Die überlastete Truppe
Der Wehrbeauftragte Hellmut Königshaus (Archivbild 2011: Thomas Trutschel/photothek.net – mein Foto von heute fand ich technisch dann doch zu grauenhaft.)
Wenn der Wehrbeauftragte des Bundestages, Hellmut Königshaus, bei der Vorstellung seines Jahresberichts lakonisch feststelle Insbesondere die Dienst- und Einsatzbelastung hat vielfach die Grenzen der Belastbarkeit erreicht, überrascht das die meisten Leser hier vermutlich wenig. Auch die Gründe, die Königshaus am (heutigen) Dienstag vor der Bundespressekonferenz nannte, sind weder neu noch überraschend: Mehr Einsätze in dichterer Folge für bestimmte Einheiten, für viele Soldaten zunehmend Pendlerfahrten nach Standortschließungen und Stationierungsentscheidungen, Ungewissheit über die eigene berufliche Perspektive, unverändert oder sogar zunehmend die fehlende Vereinbarkeit von Familie und Dienst.
Erwartungen, dass die Bundeswehr durch die Neuausrichtung leistungsstärker und effizienter wird, bestätigten sich im Berichtsjahr nicht, im Gegenteil, hielt Königshaus Minister wie Ministerium und Bundeswehrführung vor. Und auch bei der Ausrüstung von der Nachtsichtbrille bis zum Hubschrauber, ein Dauerbrenner in der Kritik des Wehrbeauftragten, sieht er nach wie vor gravierende Defizite: Auch bei der Ausrüstung, insbesondere mit Großgerät, gibt es trotz aller Verbesserungen, die anzuerkennen sind, immer noch erhebliche Lücken. Insgesamt entsteht der Eindruck, dass der Dienstherr mit einer Struktur und Ausrüstung plant, die er sich unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht leisten kann.
Das ist eine ätzende Kritik an Verteidigungsminister Thomas de Maizière und seiner Bundeswehrreform. Dass daran der Bundestag mit seiner Haushaltsplanung Schuld sei, der der Truppe zu wenig Geld zubillige, will der frühere FDP-Abgeordnete Königshaus nicht gelten lassen: Die Parlamentarier könnten nur das auch beschließen, was Ministerium und Bundeswehr verlangten – was nicht nachgefragt werde, werde auch nicht genehmigt.
In dem Bericht lassen sich viele einzelne Kritikpunkte und Beispiele finden; hier liste ich sie mal nicht auf und empfehle den Jahresbericht zur Lektüre – über Details wird sicherlich noch ausführlicher zu reden sein.
Die gesamte Pressekonferenz des Wehrbeauftragten zum Nachhören:
Den Bericht des WB in allen Ehren. Dieser spiegelt bestimmt auch weitgehend die Lage in der Truppe wider. Im Verfolgen der Berichte der letzten Jahre, stelle ich aber fest, dass sich vieles immer, immer wieder wiederholt und zu viele Wiederholungen keinen Effekt mehr erzielen. Das ist sicherlich von der Leitung im BMVg auch genau so einkalkuliert.
Schade, aber diese Institution ist offensichtlich weder lernwillig noch -fähig. S´wird Zeit für einen Wasserkopfabbau – in der nächsten Einsparrunde liegen Chancen.
Verschlankung, Verjüngung – Veränderung. B3+ kann man jederzeit abbauen/in den Ruhestand schicken, an Jungen mit guten Ideen – die sie aus eigener Einsatzerfahrung mitgebracht haben – mangelts´s bestimmt nicht.
Überbelastung, Reformen (und die damit versprochenen mehr Polizisten auf der Straße, ein Witz), Standortschließungen und wenig familienfreundlich…
Klingt fast wie die Behörde bei der ich bin, früher als Bundesgrenzschutz bekannt…
Was mich stört ist, das durch die „Brüderle Debatte“ jetzt der Hauptpunkt auf Sexismus bei der BW liegt.
Die Welt titelt „krasse Fälle sexueller Belästigung bei der BW“ bei ~50 gemeldeten Fälle in der ganzen BW…
@Pinguin: Die bei SPON beispielhaft aufgezählten Vorfälle sind auch eher harmlos…
@Pinguin: Den Schwerpunkt der Berichterstattung dürfen in diesem Land die Redakteure immer noch selbst setzen. Das nennt man Pressefreiheit. Und 50 Fälle sexueller Belästigung sind 50 zu viel. Punkt.
