Vier Tiger für Afghanistan
Und es geht doch voran: Vier für den Afghanistan-Einsatz vorbereitete Tiger, teilt Eurocopter heute mit, seien inzwischen an die Bundeswehr ausgeliefert worden. Damit rücke ein Einsatz der deutschen Kampfhubschrauber am Hindukusch noch in diesem Jahr in greifbare Nähe:
Mit der Übergabe der ersten vier für den Afghanistan-Einsatz optimierten Unterstützungshubschrauber Tiger hat Eurocopter einen bedeutenden Meilenstein in diesem Programm erreicht. Damit ist die Bundeswehr jetzt im Besitz einer kompletten ASGARD-Tranche – eine entscheidende Voraussetzung für eine potentielle Verlegung der Tiger bis Ende des Jahres in das Einsatzgebiet.
ASGARD steht für Afghanistan Stabilization German Army Rapid Deployment. Nun kann man über das Rapid streiten (genau so über die Frage, wer die Verzögerungen zu verantworten hat und ob vielleicht die Bundeswehr so Dinge wie Sandfilter zu spät bestellt hat), aber immerhin. Im Dezember sollen vier weitere Tiger in dieser Konfiguration ausgeliefert werden.
Der Tiger im scharfen Schuss bei der Informationslehrübung des Heeres 2011
Eigentlich soll sich die Bundeswehr allmählich aus Afghanistan zurückziehen. Die Auflösung des OP NORTH steht kurz bevor, da peinlich darauf geachtet werden muss, dass die seitens der Politik („operativer Sachverstand“ ?) vorgegebene Mandatsobergrenze nicht „gerissen“ wird. Bei einem geregelten Abzug stellt sich immer die Frage, wer „geht zuerst“, wer bleibt. Der verantwortliche militärische Planer ist immer im Zwiespalt, zieht er zuerst die Logistik ab, könnten der kämpfenden Truppe Versorgungsgüter ausgehen – reduziert er kämpfende Truppe, stehen die Nachschieber unter Umständen ohne Schutz da.
In diesem vorgegebenen Abbau, der das Kontingent schon stark genug belastet, den TIGER nun noch aus rüstungspolitischen Überlegungen (operativ ist sein Einsatz mitnichten begründbar – MEDEVAC Hubschrauber werden dringender benötigt) einzubringen, kostet den Steuerzahler sinnlos Geld, denn es existieren KEINE EINSATZKONZEPTE für den TIGER. Nur um der Rüstungslobby die Möglichkeit zu bieten, den „Einsatz“ des TIGER (mal sehen, ob es am Ende doch nur eine unvergleichlich teure Verlegeübung wurde) als verkaufsförderndes Argument zu nutzen ist schrottig. Das Ding sollte erst einmal in Deutschland seine volle Einsatzreife nachweisen. Beta-Test im „scharfen“ Einsatz gefährdet Menschenleben (die mangels MEDEVAC Hubschrauber vielleicht nicht in die Rettungskette geführt werden können) – ob sich die Befürworter darüber mal Gedanken gemacht haben ?
Ach ja, und wie beim BOXER gibt´s ja auch keine Ersatzteilpakete…..
@ D. Deimler:
Ich bin ja grundsätzlich dazu geneigt davon auszugehen, dass der ein oder andere Kommentierer nahe an der Materie steht und dementsprechend (mehr oder weniger) Sachverstand mitbringt. Ihre Ausführung über den vermeintlichen Zwiespalt der Abzugsplaner lässt mich in Ihrem Fall eher das Gegenteil annehmen.
So ein Abzug ist natürlich eine logistische Herausforderung, jedoch sind weder Kampftruppe, noch Kampf- und Einsatzunterstützung zum reinen Selbstzweck im Einsatz. Im Allgemeinen weiss man ziemlich gut, welche logistischen Teile man braucht um eine Kompanie, ein Bataillon, eine Brigade usw. Durchhaltefähig zu versorgen. Wird Kampftruppe abgezogen, wird auch Kampfunterstützung anteilsmäßig abgezogen. Das ist weder Hexenwerk, noch gibt es da irgendwelchen Zwiespalt.
Nächster Punkt: Der Tigereinsatz ist genau dann operativ begründbar, wenn er zum ersten Mal CAS/CCA leistet. Was er mit Sicherheit tun wird.
