Türkei und Syrien – auf dem Weg zum heißen Krieg? (2)
Die – bislang noch geringfügigen – militärischen Auseinandersetzungen an der türkisch-syrischen Grenze gehen weiter: Den zweiten Tag in Folge beschoss die Türkei mit Artillerie Stellungen in Syrien als Vergeltung für einen Raketenangriff Syriens über die Grenze. Die NATO hatte sich bei einer Sondersitzung des Nordatlantischen Rats gestern Abend sehr besorgt gezeigt; die Aufrufe zur Besonnenheit kommen im Minutentakt.
Derweil berät das türkische Parlament hinter verschlossenen Türen über eine Ermächtigung, die der Regierung den Einsatz des Militärs in größerem Stil erlauben würde. Die türkische Zeitung Hürriyet hat den Wortlaut der Erklärung, über die abgestimmt werden soll, die entscheidende Passage im Wortlaut:
„This situation has reached a stage that poses serious threats and risks to our national security. Therefore, the need has developed to act rapidly and to take the necessary precautions against additional risks and threats that may be directed against our country. Within this framework, on the condition that the extent, amount, and time will be appreciated and determined by the government, I submit according to Article 92 of the Constitution a one-year-long permission to make the necessary arrangements for sending the Turkish Armed Forces to foreign countries and having it [TSK] mandated, according to the principle causes that will be designated by the government.”
Weiteres nach Entwicklung.
Nachtrag: Das Parlament hat diesen Antrag gebilligt.
„Die Mitglieder des Sicherheitsrates verurteilten entschieden den Beschuss der türkischen Stadt Akcakale durch die syrischen Streitkräfte, in dessen Ergebnis fünf zivile Personen, darunter Frauen und Kinder, ums Leben kamen sowie einige Menschen verletzt wurden“, heißt es in einer am Donnerstag verabschiedeten Erklärung des UN-Sicherheitsrates.“
und
„Anschläge in Aleppo werden durch die UN ebenfalls verurteilt:
Diplomaten zufolge soll heute Freitag ein zweiter Text verabschiedet werden, in dem die Anschläge in Aleppo am Mittwoch verurteilt werden, bei denen 48 Menschen getötet worden waren, die meisten davon Soldaten.“
Würden in den USA/Türkei Anschläge dieser größe geschehen und man könnte nachweisen (Türkei gibt offen zu, dass sie die FSA unterstützt), dass die Terroristen unterstützung von außen bekämen, wären sie die ersten, die zurückschlagen würden! Syrien macht das aus gutem Grund nicht, denn es kann sich dies nicht leisten!
Warum sollten sie dann so ziellos die Türkei beschießen? Was hätte die syrische Regierung von solch einer Aktion?
Vom zweiten, durch Russlan eingebrachten Teil, wird kaum berichtet!
Die Berichterstattung in der BRD ist in jedem Fall alles andere als sachlich und neutral!
Warum berichten die deutschen Medien so einseitig?
Dies macht mir mehr Sorgen als die Aktion der Türken oder Syrer.
…..Und das war nicht die erste Attacke auf diese Gegend gewesen. Nachdem syrische Truppen in den letzten Tagen mehrmals türkisches Gebiet beschossen hatten, sind viele Bewohner der Provinz Sanliurfa bereits zu Verwandten ins Landesinnere geflüchtet. ….
http://oe1.orf.at/artikel/319049
Der Ort Akcakale in der Provinz Sanliurfa liegt unmittelbar an der Grenze zu Syrien; der benachbarte Grenzübergang Tell Abjad war lange Zeit umkämpft. Er war im September von den Rebellen eingenommen worden.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2012-10/syrien-tuerkei-akcakale
Syrische Rebellen besetzen Übergang an Grenze zu Türkei
Rebellen der Syrischen freien Armee haben am Mittwoch nach einem mehrstündigen Kampf gegen Regierungskräfte den Grenzübergang Akcakale an der Grenze zwischen Syrien und der Türkei besetzt, wie türkische Medien mitteilen.
Anderen elektronischen Medien zufolge klettern Syrier über den Stacheldraht an der Grenze und bummeln in einem türkischen Grenzdorf, wo sie Siegeslosungen schreien.
