Miese Stimmung in der Truppe
Gleich zwei heute veröffentlichte Umfragen unter Bundeswehrangehörigen belegen: um die Stimmung in der Truppe steht es angesichts der Bundeswehrreform, der Neuausrichtung, nicht zum Besten. Nach einer Umfrage des Bundeswehrverbandes sehen fast 90 Prozent der befragten militärischen Führer vom Kompaniefeldwebel bis zum General dringenden Nachsteuerungsbedarf: Vor allem die zunehmende Belastung der Soldatinnen und Soldaten wird beklagt. Auch nach einer eigenen Umfrage der Bundeswehr durch ihr Sozialwissenschaftliches Institut wird die Reform von vielen Bundeswehrangehörigen negativ gesehen.
Hier zum Reinhören der O-Ton die Bundespressekonferenz am (heutigen) Freitag in Berlin mit den Aussagen des Bundeswehrverbandes:
Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehrverbandes, Oberst Ulrich Kirsch, und Prof. Dr. Gerd Strohmeier
Frage und Antwort (Q+A) in der Bundespressekonferenz
Die Stimmung in der Bundeswehr brachte der Verbandsvorsitzende Kirsch auf den Punkt: Den Streitkräften droht der Burn-out. Nach der Umfrage liege die Einschätzung nahe: Wenn nicht ganz schnell etwas passiert, wird die Reform kippen.
In der Erhebung des Bundeswehrverbandes, an der sich 1.768 von 3.990 angeschriebenen militärischen Führern beteiligten, kommt zwar die Hälfte der Befragten zu der Einschätzung, dass sich die Reform positiv auf die Einsatzorientierung der Bundeswehr auswirkt – aber zu Lasten der Beschäftigten. 81 Prozent befürchten, dass sich die Neuausrichtung negativ auf ihre Belastung auswirkt, 74 Prozent befürchten negative Auswirkungen auf die Vereinbarkeit von Familie und Dienst. Und etwas mehr als die Hälfte sieht die Motivation der Soldaten beeinträchtigt.
Fehlende Planungssicherheit und eine mangelnde Berufsperspektive – das sind nach den Worten von Kirsch die Probleme, die die Soldaten ganz persönlich empfinden. Und sie fühlen sich von der Politik im Stich gelassen: Jeweils etwa zwei Drittel sind der Meinung, dass sie und die Bundeswehr mit ihren Problemen von der Politik im Allgemeinen und von der Bundesregierung nicht unterstützt würden. Vom Verteidigungsministerium glaubt das interessanterweise (und aus meiner Sicht überraschend) nur ein knappes Viertel.
Das hat natürlich auch finanzielle Gründe: Einsparungen und Neuausrichtung passen nicht zusammen. Neuausrichtung ist Gestaltung, und Gestaltung kostet Geld, sagte der Verbandsvorsitzende und mahnte erneut eine Anschubfinanzierung der Bundeswehrreform an. Zugleich wies er aber auch anderen Bundesressorts eine Mitverantwortung zu: Die Hinzuverdienstgrenze, die zunächst für ausscheidende Berufssoldaten hätte gelten sollen, sei nur gegen den Widerstand des Bundesarbeitsministeriums aus dem Reformbegleitgesetz gestrichen worden.
Mangelhaft sei auch die Balance zwischen den Aufgaben im Einsatz und den Aufgaben im Heimatbetrieb, sagte Kirsch. Im Team Hotel seien die Herausforderungen auch nicht geringer, da aber die Zuwendung nicht so groß. Auch für diese Soldaten müssten die Rahmenbedingungen entsprechend gestaltet werden, zum Beispiel für zusätzlich geleisteten Dienst.
Die Forderungen, die sich für den Verband aus der Umfrage ergeben, will der Vorsitzende allerdings nicht auf Finanzielles beschränkt wissen. Mehr Rückhalt durch die ganze Bundesregierung; mehr Planungssicherheit für die Menschen, mehr Attraktivität des Dienstes listete Kirsch neben der Forderung nach einer finanziellen Nachsteuerung des Verteidigungshaushalts auf (für die er allerdings vorerst keine konkrete Zahl nennen wollte).
Die schon einige Zeit vorliegende, aber heute offensichtlich als Reaktion auf den Bundeswehrverband veröffentliche Umfrage des Sozialwissenschaftlichen Instituts der Bundeswehr kommt übrigens zum Teil zu nicht viel besseren Ergebnissen. Rund zwei Drittel kreuzten beim Punkt Bei der Neuausrichtung der Bundeswehr ist klar erkennbar, wohin die Reise gehen wird einfach trifft nicht zu an. Mehr als 60 Prozent schätzten die Stimmungslage zur Reform bei der Mehrheit der Bundeswehrangehörigen als schlecht oder sehr schlecht ein – selbst wenn sie persönlich das positiver einschätzten.
Und mehr als die Hälfte, ein verheerendes Ergebnis, erwartet für sich persönlich langfristig Nachteile der Reform: 17 Prozent sahen fast nur Nachteile, 37 Prozent mehr Nachteile als Vorteile. Und das, wohlgemerkt, bei einer internen Erhebung.
Zum Nachlesen hier noch mal beide Umfragen:
Die Umfrage des Bundeswehrverbandes: DBwV-Umfrage_07-09-2012
Die SoWi-Studie: SoWi_Neuausrichtung_kurz
Die Studie gibt es auch online: http://tinyurl.com/cwemcsy
Hier auch! ;-)
@TW: Danke für die Mitschnitte etc.
@T.W.: (Schon wieder) Herzlichen Dank für Ihre Arbeit, die in dieser Form wohl einmalig ist.
Der DBwV kümmert sich wenigstens um sein Klientel, ganz im Gegensatz zu den sogenannten Interessenverteter für das Zivilpersonal (VAB und ganz ärmlich der VBB).
Da kann man sich nur schämen, dass man dafür einmal Beiträge gezahlt hat.
@Skiffle
Der DBwV hat inzwischen auch eine Sparte für Zivilpersonal (nur am Rande notiert)
Also mit Krisch bin ich nicht immer unbedingt zufrieden, aber sonst macht ja keiner was zum Thema Bundeswehr. Daher kann ich skiffle zustimmen.
Allerdings wird mir mehr und mehr klar, dass sich für die Bundeswehr kaum ein Mensch interessiert. Das hier ist ein Klasse Blog, aber auch hier sind fast alle nur Insider. Naja, nicht aufgeben!