Was operativ nicht begründbar war, war der Tornadoeinaat, der ja aus eben diesem Grund wieder abgebrochen wurde. Und ja, wir bräuchten dort natürlich auch MEDEVAC, aber wenn unsere einzigen CH53 Regimenter bereits an der oberen Belastungsgrenze operieren, dann ist das nun Mal so. Und der NH90 hinkt dem Tiger leider etwas hinterher.
Und zuletzt: Das, was die Franzosen gemacht haben, war ein Betatest im scharfen Einsatz. Bei uns kann man ja wohl mitnichten davon reden. Auch ist mir neu, dass keine Einsatzkonzepte vorliegen. Mein letzter Kenntnisstand lautet, dass die Einsatzverfahren für RW-CAS/CCA in den letzten mehr als 12 Monaten erarbeitet und erprobt wurden.
Alles in Allem frage ich mich also, ob deine Aussagen tatsächlich fundiert sind, oder ob du die Gelegenheit nur nutzen möchtest um wie so viele die Fortschritte im Tiger-Programm schlechtzureden…
@Steffen
Können Sie das mit dem CH53 näher erläutern?
Mir erschließt sich nicht so recht, wie bei einer Flotte von noch 82 (?) CH-53, die Belastungsgrenze erreicht sein kann, wenn nur eine Handvoll davon tatsächlich im Einsatz ist. Wie soll das denn mal aussehen, wenn mal richtiger Krieg ist?
Vier Tiger die nach langer Verzögerung unter Micromanagement von oben in einer unwegsamen Gegend in den Ersteinsatz gehen?
Hatten wir das nicht schon mal? ;)
@ dallisfaction
Bez. der Belastungsgrenze dürfte folgende Bundestagsdrucksache aufschlussreich sein, insb. Frage 11 hinsichtlich des geringen Klarstandes. Zwar ein bisschen älter (2008), aber in der Problematik immer noch aktuell.
http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/16/077/1607724.pdf
Und die 50% Klarstand werden sich vermutlich nicht auf den Buch-, sondern auf den Verfügungsbestand beziehen :-)
@Steffen
Fakt ist: der Einsatz TIGER hat eine reine politische Dimension.
Militärisch erfüllen die US RW-Kräfte alle unsere (RC N) Anforderungen und stellen mit einer fast gleich bleibenden Anzahl (Kampf-)Hubschraubern jedoch einer deutlich kleiner gewordenen AOR Fähigkeiten 24/7 zur Verfügung, über die das TIGER-Kontingent nur staunen kann. Dazu ist die Bw nicht ansatzweise in der Lage.
Mit anderen Worten: es besteht kein militärischer Bedarf für den TIGER, außer man erhebt den Grundsatz: „Mehr ist besser“ zu militärischem Bedarf. Dann aber bitte mehr von allem. Vor allem Truppe am Boden/Präsenz in der Fläche.
Und die „operative Begründbarkeit“ erschließt sich absolut nicht durch den ersten Einsatz im scharfen Schuss…
Dann ließe sich auch der Tornadoeinsatz rechtfertigen wenn er auch nur ein gutes Aufklärungsergebnis liefert, und das hat er… (das macht jetzt aber ne Drohne in realtime mit deutlich weniger DEU Personal. Die RW-Einsatze (attack) machen gerade die US-Kräfte, mit gar keinem DEU Personal… operative Begründbarkeit ist auch ne Rechenfrage)
Jedoch ist es unstrittig das die Heeresflieger langsam dann doch mal liefern müssen… (das wiederum ist eine politische Dimension).
Falls oder eher wenn die US-RW-Kräfte weiter reduzieren, dann macht der TIGER militärisch mehr Sinn. Ansonsten bekommen das unsere Partner bis jetzt nämlich sehr gut hin…
Und D.Deimler hat insofern recht: für die (zugegeben kleine) dreistellige Anzahl an Dienstposten die für dieses Kontingent benötigt werden (inkl. NH90 Personal) musste etwas anderes gestrichen werden.
Nachtrag: das Einsatzverfahren CCA oder RW-CAS ist noch lange kein Einsatzkonzept, sondern wie richtig festgestellt ein Einsatzverfahren. Und das diese Verfahren erst in den letzten 12 Monaten erarbeitet und erprobt wurden ist traurig genug. Wann wurden die ersten „Truppenpiloten“ ausgebildet??