Wenn die Türkei nun duldet, dass syrische Rebellen in der Grenzstadt unterschlüpfen und von dort Angriffe gegen Syrien gefahren werden, ist ein Gegenschlag nicht mehr ganz so unverständlich.
Das Grenzdorf in der Türkei wurde von Syrien hinterhältig angegriffen, oder etwa nicht?
Betrachtet man die Situation aber versuchsweise mit Abstand, ist die türkische Regierung von dieser Aktion nicht so überrascht wie sie sich gerade in Szene setzt. Die Eskalation an der türkisch-syrischen Grenze ist nicht erst gestern entstanden, die Berichterstattung jedoch vermittelt genau diesen Eindruck.
Beantwortet die Frage, wem nützt es? Und schon habt ihr den Täter. Ganz einfach!
@Stefan,
Nein, so einfach ist das nicht. In der realen Welt gibt es Fehler, falsche Annahmen, Irrtümer, undurchdachtes Vorgehen, Zielkonflikte, Planung auf Grundlage unvollständiger Informationen, Zufälle etc.
Beispiel: Die durch die Bundesregierung festgelegte Strategie, in deren Rahmen die Bundeswehr in Nordafghanistan eingesetzt wird, nutzte über Jahre den Aufständischen und ermöglichtes es ihnen, schrittweise ihren Einfluss zu erweitern. Nach Ihrer Logik folgt daraus, dass Schröder und Merkel Taliban sind.
In Afghanistan ist dieses Denken übrigens in leicht abgewandelter Form stark verbreitet: Dort bekommt man nicht selten zu hören, dass die Bundeswehr absichtlich so inkompetent vorgegangen sei, um die Aufständischen in den Norden zu locken, damit die Amerikaner einen Grund hätten dort stärker aktiv zu werden und die Rohstoffe dort auszubeuten.
Nach einem Anschlag auf einen Konvoi, bei dem keine Bundeswehrsoldaten, aber einige afghanische Kinder getötet wurden, verdächtigten manche Afghanen die Bundeswehr, den Anschlag selbst inszeniert zu haben. Dieser lasse die Aufständischen in einem schlechten Licht erscheinen, nutze also der Bundeswehr, folglich müsse die Bundeswehr verantwortlich sein. Solche absurden Konstruktionen sind das Ergebnis der „cui bono“-Logik.
Das bedeutet im Umkehrschluß aber nicht, das nicht syrische Aufständische etc. für den Beschuß der türkischen Stadt verantwortlich gewesen sein könnten. Diese Hypothese kann man erst ausschließen, seitdem die syrische Regierung dafür die Verantwortung übernommen hat.
P.S. Das Geschehen ist in der Tat undurchsichtig genug, um gegenüber den Angaben jeder Seite skeptisch zu sein. Ein Beispiel:
http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/middleeast/syria/9321068/Channel-4-journalist-Alex-Thomson-says-Syria-rebels-led-me-into-death-trap.html
Handelte es sich nun um einen Versuch syrischer Aufständischer, die Regierung zu diskreditieren, oder um einen durch eine für die syrische Regierung tätige internationale PR-Agentur veranlassten Versuch, die Aufständischen zu diskreditieren? Oder trifft gar eine Kombination zu (der Vorfall könnte tatsächlich stattgefunden haben, bevor er von den PR-Leuten aufgegriffen wurde)?
Wo befand sich die Kommandozentrale der oppositionelle Freie Syrische Armee (FSA).
War das nicht die Türkei? Wo ist sie jetzt? Ist sie wirklich da oder noch immer in der Türkei?
„Nichts Bessers weiß ich mir an Sonn- und Feiertagen
Als ein Gespräch von Krieg und Kriegsgeschrei,
Wenn hinten, weit, in der Türkei,
Die Völker aufeinander schlagen.
Man steht am Fenster, trinkt sein Gläschen aus
Und sieht den Fluß hinab die bunten Schiffe gleiten;
Dann kehrt man abends froh nach Haus,
Und segnet Fried und Friedenszeiten.“
Aus: Faust I, Kapitel 5; Johann Wolfgang von Goethe
Mehr ist zu alldem wohl nicht zu sagen.