Naja der Bericht ist jedoch nicht geeignet ,um besserung zu bringen und es am besten lösen kann wenn alle Unter.-Ofiziere drin sind und nicht warum was entschieden wurde
So gibt es Unterschied der Mitten 20 anfang 30sig und der 50sig der weg will
der 20sig weis nicht was auf ihn zu kommt aber erlebt Vorgesetzte die nicht malzukunft sie leiten .
Was ihn alles erwartet den es weis niemand , aber senarien werden auch nicht entwickelt die ihn Sicherheit geben könnte
Dann weis er auch nicht ob seiner Herkunft in Zukunft noch ein Stanort gibt wenn er Heimwerts wieder will .
Wie oft er noch Versetzt wird und ob das alles sein Partner mit macht .
und dann ist Syrien was dann wo geht es weiter kommt der krieg dann in den Balkan wo er in den Nächsten Krieg einsatz dann kommen wird
oder kommt der Bürgerkrieg ist von seinen Vorgesetzten noch nichts da , Antword schon gar nicht
und dann fehlt auch entsprechend Ausrüstung weil man auf nichts Vorbereitet ist wurde das auch noch nicht angeschaffen .
Wioe andere Länder gerade mit Russland wieder Verstärkt auf Panzerabwehr setzten und Flak , da ist nicht s da .es geht nur noch um Sparen ,das nur Fragen aufwirft weil Ähnliche Fahrzeuge im Ausland mehr und in mehre Versionen angeschaft wird , was alles in Deutschland fehlt
Und die Fragen der reporter wo machen so andeute die wollen nur mehr Geld oder so klang es bei anderen
aber das er ( Herr Kirsch) schon seine Minister kaum erwähnt und mehr andere angreift ,ist das so das ich den Eindruck auch hatte
und das ihm wichtiger war mit den pensonierung was aber auch nur die Ältere Intresssiert die weg wollen vor sie wieder versetzt werden und die Familie schon wieder das bei bringen sonnst müßen
Das ist für den 20jährigen nicht wichtig ihn Intressiert mit wenniger Soldaten wie viel öfter er dann ins Ausland muß
@Arne:
Nur kurz als (OT-)Einwurf: Ich bin „Gedienter“, momentan Student (wenn auch für nicht mehr lang ;) und ich kann nur zustimmen… Mein Eindruck aus meinem Umfeld ist, dass sich sehr, sehr wenige Leute für das Themengebiet Bundeswehr/Außen-/Sicherheitspolitik interessieren. Es ist allerdings auch so, dass die Berichterstattung in den Massenmedien über Bundeswehr und Co nicht gerade ausführlich ist und daher solche Themen nicht häufig aufkommen. Teils wird man auch komisch angeschaut, wenn man das Gespräch oder beim Smalltalk in eine militärische/militär-bezogene Richtung lenkt.. Da ist die Akzeptanz oft sehr gering…
Umso besser für michm, dass es so tolle Blogs wie Augengeradeaus!, BendlerBlog, CH53-Blog etc gibt (auch wenn mir das Mitdiskutieren hier oft nicht leicht fällt, da hier wirklich viele Personen deutlich tiefer in der Materie drin sind als ich – ich lese die Kommentare aber trotzdem gerne und aufmerksam ;). Vielen Dank von meiner Seite an die Betreiber ;)
Was werden die Blätter
morgen titel?
@Alarich: Es darf und muss mal gesagt werden, auch wenn OT und trotzdem absolut TOPIC: Zu Ihrem jüngsten Beitrag darf man Ihnen gratulieren, wie auch zu vielen anderen Ihrer Beiträge evt. versäumt. Der geneigte Leser möge notfalls 2x oder auch 3x lesen und die Substanz erkennen und ahnen.
In Ihrem Beitrag steckt mehr Substanz und mehr Diskussionsstoff und Intellekt – oder auch Sprengstoff – als man bzw. manch Einer beim ersten flüchtigen Lesen erkennt. Chapeau!
Ein Kurswechsel ist nicht in Sicht – wenn überhaupt mit einer weiteren Reduzierung und Verschlimmbesserung nach der nächsten Wahl. Bis dahin wird der eingeschlagene Weg umgesetzt – koste es was es wolle: Derzeit gehen nicht wenige hoch qualifizierte und engagierte Zeitsoldaten aller Dienstgradgruppen.
Leute die man als Berufssoldat bzw. SaZ 20 dringend bräuchte. Manche wollen nur noch gehen (vorallem wegen Bürokratie und Führungskultur), manche müssen gehen (Offizier ohne Studium, Mannschafter nach 4 Jahren). Der Verlust an Erfahrung und Engagement ist enorm.
Es fehlt nur noch die Aussage von TdM zum Verlust an qualifiziertem Personal:
„Wir weinen Ihnen keine Träne nach…“
Der eingeschlage Weg ist konzeptionell und strukturell zu kurz gesprungen. Infrastrukturell (Stationierung) hingegen ein sehr großer und noch unsinnigerer Schritt als in den Reformen zuvor.
Dadurch auch finanziell kein Fortschritt.
Im Ergebnis: Viel Schatten, wenig Licht.
Aber weil nicht sein kann, was nicht sein darf geht es stramm weiter vorwärts. Egal was die Indianer sagen. Denen fehlt ja auch die „Gesamtschau“.
@ Memoria:
Das hört sich nicht gut an und sind annähernd auch meine Gedanken. Eigentlich versucht man das zu verdrängen oder irgendwo etwas Positives zu finden. Langsam tue ich mir schwer in der Kommunikation an meinen unterstellten Bereich. Uns fehlen ausreichend Mannschaftssoldaten und dennoch sollen wir weiter alle Aufträge erfüllen. Auf Nachfragen sagt man mir, dass wir schon nach der neuen Personalstruktur fahren, doch leider noch Standorte und Aufträge für die alte Struktur hätten. Die Feldwebel merken bereits, dass weniger Kameraden BS werden. Die intelligenten Kameraden wollen verkürzen. Aber unser Minister tut, als hätte er damit nichts zu tun. Er bezieht ja nicht mal Stellung zu den Umfragen. Was der DBwV macht ist gut und wichtig, allerdings sollte Kirsch den Minister nicht zu sehr schonen. Das hat er sich bisher nicht verdient.
@ J.König:
Die Blätter werden nichts titeln. Interessiert keinen, leider.
Wenn man sich die in den Umfragen gestellten Fragen (und Antwortalternativen) ansieht und nicht nur die Bewertung der Ergebnisse liest, so kann man durchaus auch zu anderen Schlüssen kommen.