Insgesamt teile ich den Eindruck der Wiederholungen, auch die Fallsammlung am Ende des Berichts ist wie immer grauenhaft hübsch. Dass sich da insgesamt nichts tut, ist erschütternd. Eine Megabehörde gegen Menschen…
Ich habe 2012 zum ersten Mal seit 30 Jahren Bw eine Eingabe machen müssen und bin froh, dass es den WB gibt…
„@Pinguin: Den Schwerpunkt der Berichterstattung dürfen in diesem Land die Redakteure immer noch selbst setzen. Das nennt man Pressefreiheit. Und 50 Fälle sexueller Belästigung sind 50 zu viel. Punkt.“
Und das mich das stört und ich das hier artikuliere gehört zur Meinungsfreiheit.
Was sie mir mit diesem Hinweis jetzt aber sagen wollen müssten sie mir nochmal erklären.
Dennoch wären viele Zustände an und für sich noch kein Grund für Eingaben, da die Truppe idR im Übermaß duldsam ist. Wenn dann aber Vorgesetzte B3+ regelmäßig mit Sprüchen glänzen, dass zum Beispiel die Vereinbarkeit von Familie und Beruf sei ja nur eine Soll-Bestimmung und in der aktuerllen Situation quasi nicht anwendbar, wenn seintes BMVg das Stimmungstief als erwartungsgemäßer Punkt eienr Stimmungskurve gesehen wird, die auch ohne weiteres Zutun mit dem Voranschreiten der Zeit von selbst nach oben gehen wird…
Selbst der Miniter musste ja hinsichtlich einiger seiner vollmundigen Versprechungen inzwischen arg zurückrudern – allein, eingestehen, dass er sich geirrt hat kann er wohl nicht.
@LTC007: natürlich sind die 50 Fälle zuviel und eine 0 anzustreben… ungeachtet dessen ist das aber illusorisch und utopisch und demzufolge kann ich den Einwand, dass wir damit ganz gut dastehen, durchaus nachvollziehen. Ich glaube nicht, das Pinguin die Vorfälle verharmlosen wollte – allenfalls in der Quantitativen Betrachtung ins rechte Licht rücken.
@LTC
Das ist eine sehr blauäugige Sicht der Presse, gerade was große Medienkonzerne angeht.
Und Statements wie „50 sind 50 zuviel“ zeugen von eigener moralischer Korrektheit und mögen dazu geeignet sein, Zuhörer oder Vorgesetzte positiv zu stimmen, sind jedoch nicht wirklich dazu geeignet, Konstruktives zu einer Diskussion beizutragen.
@Kerveros: Ich habe nie behauptet, dass Pinguin etwas verharmlosen wollte. Fallzahl 0 eine Utopie? Mag sein. Aber nochmal: Die Schwerpunktsetzung der Presseberichte liegt in der Verantwortung der Redakteure. Und wenn man Königstiger googelt, stehen auch andere Themen oben…
Manchmal hilft das Sonderzeichen %.
50 Belästigungen bei 185000 Soldaten heißt das es 0,027% Betroffene gibt.
Wenn ich großzügig eine Dunkelziffer von 1000 annehme wären wir bei 0,54% Betroffene. Natürlich ist jeder Fall zu viel. Aber sieht das in anderen Großbetrieben besser aus? Was es nicht relativieren soll. Aber die Bundeswehr hat, im Gegensatz zum Rest der Welt, einen Wehrbeauftragten. Es geht hier also nicht um ein Thema welches die Bundeswehr insbesondere betrifft.
@JCR: There is no sin but stupidity. (Oscar Wilde)
Sagt derjenige der mit den pauschalsten Aussagen um sich wirft…
@Pinguin: Mich nervt es ziemlich, wenn nur auf die Medien losgegangen wird, statt sich auf die Inhalte (in diesem Fall die innere Beschaffenheit der Bw) zu konzentrieren. Und außerdem geht es in „den Medien“ mittlerweile um andere Schwerpunkte als die 50 Fälle sexueller Belästigung.
Vorsicht, Leute: Ideologiedebatte! Häufig sind beklagte „Mißstände“ (militärfeindliche/indifferente Presse, militärfeindliche/indifferente Öffentlichkeit, militärfeindliche/indifferente Politik) doch nur ein Vorwand um eigenes Versagen in der Öffentlichkeitsarbeit zu externalisieren. Nach dem Motto: Schuld sind die Anderen! Man kann sich darüber ärgern oder eine aktivere Medienpolitik in Angriff nehmen. An personellem und kreativem Potenzial fehlt es der Bundeswehr mit Sicherheit nicht. Wieso völlig evidente und durchschlagende Argumentationen (wie beispielsweise im Prozentbeispiel von BausC) nicht aufgegriffen und offensiver in der Öffentlichkeit verbreitet werden ist mir schleierhaft. Ein wenig mehr Vertrauen der obersten Führung in ihre Generalität/Admiralität, anstelle von offiziellen sowie informellen Maulkörben würde wahrscheinlich schon Wunder wirken. Für meinen Geschmack dürfen sich Kommandeure/Befehlshaber viel zu selten öffentlich äußern. Darin liegt das Hauptproblem. It’s either play or get played.
