hohen Anerkennung“ der BW auch, dass in Nordrhein-westfälischen Schulen Auftritte der Jugendoffiziere nur dann zulässig sind, wenn sie durch Gegenauftritte von Vertretern “ antimilitaristischer“ Organisationen gekontert werden?
Folgende Anmerkungen von mir:
1. Wir müssen endlich lernen, beim Reden über die Bundeswehr die Streitkräfte, die Wehrverwaltung und das Verteidigungsministerium (=die Behörde, die als Teil der Regierung mit der Führung der Streitkräfte beauftragt ist) zu unterscheiden.
2. Führung erfolgt bei einer Organisation ab einer gewissen Größe über die öffentliche Kommunikation. TDM hat es geschafft, durch eine Kampagne wie WDD, die Deutungshoheit über den militärischen Teil der Bundeswehr zu vereinnahmen, ohne diesen wirklich zu berücksichtigen (Die Wehrverwaltung spielt da eine sehr untergeordnete Rolle). Bei einem Vortrag zur „Kommunikation der Bundeswehr“ (in Wirklichkeit ein Vortrag zur Kommunikation des BMVg) in Dresden ist es TDM gelungen – meines Wissens nach unhinterfragt – kein einziges Wort zur Bedeutung der internen Kommunikation zu verlieren. (http://www.bmvg.de/portal/a/bmvg/!ut/p/c4/NYvBCoMwEET_aDc5FKQ3RSi99lBrLyWaJSyYRNbVXvrxTQ7OwIPhMfjG0uQODk45J7fgC8eZr9MXpngEiJx4UxLeI3iSz7lByFPCod49wZwTaaVSUi4M4jQLrFl0qWYXKQbY42hs3xlrzthfM9za58U2tr93D1xjbP805TG6/)
3. TDM sagt weder im FAS-Interview noch an anderer Stelle etwas zur Verantwortung oder den Möglichkeiten des BMVg, an der Anerkennung der Soldaten mitzuwirken. Stattdessen lässt er zu, dass durch eine restriktive Pressearbeit und eine dilettantische Personalwerbung den Soldaten nicht nur die Anerkennung versagt bleibt, sondern mehr noch Zerrbilder des soldatischen Dienens bis hin zur Karikatur erzeugt werden. Darüber hinaus verweist er wohlfeil auf Ergebnisse öffentlicher Umfragen, ohne zu hinterfragen, ob die positiven Haltungen zur Bundeswehr nicht vielleicht auch TROTZ der öffentlichen Selbstdarstellung der Bundeswehr vorhanden sind, bspw. deshalb weil eine große Zahl der Soldaten selbst in ihrem Nahbereich eben dieses Bild zu zeichnen helfen.
4. StS Beemelmans lässt sich sehr wohl beraten, unter anderem in Sachen der Personalgewinnung durch den Herausgeber der Schriftenreihe „Kitamanagement konkret“. Ein Schelm, der …
Die Frage, warum TDM sich nun in o.g. Weise äußert, ist vermutlich verschiedenen Faktoren geschuldet:
– Ablenkungsmanöver (wie Daniel schreibt)
– Echte Überzeugung, dass (mediale) Anerkennung tatsächlich überschätzt wird (ich neige dazu, ihm hier zu folgen. Genau deshalb plädiere ich dafür, dass die Institution selbst, den Soldaten mehr Anerkennung zu Teil werden lässt)
– Ruhe an der „Heimatfront“ in beginnenden Wahlkampf
– Unzufriedenheit mit der Reform, insbesondere mit dem Personalabbau (hier könnten die entsprechende Äußerungen insbesondere bei den noch halbwegs Reflektierten, die auch außerhalb der Truppe Chancen haben, dazu führen, die Angebote anzunehmen).
Der Länge des Link auf BMVg.de spiegelt ungefähr die Masse an Kommentaren wieder, die notwendig ist, um die Plakative Aussage TdMs als gerechtfertigt zu erklären und zu stützen.
Verabschiede mich aus der Diskussion. Langsam wird betrinken zur einzigen Alternative.
Hallo Koffer
Jetzt geh bisschen herunter, vor du heute noch einen Herzinfarkt erlebst.
Tatsache ist neues Sparen haben alle für gut befunden aber bei sein Ministerium, erlaubt das zurzeit nicht
Außer nur einer sagte „ er kommt mit Herr Schäuble gut aus, er würde schon einen guten Kompromiss finden „ Rat Sie mal wer es war?
Fakt ist das Polen 690 Radpanzer Beschlaft hat
Und jetzt schon 250 nachbestellt hat
http://de.wikipedia.org/wiki/Patria_AMV
Deutschland wo noch dieses Jahr der Boxer Auftrag ausläuft, immer noch keine Bestellung läuft was die deutsche Industrie dringend brauchte , gerade die Firmen die am Boxer beteiligt sind ( Zulieferer ) haben zur Zeit schlechte Auftragslage , und das noch in einen Wahljahr .