Google, Associated Press: http://is.gd/9Qm1Xk
Ich weiß auch nicht. Aber die CIA und der Mossad sind nun einmal ziemlich gerissen.
@ll
schon mal was von ‚cognitive warfare‘ gehört ?
http://www.scribd.com/doc/20459296/Stuart-Green-LTC-USN-Cognitive-Warfare-02-July-2008-Final
Die Russen nannten das mal ‚Desinformatia’…..;-)
ach ja, und falls hier jemand sich fragt, warum es in Sachen Post ISAF Conops nicht weiter geht, dann liegt das eben an der Türkei, die einen grundsätzlichen politischen showstopper in Brüssel hinsichtlich information sharing in Sachen PfP Nations eingebracht hat (wg NATO – Israel), und ohne Beteiligung der PfP Nations ist eine Post-ISAF Mission nicht denkbar, planbar und durchführbar ……
Nun, das ist alles nicht so tragisch, denn irgendwann werden die Türken merken, dass Erdogan weder nach UN, noch nach EU, noch nach NATO Regeln spielen will und dadurch sein Land in die strategische Isolation führt …und das im Zeitalter der Globalisierung……arme Türkei ;-)
@ klabautermann | 05. Oktober 2012 – 17:01
Ihr Fazit bzgl. Erdogan teile ich.
Auch wenn er heute wirkungsstark äußerte, dass die Türkei keinen Krieg will, was ich ihm positiv anrechne. Ebenso rechne ich ihm an, dass er in dieser recht verfahrenen Situation beispielhaft aufzeigte, wie sehr doch Russland und die VR in der Bringschuld sind. Sie haben das Veto eingelegt im UNSR -zu dem man stehen kann wie man will, Folge ist und bleibt: damit haben sie auch Verantwortung übernommen.
Diese Verantwortung gilt es nun schritweise und stetig verbindlicher einzufordern. Ich maße mir nicht an die Lage in Syrien fachgerecht einzuschätzen, open source mäßig ist da nichts zu machen, und spreche daher auch nicht von einem Versagen Russlands/ VR Chinas.
Aber ich äußere dennoch den Wunsch, man möge dem Frieden in Syrien -und das ist momentan bei der ganzen Gemengenlage oberstes Gebot der Stunde, der verständliche Wunsch einiger aufgeklärter Syrer nach einem demokratischen Rechtsstaat nicht vergessend, gleichzeitig nicht behauptend, dass die sogenannten „Rebellen“ vollumfänglich zu eben jenen zu zählen seien- alles andere muss hinten an stehen. Auch weil eine syrische Demokratie, usw., nur aus dem Frieden heraus geboren werden kann.
Ich wünschte mir Assad stellte den Verantwortlichen-sofern aus „eigenen“ Reihen- vor ein ordentliches Gericht, ließe türkische und internationale Prozessbeobachter zu und man käme so wieder etwas zusammen.
Zurück zu Erdogan: Was auch immer er will, es darf keinen offenen internationalen Konflikt geben. Das scheint man ihm auch in Brüssel klar gemacht zu haben….Ich sehe Russland und die VR China am Zug.
Die Zeit eilt. Und spekuliert man mal verschwörungstechnisch unfröhlich vor sich hin in Richtung Washington D.C.: Sinken Obamas Werte weiter, so könnte er zu merkwürdigen Schlüssen kommen. Ob dann noch Hillary Clintons Vernunftstsimme, die ja so oder so in der neuen Legislatur als offizielle schweigen wird, ausreicht um dem Amateur im Weißen Haus Parolie zu bieten, weiß ich nicht, möchte ich nicht einschätzen wollen.
@sachlicher
d’accord ;-)
Bei der ganzen Diskussion sollten wir eine der verbreitetsten Terrorgruppen unserer Zeit bitte nicht aus den Augen lassen. Auch wenn eine Legitimation zum türkischen Eingreifen nicht in deren Interesse liegt, so ist doch die PKK in Nordsyrien ein ganz entscheidender Faktor. Und im Grunde ist ansonsten niemand anders scharf drauf, Türken zu töten.
Wir spekulieren permanent und Orontes Einwurf zu Irrtümern und Handlungen auf falschen / unvollständigen Informationen muss groß geschrieben werden.
@ Niklas | 05. Oktober 2012 – 18:33
Zustimmung.