@JCR
in den „Einsatz“ gehen gemäß Planung nur 2, die anderen gehen zwar mit, sind aber technische Reserve. Aber vielleicht hat sich das mittlerweile geändert…
@D.Deimler
meines Wissens ist die Ersatzteilgestellung sehr wohl vertraglich zugesagt und gesichert, aber vielleicht hat sich auch das mittlerweile geändert…
@RLG
Echte Lernfrage: wieso deutlich kleiner gewordene AOR? An der Größe der AOR RC N hat sich doch nix verändert?
@dallisfaction:
Weder materiell noch personell sind die CH-53 Staffeln auch nur nahe an der maximal verfügbaren Zahl.
Dazu kommt noch, dass viele Besatzungsmitglieder aufgrund ihrer Ausbildung und der damit verbunden Stati (limited combat ready oder combat ready) gar nicht für einen Einsatz zur Verfügung stehen.
Ebenso die vielen Scheinerhalter und Stabsflieger, die nicht einfach so in den Einsatz gehen können.
@Steffen:
Ich tue mich schwer damit, Vertrauen in einen geordneten Abzug der deutschen Truppen zu haben. So etwas gab es seit Ewigkeiten nicht mehr, dazu klappt selten etwas so, wie man es sich wünscht. Vor allem, weil wir kaum eigene Kapazitäten haben, um so etwas umzusetzen.
Auch glaube ich, genau wie @D.Deimler, dass es weniger um einen operativen Sinn geht bei der bevorstehenden Verlegung der Tiger, als vielmehr um ein politisches Manöver zur Unterstützung der Industrie und zur Vertuschung der eigenen Fehler in der Vergangenheit.
Wollen wir alle hoffen, dass es nicht zu Verlusten an Personal und Material kommen wird.
@T.W.
AOR RC N ist natürlich per Definition gleich geblieben, allerdings hat die Präsenz eigener Kräfte im Raum, die es zu unterstützen gilt, deutlich abgenommen.
Der problembehaftete Westen (Ghormach und Maymaneh) ist „transitioned“ und die Verantwortung bereits an die AFG-Kräfte übergeben.
RC N hat dort meiner Information nach keine eigenen regulären Kräfte mehr.
Sehr bald müsste auch Faizabad übergeben sein, so das die Fläche, welche mit MEDEVAC-Coverage und möglicher Unterstützung durch Kampfhubschrauber 24/7 abgedeckt werden muss, deutlich gesunken ist.
Habe mich da unklar ausgedrückt, sorry.
@RLG
Keine Ursache, war nur bisschen irritiert. Und auch wenn es keine eigenen – regulären – ISAF-Kräfte in etlichen Bereichen mehr gibt: Kampfhubschrauber-Unterstützung könnte ja sowohl für Spezialkräfte als auch in extremis für ANSF erforderlich werden?
@ T.W.
„Neben den Kampfflugzeugen wurden durch unser TACP auch die in KUNDUZ stationierten amerikanischen Kampfhubschrauber angefordert und eingesetzt,
welche sich aufgrund ihrer geringen Flughöhe, der guten Optiken und der anscheinend abschreckenden Wirkung gegenüber den Taliban,
als einausgezeichnetes Mittel zur Vermeidung von Hinterhalten und IED- Anschlägen herausstellten.
…
Im Nachhinein ist festzustellen, dass Anschläge und Hinterhalte während der häufigen Präsenz von Flugzeugen und vor allem Kampfhubschraubern während der Aufträge des OMLT eine absolute Seltenheit darstellten. Nur dort, wo es aufgrund der zeitweise doch knappen Ressourcen in AFGHANISTAN eine durchgängige Luftunterstützung nicht gewährleistet werden konnte, kam es regelmäßig zu Angriffen auf eigene Kräfte. Jedoch stellten auch hier die Aufständischen sehr schnell jegliche Kampfhandlungen ein, nachdem die vom TACP angeforderte Luftunterstützung nach nur kurzer Zeit am Ort des Geschehens eintraf.“
http://freundeskreis-artillerietruppe.de/images/stories/PDF/zugleich012012.pdf
@ RLG
Die „Schlammzone“ erabeitet schon sehr lange COP’s (Combat Operating Procedure’s) z..B. aus den Einsatzerfahrungen der Niederländer und mit deutschen
Piloten im HWIC (Helicopter Weapon Instructor Course)
„The aim of this course is to:
-maintain the current level of knowledge of the Dutch military helicopter community
-develop and maintain the Tactical Standard Operating Procedures (TACSOP’s), adding ‘lessons learned’ from recent Afghanistan operations into the Course,
-train the course members so they can to pass-on their obtained knowledge into their units“
http://www.sentry.hangar1.net/trip08-14.html
Manchmal muss man halt zu verschiedenen Threads das Gleiche schreiben, damit sich keine falschen Eindrücke verfestigen:
Von den 82 CH 53 sind nur ein kleiner Teil im Einsatz in Afghanistan, weil nur ein kleiner Teil der Maschinen in einer für den Afghanistaneinsatz geeigneten Baustufe bestellt und beschafft wurden. Diese Anzahl ist, ohne Erhöhung, mit dem bestehenden Personal durchhaltefähig. Die Situation wird durch den Transfer verschlechtert.
