Taliban Combat Camera
Ein hoch interessantes – und aus westlicher Sicht bedrückendes – Videodokument, das Al Jazeera vor zwei Tagen gezeigt hat: Sorgfältiges Training, Planung und Durchführung eines Angriffs in Afghanistan. Von den Taliban. Professionell aufgenommen und zusammengestellt (die schlechte Bildqualität dürfte nicht unbedingt an mangelnden Fähigkeiten des Personals liegen). Und natürlich als wichtige Waffe im Info-War verbreitet.
(Ich hab‘ noch paar Dinge aus den Tagen meines Urlaubs gefunden, die ich hier demnächst nachtrage.)
Das war diser Angriff den ISAF zunächts sehr heruntergespielt hatte:
Attack on U.S. outpost in Afghanistan worse than originally reported
Wellcome back! :)
Kein nennenswerter Wiegold-Effekt diesmal.
Das Video ist interessant und die Taliban sehen sehr gut ausgerüstet aus.
Aber der Akzent von dem Sprecher ist zum Schreien! :))))
Arbeitet Kaya Janar als Ranjit jetzt bei Al Jazeera?
Steinigt mich, aber ich finde das Video nicht bedrückend. Bemerkenswert finde ich, dass es den Machern mühelos gelingt, die Ästhetik von Hollywood-B-Movies aus den 80igern zu kopieren. Die Fähigkeit, zwei Maschinengewehre gleichzeitig und freihändig abzufeuern, zeichnet isch vor allem dadurch aus, dass der Munitionsverbrauch umgekehrt proportional zur Wirkung im Ziel ist. Kurzum: Ich habe gut gelacht.
Die Opfer des Angriffs selbst sind bedauerlich. Aber auch hier steht der Mitteleinsatz in keinem Verhältnis zur militärischen Wirkung, bliebt also der Propagandawert.
Aber wie hoch ist der? Solche Videos können einen gut ausgebildeten Soldaten nicht wirklich schrecken. Erschreckender wäre, wenn diese Videos junge Afghanen und andere darin bestärken, sich den Taliban anzuschließen. Das mag ich mir nicht so recht vorstellen, und selbst wenn das so wäre, wäre das nur ein Dokument des Umstandes, dass wir (der Westen) in Afghanistan noch einen sehr langen Weg vor uns oder aber nichts zu suchen haben.
Da muss ich Herrn Stoltenow Recht geben. Das ist in meinen Augen auch nicht mehr als schlechte Propaganda. Was sehen wir denn wirklich?
Das, was bei 0:17 mit US combat fatigues verglichen wird hat so in der Art jeder zweite Angler bei sich.
Bis 0:26 wird dann lustig im Kreis gelaufen.
0:26 bis 0:34 zeigt die Gruppe beim dienstlichen Anlass geselliger Art und anschließend eine Aufnahme der US-Basis. Beides keine sonderlich beeindruckenden Szenen.
0:37: „This is the leader of the group. Showing his abilities by firing two machine guns at the same time.“ No comment. :D
0:43 – 0:50: Der Aufständische wird sympathisch dargestellt.
0:51 – 0:55: Wir sehen ein Sandkastenmodell, das kann mit google maps eine Grundschulklasse basteln.
0:56 – 1:01: Oh, der Taliban hat Strom, einen Beamer, wie oben erwähnt Zugang zu google maps und Windows XP. (Btw, ich würde als Amerika-hassender Widerstandskämpfer lieber Linux nehmen.)
1:02 – 1:05: Sehr furchteinflößend….
1:06 – 1:14: Schießübungen… da kann sich Funker Dosenkohl mit seinem Handy und Windows Movie Maker besser in Szene setzen.
1:15 – 1:28: Ein beladener LKW (Die 10 Tonnen wage ich zu bezweifeln…) plus nette Botschaft des Fahers.
1:29 – 1:52: Die Detonation hat schon ordentlich Wumms, da jedoch allem Anschein nach keine Wirkmittel wie Splitter, scharfkantige Metallteile o.Ä. rund um die Sprengladung angebracht wurden hält sich die Splitterwirkung wohl in Grenzen.
1:53 – Ende: Gefächtslärm, Aufnahmen der Detonationsstelle und fliehende Zivilisten (die werden sich auch bedanken).