Gibt es eigentlich irgendwo öffentlich eine einigermaßen aktuelle und differenzierte Beurteilung der Lage im nahöstlichen Konfliktgebiet, die seinen Fokus auf Syrien legt, die nachbarschaftlichen Anknüpfungspunkte aber mit integriert? Habe da bisher nichts brauchbares gefunden.
Da ich leider den Eindruck habe, dass unsere Medien und Öffentlichkeit überhaupt keine Ahnung haben, was da gerade in Syrien stattfindet und welche Spieler eine Rolle spielen, wäre es vielleicht mal sinnvoll, wenn da mal etwas offensiver Informationsarbeit geleistet würde. Z.B. die SWP könnte hier doch mal zeigen, dass sie (neuerdings) tatsächlich ideologiearm Informationen aufbereiten und auswerten kann, um damit Politik und Medien ein informationelles Fundament zu liefern.
Elahan hatte dazu schon einiges geschrieben, da er offenbar eine persönliche Verbindung dazu hat. Etwas offizielles kenne ich aber nicht.
Ich kann aber behaupten von der PKK geradezu umzingelt zu sein :) Von daher kommt
meine Einschätzung derer Bedeutung.
@Sun Tzu
„Gibt es eigentlich irgendwo öffentlich eine einigermaßen aktuelle und differenzierte Beurteilung der Lage im nahöstlichen Konfliktgebiet…“
Ich habe trotz langer Suche abgesehen von ein paar brauchbaren Einzelartikeln nichts gefunden. Von diesem Defizit lebt eine wachsende Zahl von Spezialisten, die sich solche Analysen gut bezahlen lassen.
“ die SWP könnte hier doch mal zeigen, dass sie (neuerdings) tatsächlich ideologiearm Informationen aufbereiten und auswerten kann“
Die SWP wird weiterhin brav Argumentationshilfen zur Unterstützung der Politik der Bundesregierung in akademisch wirkendem Stil verfassen.
@ Niklas, Orontes
Ich hatte im letzten Monat die Möglichkeit, mich mit Leuten mit Ortskenntnis zu unterhalten (Damascus, Holms, Aleppo und Al-Hasakah, etwas Umgebung der Zentren). Eine Beurteilung aufgrund der gewonnenen Informationen traue ich mir allerdings nicht vorzunehmen, dafür war unsere „Welt“ zu gefiltert. Aus den zahlreichen Gesprächen habe ich jedoch gelernt, dass das, was unsere Medien über Regierung, Opposition und sonstige Spieler im Konfliktgebiet berichten, offenbar wenig mit der Realität von deren Motivationen/Zielen zu tun hat. Zudem habe ich gelernt, dass unsere Regierung Zugang zu einem realitätsnäherem Lagebild haben muss, als das in unseren Medien vermittelt wird.
Bei mir blieb ein großes Fragezeichen im Kopf, was denn die Ziele europäischer Sicherheitspolitik in der Region sind. So wie gegenwärtig ist die Vertretung unserer sicherheitspolitischen Interessen zumindest höchst unprofessionell – es sei denn, man vertritt versteckte Interessen, bei denen ich mich allerdings frage, was/welche das rationalerweise sein könnten, die zum gegenwärtigen Verhalten passen.
Erschrocken war ich über eine Einschätzung, die sinngemäß darlegte, dass der zuständige Minister aufgrund seiner familiären Verhältnisse in der Region nicht akzeptiert würde, er dies persönlich aber nicht akzeptieren wolle und so vieles nicht funktioniere … die Bedeutung soziologischer Emotionen in der Region würde auf deutscher Seite nicht angemessen beachtet, was viele Türen aus sachfremden Gründen zufallen lasse.
Wenn deutsche Außenpolitik/realitätsnahe Lagebilderstellung nun schon an solchen Dingen krankt, läuft was grundsätzlich falsch.
@Sachlicher
Zustimmung, bis auf:
„Ich wünschte mir Assad stellte den Verantwortlichen-sofern aus “eigenen” Reihen- vor ein ordentliches Gericht, ließe türkische und internationale Prozessbeobachter zu und man käme so wieder etwas zusammen.“
Genau so wie es die USA machen, wenn es mal wieder nach einem Drohnen angriff ziv Opfer in AFG, Jemen oder PAK gibt.