Wenn etwa zur Frage: „Glauben Sie, dass die Neuausrichtung nachhaltig ist oder einer baldigen Korrektur bedarf?“ über 88% die vorgegebene Antwortalternative „Bedarf einer baldigen Korrektur“ ankreuzen, so sagt dieses weniger etwas über den Korrekturbedarf als vielmehr über einen angenommenen Korrekturzwang. Wer die Neuausrichtung nicht für solide finanziert hält, kann diese Frage gar nicht anders beantworten. Unabhängig, ob man die in der Neuausrichtung getroffenen Maßnahmen für richtig oder falsch hält.
Dass 88% der Befragten meinen, dass „die Reform nachgebessert werden muss“, kann man aufgrund dieser Fragestellung jedenfalls nicht behaupten.
@ Nordlicht:
Soweit ich mich noch an die Evaluationsgrundsätze im Studium erinnern kann, ist nie alles eindeutig ableitbar. Es ist immer eine Frage der Korrelation von Fragen. Bei beiden Studien haben ich zu manchen Aussagen meine Fragezeichen. Liegt aber in der Natur der Sache. Im BMVg sucht man das halb volle und im DBWV das halb leere Glas. Was in meinem Bereich los ist, dass weiß ich und ich bin eher beim halb leeren Glas. Insgesamt bin ich aber froh, dass man derartige Umfragen macht. Wäre Kirsch nicht mit dem Thema raus, hätte man kaum etwas von der Bundeswehr und schon gar nichts von der Reform in den Medien gehabt. Und ich glaube auch einem anderen Kommentator, der sinngemäß äußerte: ohne die Befragung DBWV hätte man die SoWi Studie erst gar nicht veröffentlicht. Trotzdem werden es die Medien nicht weiter bewegen – schade.
Neben den Reformgebaren schlagen auch noch weitere Dinge auf die Motivation der Soldaten: Hochqualifizierte warten Jahre auf eine Beförderung oder Einweisung. Z.B. warten über 600 Majore auf die Beförderung zum Oberstleutnant, manche davon schon seit 4 Jahren oder länger. Hauptfeldwebel und Majore beenden die aktive Dienstzeit im selbigen Rang.
Ebensolche qualifizierte Majore kündigen und erhalten im Anschluss eine Professur. Welch verkehrte Welt? Und der Dienstherr will seinen Soldaten bzw. dem potenziellen Nachwuchs was von Anreizen, Karriere oder ähnlich Dingen erzählen?
@Trooper:
Ich stimme Ihnen zu. „Die Blätter“ werden morgen nichts titeln (zumindest nicht Seite 1), obwohl das Potenzial da gewesen wäre. Leider wurde der presse-interessante Stoff gelinde gesagt, etwas unglücklich vermittelt. Vor allem die Frage nach den Hintergründen in Bezug auf die Unzufriedenheit der „Führungskräfte“ mit der Reform hat die beiden Herren doch allzu arg aufs Glatteis geführt. Und das Ministerium inklusive oberste Leitung derart aus der Schusslinie zu nehmen, ich bin mir nicht sicher welche Absicht damit verfolgt werden sollte.
Ich bin ein wenig enttäuscht. Evtl. reicht es für das Wort zum Sonntag oder den Kommentar auf Seite 11.
@Nordlicht
Ich empfehle die Studie des SoWi Instituts der Bundeswehr zu der Fragestellung zu lesen. Die ist aus meiner Sicht noch eindeutiger im Ergebnis negativ, als die Studie der TU Chemnitz im Auftrag des DBwV.
@ Trooper
Es ist nicht Aufgabe des DBwV, den Minister anzugreifen, oder zu schonen. Es sind Sachverhalte veröffentlicht worden. Wer in einem Ministerium die Gesamtverantwortung trägt, weiß jeder. Dazu bedarf es keiner Erwähnung.
@Vtg-Amtmann
Bezgl Alarich, Lob und Anerkennung für Ihre Worte, danke!
Zu beachten ist besonders der Hinweis:
Die Reform ist eben nicht falsch, weil die Soldaten zu wenig Geld bekommen, sonder weil die Sorgfalt fehlt und dass er (Herr Kirsch) den Minister kaum angreift!
@schleppi
Ja, es ist nicht die Aufgabe des Verbandes den Minister anzugreifen, aber es ist auch nicht dessen Aufgabe ihn zu schonen.
Andere Verbände fahren deshalb ihre Angriffe nicht über den Vorsitzenden, sondern über den Pressesprecher, so bleibt der Vorsitzende Parlamentär. Jeder spielt seine Rolle, auch der Minister und darin ist er gut! Als IBUK ist er es nicht!
„Etwa 75 Prozent der befragten Soldatinnen und Soldaten in Führungspositionen gaben an, schlecht bzw. sehr schlecht an der Neuausrichtung der Bundeswehr beteiligt worden zu sein.“
Dann hat der Plan von TdM nicht richtig geklappt…………..geplant waren 90%
@Elahn
Schlecht ist schlecht , das ist eine mise stimmung und nicht weil es keine 90 % sind
Sie müßen beachten das 50 % nur die hälfte ist und das sinb nur ein wennig mehr
aber es freut mich das jemand ihn gut findet
weil Innenminister durfte er nicht mehr tun , da sein Nachfolger alles umgedreht hat
nach dem der BP der Sprit ausgegangen ist und er das fahrrad vorgeschlagen hatte
BP ist nicht der englische Ölkonzer sondern ehm BGS
Breite vor Tiefe klappt einfach nicht, es fehlen hinten und vorne Manschaftsdienstgrade. Die Aufgaben können so nicht erfült werden. Ein Trauerspiel. Das Ganze schein ein Pilotprjekt zu sein.: Kasernen ohne Soldaten. Iststärke / Sollstärke, die Lügen sich doch alle selber an und keiner merkt es dabei.
Das Hauptziel der Bundesregierung fuer die Reform war und ist es den Finanzmittelbedarf fuer die Bundeswehr zu reduzieren.
Da die bereitgestellten Mittel offenkundig schon vor der Neuausrichtung bei Weitem nicht dem Bedarf entsprochen haben, duerften die Rahmenbedingungen fuer die Ausplanung der neuen Struktur im Verteidigungsresort wohl mehr als herausfordernd gewesen sein. Solange es bei Bundeswehrreformen im Kern immer nur um Einsparungen von Finanzmitteln geht, wird es nie eine nachhaltig belastbare Struktur geben, mit der die Mehrheit der betroffenen Soldaten zufrieden sein kann. Auch die Vereinbarkeit von Soldatenberuf und Familie kann unter dieser Kondition nie hinreichend verbessert werden.
