Die sieben Piraten der „Sachsen“: Abgesetzt in Somalia
Die Frage war noch offen, was die deutsche Fregatte Sachsen mit den sieben Piraten macht, die die Besatzung am vergangenen Wochenende vor Somalia festgesetzt hat: Sie wurden heute morgen an der Küste Somalias abgesetzt – wie schon zu vermuten war.
Offizielle Begründung: Da die Beweislage für eine gerichtliche Strafverfolgung nicht ausreichte. Inoffizielle Vermutung: Weil kein Land an einer Strafverfolgung Interesse hatte. Immerhin gab es Geiseln, immerhin wurden Waffen sichergestellt…
(In dem gestrigen Bericht auf der Bundeswehr-Webseite hieß es sogar noch: Damit erhärtete sich der Verdacht der Piraterie...)
(Die Mannschaft der befreiten Dhau – Foto: Deutsche Marine/Fregatte Sachsen)
Am tiefsten enttäuscht sind jetzt in Hamburg Dutzende Strafverteidiger, Gerichts-Dolmetscher sowie medizinische, psychologische und sonstige Gutachter aller akademischen Disziplinen. Denn es bleiben jetzt Millionen Euro Steuergelder unverteilt.
Kann dem ersten Kommentar nur zustimmen.
Aber so können die Mittel wenigstens für nützliche Dinge zur Verfügung gestellt werden, hoffentlich.
Man sieht die Angst in den Augen der Leute ganz deutlich, wurden die zu diesem Handshake gezwungen? Wahrscheinlich standen links und rechts noch Soldaten mit Waffe im Anschlag…
[Habe den Link mal entfernt. Wollen Sie hier kommentieren oder Reklame für den Lebensmitteleinzelhandel machen? T.W. ]
Die Beweise hätten unzweifelhaft ausgereicht für eine Verurteilung, wenn die Informationen in der Presse richtig waren. Die Herren wurden bewaffnet auf einem fremden Schiff, das um Hilfe gerufen hat und hatten gewiss kein Reiseticket gelöst. Die Zeugnisse der Besatzung hätte man ohne weiteres einholen können.
Daher können wir mit Gewissheit sagen, dass jedenfalls die Bundesrepublik Deutschland nicht an einem Prozess interessiert war. Eine Auslieferung an den Iran (wenn der seinerseits Interesse gehabt hätte) hätte sicherlich an einem Baukran geendet, weshalb auch dies nicht in Betracht kam. Also blieb nur, die Herren laufen zu lassen. Ob das aber eine besonders nachhaltige Vorgehensweise ist, sei mal dahin gestellt. Das Risiko der Piraterie beschränkt sich offenbar auf Scharfe Schüsse von einem Begleitteam an Bord des zu kapernden Schiffes..
@chickenhawk | 23. Oktober 2012 – 13:07
Tiefer enttäuscht als die von Ihnen genannten Organe und Mittel der Rechtspflege sind die normalen Steuerzahler. Denn die wahren Kosten des Marineeinsatzes übersteigen die Gerichtskosten bei weitem. Und offenkundig war der Einsatz zumindest in diesem Fall nicht nachhaltig.
Wenn es zu einer Übergabe der mutmaßlichen Piraten an die Iraner gekommen wäre, hätte sich Jürgen Trittin furchtbar aufgeregt, und das kann der Mann sich gesundheitlich auch nicht mehr erlauben.
@ Tom | 23. Oktober 2012 – 14:21
→ Sunk costs
@ Biene Maja
Das sind iranische Fischer die gerade aus der Geiselhaft befreit wurden.
Das deutsche Strafrecht stellt für somalische Piraten vermutlich kein Übel dar. Auch wenn sie Gefängnis kriegen würden, lebten sie in ihrer Wahrnehmungswelt einige Zeit in fürstlicher Vollpension mit anschließender Entlassung ins gelobte Land. Da lachen ganz andere Landsleute drüber als Somalis.
Man darf gespannt sein, ob ein kleines „Danke“ aus dem Iran kommt.
Für mich ist das „Neue“ an dem Foto dass die MP-5 nun doch wieder im Boarding eingesetzt werden kann. Da hat sich die Vernunft gegen die Bürokratie durchgesetzt.
Vielleicht gehört der Soldat auf dem Foto ja auch zu den KS? Die machen sowieso, was sie für richtig halten. Was auch gut ist.
Mal nebenbei: Frage an die Militärs:
Wozu ist eigentlich diese gelb-orangene Schutzbrille gut, die der Soldat trägt?
Sonnenbrille? Splitterschutz? Beides?
Ansonsten, wie T.W. auch schon schrob, wäre ich gespannt auf mehr Einzelheiten der Aktion. Irgenwie kommt mir das eigenartig vor: Bewaffnete Piraten an Bord – und die lassen den Kapitän (Geisel!) ungestört mit der Fregatte über Funk kontaken? Und „erlauben“ auch noch das boarding?