Zu der Aussage „die Heeresflieger müssen endlich liefern“:
Die Heeresflieger liefern seit über 20 Jahren in den Auslandseinsätzen. Nicht nur mit CH 53, auch mit UH 1D ( wie auch die Luftwaffe mit UH 1D und Transall und die MArine mit Lynx und Seaking) . Die Forderung nach einem Kampfhubschrauber für den Einsatz in Afghanistan hat sowohl im Tigerprogramm, als auch in der Erarbeitung von Einsatzgrundsätzen unmittelbare Maßnahmen ausgelöst. Die Truppe liefert, seit Jahren. Es gibt aber auch Bedingungen, die außerhalb der Einflussmöglichkeiten der Truppe liegen. Dazu gehört die Geschwindigkeit in der technische Änderungen realisierbar sind und der politische Wille alle Maßnahmen finanziell zu unterlegen. Und die Forderungen, die aus dem Einsatz an das System gestellt werden, zeugen nicht von übermäßigem Sachverstand. Das macht es nicht einfacher.
Der Minister hat auf die Umfrageergebnisse reagiert und will jetzt die Führungskräfte besser in die Neuausrichtung einbeziehen. Dazu ist es zu spät. Und er meint damit auch nicht den Sachverstand der Führungskräfte zu nutzen. Es wird wie in den Beschaffungen weiter den Bach hinuntergehen und Dr. Bertling wird durch Pressemitteilungen anläßlich der ILa und anderswo weiter dafür sorgen, dass der „Schwarze Peter“ nicht dem Unternehmen zugeschoben werden kann.
@ dallisfaction:
Zur CH53 haben meine Vorredner ja schon genug gesagt. Es spielen da ne Menge Faktoren mit rein, allerdings sollte man einen Einsatz á la Afghanistan nicht mit einem echten Verteidigungsfall verwechseln. Letzterer würde nämlich dazu führen, dass diverse limitierende Vorschriften nicht mehr greifen, beispielsweise die Intervalle zwischen den Inspektionen der Maschinen, die zwingende Forderung nach Piloten mit Status „Combat Ready“ usw.
Rein rechnerisch MÜSSTE man mit zwei Regimentern in Deutschland (das sind insgesamt vier Staffeln) dazu in der Lage sein, eine Staffel (= 16 Hubschrauber) durchhaltefähig im Einsatzland zu betreiben. Klappt bei uns derzeit vorne und hinten nicht.
@ RLG:
Moment! Ich habe nicht behauptet, dass unsere 2+2 Tiger in der AOR wirksamer sind, als die 25 (?) Apache der CAB, die uns die Amerikaner zur Verfügung gestellt haben.
Der Grundsatz „mehr ist besser“ kann tatsächlich eine operative Anforderung ableiten, wenn man zu dem Schluss kommt, dass die verfügbaren Mittel nicht ausreichen um die gesamte AOR abzudecken.
An dieser Stelle muss ich ganz ehrlich sagen, dass ich keine Ahnung hab inwiefern die Eigenheiten des Apache (z.B. die vergleichsweise geringe Reichweite) einen limitierenden Faktor in der Operationsführung darstellen, oder ob das z.b. kompensiert wird durch FOBs oder sonstwas.
Jedenfalls halte ich es durchaus auch für militärisch angemessen wenn man sagt: „Wir müssen unser eigenes Waffensystem zum Einsatz bringen, nicht nur um die verfügbaren Kräfte in AFG zu stärken, sondern auch um auf zukünftige Einsätze vorbereitet zu sein“.
Im Übrigen ist es mWn keineswegs sicher, wie lange die Amerikaner sich ihre CAB im OP N noch leisten werden. Da habe ich lieber die eine Tigerrotte da unten stehen, als urplötzlich bei nem Abzug dieser US-Komponente wieder ne 100%ige Fähigkeitslücke zu haben.