In den Umfragen wurden ueberdies diejenigen befragt, die in der neuen Struktur persoenlich nur verlieren konnten. Soldaten, deren Karriereaussichten sich aufgrund verringerter Foerderungsmoeglichkeiten bei relativ gestiegener Anzahl der Konkurrenten verschlechert haben. Soldaten, die aus Truppengattungen/Faehigkeitsbereichen kommen, die in der Neuausrichtung teilweise voellig zurecht stark reduziert wurden, weil sie Militaergeschichte sind und dem Bedarf nicht mehr entsprechen. Soldaten, die fuer den neuen Bedarf nun umschulen und/oder umziehen muessen.
Befragt wurde logischerweise nicht der Nachwuchs, der entsprechend der neuen Struktur eingestellt und ausgebildet wird, und der somit optimale Foerdermoeglichkeiten hat. Befragt wurden auch nicht die Fuehrer der neuen, innovativen Strukturelemente, weil diese Stellen ja noch gar nicht besetzt sind.
Das Ergebnis der Umfragen ist unter diesen Bedingungen wenig verwunderlich.
Dennoch ist es gut und richtig, dass sie gemacht und veroeffentlicht wurden.
Im Hinblick auf eine mangelnde Beteiligung der Truppe vermag ich nicht zu erkennen, was hier haette besser laufen koennen.
Welcher der befragten Fuehrer hat denn seinen Vorgesetzten Vorschlaege zur Personal-, Material- und sonstigen, signifikanten Kostenreduktion im eigenen Bereich vorgelegt? (Kernziel der Reform!) Wieviele dieser Vorschlaege haben bei allen hoeheren Vorgesetzten den „gruenen Haken“ bekommen und sind dann auch bei den Planern im Ministerium angekommen?
@Alarich
Entschuldigung, war ironisch gemeint! Hatte das Emoticons vergessenals ;-)
Ich ihm fehlt der menschliche Respekt gegenüber den Beschäftigten und Dienstleistenden in der Bw.
Wir.Dienen.Deutschland……..TdM dient der Frau Kanzler.
So sind die Rollen und so muss man ihn annehmen und kritisieren.
Viele Soldaten sagen das wäre illoyal doch das kann nicht sein, denn wir haben auf das deutsche Volk geschworen und nicht auf den Minister.
Da diese Reform in ihrer Ausführung dem Interesse des deutschen Volkes widerspricht, haben wir die Pflicht sie/ihn zu kritisieren!
@Nordlicht
„Welcher der befragten Fuehrer hat denn seinen Vorgesetzten Vorschlaege zur Personal-, Material- und sonstigen, signifikanten Kostenreduktion im eigenen Bereich vorgelegt? (Kernziel der Reform!) Wieviele dieser Vorschlaege haben bei allen hoeheren Vorgesetzten den „gruenen Haken“ bekommen und sind dann auch bei den Planern im Ministerium angekommen?“
Das war überhaupt nicht möglich, kein Führer wurde außerhalb des Ministeriums zur Standort entscheitung eingebunden, danach waren die A15+ gesetzt und somit die Vorgaben klar!
Meiner Meinung nach treffen viele der hier bereits genannten Punkte, Beobachtungen und Annahmen zu. Eines scheint mir aber noch nicht bedacht:
Der Minister hat vor der Reform messerscharf analysiert! Weniger Personal mit weniger Mitteln, wobei das Personal nicht einfach entlassen werden kann, die Mittel sich jedoch nicht wehren können. Also muss aus seiner Sicht erstmal nur das Personal betrachtet werden, die Mittel sind zweitrangig.
Wie bekommt man dieses Personal in der Anzahl nun reduziert ohne es zu kündigen?
Es muss selbst kündigen.
Also wird die Attraktivität in den Streitkräften so weit reduziert, dass genug Menschen ihren Arbeitgeber aus Frust und Demotivation verlassen. So kann dieses erste Ziel erreicht werden.
Wenn man die Situation so unangenehm wie möglich für jeden Einzelnen gestaltet, dann werden viele vielleicht auch auf ein etwaiges Reformbegleitgesetz verzichten. Wenn dieses zudem auch noch schleppend ausgerollt wird, umso besser.
So langsam ergibt das alles Sinn für mich.
Man hält so einzig und allein die „Hardliner“ und absolut linientreuen. Hat der Minister ja sogar gesagt: „Wer nicht mitmachen will, kann gehen“.
Nur mal ein Ansatz. Bestätigung „von oben“ werde ich dafür wohl kaum erhalten.
@Nordlicht:
„der Nachwuchs, der entsprechend der neuen Struktur eingestellt und ausgebildet wird, und der somit optimale Foerdermoeglichkeiten hat. “
Wir reden aber schon noch von der Bundeswehr? Ausgebildet wird der Nachwuchs immer zentralisierter und praxisferner (besonders verheerend bei Heer und SKB) – was bereits jetzt zu erheblichen Problemen in der Truppe führt. Die weitere Verschlechterung der Feldwebelausbildung im Heer wird noch zu großen Problemen führen.
Und das ab 2013 (?) gem. PSM 180 eingestellte Personal wird in der Truppe nach der nächsten Reform landen.
„Optimale Förderungsmöglichkeiten“ sind das sicher NICHT.
@ Nordlicht
Es ist völlig daneben, zu schreiben, dass die Befragung nur an die gerichtet war, die in der neuen Struktur nur verlieren konnten. Zielgruppe der Befragung des DBwV war die Gruppe der militärischen Multiplikatoren in der Truppe ( Kdr,Chef,Spieß) unabhängig von der persönlichen Betroffenheit, oder der Betroffenheit der Dienststelle. Besser noch wird es bei der SoWi Studie des BMVg deutlich. Eine Zufallsprobe von über 10000 ergaben Rückläufer von ca 25%. Davon gaben 85% an,dass ihre Einheit von der Reform betroffen sei. Das ist nicht verwunderlich. Denn nahezu Alle sind von dieser Reform betroffen.
Ich lasse zwei Argumente gegen diese Studien auf keinen Fall gelten:
1. Es seien nur die befragt worden, die Grund zum Jammern hatten
2. Das Ergebnis der Befragung legt im Wesentlichen ein Kommunikationsproblem offen
Wer sich mit beiden Befragungen intensiv beschäftigt, wird feststellen, dass die Ergebnisse Jedem, der sich mal mit Motivation beschäftigt hat, die Tränen in die Augen treiben. Für das innere Gefüge der Bundeswehr sind beide Befragungsergebnisse eine Katastrophe!!