1. Was mich an der Aussage störte war, dass eine solche Pauschalaussage impliziert daß jeder, der nicht sofort zustimmt sexuelle Übergriffe toleriert.
2. So wie beschrieben funktioniert Presse in diesem Lande bei Verteidigungspolitik eben nicht:
In den USA oder UK könnte man diese Aussage unterschreiben aber in diesem Land ist die Berichterstattung über Verteidigungspolitische Themen eben entweder absichtlich oder aus Ahnungslosigkeit, im schlimmsten Fall aus absichtlicher Ahnungslosigkeit, einseitig bis verzerrt.
Und die „wir haben das zu akzeptieren“ Geisteshaltung führt eben nie dazu, dass sich das ändert.
Die Medien sind keine Preußen, die ehrlich ihre Pflicht tun ;)
Interessanterweise hat der Wehrbeauftragte sich dazu entschlossen, das im Zusammenhang mit mutmaßlichen Fällen sexueller Belästigung und Vergewaltigung immer wieder auftretende Problem der falschen Verdächtigung von Soldaten durch Soldatinnen nicht zu erwähnen. Da in manchen Fällen ganze Kasernen pauschal unter Verdacht gestellt wurden, dürften hier schon mehrere hundert bis mehrere tausende Fälle zusammenkommen, die man offenbar nicht als der Rede wert empfindet, die das Vertrauen gegenüber Soldatinnen aber dennoch belasten.
@Orontes:
Dann müsste man ja sinnigerweise die unsinnigen Konstrukte wie ‚Gleichstellungsbeauftragte‘ und Minderheitenquoten von 50% auch gleich in Zweifel ziehen und den Schuh möchte sich eben keiner anziehen, da es derzeit nicht gern gesehen wäre.
@Orontes: Ein Problem, das es auch in der Wirtschaft gibt. Ich kenne inzwischen Männer, die sofort aus einem Aufzug aussteigen, wenn eine Frau zusteigt und die beiden dann alleine unterwegs wären. Wirklich verhindern läßt sich aber weder das Eine noch das Andere. Einem /Einer Betroffenen hilft dann der rational richtige Hinweis auf die Statistik auch nicht weiter.
Die Schraube, was eine Belästigung ist und was nicht, dreht ja immer weiter. Was der Herr Brüderle ob seiner pfälzisch- ländlichen Herkunft noch für vertretbaren Humor hält, wird anderswo schon als strafrechtlich relevant angesehen.
Müsste das nicht Gleichstellungsbeauftragtinn /-en heißen :-))
und auch wir hier legen den Schwerpunkt auf die Geschlechterdebatte!
Wie war das mit dem Balken im eigenen Auge?
Thema Ausrüstung wurde da nie richtig behandelt.
Außer Nachtbrillen was sonst alles Fehlt , wenn man den das Bür für die Soldaten zu teuer ist und was kleineres dafür kommen soll , ist das schon bedauerlich , aber die Presse ging da nicht ein BW ja nur für Auslandeinsatz aber Kosten darf es alles nicht
Interessant war das Staatliche Einrichtung am schlechtesten „Kinder „sollte der Staat da nicht Vorbild sein es ist eine Spar Armee und das weg lügen macht das alles nur trauriger wohl das nicht mehr Bestreitbar ist .
Sollte das auch 2013 keine tote mehr gibt bleiben , das kostet aber das Geld ist das wert
@LTC
Nun ja, ein Blick in die Medienlandschaft hilft ja. Das Thema sexuelle Belästigung (so ernst man es natürlich nehmen muss) hat in Deutschlands immer noch wichtigster TV-Nachrichtensendung, der Tagessschau, nicht im Mittelpunkt gestanden. Es war ein Punkt unter vielen und der Schwerpunkt lag bei der Überlastung der Truppe und der Verunsicherung in Sachen Neuausrichtung.
Vgl . Artikel inkl Beitrag aus der Tagesschau um 16.00 Uhr:
http://www.tagesschau.de/ausland/wehrbericht120.html
Gerade Focus gelesen
Da steht Positiv das mit Ausrüstung drin, das hat er aber so nicht gesagt er sagt besser geworden.