Der Tornadoeinsatz lässt sich eben in keinem verhältnis rechtfertigen, eben weil jedes andere Aufklärungsmittel dort seine Ergebnisse in Echtzeit geliefert hat. Das System Tornado in seiner Konfiguration war und ist für den Einsatz schlichtweg obsolet, während der Tiger (abgesehen von den bekannten Mankos in der Bewaffnung) das Aufgabenspektrum für Kampfhubschrauber in der selben Qualität erfüllen kann, wie ein Apache. Ja, ohne 30er BK, dafür aber mit weit höherer Reichweite und besserer Optronik.
Das mit dem Personal sehe ich eher unkritisch. Wenn der Abzug tatsächlich bald anläuft, bleibt die Mandatsobergrenze ja erstmal gleich. Hinzu kommt, dass der laufende Übergabeprozess an die Afghanen faktisch zu einer „Verkleinerung“ der AOR führt. Alles in Allem mache ich mir da keine Sorge…. Die mandatsobergrenze liegt ja derzeit bei 4.900 und es sind 4.800 Soldaten im Einsatz. Lass den Abzug beginnen und du hast ziemlich schnell die freien Stellen zusammen.
Und zuletzt bzgl. des Einsatzkozepts…. Herr Deimler und Du können mir gerne erklären, was man in diesem Fall unter einem Einsatzkonzept versteht, ich weiss es nämlich nicht.
Meines Wissens nach wird der Tiger nahtlos in die bestehenden RW-CAS/CCA Konzepte der NATO eingegliedert, da ja alle betroffenen Luftfahrzeuge grundsätzlich das selbe leisten (mit Unterschieden in der Bewaffnung) und gleichzeitig alle Staaten untereinander CAS/CCA anforderung und leisten können, weil die Verfahren eben NATO-standardisiert sind. Mir erschließt sich nicht, inwieweit hier ein vermeintlich fehlendes Konzept zum tragen kommen sollte.
Was geübt werden musste sind eben die Verfahrensweisen, wie der deutsche Tiger CAS/CCA leisten kann, und das wurde ja wohl hoffentlich ausgiebig geprobt. Berichte von Gefechtsschießen und Truppenübungsplatzaufenthalten gemeinsam mit den Amerikanern liegen ja vor.
Auch in diesem Fall mache ich mir also keine Gedanken, denn wenn hier etwas so sicher ist wie das Amen in der Kirche, dann ist es die Furcht der militärischen und politischen Entscheidungsträger von einer „Bauchlandung“. Und die entsteht dann, wenn ein unreifes Produkt mit nicht ausreichend ausgebildeten Piloten in den Einsatz geschickt wird. Beides halte ich für unwahrscheinlich – Das Produkt ist reif und wird geflogen von erfahrenen Fluglehrern, die (so hoffe ich doch) ausreichend Zeit und gelegenheit hatten, um den Status CR zu erreichen.
@ schleppi:
Hinsichtlich den zukünftigen Beschaffungen setze ich große Hoffnungen in den LUH, der ja schon nach dem „neuen Beschaffungskonzept“ kommen soll. Vielleicht läuft es ja da endlich mal besser.
@Steffen+schleppi
Danke für die Erläuterungen. Ich finde es irgendwie bedenklich, dass man nicht die gesamte Flotte so herrichtet, dass sie in den Einsatz gehen kann. Der nächste Einsatz wird schließlich kommen. Und dann fängt man wieder hektisch an um- und aufzrüsten.
Mehr als gute Vorsätze enthält das neue Beschaffungskonzept auch nicht. Z.B. gib es da die Vermeidung von Veränderungen. Viele Veränderungen am UH Tiger und am NH90 wurden auch durch Mangelhafte Bauteile (z.B. NH90 Kabinenboden) verursacht. Man kann einen fehlerhaften Heli abnehmen, und dann selbst nachrüsten. Bringt aber am Ende auch keine Ersparniss. Es fehlt wohl mehr an dem Willen von ECD, die Probleme mehr anzugehen, und auf Seiten der Politik EADS stärker auf die Füße zu treten. Das wird man mit einen neuen Beschaffungskonzept auch nicht lösen können.
Was wirklich in DE fehlt, ist eine ständige öffentliche Kontrolle des Vortschrittes eines Beschaffungsvorhaben. Heute werden die Probleme bei Beschaffungen einfach als Verschlusssache erklärt. Ist ja das bequemste, und erzeugt keinen öffentlichen Druck, die Probleme schnell und sauber zu lösen.