@schleppi zu Nordlicht
Kann ich nur bestätigen. Wer, wenn nicht Spieße, Chefs und Kommandeure haben das Ohr am Puls der Zeit und können dezidiert über die Lage in der Truppe Auskunft geben. Da kann das Ministerium es drehen wie es will. Die Stimmung ist besch…, die Reform auf dem besten Weg zu scheitern – vielleicht ist sie schon gescheitert, bevor sie richtig angefangen hat – und das Personal wendet sich ab.
Ich stimme auch zu, dass ohne die Veröffentlichung der Studie des DBwV, die Ministerialstudie in der Schublade verschwunden wäre und alles i.O. gewesen wäre. Frei nach dem Motto: „Alles wird gut“. Das geht jetzt nicht mehr. „Nichts ist gut“ zuzugestehen wäre schon mal ein Anfang.
Mit „der Sack ist zu“ kommen wir nicht mehr weiter!!!
Die Marginalisierung der militärischen Führung, die Nonchalance im Umgang mit dem Parlament (z.B. Operation pegasus), mit Verfassungsgarantien (z.B. 87a/b), Rechtsnormen (z.B. Bonn- Berlin, Personalvertretung) und ethischen Standards (z.B. ethische Wertung von Munition), paßt zum Stil dieser Regierung siehe auch (Eurorettung). Was kommt da noch?
Das dumme ist, dass eigentlich alle irgendwie Recht haben mit ihren Aussagen und Meinungen zur Reform: TdM, Sts B., der DBWV, Memoria, TomTom etc…
Was sagt mir das ? Nun mir sagt das – neben all den bereits gemachten Kommentaren – vor allem eines: da fehlt was !
Und wenn ich darüber nachdenke was fehlt, dann frage ich mich: wo ist das operative, zentrale Reformumsetzungssteuerelement, das unterhalb des BMg jetzt die Umsetzung der Reform steuert. Die“Stabslinienführungsorganisation“ kann das nicht, weil komplett im Umbau. Das Ministerium ist gegenwärtig nur noch zu politischem Management fähig und in der Lage, wo bitte ist also der zentral verantwortliche Baustellenleiter ?
Trotz aller schlechten Rahmenbedingungen wird das befragte Führungspersonal dennoch versuchen, das Beste aus der Reform zu machen. Wie immer. Bei mir wie bei Kameraden kann ich nicht erkennen, das Frust etwas mit weniger Förderungsmöglichkeiten zu tun hat. Allerdings mag dies bei einigen der Fall sein. Es geht um die Rahmenbedingungen als Ganzes – am Dienstort bzw. Arbeitsplatz. Wenn man Unternehmen umstrukturiert, achtet man immer darauf, dass man nicht die gesamte mittlere Führungsschicht frustriert. Gerade weil diese die Umstruktrurierung kommunizieren müssen. Daher ist bei entsprechenden Maßnahmen immer klar – Hoffnung durch positive Signale fördern und Personal schnell ausgliedern und des weiteren eine umfassende Kommunikation mit Blick auf die
Umstrukturierung. Beides klappt bei uns nicht. Für ersteres fehlt eine Anschubfinanzierung (hat auch jedes Unternehmen bei Start der Umstrukturierung) und für letzteres fehlen die Profis.
@ Elahan:
Ja dieser BM dient der Kanzlerin und nur ihr. Alles was mit Bundeswehr zu tun hat delegiert er auf Sts B.. Leider.
@ Breiti:
Treffer Zielmitte!
@Klabautermann
Richtig da fehlt was.
In erster Linie ist es aus meiner Sicht jedoch kein Steuerungselement, sondern eine transparente und stringente Absicht der politischen Führung.
Was ist das Ziel? Geld sparen? Fähigkeiten verbessern? Das Thema Bundeswehr aus der politischen Diskussion zu halten?
2 der Ziele könnte man vielleicht verbinden.
Alles zusammen können jedoch nicht funktionieren (Finanzen vs. Fähigkeiten vs. politische Ruhe) – aber genau das wird getan. Der Gipfel ist dann noch der Anspruch Breite vor Tiefe. Bereits hier wäre Führung gefragt gewesen: Führung ist vorallem auch Nein sagen.
Am Ende wird nicht wirklich Geld gespart, die Fähigkeiten werden nicht verbessert.
Lediglich das letzte mögliche Ziel (Ruhe in Politik und Öffentlichkeit) ist (noch) halbwegs erreicht.
Enttäuschend am Minister ist, dass er in Reden und Interviews den verantwortungsbewußten Staatsdiener mimt, aber spätestens mit den politischen Stationierungsentscheidungen (Verlegung OSLw, LL/LTS, etc.) hat er ja gezeigt was er ist:
Ein normaler Berufspolitiker mit CDU-Patriotismusanstrich.
Ich kann den Kirsch nicht mehr sehen.
Anstatt sich um Eltern-Kind-Zimmer und diesen ganzen Unfug zu kümmern, sollte eine wirkliche Soldatenvertretung den Wasserkopf an Stabsoffizieren, geparkt in beschäftigungsfreien Zentren, Kommandos und Ämtern, angehen. Während man bald Mannschaftsdienstgrade mit der Lupe suchen muss, treten sich in einigen Liegenschaften die Generale auf die Füße.
An der zivilen Ebene geht jede Reform quasi spurlos vorüber, man wechselt das Türschild und die „Arbeits“ergebnisse zB in der Beschaffung sind mies wie eh und jeh.
Was hat man davon, die Rahmenbedingungen zu verbessern, wenn der eigentliche Dienst wegen zu wenig Material, zu wenig Munition, zu wenig Zeit für zuviele Ausbildungsthemen keinen Spass macht?
Wer wird denn Soldat, weil es Telearbeitsplätze gibt?
@Memoria
„Was ist das Ziel? Geld sparen? Fähigkeiten verbessern? Das Thema Bundeswehr aus der politischen Diskussion zu halten?“
all of the above und deswegen muß ein Umsetzungssteuerelemt unterhalb BMVg her, damit nicht jeder priorisiert wie er will und der BM trotzdem aus der politischen Schußlinie kommt. Man nennt das professionelle Schadensminimierung ;-))
@Memoria
“Was ist das Ziel? Geld sparen? Fähigkeiten verbessern? Das Thema Bundeswehr aus der politischen Diskussion zu halten?”
all of the above und deswegen muß ein Umsetzungssteuerelemt unterhalb BMVg her, damit nicht jeder priorisiert wie er will und der BM trotzdem aus der politischen Schußlinie kommt. Man nennt das professionelle Schadensminimierung ;-))
@Rekom
Was können Kirsch und der DBwV denn gegen das Erhalten der Generals-DP tun? Der Verband ist für die weichen Faktoren zuständig. Alles andere kann man nur in Hintergrundgesprächen im politischen Raum ansprechen. Der DBwV ist kein „Neben-BMVg“. Etwas Realitätssinn, was machbar ist, würde manchmal guttun.