Alles in allem doch ziemlich mickrig gemacht.
Mein Beileid gilt natürlich den Angehörigen der Gefallenen und den vielen, zum Teil bis an ihr Lebensende gezeichneten, Verwundeten. Aber so viel Pohei um 2 KIA?
Man sollte so ein Video nicht überbewerten geschweigedenn auf so durchsichtige graue Propaganda hereinfallen.
PS:
@JCR, was sehen Sie denn an „sehr guter“ Ausrüstung? Ich sehe nur AK47, AK47+ GP-25 / GP-30, PK, RPG, IED.
Allein die Tatsache dass, die ganze Aktion auf eine Solche Art und Weise medial Präsentiert wird, zeigt doch wie an die Wand gefahren der Karren der Taliban ist, wären sie wirklich so stark wie sie behaupten, würden sie solche Aktionen wöchenltich reißen.
Abgesehen davon ist dieses Video der unwiederlegbare Beweis wieso Oberst klein kein Massenmörder ist, sonder das Leben deutscher Soldaten sowie unbetieligter Zivilisten verteidigt hat.
auch mit meinem faible für schlechte amerik. anwaltsfilme fällts mir schwer zu sehen, wie sie dieses video als bweisstück „A“ der verteidigung im verfahrne der „staat“ gegen Oberst klein einbringen wollen …
Oberst Klein ist auch nie als Massenmörder“ angeklagt worden, es ging sich nur darum klar zu stellen was passieren hätte könne wenn nicht … … …
Lassen wir das Faß Kunduzriver lieber zu ;-)
Dieses Land is weder bereit noch gewillt derartige Geschaehnisse zu bewerten und zu verarbeiten.. :-(
Ansonsten habe ich Bauchweh von dem Sprecher, ( Kaya tut man unrecht :-))
Aber Angst macht das Filmchen nicht…..
Ob das die Ziele des Angriffs genauso sehen ? Mir würde zumindestens Sorge bereiten, dass es einem LKW gelingt so dicht an das Essensgebäude zu kommen. Zum Glück sind die Angreifer so unprofessionell und offensichtlich sind sich die Taliban nicht mal zu Schade dafür, dass der Weltöffentlichkeit auch darzubieten. Was mir Angst macht ist, dass der Fahrer des LKW freundlich in die Kamera lächelt und sich ruhig und nach aussen hin gelassen auf den Weg macht, sich und andere umzubringen für eine ideologische Sache, die bei gründlichem Nachdenken jeder halbwegs klar denkende Mensch als Schwachsinn erkennen würde. Das macht mir wirklich Angst…
Angst macht mir dieses Propagandavideo auch nicht.
Sollen sie ruhig so weiter schießen, das macht es für die „Guten“ leichter, sie auszuknipsen.
Und solche rollenden Bomben sind auch eher eine Verzweiflungstaktik, so schrecklich sie auch sein mögen.
Solche Videos gibt es in ähnlich professioneller Qualität seit vielen Jahren hundertfach auch aus Afghanistan. Man kann sie sich u.a.hier anschauen: http://www.ansar1.info/forumdisplay.php?s=b4f9890d3c8801af4ac3b9b141580503&f=31
Solche Videos werden v.a. für internationale muslimische Zielgruppen produziert, die man zur Unterstützung des eigenen Kampfes motivieren will, indem man die eigene Leistungsfähigkeit demonstriert. Auf westliche Zielgruppen haben sie praktisch keine Wirkung. Die Produzenten sind allerdings meist nicht Taliban, sondern internationale Kämpfer, die z.T. mit den Taliban zusammenwirken. Das hier gezeigte Video könnte einem ähnlichen Kontext entstammen.
ich verfolge seit Jahren den Blog und muss mich immer wundern welche Kameraden, zB Dominik, mit enormen Zeitaufwand ihren Nonsens ablassen. Jedem, der im arabischen Raum tätig war oder ist weiss wie englisch mit arabischem Akzent klingt. Dominik sollte zudem seine Beiträge nach Rechtschreibfehlern checken lassen. Gefächtslärm zB.
Moderne Ausrüstung meine ich PCs, Uniformierung und relativ einheitliche Bewaffnung.
Daß das alles nichts genützt hat und die ganze fröhliche Truppe allesamt ins Gras gebissen hat steht auf einem anderen Blatt.