@Niklas,
warum bezeichnen sie die PKK als Terrorgruppe? Was unterscheidet diese Gruppe von den Rebellen in Syrien? Was unterscheidet sie von den Rebellen in Libyen?
Jede Gruppe die Zivilisten tötet ist eine kriminelle Gruppe!
Ein großes Problem in dieser Region ist der falsch verstandene europäische Nationalismus, im Sinne von ein Staat, ein Volk, eine Religion wie ihn vor allen die Türkei, mal mehr mal weniger betreibt! Die Türkei hat lange Zeit eine ähnliche Politik wie Russland bei der Russifizierung des Kontinentes umgesetzt. Syrien und der Irak waren dort stabile Staaten, haben aber eben leider alle Versuche von demokratisierung und ethnisches Aufbegehren gewaltsam unterdrückt!
@Sun Tzu
welcome to the Realpolitik…..schwule Minister in Nahmittelost ?……..geht gar nicht ;-)
Erneuter Mörserbeschuss der Südtürkei (Yayladagi) aus Syrien:
http://www.aa.com.tr/en/rss/87945–mortar-shell-lands-in-southern-turkey
Die Türken reagierten entsprechend.
@klabautermann | 05. Oktober 2012 – 20:19
Man mag ja unterschiedlicher inhaltlicher Ansicht sein, aber können wir bitte sachlich bleiben. Danke!
@T.W: und Klabautermann:
Den Themenkomplex Türkei/ Israel/ PfP/Post-ISAF-CONOPS finde ich ja sehr interessant. Dass die Türken bzgl. Israel/PfP in eine Fundamentaloppisition übergehen, hörte ich schon aus verschiedenen Ecken. Die Verbindung mit Post-ISAF gibt der Sache jedoch erhebliche praktische Sprengkraft. Das Thema Post-ISAF soll nächste Woche beim Treffen der NATO-Verteidigungsminister eines der Hauptthemen sein (wenn es nicht von Syrien/ Türkei verdrängt wird). Mal schauen ob es dann einen Fortschritt gibt (z.B. Beauftragung CONOPS – zunächst pro forma – ohne PfP).
Die Türken sind wohl die neuen Franzosen in der NATO.
@ klabautermann | 05. Oktober 2012 – 20:19
welcome to the Realpolitik…..schwule Minister in Nahmittelost ?……..geht gar nicht ;-)
===========
Nun ja, erschrocken hat mich auch eher, dass man im AA neuerdings offenbar aus ideologischen Gründen auf derartige lokale Fazilitäten keine Rücksicht mehr nimmt. Merkel geht ja schließlich auch nicht nackt mit dem Papst in die Sauna … zwischen Kohl und Jelzin soll das hingegen eine sehr vertrauensbildende Maßnahme gewesen sein.
Na ja, wir akzeptieren ja auch Außenminister aus Ländern, in denen die Scharia gilt, und lehnen die Kontakte mit diesen Politikern deswegen nicht ab… Das darauf zu verengen, finde ich bisschen sparsam.
@T.W.
noch mal :Realpolitik !
Schwule Hauptstadtbürgermeister kosten nur deutsches Steuergeld. Schwule Aussenminister kosten deutsche credibility und assertivness…….diese Welt funktioniert nicht mehr nach dem Brentano-Muster !
@ T.Wiegold | 05. Oktober 2012 – 20:40
Die hohe Kunst der Diplomatie ist es u.a., Türen zu öffnen bzw. offen zu halten. Wenn man nun weiß, dass es in einem anderen Kulturkreis bestimmte Vorbehalte gibt, dann ist es nun mal nicht klug, diese Vorbehalte nicht zu beachten/respektieren, wenn man es gerade mit einer Kriegssituation zu tun hat, in der Kommunikation eh schon unter Ressourcenarmut leidet.
Man muss sich einfach die Frage stellen, wie man aktuell in der gegebenen Situation unsere Interessen mit maximaler Effizienz verfolgt. Wenn es dann effizienter ist, aus welchen Gründen auch immer einen anderen Minister zu schicken, dann sollte man das tun.