Zudem ist Kirsch nicht alleine, da müssen schon alle Landesfürsten und TSK-Vorsitzenden – was die ja auch rege tun – ran. Außerdem funktioniert Beteiligung nur, wenn beide Seiten das wollen. Dieser Wille ist bei unserem IBUK und seinem StS B. nur schwach ausgeprägt.
@ Rekom:
Kirsch ist auch nicht mein Typ. Muss er auch nicht sein. Wichtig ist, dass er bzw. Der Verband etwas tut. ich sehe keinen Akteur, der sich sonst um das Thema Bundeswehr kümmert. Und Kirsch muss tun, was ihm die Basis aufgibt. Dieser Verband ist basisdemokratisch organisiert und jeder kann mitwirken. Nun bin ich zwar nur einfaches Mitglied, aber dennoch schreibe und fordere ich Dinge bei meinem zuständigen Mandatsträger ein. Und manchmal erhält man gar für gute Vorschläge Mehrheiten und schubbst Dinge schnell in den Bundesvorstand. Ich bin auch im Reservistenberband, weil ein guter Freund mich zur Mitgliedschaft ùberredet hat. Dort ist es viel schwieriger Dinge anzuschieben, da die Verkrustung enorm erscheint. Aber das ist nur meine Erfahrung und gilt sicherlich nicht für alle Bereiche. Bewegen kann man nur Dinge, wenn man sich organisiert. Dies ist überall das Gleiche, egal ob im Sport, in der Politik oder selbst in der Schule. Auch bei Letzterem kann man Dinge bewegen – das fängt schon beim Elternbeirat an. Es hilft nur nicht, dass alle nur meckern. Man braucht Menschen die sich interessieren, zusammenschließen und an Zielen arbeiten. Sie interessieren sich, also schreiben sie den DBWV an, machen sie Vorschläge oder gründen sie eine Organisation die in Berlin zum Thema Bw gehört wird. Gut, ich würde mir auch das ein oder andere von Kirsch wünschen, doch leider sind wir auf dieser Welt nicht bei Wünsch dir was, sondern es geht um Mehrheiten. Das läuft bei Kirsch so und das läuft bei Angie so. Eigentlich ist das ja gut, oder? Und bald sind Wahlen, spätestens dann können sie Einfluss nehmen, beim DBWV und in der Politik. Auf geht’s, nur Mut. Alles aber OT. Fraglich ist, ob sich aufgrund der gesamten Debatte oder den Äußerungen zur Reform tatsächlich etwas nachsteuern lãsst. Hier schreiben ja auch einige aus dem BMVg. Habt ihr Hoffnung, dass sich etwas ändert oder geht es nach dem Motto weiter: Augen zu und durch?
„Miese Stimmung in der Truppe“ ist doch noch harmlos formuliert. Richtig wäre „beschissen“ oder noch besser „hoffnungslos“.
Wenn ich sehe, dass für protokollarische Auftritte das Wachbataillon mit „hunderten“ von Mannschaftern auftritt, während in einem Feld-Wald und Wiesenbataillon NULL Mann Ergänzungsbedarf vorgesehen sind (wo die Aufträge auch hinsichtlich Öffentlichkeitsarbeit gleich oder noch mehr geworden sind), dann stellt sich nur noch die Frage, wie das weitergehen soll. Durchhaltefähigkeit? 2 robuste Auslandseinsätze gleichzeitig? Mit wem denn? Meine TE hatte 2009 noch 31 Mann. Jetzt sind es 7! Ab Januar 4!
Wir.sind.bedient.
Die Schlagzeile des Tages: „Die ehemalige First Lady Bettina Wulff hat Klage gegen Günther Jauch und Google eingereicht“ – Zurück in der Normalität. . Die Bundeswehr, eine Fußnote.
Wenn sie jetzt noch irgendwo in einem Spind als Poster odermit Visitenkarte hinge wäre das natürlich anders.
@Andreas
Zum Glück nicht in allen Blättern, aber der Tenor ist:
Das die Soldaten und ihre Familien sind das Problem!
„Ohne die Einsicht seiner Untergebener in die Notwendigkeit der Radikalkur, ohne die Kooperationsbereitschaft der Soldaten und ihrer Familienwird die Sparoperation zum Rohrkrepierer!“
1. Die Soldaten sehen die Notwendigkkeit einer Anpassung.
2. Die Soldaten und ihre Fam sind kooperationsbereit.
3. Es ist im Moment keine Sparoperation
1:0 für den Minister in der Medienarbeit gegen den DBwV.
Es sind also die Soldaten!
Das Problem ist aber eine Reform die zu schnell, zuviel umbaut und dies in vielen Bereichen ohne militärische Notwendigkeit, z.T. wird die Bw sogar geschwächt „weniger Tiefe“ auch in Bereichen die wir für die laufenden Einsätze benötigen. Fehlende Attraktivität ist nur ein kleiner Teil der Probleme und kommt nicht von fehlender Einsicht und zuwenig Geld, sondern das der Dienst immer sinnfreier wird.
Genau so sieht die Realität aus. Es interessiert _keine_ Sau.
Darum heißt es für alle die aus Überzeugung Soldat sind und deren Ideale und Arbeitsleistung täglich mit Füßen getreten werden: Nichts wie weg.
Auf den ganzen Laden bezogen: Komplett auflösen, Über 55 Jahre Frieden mit ständig wachsendem Klüngel und Bürokratisierung waren zu viel für die Truppe. Wir sind nicht mehr kampffähig.
@ Elahan
Wie bei den letzten Reformen auch, wurden Stationierungsentscheidungen wohl primaer durch Politiker auf der Grundlage nichtmilitaerischer Kriterien getroffen.
Der Zusammenhang zwischen Standorten und Strukturen ist in den Teilstreitkraeften unterschiedlich stark ausgepraegt. Eine Struktur wuerde ich aber auch nicht an A15+ Dienstposten festmachen und bewerten wollen. Noch weniger sachdienlich als primaer politische Stationierungsentscheidungen sind primaer aus Dienstpostendotierungen abgeleitete Strukturentscheidungen.