Weil es noch immer Ausrüstung Rückstand gab und das wurde bei Nachgefragt noch mal erläutert
Nachtbrillen und für Minen Bekämpfung Defizit gibt
Der Jahresbericht bringt mich immer wieder zum lächeln.
z.B. unter 4.10
Zitat
„Die durch die Marine versprochene Verbesserung der Sportgeräteausstattung seegehender Einheiten verläuft weiterhin schleppend. Nach Abschluss des bereits 2008 angewiesenen Pilotprojekts „Sport an Bord“ ist mit einer Mittelbereitstellung für einbaufähige Sportgeräte erst im Jahr 2015 zu rechnen. Dabei wurde schon jetzt festgestellt, dass die bis zum Jahr 2019 außer Dienst zu stellenden Einheiten nicht mehr berücksichtigt werden. Besatzungsangehörige der betroffenen Einheiten werden daher auch weiterhin auf selbst beschaffte oder provisorisch eingerichtete Sportmöglichkeiten zurückgreifen müssen.“
7 Jahre sind wirklich ein schleppender Vorgang… und da ist man dann erst bei der „Mittelbereitstellung“.
@Horst:
Der Jahresbericht zeigt doch einfach immer wieder die völlig unzureichende Lernfähigkeit des Systems Bundeswehr – im Großen und im Kleinen. Man muss sich ja nur die Reaktionen des BMVg auf die jeweiligen Berichte anhören. Kein Gestaltungswille erkennbar. Die Dinge gehen so ihren Trott.
Selbst wenn man Gestaltungswille unterstellen würde, reichen die bereitgestellten Mittel in keinster Weise aus, den Bedarf zu decken. Hier die richtige Priorisierung zu erreichen, fehlt der Wille. Man spielt wohl lieber mit Standorten „Reise nach Jerusalem“ oder verwirklicht sich selbst in Leuchtturmprojekten, wie z.B. Kommandoverlegungen überall da, wo vorher keines war, auch wenn das Unmengen an Finanzenmittel bindet.
1143 Menschen sind hier noch gar nicht thematisiert worden. Die Zahl statistisch erfasster traumatisierter Soldaten innerhalb eines Jahres nämlich. Ich habe allergrösste Bedenken das man diesem enormen Aufkommen in irgendeiner Weise gewachsen ist.
Jeder einzelne Fall bedeutet einen langen und beschwerlichen Weg zurück in das alte Leben. Ich wünsche allen Erkrankten und ihren Angehörigen das ihnen in angemessener Weise geholfen werden kann.
Meine desillusionierten Erwartungen:
Die Zahl der Pendler wird weiter steigen, die Scheidungsrate sich noch deutlicher erhöhen, die Berufsunzufriedenheit neue Sphären erklimmen und das Vertrauen in die Vorgesetzten gegen Null gefahren und dem spärlich vorhandenen Personal(135000?) dafür noch mehr Aufträge aufgebrummt.
Die Zutaten liegen bereits in den Schubladen. Es wäre doch gelacht, wenn der chef de cuisine sich nicht selbst übertreffen wird und uns daraus etwas Schönes zubereitet.
Hallo Ted
Da gebe ich dir Recht
@all
Vor allem der Satz das Parlament würde mehr Genehmigen wenn das V-Ministerium als bedarf angeben würde.
Nur war ich dem Satz nicht ganz einverstanden das Truppe dahin soll wo die großen Übungsplätze sind
Ich denke die Truppen sollten in die Fläche, das Bw und Privatleben alles in der Nähe auch sein kann
Von X km
Naja in deutschland ist man ja schon traumatisiert wenn im Medizinstudium seziert werden soll.
Mit dieser Mentalität wären die Römer vermutlich schon in Latium gescheitert.
Und wieder wird sich was ändern? Genau: NICHTS.
Auch wenn ich erst knappe 10 Jahre dabei bin, seither hat sich NICHTS wirkliches getan, bezüglich der Kritikpunkte des Wehrbeauftragten. Gott sei Dank gibt es diese Institution überhaupt noch.
Und zum Thema Sexuelle Belästigung: Wenn ich ein Gespräch mit einer Untergebene führen muss, dann nur mit offener Türe und mindestens zwei Soldaten in Rufweite…. Soweit ists gekommen.
Überbelastung? Nein wohin denn? Immer mehr Wasserköpfe/ Häuptlinge (bzw. gleichbleibende Zahl) und immer weniger Indianer…
Vernünftige Pressearbeit gibt es meiner Meinung nach auch nicht.
Überall ist Potential da, in Form junger (und auch nicht so junger) Menschen in Uniform, die vielfach wollen, aber nicht dürfen.
Vertrauen in den Minister und die oberste Führungsetage? Nein, bei mir nicht und bei all den mir bekannten Kameraden auch nicht.