GGF 2 soll die ersten im April zu laufen sind immer noch nicht bestellt, alles deutet auf AMPV hin
Mowag hat schon angedeutet das es Entlassungen( Kasel ) geben wird ( Das in einem Wahljahr ).
Gerade haben wir erlebt wie schnell man in einen Neuen Einsatz gerät und nicht mal in der Lage ist ein Fahrzeug Reserve zu Bilden
Also mich Wunderte diese Aussage nicht, Soldaten sind nur seine Angestellte
Ist zwar bei mir schon was her, aber möchte mich zu diesem Thema mal tatsächlich einbringen.
Warum? Weil ich mich zumindest in meiner aktiven zeit tatsächlich persöhnlich mit dem Thema auseinander gesetzt habe.
Insofern bin ich zumindest zu zwo schlüssen gekommen:
vorweg glaube ich das das zitat, welches glaube hier im blog schon mal gefallen ist oder ich in einem zeitungsartikel aufgeschnappt habe, auch heute seine gültiggeit hat.
Sinngemäß: „Soldaten brauchen geld, macht und anerkennung.“
Und was die Annerkennung angeht so muss ich sagen, das zumindest aus meiner wahrnehmung heraus, diese in der Truppe nicht wirklich gesehen wird.
(vermute das könnte tatsächlich ein Motiv zu diesem Interview gewesen sein).
Und hier möchte ich Ansetzten.
Meine erste Erkenntis ist:
Die tatsächliche Anerkennung des Soldatenberufes in der Bevölkerung ist im Grunde positiv. Klar, regional gibt es deutliche unterschiede (Beispiel München Sbahn oder Hbf, gegenüber Berlin Hbf, Sbahn). Aber heimfahrten in Uniform, mit Berghaus oder ähnlichen soldatentypischen Kleidungsmerkmalen, haben bei mir zumindest schon oft genug zu interessanten, positiven und zumindest in gewisserweise denkanstoßenden Diskussionen geführt.
Klar gabs auch hin und wieder den „Mörder“ zu hören. Aber den doch tatsächlich überwiegend in Berlin ;-)
Insofern kann ich dem Minister partiell recht geben.
Allerdings steht dieser Anerkennung die, ich nenne sie mal, medial dargestellte Anerkennung gegenüber.
Damit meine ich, das die Bundeswehr selten positive Schlagzeilen macht.
Sei es durch die Reform, durch die Bewertung einzelner militärischer Maßnahmen durch fragliche, möglicherweise selbsternannte Experten, oder halt durch den Bericht des Wehrbeauftragten.
Hinzu kommt noch, das die heutzutage Möglichkeit Artikel oder Blogs zu kommentieren die Sache nicht vereinfacht.
Ein Beispiel dazu:
Wenn man einen Artikel auf SPON über die BW (zb Glaudius oder Oberst Klein) ließt, kann dieser ja schon recht BWkritisch ausfallen.
Macht man sich dann noch die Mühe die Kommentare durchzuarbeiten,
wird es immer schwerer daran zu glauben das die Bevölkerung hinter der BW steht, oder diese auch nur in irgendeiner art und weise anerkennt.
Und ich denke diese „Mediale Anerkennung“ ist die, die in der Truppe wahrgenommen wird.
Denn das ist zumindest diejenige die greifbarer und schneller zugänglich ist.
Ich selber sehe diese aber als Kritisch an, denn nur weil sich ein paar Menschen die mühe machen, auf gut deutsch, ihren senf zu einem Thema abzugeben (sei es Presse oder Kommentator) spiegelt es nicht die Meinung der Gesamtbevölkerung wider.
Blicke ich nun auf meine Ausbildung zum Offz zurück, finde ich sollte dieser Punkt in Ihr beachtung finden. (Es wird zwar im Rahmen der Ausbildung der Umgang mit Medien „ausgebildet“ oder Thematisiert, aber ich hatte den Eindruck es ging mehr darum uns zu vermitteln wie wir Fettnäpfchen vermeiden bzw nach möglichkeit kein schlechtes Bild auf die BW werfen)
Betrachte ich nun das Interview mit TdM und berücksichtige ich meine beiden Schlüsse/Erkenntnisse, so finde ich sein Handel immernoch nicht richtig.
Statt zu sagen „hört auf zu jammern und quängeln“, wäre ein „schaut euch mal um, redet mit der Bevölkerung und macht euch dann selbst ein Bild“ aus meiner Sicht besser.
Und wenn er schon austeilen will, wäre vieleicht ein Seitenhieb in Richtung Presse möglicherweise der Bessere gewesen.
Soviel von meinem Senf zum Thema Anerkennung, Medien, Bevölkerung und Bundeswehr…….
Falls hier sonst noch aktive Offze mitlesen: Denke die angesprochenen Punkte könnten sich gut für eine PolBil eignen ;-)
PolBil?