@ schleppi
Im Grundsatz hat jeder Bundeswehrsoldat, der in einer der bisherigen Strukturen eingestellt wurde, mit jeder neuen, verkleinerten Struktur mehr zu verlieren als zu gewinnen. Ganz besonders trifft dieses natuerlich Berufssoldaten, die in der DBwV-Studie wohl die absolute Mehrheit der Zielgruppe gebildet haben.
Mit dieser Feststellung ziele ich jedoch nicht auf die Repraesentativitaet der Umfragen. Da, wie gesagt, eine weit ueberwiegende Mehrheit der Soldaten im Rahmen der Neuausrichtung nicht „gewinnen“ konnte, haette vermutlich auch eine Vollerhebung kein grundsaetzlich anderes Ergebnis gebracht.
Im Hinblick auf das „Kommunikationsproblem“ waere es sicherlich fairer gewesen, wenn die Bundesregierung (im Einklang mit der Mehrheitsmeinung in der deutschen Bevoelkerung) deutlicher herausgestellt haette, dass es in der Reform in aller erster Linie um eine Reduktion der Ausgaben fuer die Bundeswehr geht – unter bestmoeglicher Beruecksichtigung der stationierungs- und ruestungspolitischen Interessen. Das die Verbesserung des Dienstes in den Streitkraeften zwar gewuenscht, aber letzlich kein Kriterium ist, aus dem Forderungen an die Bundesregierung abgeleitet werden koennen. So wurden Hoffnungen geweckt, die von Anfang an nie erfuellbar waren. Am Ergebnis der Umfragen haette eine offenere Kommunikation des Zieles vermutlich nichts geaendert.
Ungeachtet dessen gibt es in der Neuausrichtung aber durchaus (geplante) Verbesserungen, deren Auswirkungen heute aber noch kaum ein Soldat sieht bzw. absehen kann. So ist beispielsweise der neue, integrierte Planungsprozess durchaus interessant, aber wohl noch nicht finalisiert und den meisten Soldaten bisher unbekannt. Hier mag es das durch den Staatssekretaer gesehene „Kommunikationsproblem“ geben.
@klabautermann „ … deswegen muss ein Umsetzungssteuerelement unterhalb BMVg her, damit nicht jeder priorisiert wie er will und der BM trotzdem aus der politischen Schusslinie kommt. Man nennt das professionelle Schadensminimierung“ ;-))
Etwa ein „Umsetzungsbeauftragter“, parallel zum Wehrbeauftragten?
Ironie beiseite: Die Ursachen für die katastrophalen Ergebnisse der beiden Studien sehe ich in zwei relativ simplen Faktoren und damit in folgenden ab sofort gebotenen Ansatzpunkten:
1.) Wenn man Kompetenz und Verantwortung delegiert, müssen der Delegierende (z.B. der Minister) und der Delegationsempfänger (z.B. der jeweilige StS und dann analog weiter nach unten) nicht nur über Kompetenz verfügen, sondern diese auch erbringen können und dürfen. Sie müssen auch verantwortungsbewusst und verantwortungsfähig sein können und dürfen. Man lese mal bei Prof. Dr. Klaus North zum Thema „Kompetenzrad und zu fachlichen, methodischen und sozialen Kompetenzen“, wie sicherlich sehr viele der studierten Offiziere der Bundeswehr längst gelesen haben. Als finaler Maßstab ist eine auch zukünftig funktionale Bundeswehr und als Voraussetzung dafür ist ein jetzt bereits funktionales und funktionierendes BMVg anzusetzen, und nicht umgekehrt.
2.) Spätestens nach der Ebene Hauptabteilungsleiter bzw. bereits oberhalb des Generalinspekteurs wird dieses elementare Führungs- und Organisationsprinzip aber bereits unterlaufen. Der Minister hat ob der „Pannen und Karrieren“ seiner Vorgänger als kalter und militärisch eher unerfahrener bzw. auch eher militärisch unengagierter, aber umso kopflastigerer und abgehobener Berufspolitiker eine „Brandmauer“ zwischen sich und dem GI sowie damit zur Truppe hochgezogen. Ob das der GI als ehemaliger Adjutant von Rühe (CDU) und Sharping (SPD) schon erkannt hat? Sicher, gerade deshalb, man ist ja unpolitisch, geschult und anpassungsfähig!
Der oberste Soldat der Bundeswehr ist von Beamten umstellt und ist in der Organisation des Ministeriums ein „U n t e r -Hauptabteilungsleiter“, so dass dieser gleich beiden zivilen Staatssekretären bzw. Hauptabteilungsleitern untersteht. Seine Entscheidungsvorlagen muss deshalb der GI gemäß Geschäftsordnung des Ministeriums bei einem oder gar beiden StS einreichen, welche diese prüfen und evaluieren sowie dann nach eigenem Ermessen an den Minister weiterleiten, oder auch nicht.
Auch erhält der GI von vielen Vorgängen überhaupt keine Kenntnis bzw. wird mit vollenden Tatsachen konfrontiert, denn diesem sind nur die drei Abteilungen „Planung“, „Führung Streitkräfte“ sowie „Strategie und Einsatz“ unterstellt. Die Abteilungen „Personal“, „Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung (früher Rüstung)“ sowie „Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen“ unterstehen direkt dem StS Stéphane Beemelmans. Die Abteilungen „Politik“, „Haushalt und Controlling“ sowie „Recht“ unterstehen direkt dem StS Rüdiger Wolf. In Praxis ist der GI als Chefsoldat also weitgehend entmachtet bzw. steht bei der Umsetzung der Struktur in seinen drei Abteilungen in voller Abhängigkeit der sechs Abteilungen der beiden StS.
Dieses Prinzip und auch das der „Brandmauer“ erkennt man sehr deutlich im Organigramm des BMVg (vgl. http://www.bmvg.de/resource/resource/MzEzNTM4MmUzMzMyMmUzMTM1MzMyZTM2MzIzMDMwMzAzMDMwMzAzMDY4MzIzNzYyNjY3NTYxMzQyMDIwMjAyMDIw/Orgplan_BMVg_Stand%20April%202012.pdf ) auch daran, dass die einzige und erste Schnittstelle zum Minister und zu den sechs weiteren Hauptabteilungen nur über StS Wolf besteht. Sprich, will der GI etwas von StS Bemelmanns und/oder von den diesem unterstehenden „sensibleren“ Abteilungen, geht es sogar gleich über zwei StS. Und will der GI etwas vom Minister, reden bei abteilungsübergreifenden Problemen – was der Regelfall ist, sonst wären es keine Probleme – gleich zwei StS mit! Na Bravo, Herr Minister, ein „starker GI“ gegen drei Politiker und davon zwei seit Jahrzehnten eine „informelle Gruppe“!