Auch wenn ich gegen das ewige Gemecker bin, irgendwann reichts. Da kann man sich noch so oft fragen: „Was hast du heute in deinem Bereich getan, damit es besser wird?“
@ Wacaffe
Im Interesse der an PTBS erkrankten BW-Soldaten ist ihre Aussage eine Zumutung, denn sie soll offensichtlich diese Erkrankung diskreditieren.
Wenn Sie nochmal nachlesen wird ihnen aufallen, dass ich mich eher auf die Kollektivpsychologische Verfassung/ Wehruntüchtigkeit einer Bevölkerung und nicht auf individuelle Soldaten bezog.
Obwohl es auch da einige abenteuerliche Fälle gäbe.
„Im vergangenen Jahr sind beim Wehrbeauftragten insgesamt 4.309 Eingaben eingegangen. Im Jahr 2011 waren es noch 4.926 gewesen. Auch im Vergleich zur Truppenstärke war die Zahl der Eingaben rückläufig. So sank die Eingabenquote von 2,39 Prozent im Jahr 2011 auf 2,18 im Jahr 2012. “
Meine persönliche Erfahrung ist, dass die Institution des Wehrbeauftragten nur ein Kummerkasten / Blitzableiter ist. Wenn Eingaben 1 Jahr benötigen und man dann auf Nachfrage mitgeteilt bekommt, dass man überlastet sei (wahrscheinlich hat sich der ganze Stab auf die „Gorch Fock“ gestürzt), dann ist eine Eingabe Zeitverschwendung. Vor allem wenn dann die Antwort kommt, dass das nach so langer Zeit nicht mehr nachzuvollziehen sei…..
Oder man generiert sich als verlängerter Arm des BMVg durch sinngemäße Antworten …, dass das Problem bekannt sei, aber das BMVg sage, dass wäre rechtlich schon ok….
Kurz: Jeder kennt das Lob- und Tadelbuch in der Truppenküche. Hat das jemals eine Verbesserung der Verpflegung gebracht?
Das mit der stumpfen „Waffe“ Wehrbeauftragter spricht sich eben rum.
Beispiel gefällig?
Bericht 2011 S. 44 rechts oben.
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/084/1708400.pdf
Der Hintergrund dazu:
JN 1/2011 S.18
http://www.vbsk.net/JN_2012.pdf
Übrigens wurde 2012 die Angelegenheit jetzt zum 3. Mal zu Gunsten der Aircrews gerichtlich entschieden. Ganz ohne die „Hilfe“ des Wehrbeauftragten….
1. Stress in und wegen ständiger Veränderungssituationen ist kein Bundeswehr- sondern ein gesellschaftliches Phänomen. Es gibt auch zivile Führungsseminare dazu.
2. Wer 1993 Soldat/-in wurde hat seit dem vier sehr umfangreiche Strukturreformen mitgemacht von denen eine recht umfangreich und die anderen schon nur noch in Ansätzen eingenommen wurden mit absteigendem Umfang und jetzt also Nummer 5.
Wer also in sein 20stes Dienstjahr geht, nur Wandel kennengelernt hat, stets gesagt bekam: du bist als Individuum zwar sehr gut, aber unser System lässt dich nicht gut genug sein, der darf frustriert sein. Er darf es einfach.Punkt.
3. Man braucht ganz sicher einen Wehrbeauftragten. Das ist unstrittig. Die Frage aber sei gestattet: warum braucht man ihn, um Wahrheiten aussprechen zu lassen, die bekannt sind? Ich verstehe es nicht.
4. Ich wünsche TdM viel Erfolg bei seiner Reform. Das meine ich weder ironisch noch zynisch. Nein, ich meine es für die Soldaten/-innen. Denn eine Alternative gibt es nur, weil es immer eine Alternative gäbe, aber neben dieser Grundsätzlichkeit gibt es sie unter den gegebenen Rahmenbedingungen nicht.
Dennoch sei die Bitte erlaubt: Der Verteidigungsausschuss möge sich zusammensetzen, jetzt von mir aus nochmal die Reform verhandeln von ALLEN Fraktionen als Zukunfstvertrag unterschreiben lassen mit der Absicht, dass die (Friedens-)Struktur länger hält als nur eine Legislatur, die 2013 endet.
Drei Jahre in Folge wird auf die Stimmung der Truppe hingewiesen. Wer mit offenen Augen und Ohren die Diskussion innerhalb und außerhalb der Standorte verfolgt, weiß, dass die selbst gesteckten Ziele der Reform (Erhöhung der Attracktivität, nachhaltige Finanzierbarkeit, Erhöhung der Schlagkräftigkeit der Armee usw.) nicht zu erfüllen sind. Ich denke, man muss kein Genie sein um zu erkennen, dass Standortentscheidungen zu Gunsten von Torgelow, Stadtallendorf, Cham, Strausberg usw. die Attracktivität eines Arbeitgeberns nicht unbedingt erhöht.