Bei EADS ist das eigentlich Problem, das die Politik ein Politisches Konstrukt erschaffen hat, dass nur um sein eigenes Wohl kämpft, und das auch im zweifel gegen die Interessen seines Haupternährers, der BRD.
@ Steffen
Es wäre zu wünschen, aber das Konzept allein macht es nicht.
@dallisfaction
das tut man glücklicherweise. gegenwärtig laufen der truppe insgesamt 40 maschinen in der version GA (german advanced) zu.
desweiteren war mal geplant 6 maschinen kurzfristig für afghanistan aufzurüsten (nannte sich dann glaub ich GE) was allerdings daraus geworden ist weiß ich nicht.
@T.W.
Man kann natürlich auch ausserhalb der MEDEVAC-coverage „in extremis“ andere Truppenteile oder ANSF unterstützen. Jedoch ist der Hubschrauber an sich sehr limitiert in Einsatzreichweite. Ohne gesicherte Betankungspunkte ist das nicht so einfach. Dafür gibt es zwar eine SOP/Konzept im RC N, der Einsatz erscheint mir jedoch unwahrscheinlich.
Der Einsatz von FW und/oder Drohnen ist da wahrscheinlicher und einfacher. Doch da hat man das Problem der Feuerfreigabe… Auf einem Drohenebild sieht man halt nicht alles zweifelsfrei. PID? wer übernimmt die Verantwortung?
Und da sind wir dann wieder bei der Weisung COM ISAF für die Feuerfreigabe von Luft-Bodenwaffen…
Zusammengefasst: ja, Hubschrauber machen da sicher Sinn, sind aber nicht „einfach mal so, schnell“ verlegbar UND dabei durchhaltefähig, geschweige denn mit großer (Einsatz-) Reichweite ausgestattet.
@ schleppi
Ja, die Heeresflieger müssen liefern, denn sie versprechen seit über 10 oder 15 Jahren (wann wurde die Luftmechanisierung/ -beweglichkeit zum ersten mal propagiert), das deutsche HEER/Bw nach vorne zu bringen und vereinnahmen dafür einen Großteil der investiven Mittel.
Der NH 90 (steht das für ein Datum??) und auch der PAH2 / TIGER sind längst überfällig und haben eine unglaubliche Menge an Geld gekostet. Und tun dies immer noch. Output im Jahr 2012: immer noch keiner (vielleicht gehts ja im Dezember los…)
Die Leistungen der Heeresflieger will ich nicht schmälern, aber es wird seit langem von der Institution/Truppengattung Heeresflieger (NICHT die „Schlammzone“) deutlich mehr versprochen. Und hier wieder die Industriekarte zu ziehen ( und ich bin wirklich kein Freund der ECD) ist da viel zu einfach.
Ach ja, und die überzogenen Forderungen an ein System haben Heeresfliegeroffiziere im Ministerium und bei BWE mit erarbeitet.
@ Steffen
Dem Rechenbeispiel mit den Stff schließe ich mich an. Sehe das genauso.
Das der TIGER wirksamer ist habe ich ebenfalls nicht behauptet.
Und um auf zukünftige Einsätze vorbereitet zu sein? Die wären? Brauchen wir für diese zukünftigen Einsätze denn (DEU) Kampfhubschrauber? Da sind wir wieder beim Konzept…
Es gibt allerdings keine CAB im OP N, und auch der TIGER wird da sicher nicht mehr stationiert (hätte da auch gar keine Infrastruktur).
Aber das bringt mich zu dem Problem: Mehr ist besser, stimmt. Aber vor allem sollte es mehr von denen geben, die einen Unterschied machen und den Auftrag des RC N / ISAF erfüllen: Partnern, Advisen und auch Ausbilden. Das machen Truppen am Boden. Und diese werden gekürzt. Und somit werden die „verfügbaren Kräfte“ geschwächt um sie mit TIGER vermeintlich zu stärken.
Heißt für mich: wir können zwar jetzt weniger rausgehen und Vertrauen schaffen, dafür aber besser schießen.
Zurück zu meiner Aussage oben: Der TIGER kommt in einer Zeit in der auch die BW-präsenz wieder kleiner wird, das Rennen der Staatengemeinschaft aus AFG begonnen hat und RC N sich aus der Fläche zurückzieht. Die US-Kräfte jedoch weiterhin (noch) alle notwendigen Aufträge absolut erfüllen. Die Ergänzung durch TIGER ist momentan operativ nicht erforderlich (wo wäre die Lücke die zu füllen ist?) und somit ergibt sich für mich das es sich um ein politisches Signal handelt das der (deutsche) TIGER sich im Einsatz bewährt hat. Aber das ist nicht das einzige (Waffen)-System mit diesem Schicksal.