Der Minister lobt sich zwar selber „mit dem Dresdner Erlass klare Zuständigkeiten geschaffen zu haben“, tatsächlich wurde der GI als oberster Soldat eher zum verbeamteten subalternen Lakai zweier StS degradiert Da kann TdM so oft sagen wie er will, dass er ein sehr enges Verhältnis zum GI pflege, die Organisation des BMVg bestätigt klar die Hierachieansprüche der Politik und des Ministers samt seiner linken Hand und derer beider Regime.
Diesen Fakt bestätigt auch ein internes Dokument aus dem Bereich Beemelmans vom 12.04.2012! „Zuständigkeiten und Entscheidungsbefugnisse“ für die dem Generalinspekteur „nicht unterstellten Abteilungen spricht ihm der Dresdner Erlass ab“, steht da geschrieben. Vorschläge der Militärs zur funktionalen Aufwertung des GI wurden abgeschmettert, denn Derartigem kann „insgesamt nicht gefolgt werden“, eine „Privilegierung“ des obersten Soldaten sei nicht erforderlich. Soweit zu einem internen „Work Sheet“, welches StS Beemelmans als getreuer „Schildknappe beim Allzweckminister“ sorgfältigst abgehakt hat (vgl.[Tut mir Leid, wie bekannt: Links zu deutschen Verleger-Webseiten gibt es hier nicht, deshalb Link gelöscht. T.W.] ).
Lachhaft, was TdM zu einem „erstarkten GI“ von sich gab und hoffentlich zukünftig nicht mehr von sich geben wird. Auch für TdM und StS SB gilt „die Revolution frisst ihre eigenen Kinder“! Ergänzt werden darf „hoffentlich schnell, denn für Schadensminimierung ist es eigentlich schon zu spät“!
Wie war das noch mit dem „Fisch“ und dem „Stinken“? Die Chemnitzer Studie hat auch klar erkannt und bewiesen, dass die Reform sich in einem politischen und verbeamteten Opportunismus bislang in Masse auf den „Schwanz vom Fisch“ konzentrierte.
@Elahan und Mackiavelli: Sie schildern eher die drastischen Auswirkungen, an den unsäglichen Ursachen gilt es aber anzusetzen!
Ich muss mich dem Thema demnächst mal etwas ausführlicher widmen. Vorab aber mal ein paar Ideen und Fragen.
1. BMVg und Bundeswehr sind zwei verschiedene, und zwar völlig verschiedene, Organisationen mit ebensolchen, häufig widerstreitenden Interessen. Das politisch gewollte und richtige Problem ist, dass die eine Organisation die andere führt – und zwar nach ihren Interessen, nicht nach denen der Bundeswehr. klabautermann hat also Recht, wenn er ein Führungsinstrument auf Ebene der Truppe fordert, aber
2. Was TDM mit Kommunikation meint, hat er wiederholt deutlich gemacht, und es ist kein Zufall, dass er die interne Kommunikation dabei ausgeklammert hat. Mehr noch: Kommunikation heißt auch, die Expertise derer, die da sind zu nutzen, um ein Ziel zu erreichen. Das Ziel kann auch Sparen heißen, aber dann muss man erst recht die Expertise der Truppe nutzen. Damit ist nicht das kuschelpädgogische „Mitnehmen“ und „Einbinden“ gemeint, sondern die Etablierung einer Kultur der Selbstverantwortung. Die ist aber nur dann zu erreichen, wenn die Betroffenen bereits bei der Zielformulierung beteiligt sind bzw. wenn denn überhaupt klar ist, was das Ziel ist. Dieses könnte m.E.
3. der Umbau der Bundeswehr von Grund auf sein, mit folgenden strategischen Vorgaben:
– weltweit einsetzbar an der Seite der NATO-Verbündeten oder im Auftrag der UN. Dabei ein Schwerpunkt auf Terror-, Aufstands-, Guerillabekämpfung, Sicherung von kritischer Infrastruktur, Seewegen, etc. Ein strategischer Schwerpunkt liegt für Deutschland dabei auf dem Mittelmeerraum und in Osteuropa.
– dazu braucht es: hochmobile infantristisch ausgebildete Kräfte mit enorm hoher Luftbeweglichkeit plus schwimmende Operationsplattformen, ein state-of-the-art Führungs- und Fernmeldewesen inkl. Aufklärung Eloka, eine Top-Logistik, die Fähigkeit zur Luftunterstützung duch Drohnen und Erdkampfflugzeuge, und einen ganzen Batzen softskills (HumInt, Sprache, Propagand, Cimic, etc.). Dumm nur, dass
4. die militärischen Führungsebenen noch mit Offizieren durchsetzt sind, die – heeresseitig – mental immer noch Panzerschlachten schlagen und Großgerät bzw. komplexe Systeme betreiben (Marine, Luftwaffe). Genau hier sehe ich einen kulturellen Konflikt, der u.a. durch die immer noch präsente Idee einer nationalen und/oder europäischen Rüstungsindustrieförderung gekoppelt ist, eben weil genau diese Industrie als einzige in der Lage ist, Großgerät und komplexe System zu produzieren (wenn auch nicht in time und in budget).
Das ist keine Verschwörungstheorie, sondern der Versuch einer umgekehrten Analyse dergestalt, dass ich nicht frage, warum denn so vieles mistig ist, sondern frage, was denn eine plausible Begründung für den Status Quo wäre?
@Nordlicht
Ich kenne keinen Soldaten der sagt, man hätte die Bw nicht weiter entwickeln müssen und das die Bw unterfinanziert war wusste auch jeder. Die Probleme der Reform sind in der Art und Weise der Durchführung, des Umfangs, der Gleichzeitigkeit und der Ignoranz gegenüber sachverständiger Kritik zu finden!
Wer nun die Bw Angehörigen zu den Sündenböcken macht, scheut auch nicht davor das bevorstehende Scheitern des AFG Einsatzes den Soldaten in die Schuhe zu schieben! Aber auch das kennen wir ja aus der Vergangenheit und man darf mich gerne in zwei Jahren zitieren!
Wer.Dient.Deutschland?
@Elahan
Treffender kann man das nicht darstellen. Vielen Dank!
Nur eine Anmerkung: Das werden zwei lange, zähe, unbefriedigende und frustrierende Jahre für die Betroffenen, Soldaten, Beamten und Tarifbeschäftigten.