Verteidigungsministerium will Parlamentsbeteiligung bei Türkei-Einsatz

Deutsche Patriot-Launcher bei einer Übung auf Kreta in diesem Jahr (Foto: Luftwaffe/Stefan Büttner

Ein möglicher Einsatz von Patriot-Flugabwehrystemen der Bundeswehr an der türkisch-syrischen Grenze wird nach Aussagen des Verteidigungsministeriums nicht ohne Beteiligung des Bundestages stattfinden. Das Ministerium werde eine Beteiligung des Parlaments vorsehen, sagte Staatssekretär Rüdiger Wolf am Montag auf der Handelsblatt-Konferenz Sicherheitspolitik und Verteidigungsindustrie in Berlin.

Dabei gehe es noch nicht mal in erster Linie um die Frage, ob eine Parlamentsbeteiligung rechtlich geboten sei, sagte Wolf: Es ist politisch geboten. Die Raketen würden aber nicht zur Durchsetzung einer Flugverbotszone über Syrien, sondern zum Schutz des türkischen Territoriums entsandt.

Verteidigungsminister Thomas de Maizière hatte zuvor in Brüssel erstmals öffentlich bestätigt, dass Deutschland eine Anfrage der Türkei nach Patriot-Raketensystemen innerhalb kurzer Zeit erwarte.

Wolfs Aussage im O-Ton:

20121118_Patriot_Wolf     

(Dateiname enthält irrtümlich das falsche Datum; der Vortrag war natürlich 20121119 und nicht 20121118)

Nachtrag: Der Bundeswehrverband verlangt grundsätzlich für Einsätze im Ausland ein Bundestagsmandat:

Mit Blick auf die anstehenden Entscheidungen über Einsätze der Bundeswehr in Mali und der Türkei erklärt der Bundesvorsitzende des Deutschen BundeswehrVerbandes, Oberst Ulrich Kirsch: „Ich fordere, dass die Bundeswehr generell nur dann im Ausland eingesetzt wird, wenn es dafür ein Mandat des Deutschen Bundestages gibt.“
Die Forderung gelte unabhängig von der Frage, ob Juristen im jeweiligen Fall ein Mandat für erforderlich halten oder nicht, so Kirsch.
„Die Bundeswehr ist eine Parlamentsarmee. Ihre Einsätze sollten deswegen grundsätzlich immer vom Parlament beschlossen werden.“
Zu oft habe in der Vergangenheit das Bundesverfassungsgericht über die rechtlich gebotene Parlamentsbeteiligung entscheiden müssen, sagte Kirsch. „Die Einsätze gehören aber nicht vor Gericht, sondern in die Politik.“
Der Bundesvorsitzende sagte weiter: „Die Soldaten haben das Rumgeeier satt. Wenn jemand in Deutschland eine sicherheitspolitische Debatte anregen will, sollte er das an erster Stelle im Parlament tun!“

Und noch ein Nachtrag: Wolf hat seine Worte von der Beteiligung des Parlaments sicherlich sehr sorgfältig gewählt. Von einer nötigen Zustimmung des Bundestages hat er nicht gesprochen – und unter Beteiligung kann man natürlich auch vieles andere verstehen, von Information der Obleute im Verteidigungsausschuss bis zur Resolution des Parlaments. Aber das müssen wir wohl abwarten. Erwartungen hat er mit seiner Aussage bei der Opposition bestimmt geweckt.