@Steffen:
UH Tiger hat eine bessere Optrronik als der Apache AH-64D???
Woher haben sie denn das?
Entspricht nicht wirklich meinen Infrmationen.
Aus meiner Sicht ist das Gegenteil der Fall:
Der Tiger ist bei der Optronik massiv veraltet – Entwicklungsstand der Optronik: 15 Jahre alt. Man ist international nunmehr schon 1-2 Generationen weiter, siehe u.a. AH-64D.
@ Memoria
Habe gleiche Information, Arrowhead des AH 64 D ist deutlich weiter.
@ RLG
Ihre Zeitansätze decken sich nicht mit der Realität. Nach meiner Information gibt es die Luftbewegliche Brigade noch immer. Und deren Kernauftrag war es nicht 2+2 Kampfhubschrauber in Afghanistan einzusetzen. Wenn Sie damit vor 10 Jahren den Parlamentariern gekommen wären, hätte man Sie mitleidig angelächelt. Im übrigen ist es eine fatale Entscheidung dieses Leuchtturmprojekt Luftwegliche Brigade zu beenden. Denn das hätte nicht nur das Heer in der bestehenden Struktur nach vorne gebracht ( wie andere Nationen auch erkannt haben) sondern auch in einer Neuausrichtung. Das Tigerprogramm hat mittlerweile eine Verzögerung von 5 Jahren. Nicht von 15 Jahren. Und wenn man damals nicht aus Angst vor einer neuen Regierung erst die Entwicklung abgeschlossen hätte, bevor man einen Serienvertrag schließt, dann gäbe es den Tiger erst noch später. Und damit haben die Heeresflieger genau so wenig zu tun, wie die Luftwaffe mit der Verzögerung bei A 400 M. Wenn ich daran zurück denke, wie sensibel Politiker damals schon darauf reagiert haben, wie das System genannt wird: PAH, UHT, KHT, wird deutlich, dass die Beschaffung eines Waffensystems keine ausschließliche Angelegenheit des Bedarfsträgers ist. Und um es in einem Bild auszudrücken: die beste Würstchenbude bekommt die Leute nicht zufrieden gestellt, wenn der Fleischer die Wurst zu spät und nicht in der erforderlichen Qualität liefert. Und ich schreibe hier nicht über die spezifischen Anpassungen für Afghanistan, sondern um vertragsgemäße Erfüllung.
Und das Fass mit den verfügbaren Investivmitteln würde ich im Hinblick auf Eurofighter (Jäger 90) und A 400 M nicht unbedingt aufmachen. Vielleicht sei an dieser Stelle der Hinweis gestattet, dass auch die Luftwaffe Bedarfsträger für NH 90 war und der Inspekteur Stieglitz sehr frühzeitig sich von dem Programm und damit von einer Fähigkeit verabschiedet hat, die doch heute nach Aussage der Luftwaffe so dringend im Einsatz benötigt wird. Schlussendlich wird jetzt die Marine eine Tranche MH 90 nehmen müssen, damit die Reduzierung des NH 90 Luftwaffenanteils industrieseitig akzeptiert wird. Bedarfsträgerversäumnisse vermag ich da nicht in erster Linie zu sehen. Es mangelt einfach an dem politischen Willen und politischer Wille heißt bei Beschaffungen auch immer, Geld in die Hand zu nehmen.
@ Memoria & RLG:
In dieser Sache erhebe ich keinen Anspruch auf Richtigkeit. Mir sind weder die genauen technischen Spezifikationen von OSIRIS, noch die vom Arrowhead bekannt. Ne kurze Recherche hat mir lediglich verraten, dass die Entwicklung des Arrowhead auch „erst“ im Jahr 2003 begonnen hat. Wenn also das OSIRIS 15 Jahre alt ist, hat Arrowhead auch seine guten neun Jahre aufm Buckel (oder wurden da zwischenzeitlich Upgrades durchgeführt?).
Aber sei’s drum, wir wissen ja alle, dass Alter kein Indikator für Qualität ist und ich selbst bin (noch) weder Tiger, noch Apache geflogen.