Letztendlich ist es schade, dass die ehrenwerte Arbeit des Wehrbeauftragten wahrscheinlich auch wieder unnütz ist, da natürlich die falsche Perzeption der Truppe nur auf die fehlerhafte Kommunikation der eigentlichen Ziele der Reform verkürtzt werden wird.
(Übrigens, das gleiche Argument hat auch Berlins regierender Bürgermeister Wowereit verwendet. Eigentlich hat er beim Flughafenbau gute Arbeit geleistet, es sei ihm nur nicht gelungen, dies auch zu kommunizieren.)
Auch wenn eine derartige Frage in diesem Blog vielleicht unpassend erscheint:
Ist der Eintritt in die dt. Streitkräfte als Offizieranwärter, bei den vielen Punkten die an der Bundeswehr, ihrer Führung und den Soldaten in diesem Blog (und in den Medien generell) bemängelt werden überhaupt noch ratsam?
lg Seth
@Seth Ryan
Wenn Ihnen ihre Familie und soziales Umfeld wichtig sind, dann nicht.
„No shooting please, we’re German
Germans still have a uniquely complicated relationship with their soldiers“
„Germany nowadays joins its allies in sending troops to trouble spots such as Kosovo or Afghanistan. Last year it ended the draft in favour of an all-volunteer army like America’s. It is also undertaking a big reform of the Bundeswehr, which consists largely of shrinking the army from 250,000 soldiers in 2010, when the reform began, to about 185,000 by 2017, to save money. But beyond agreeing that the army should cost less, says Klaus Naumann, a military historian in Hamburg, there is no consensus, not even a serious debate, on what the Bundeswehr is for.“
und komplett zum Nachlesen auf …
http://www.economist.com/node/21564617
Nachdem die ersten Kommentare sich überwiegend mit einem Thema beschäftigten, dessen Aufgriff durch die Medien kritisiert wurde, konnte ich feststellen, dass bei den meisten Kommentatoren Resignation aus den Zeilen spricht. Der Wehrbeauftragte hat dem Parlament zu oft das Gleiche berichten müssen und interessiert hat es offensichtlich Niemanden. Auch jetzt ist das so. Das BMVg wird erneut eine Stellungnahme verfassen, bei der die kundigen Leser mit Übelkeit zu kämpfen haben werden. Aber trotzdem, oder gerade aus den vorgenannten Gründen : Es ist wichtig, dass der Wehrbauftragte berichtet. Immer und immer wieder. Auch wenn konkret nichts geändert wird, so deckt der Bericht doch auf. …Und er entlarvt das hohle, tagespolitisch bestimmte Geschwätz. Es lebe der Wehrbeauftragte!
Ein zweiter ätzender Kritikpunkt ging in Richtung „Breite vor Tiefe“ auf die Standorte bezogen. Bin ja mal gespannt, wann die nächste Reformrunde kommt. Vermute zeitnah nach dem 22. September 2013. Noch mal das Modell 2 des GI vom Sommer 2010 anschauen. Zielgröße 150.000 ohne Schnupperwehrpflicht (= FWD). Ansonsten bleibt einem ja nur noch Galgenhumor. Wie wärs zum 100-jährigen Jubiläum des Versailler Vertrages (früher Diktat) mit 100.000 in 2019. Was hört man denn so unter den Brücken Berlins… ;-)
Günther du hast leider Recht
Aber weitere Stützpunkte Verlieren heißt noch weniger Interessen an der BW.
Wirtschaftlich Gemeinden eine Katastrophe
Wir sollten endlich anfangen was soll die BW können wie viele Soldaten braucht die dazu.