Außenpolitik in Kriegssituationen ist nun mal was anderes als eine Rede beim Stadtfest.
@Sun Tzu
„Wenn man nun weiß, dass es in einem anderen Kulturkreis bestimmte Vorbehalte gibt, dann ist es nun mal nicht klug, diese Vorbehalte nicht zu beachten/respektieren…“
Im angesprochenen Kulturkreis gibt es auch Vorbehalte gegen Christen, Atheisten, Anhänger der Evolutionstheorie, Freimaurer, Juden etc. Wie weit soll man sich solchen Vorbehalten denn beugen?
@Sun Tzu
Zustimmung
@Orontes
Man sollte einen Kriegsminister schicken…z.B. TdM
@ Orontes | 05. Oktober 2012 – 20:52
Wenn wir es gerade mit einer Kriegssituation zu tun haben und als Unterhändler mit Fundamentalisten stehen gerade zur Verfügung:
a) ein uns loyaler syrischer muslimischer Kaufmann mit Ortskenntnis und orientalischem Geschick
b) Margot Käßmann
dann wird mit hoher Wahrscheinlichkeit a) die besser Lösung sein.
Oder anders gesagt: Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler.
Es geht darum, in einer gegebenen Kriegssituation etwas zu erreichen, nicht irgendwelche Werte zu diskutieren. Das ist schon in Friedenszeiten in dieser Region schwierig genug, auch wenn man es dann durchaus mal versuchen kann.
Natürlich gilt es immer abzuwägen, welche Leistung welchen Preis wert ist. Nur hier geht es erst einmal nicht einmal um unsere Positionen, sondern um den Kommunikatior, der unsere Positionen vertreten soll. Hier geschickt auszuwählen macht die Durchsetzbarkeit unserer Position einfacher/wahrscheinlicher.
@klabautermann
TdM Kriegsminister? Deshalb demontiert er gerade die Bw :-)
Die Türkei blockiert die NATO nicht nur bzgl Israel, sonder schon lange bezgl Zypern!
Wäre eine Frau als Minister im AA für die Monarchen und Diktatoren besser? Nächstes Jahr können wir ja evtl den Cem aus Schwaben entsenden!
@Sun Tzu
„Der Wurm muss dem Fisch schmecken, nicht dem Angler. “
Das Argument verstehe ich, aber Minister Westerwelles Schwäche sehe ich diesbezüglich weniger in seiner sexuellen Orientierung als in seiner mangelnden Fähigkeit, Respekt gegenüber deutschen Interessen zu erzeugen. Seine Reaktion auf die mit direkter Unterstützung der sudanesischen Regierung erfolgte Stürmung der Botschaft in Sanaa war einfach nur schwach und hat Verachtung im arabischen Raum erzeugt. Man hätte eine deutsche Regierung respektiert, die hier für ihre vitalen Interessen eingestanden wäre und dem sudanesischen Staat, der mit einem Angriff auf diplomatische Einrichtungen aus dem Konsens zivilisierter Staaten ausgestiegen ist, harte und schmerzhafte Sanktionen und andere Konsequenzen auferlegt hätte. Die Sudanesen hätten rasch nach einem gesichtswahrenden Ausweg gesucht und wieder angemessenen Respekt vor deutschen Interessen gehabt. So aber hat Westerwelle sichergestellt, dass deutsche Interessen nun in der gesamten Region als angreifbar gelten. Er ist ein schlechter Minister, der seinem Eid, „Schaden vom deutschen Volk abzuwenden“ unabhängig von seiner sexuellen Orientierung wiederholt nicht nachgekommen ist. Ein weiteres Beispiel für Westerwelles Schwäche ist z.B. sein schweigen gegenüber den regelmäßigen antideutschen Ausfällen von Politikern in ganz Europa in der Eurofrage.
@ Orontes | 05. Oktober 2012 – 21:22
Mag ja alles sein, über die Fehler der Amtsführung unseres Außenministers zu diskutieren wäre ein wochenfüllendes Programm.