Natürlich ist es auch ein objektiver Faktor, dass der Tiger kein Mikrowellenradar hat… wieder ein Pluspunkt fürn Apache. Aber ich wollte hieraus ja keine Welcher-Hubschrauber-ist-unter-welchen-Bedingungen-besser Debatte machen.
Aus meiner Sicht fakt ist: Der Tigereinsatz hat einen taktisch-operativen Zweck. Die geringe Anzahl der Lfz ist zwar die Kehrseite der Medaille, wird aber glücklicherweise eben durch die Präsenz der amerikanischen CAB kompensiert. Und darüber sollten wir alle glücklich sein. Und so makaber es klingen mag: Wir sollten ebenfalls glücklich darüber sein, dass sich unsere Tiger in diesem Stadium des ISAF-Einsatzes und mit solch kampfstarken Verbündeten im Rücken erproben kann, denn der nächste Einsatz wird tatsächlich kommen und die Erfahrungen, die jetzt gesammelt werden, können für zukünftige Einsätze nicht schaden.
Vielleicht haben wir ja auch Glück und der Einsatz offenbart den Entscheidungsträgern die Defizite in der Bewaffnung (Stichwort: fehlende RMK30). Oder aber der Hubschrauber bewährt sich in seiner jetzigen Konfiguration, dann sind diese elenden Diskussionen endlich ein für allemal vorbei
@ Steffen
(oder wurden da zwischenzeitlich Upgrades durchgeführt?)
Ja, gib mal „Arrowhead’s Vision Enhancement“ in die Suchmaschine ein!
Das „Arrowhead’s Vision Enhancement“ gilt aber nur fürs FLIR und das ist nicht das Visier – zumindest nicht beim UHT.
Der TIGER ist als „Lauerjäger“ ausgelegt, die Longbow fliegt mit ihrem Radarkopf relativ „strahlend“ durch die Gegend, was in AFG wahrscheinlich nur geringe Folgen hat, aber zum Zeitpunkt der Auslegung des TIGER-Visiers im damaligen Szenar tötlich gewesen ist.
Das Visier des UHT ist auf jedenfall sehr leistungsfähig und wenn die präzise Bewaffnung noch den Zielen in AFG angepasst würde wäre der UHT dort genauso abschreckend wie der Apache.
@Lippe65:
Was – wenn nicht das FLIR bzw. WBG – ist denn das Visier des Tigers???
Natürlich jat er auch ein echtes FLIR zum fliegen. Aber Osiris ist auch mit einem WBG ausgestattet
AH-64 nutzen das WBG als Hauptzielmittel bei Tag und Nacht. Das FLIR des UHT liegt aber 1,5 Generationen hinter dem aktuellen des Apache.
Aber können uns ja weiterhin einreden wir wären Weltklasse.
Das Radar des Longbow wird praktisch nicht genutzt, es ist eh nur ein drittel der Flotte damit ausgerüstet.
Solange der Wladimir nicht in der Dusche ausrutscht und seine Panzer gen Westen schickt sind sowohl MMW-Radarsysteme als auch die komplette Osiris-Ausrüstung von relativ geringem Nutzen.
@ Lippe65
also mit Longbow auf dem Rotormast fliegen nur die Briten in ISAF und die nutzen das FCR (=Fire Control Radar) „nur“ zur Luftraumüberwachung.
Da der britische Apache AH MK1 stärkere Triebwerke als der AH-64D besitzt, fliegt die US-Army ohne FCR, was den Hubschrauber leichter macht.
( Hellfire des Typ’s AGM-114L werden dort ebenso wenig gebraucht wie die PARS 3 LR des Tigers.)
Zum Thema Bewaffnung empfehle ich folgende Lektüre der franz. ALAT:
Seite 53 ff
SUMMER 2011, THE MOUSQUETAIRES 5 INTENSIVE CAMPAIGN IN KAPISA AND SUROBI ALONGSIDE INFANTRY BATTLE GROUPS
„… A consequence of the first two reasons was an increased risk of friendly fire and civilian victims. This increase is directly linked to campaigns in the highly populated green zone and the nesting that the insurgents are systematically looking for.
The risks were permanent for reconnaissance and attack helicopters. Half HOT missiles and 30 mm guns were fired at distances less than 100 m from friendly units,
sometimes much less.
Finally, the last reason may be the use of snipers and antihelicopter raids, methods of action that may be considered as changes of strategic importance. …
Captain GANDOLFI“
http://www.sldinfo.com/fr/wp-content/uploads/2012/06/ALAT-January-2012-issue-PDF.pdf