So was gibt noch? Also so richtig, nicht so ne AlibiwirfahrenirgendwohinSache?
@fred1911:
ja die gibts noch, allerdings je nach ein Einheit, wird sie unter Umständen eher Stiefmütterlich behandelt. zb Zug in der Einsatzvorbereitung, da kanns etwas schwerer werden eine anständige auf die beine zu stellen. Was jetzt nicht als Vorwurf an den ZugFhr zu verstehen, sonder einfach der tatsache geschuldet ist, das Zeit irgendwann Mangelware wird ;-)
@Daniel Lücking
Bei allem gebotenen Respekt, aber vielleicht hat genau so ein quengeliges und defätistisches Genörgle ihn zu seiner Aussage bewegt!
In der Wortwahl vielleicht ungeschickt, aber offensichtlich nicht unberechtigt…
Auch wenn ich nur ungern die Debatte der Erregten hier über die inhaltliche Komponente störe, will ich doch noch einmal auf die politische Kommunikation zurückkommen.
Nachdem ich ein bisschen darüber nachgedacht habe glaube ich recht sicher, dass diese Äußerung ein Fehler war und keine geplanter Tabubruch. Nicht weit genug gedacht oder mal am Triggerpunkt spielen wollen. Nicht aber wirklich durchdacht.
Mir fällt kein Szenario ein, in welchem mit der Aktion hier dem Minister wirklich geholfen wäre.
@Koffer: ad hominem halte ich hier für nicht wirklich hilfreich.
@David: Einfach nur „dumm gelaufen“ ist aber auch keine gute Erklärung, zumal TDM´s Äußerung ja in einer gewissen Tradition steht. Insofern glaube ich, dass er tatsächlich überzeugt ist, dass es ja schon genug Anerkennung gäbe – und in seiner Filterbubble aus Pressespiegeln und Lageberichten ist das vermutlich auch so. Was er und sein Haus aber nicht im Ansatz verstehen, ist, dass es ein kategorialer Fehler ist, den Streitkräften, keine höhere kommunikative Autonomie zuzugestehen. Das ist m.E. einem fundamentalen Misstrauen geschuldet, welches ich für ursächlich für die fehlende Anerkennung halte.
Ich wüsste aber immer noch gerne wie er zur Feststellung kommt das daß freundliche Desinteresse einem freundlichen Interesse gewichen ist. Hat da einer der mit lesenden eine Erklärung für diesen Feststellung oder ist das ein eine steife Behauptung die aufgrund seiner Stellung keines Beweises bedarf.
@Sascha Stoltenow: Da kann ich 100% zustimmen. Das war sicher ein Fehler (objektiv) respektive eine simple Feststellung (subjektiv TdM).
Viel spannender finde ich übrigens wie die Reaktionen der polit. Konkurrenz ausfallen. Kahrs und Nouripour laufen sich schonmal warm…
Ich glaube, der Minister hat hier einen wunden Punkt getroffen.
Der Vergleich mit dem Partner in der Beziehung, der ständig nach Liebe fragt, zeigt zumindest eines deutlich: er (und damit ist dann der Soldat gemeint), fühlt sich in der aktuellen Beziehung (Dienstverhältnis) nicht wohl. Und die Reaktion des Partners (hier der Minister) könnte im aktuellen Fall kaum falscher sein.
Was meine These von der wachsenden – und bei solch reaktiver Betrachtung – unaufhaltsamen Sinnkrise der Bundeswehrsoldaten untermauert.
Für viele, die mit vertretbaren Konsequenzen die Beziehung beenden können, wird das Dienstzeitende als Alternative immer interessanter. Fraglich, ob man so viele neue Beziehungen (Nachwuchsgewinnung) eingehen können wird.
@fred1911 – Das sagt TDM im Interview doch auch. In den ihm von seinen Speichelleckern präsentierten Ausschnitten aus der Wirklichkeit ist ziemlich viel super.
Was mir ansonsten auffällt: Die Rhetorik des Ministers entspricht derer der Bürger, die über Soldaten sagen „selbst schuld, wenn sie nach AFG gehen, haben sich den Job ja selbst ausgesucht“. Ich bin überzeugt, dass die darin deutlich werdende Entkopplung so viele Soldaten wütend macht.
Bei all´ dem sollten wir aber auch nicht vergessen, dass das „Sich-von-der-Politik-Alleingelassen-fühlen“ m.E. ein konstitutives Element des Soldatseins ist. Das Muster „Ich habe mir Ausrüstung für mehrere hundert oder gar tausend Euro selbst gekauft“ gab es schon zu meiner Zeit, und es gibt sie auch in den am besten ausgerüsteten Armeen der Welt. Wobei – es gibt ja per definitionem keine gut ausgerüstete Armee, denn über Beschaffungen entscheiden ja immer Politiker ohne Ahnung von den Bedürfnissen ;-)