Das Gäbe ein Ergebnis das man ja nicht will, weil es könnte ABC und Inf.- Aufkl.- ein Großer Mangel gibt und andere Einheiten nicht weiter Geschrumpft noch Ungegliedert werden kann ohne das wo anders der Mangel entsteht,
4 Mon sollten sie im Ausland sein Fakt ist 6 Mon sein müssen , weil man jetzt schon zu wennig hat in diesen Bereiche
Wie er auch gesagt hat das manches schon seit Jahre auf der Liste steht aber kein Geld da ist , was er jedoch so nicht direkt sagen darf
Mit der Wahl und ein nicht mehr Regirungsführende FDP wird einer der besten Verloren gehen
Der was für die Soldaten übrig hatte
@Seth Ryan
Sie haben eine ernsthafte Frage gestellt und verdienen eine ebensolche Antwort. Dies kann aber natürlichnur persönlich gefärbt sein. Meine Entscheidung Soldat und dann Berufssoldat zu werden, bereue ich nicht. ABER Sie sollten sich den folgen Ihrer Entscheidung bewusst sein. Soldat im Heer zu werden bedeutet Auslandseinsätze und die hohe Wahrscheinlichkeit (außer im Studium) in Standorten Ihren Dienst zu tun, die in ihrer Attraktivität nicht sonderlich herausstechen. Das Heer wird in keiner Landeshauptstadt mehr vertreten sein. Auch werden Sie erfahren, dass Werte wie „Innere Führung“ „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“, „Attraktivität“ zwar in Papieren und Konzepten ihren Niederschlag finden, sie tatsächlich aber wenig bis gar nicht umgesetzt werden. Viel hängt von Ihrem persönlichen und dienstlichen Umfeld ab, ob Sie dort auf Kameraden und Vorgesetzte treffen, die diese Werte dann auch tatsächlich leben. Gerade bei höheren Dienstgraden erscheint mir die Bw oft als Selbstbedienungsladen zur Untermauerung der persönlichen Eitelkeiten.
@Schleppi:
„Das BMVg wird erneut eine Stellungnahme verfassen, bei der die kundigen Leser mit Übelkeit zu kämpfen haben werden.“
Volle Zustimmung! Die Stellungnahme des BMVg ist wahrlich ein erschütterndes Beispiel bürokratischer Realitätsverweigerung. Nur leider ist sie nicht öffentlich.
Schade, denn sie ist mit Blick auf die Denkweise im BMVg entlarvend („konzeptionelle Grundvorstellungen zum Thema XY befinden sich in der ministeriellen Mitzeichnung (…). Im Anschluss wird das weitere Vorgehen bewertet und überprüft. (…) Somit ist eine Anmeldung zum Haushalt in X Jahren möglich“).
Daher ist es notwendig, dass der WB den Finger in die Wunden hält, sonst wäre noch weniger Druck auf dem System.
Da es bisher noch niemand angesprochen hat:
Gestern Abend in den Tagesthemen ein O-Ton von dem Verteidigungs“experten“ Rainer Arnold der SPD. Es ging um die koalitionsübergreifende Forderung nach einem verstärkten Einsatz der Bundeswehr in Mail, Schwerpunkt auf die vom Wehrbeauftragten beschriebene Überlastung der Soldaten.
Rainer Arnold: „Bei 170.000 Frauen und Männern in der Truppe findet man schon die geeigneten, die den Einsatz leisten können.“
Ein auf so vielen Ebenen falscher Schlag ins Gesicht der einsatzerfahrenen Kameraden ist mir selten unter gekommen und disqualifiziert Herrn Arnold für jegliche weitere Diskussion.
Tom Tom
Das hatte ich gestern noch nicht mitbekommen
Politiker Leben in ihrer Welt das mit der realen Welt nicht mehr zu tun hat
Wie Herr von zu auch aus dem JgRgm ein normales Jg. BTL machte weil man dann Kosten für Luftübungen nicht mehr Braucht
Fakt ist das FJg. Schon so eingeplant sind wenn Morgen ein schnelles Eingreifen gefordert würde . Das Deutschland keine Truppen hätte die jeder Zeit eingreifen könnte
Kosovo und Afg und Mali langsam sollten wir überlegen das ein Land wie Deutschland im Notfall Somalia die Kostensparend würden , so das keine Handelsschiffe mehr durch könnten , können wir Frankreich und Großbritannien nur die Daumen drücken das die uns den Handelsweg wieder öffnen
@Weber Danke für Ihre Antwort – darf man fragen welcher Teilstreitkraft und Truppengattung sie angehören?
Es ist halt etwas frustrierend, da man trotz Motivation und starkem Interesse am Offizierberuf doch anhand der vielen sehr negativen Kommentare in diesem Blog schon einen schahlen Beigeschmack bekommt.
Wie bereits erwähnt stellt sich mir als jungem Nachwuchs quasi die Frage ob sich dieser Beruf überhaupt noch lohnt, oder doch alles mehr Schein als Sein ist…
Lg, Seth
@Seth Ryan
Es ist wie oft im Leben, es ist nicht alles Gold, was glänzt.
Natürlich gibt es viele negative Dinge, die jeder Soldat erlebt, ABER: Nicht alles was hier im Blog so immer negativ beschrieben wird, ist objektiv auch so. Aber Schwarzsehen und das bw-eigene Bashing wird von einigen Foristen hier mit Herzblut durchgeführt.