Wer in den letzten Wochen mal im Konfliktraum die Ohren aufgesperrt hat, der wird mitbekommen haben, dass man gerade in diesem Kulturkreis das mangelnde fachliche Rückgrat eben charakterlich in einen Zusammenhang mit der familiären Orientierung bringt und das eben im nahen/mittleren Osten kommunikativ sehr gut funktioniert. Ich tu mich etwas schwer mit einer korrekten Übersetzung (die immer langatmig wird) aber sinngemäß läuft das auf „mit der deutschen Schwulette kann man ja alles machen. Kein Wunder, so sind Lustknaben eben …“ hinaus.
Als Kommunikator ist er damit verbrannt, weil er eben bei der relevanten Zielgruppe sowohl fachlich, als auch in seiner Persönlichkeitsstruktur Achtung und Respekt verloren hat.
In diesem Kulturkreis zieht eben das Ressentiment, es sei ja kein Wunder, dass er fachlich versagt, weil er eben ein Homosexueller sei (Nebenbei: Deutschland ist von solchen Denkmuster auch nicht einmal eine Generation entfernt …).
Das kann man natürlich als hinterwäldlerisch, diskriminierend etc. verurteilen, will man aber dort und jetzt diplomatisch erfolgreich sein, muss man eine andere Strategie wählen.
@Sun Tzu
„In diesem Kulturkreis zieht eben das Ressentiment, es sei ja kein Wunder, dass er fachlich versagt, weil er eben ein Homosexueller sei …“
In den meisten Staaten dieses Kulturkreises dürfte mehr männliche Homosexualität praktiziert werden als in den meisten westlichen Gesellschaften, aber man redet eben ungerne darüber. Die Homosexualität hebt man in der öffentlichen Wahrnehmung erst dann hervor, wenn der Respekt schon verlorengegangen ist. Man stellt sich die Person dann in der passiven Rolle vor. Im orientalischen Raum gibt es auch Personen, die mehr oder weniger offen homosexuell sind, was aber akzeptiert wird, solange ihre Homosexualität als Dominanzgeste gilt. Westerwelle könnte sich seine Homosexualität m.E. durchaus erlauben, wenn er als maskuliner wahrgenommen würde. Sein Mangel an Maskulinität ist m.E. seine eigentliche kulturelle Schwäche.
Man kann lang und breit darüber diskutieren, ob ein bestimmter Politiker in seinem Amt Ernst genommen wird. Das auf Homosexualität zurückzuführen, halte ich für ein bisschen billig. In der derzeitigen Situation sehe ich übrigens auch wenige ausländische Politiker, die der Bundeskanzlerin Schwäche vorwerfen, weil sie eine Frau ist.. Oder Hillary Clinton…
Ansonsten geht das jetzt ziemlich in Richtung OT, und in den Beziehungen Türkei/Syrien würde vermutlich kein deutscher Außenpolitiker jetzt punkten können. Könnten wir es dabei belassen, bitte?
@ T.Wiegold | 05. Oktober 2012 – 22:07
Frauen ist ein ganz anderes Thema. Benazir Bhutto war beispielsweise eine hoch angesehene und gefürchtete Ministerpräsidentin von Pakistan.
Die Verknüpfung von Gender (sozial und/oder biologisch), Macht und Reputation laufen in diesen Kulturkreisen etwas anders, als Sie es gerade suggerieren wollen. Das würde dann jetzt aber tatsächlich OT und auch sehr komplex.
Mehr zum Thema passt die Frage, wie die Türken auf den neuen Mörserbeschuss reagieren werden. Meine These ist weiterhin, dass sie in den kommenden Tagen „Schutzzonen“ in strategisch wichtigen Räumen in Nordsyrien militärisch durchsetzen bzw. die Aufständischen entsprechend unterstützen werden.
@Orontes
Genau das ist vermutlich das Ziel!
So sehe ich es auch. Allerdings wäre dies nur auf der Grundlage eines Beschlusses des UN-Sicherheitsrates legal. Dafür sehe ich allerdings wenig Chancen, da die große Mehrheit der Weltgemeinschaft, voran die Bewegung der blockfreien Staaten (120 von ca.190 Staaten der Welt) geschlossen jede äußere Einmischung ablehnen.
@ Elhanan
Warum ich die PKK als Terrorgruppe, bzw. etwas gediegener terroristische Vereinigung nenne?