Und das ewige, die können das besser oder die jenigen sind dort besser ausgestattet nervt nur, denn wenn man die Möglichkeit hat, sich beispielsweise mit Angehörigen der britischen oder französischen Streitkräfte zu unterhalten, stelle ich immer wieder fest, so schlecht oder schlimm ist es bei uns und so super bei denen auch nicht!
Das einzige Beständige bei uns ist der Wechsel, und im 17.Dienstjahr ist es ab und zu nicht besonders schön, wenn man die Deutschlandkarte sich ansieht und überlegt, welche Standorte nicht mehr existieren, an denen man selber mal stationiert war (sind bei mir demnächst vier), es gibt aber genügend schöne Momente. Ich bereue es nicht!
Ich war’s ;-)
@Alex Müller
„Aber Schwarzsehen und das bw-eigene Bashing wird von einigen Foristen hier mit Herzblut durchgeführt.“
Kritik ist die Mutter aller Verbesserung.
@Seth Ryan
„Es ist halt etwas frustrierend, da man trotz Motivation und starkem Interesse am Offizierberuf doch anhand der vielen sehr negativen Kommentare in diesem Blog schon einen schahlen Beigeschmack bekommt.“
Ein Offizier braucht wie jeder Soldat hohe Eigenmotivation auch unter schwierigsten Bedingungen. Die meisten würden vermütlich trotz aller Kritik wieder die gleiche Entscheidung treffen. Wenn Sie schwierige Bedingungen mögen, nicht unter Helferkomplexen leiden oder die Welt verbessern wollen und keine hohen Ansprüche an öffentliche Anerkennung, Gehalt oder Komfort stellen und mit Frustration umgehen können, können Sie jederzeit unverbindlich einen Blick in die Bundeswehr werfen, solange Sie die Anforderungen erfüllen. Für eine alternative Karriere als Sozialpädage, Ernährungsberater, Modedesigner oder Journalist kann man sich auch später noch entscheiden.
Danke für die Antworten – auch wenn das Ganze etwas OT ist…
Man hört halt größtenteils sehr weit auseinander liegende Meinungen:
Bekannte Offiziere oder OAs bewerten die Bw entweder als recht positiv – andere hingegen als komplett negativ, während man wie bereits erwähnt bei der Lektüre dieses Blogs oder des Berichts des Wehrbeauftragten ein sehr negatives Bild gewinnt.
Informationen seitens der Bw wiederrum (Karriereportal usw.) sind auch nicht zuverlässig, da die ja meistens geschönt sind (lt. Aussage von Rainer Arnold).
lg, Seth
@ Seth Ryan
Die Formulierung „es ist nicht immer Gold was alles glänzt“ ist viel zu harmlos für den Zustand der jetztigen Bundeswehr.
Ja, es kann sein, dass Sie in den ersten 12-15 Jahren ihres Wehrdienstes, in der Offizierausbildung, im Studium, im Einsatz als Zugführer und event. als Kompaniechef sehr interessante Erfahrungen machen, die ihr Leben nachhaltig prägen werden.
Es kann aber auch sein, dass sie nach einem Jahr nach der Offizierausbildung von dem System Bw die „Schnauze voll“ haben und nur noch weg wollen.
Wenn Sie Junggeselle mit eigenem Wohnmobil sind, der in den nächsten 12-15 Jahren keine Familie gründen will und das „Abenteuer“, die Vielfalt des Dienstes als Soldat sucht, gern mit Menschen arbeitet, nicht besonders freizeitorientiert ist, dann können sie eine interessante Zeit bei der Bundeswehr erleben.
„Wenn Sie Junggeselle mit eigenem Wohnmobil sind, der in den nächsten 12-15 Jahren keine Familie gründen will… “
Eben das sind die Aussagen die ich meine, es kann doch nicht sein, dass das bei allen Offizieren darauf hinausläuft?!
@ Georg
Eine persönliche Frage, wenn ich mir erlauben darf sie zu stellen – sind sie Offizier? TSK? TrpGt?
lg, Seth
Die Reform der Reform von der Reform macht das Soldatenleben nicht gerade leicht !
In den Einsätzen trifft man ( egal wann und wo ) immer wieder dieselben Leute ………….das ist einerseits schön ………………………nur Frage ich manchmal was eigentlich so manch anderer ( ca 150 000 Soldaten ) in der Bundeswehr treibt ….. !
Wirkliche Soldaten , die das leben , entlässt der Verein ……………………….und wirbt jetzt irgendwelche Typen …………….mit tollen Werbevideos, Ausbildungen, Schulabschlüssen usw usw
Mal abwarten was als nächstes kommt : Mein Tip : Bei Erstverpflichtung gibts ne Gratis Playstation ………….