Weil sie so von amtswegen her in der EU, den USA und vielen anderen Ländern offiziell bezeichnet wird. In Deutschland ist die PKK dem Gesetz nach verboten, was aber aus Befürchtung von wiederholten Ausschreitungen wie in den 90ern nicht so richtig durchgesetzt wird. Die PKK ist unter Kurden weit verbreitet und genießt umfassende UNterstützung, die natürlich auch sehr häufig erzwungen wird. Das ist eine ziemlich unbekannte Welt, die man nicht mit den prominenteren, nahöstlichen Erscheinungen nicht vergleichen kann.
Nicht immer gleich ne persönliche Meinung vermuten, auch wenn sich die nicht vom offizellen Tenor unterscheidet.
@Niklas
Danke für die Antwort und bitte auch die Frage nicht persönlich nehmen, denn auch sie spiegelt nicht zwingend meine persönliche Meinung :-)
Dass die PKK von amtswegen als Terrorgruppe bezeichnet wird war mir bekannt!
Die Frage war jedoch im Kontext mit zwei weiteren Fragen gestellt und nicht an ein offizielles Amt gerichtet :-)
Was unterscheidet diese Gruppe von den Rebellen in Syrien?
Was unterscheidet sie von den Rebellen in Libyen?
@ Elhanan
Nun, ich schätze ein Unterschied könnte sein, dass sehr viele Kurden (da gibt es aber unterschiedliche Zahlen) keine Muslime, sondern Yeziden sind. Das ist wie gesagt eine eigene Welt und nicht mit dem Islam vergleichbar. Manche Elemente, wie das Kastensystem, kommen einem eher aus dem Hinduismus bekannt vor.
Die Kurden und somit leider auch die PKK sind im Grunde in der Türkei, dem Iran, dem Irak, Syrien und mit Sicherheit auch vereinzelt im Nordlibanon vertreten.
Nicht zu vergessen die riesige Diaspora, zum Beispiel in Deutschland.
Der Krieg mit der Türkei währt seit vielen Jahrzehnten, wobei auch kurdische Kinder aus Deutschland rekrutiert / zwangsrekrutiert wurden. Die PKK finanziert sich aus Spenden und maßgeblich aus dem Drogenhandel. Außerdem wäscht sie Geld in gewaltigem Ausmaß, wobei sie dem Finanzamt durch ein paar Bauerntricks entgeht, das alte Lied.
Es ist eine eingesessene, finanzstarke und vor allem zahlenmäßig sehr große Gruppe mit viel Rückhalt (wie gesagt, auch durch Zwang) im eigenen Volk. Ich denke, das unterscheidet sie am meisten von den entweder spontan entstandenen Gruppen in Syrien und Lybien oder den klassischen islamistischen Terrorgruppen, die sich ja nicht in einem existenziellen Kampf befinden, sondern gemischte Ziele haben.
@Niklas
Danke für die Ausführung. Dem kann man nur noch hinzufügen, dass sie im Vergleich zu den anderen Gruppen die PKK relativ straff geführt wird, eine Organisation ist und sich die Kurden als ethnisch einheitliche Gruppe sehen. Auch haben sie sich, im Vergleich zu anderen in der „Klein Asien“ lebende Volksgruppen, der türkischen Assimilationspolitik widersetzt. Die PKK nennt sich heute „Kongra-Gel“. Die Mehrheit (ca. 80 – 90 %) der Bevölkerung sind sunnitische Muslime. Etwa 3 bis 5 % der Kurden sind Schiiten. Daneben gibt es Aleviten, Schabak, Ahl-e Haqq, Christen und auch Juden. Nur ein kleiner Teil zählt sich zu den Yesiten (in Deutschland ist es jedoch ein großer Anteil).
Die kurdische Frage wird die Türkei und EU noch beschäftigen!
Wie die im Exil ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte am Dienstag mitteilte wurde nahe Damaskus einen Doppelanschlag auf den Provinzsitz des Geheimdienstes der Luftwaffe verübt. Es wurden angeblich „Dutzende Menschen“ getötet worden, Unklar ist das Schicksal „hunderter Gefangener“ vor Ort.
Die syrische Armee hat bei Gefechten südlich der Stadt Homs einige Kämpfer getötet, die aus Tschetschenien und Afghanistan stammen sollen, meldet die syrische Agentur Sana.