Btw, der Sprecher spricht nicht mit arabischem Akzent sondern mit pakistanischem.
Kamal Hyder, ist das der selbe der mal für CNN gearbeitet hat?
Ich kann mich aber nicht daran erinnern daß er einen so grausamen Akzent hatte, aber vielleicht muß er bei Al Jazeera eben mehr wie ein Pakistani klingen.
„Daß das alles nichts genützt hat und die ganze fröhliche Truppe allesamt ins Gras gebissen hat steht auf einem anderen Blatt.“
Das war eines der Ziele der Aktion…
Wer sich an der Qualität stört, kann sich das gesamte Video 1h+ in HD hier herunterladen: http://archive.org/details/badri_lashkar_2
@ Hans Frommer
Viel mehr als den gehobenen Zeigefinger haben Sie nun auch nicht zum Thema geschafft, nech.
On:
Ich finde es immer noch erstaunlich, dass die Gruppe trotz lautem Übens und natürlich beim Beziehen der Filmstellungen usw. völlig unentdeckt geblieben ist.
Ich hätte gedacht, in Zeiten der Drohne würde das zunehmend schwieriger.
Mich würde interessieren, wie viel Aufwand für die Gruppe hinter dieser Inszenierung stand. Wie schon gesagt, würde so etwas weit häufiger passieren, wenn die MIttel stets vorhanden wären. Auf der anderen Seite gibt es sicher genügend Gönner, die Geld fließen lassen…
Manche scheinen das System immer noch nicht verstanden zu haben. Das sind reine Propagandaaktionen, die darauf abzielen, viele verwertbare Bilder und Schlagzeilen zu erzeugen. Der tatsächliche militärische Nutzen ist vernachlässigbar.
Deswegen gibt es sowas auch nicht jede Woche, sondern vllt. monatlich oder ein paar Mal pro Quartal. Gebucht wird das dann auch unter PR und nicht unter militärischen Aktionen
Ansonsten nutzt man seine Ressourcen lieber für IEDs und die üblichen Hinterhalte, weil man dort mehr Resultate erzielt. Nur mit Propaganda allein gewinnt man halt keinen Krieg.
„Ich finde es immer noch erstaunlich, dass die Gruppe trotz lautem Übens und natürlich beim Beziehen der Filmstellungen usw. völlig unentdeckt geblieben ist.
Ich hätte gedacht, in Zeiten der Drohne würde das zunehmend schwieriger.“
Vllt. mal hinterfragen, ob das eigene Bild der Situation nicht zu sehr durch ISAF Propaganda geprägt ist. Ein Blick auf die topografischen Daten Afghanistans und die Anzahl der eingesetzten Kräfte ist bestimmt hilfreich.
@zog
„Gebucht wird das dann auch unter PR und nicht unter militärischen Aktionen“
Da muß ich widersprechen. Man muß nicht mit der Waffe in der Hand kämpfen, um militärische Wirkung zu erzielen. Die Durchführung von Informationsoperationen ist Wirken im Gefechtsraum bzw. Handeln im Rahmen eines bewaffneten Konflikts, weshalb die Durchführenden militärische Ziele sind und als solche behandelt werden.
„Der tatsächliche militärische Nutzen ist vernachlässigbar.“
Die Propaganda der Aufständischen im im Gegenteil sehr wirkungsvoll, wobei westliche Beobachter dazu neigen nur den Teil davon wahrzunehmen, der ihren eigenen Vorstellungen von Propaganda entspricht (Videos, Flugblätter, Internetseiten etc.). Die wirksamste Propaganda der Aufständischen ist aber die Propaganda der Tat. Nichts kommuniziert eigene Stärke glaubwürdiger als toter Feind und physische Präsenz.
@Orontes: Bzgl. 1. Absatz: Mit „gebucht“ meinte ich die finanziellen Kosten der Aktion. Natürlich ist die PR ein Teil der Kriegsführung und kann dementsprechend Wirkung erzielen. Genauso kann z. B. Bestechung Teil der Kriegsführung sein. Mit „militärisch“ meinte ich Kampfhandlungen im stereotypen Sinn, z. B. das klassische Feuergefecht.
Bzgl. 2. Absatz: Natürlich ist die Propaganda sehr wirkungsvoll. Man kann sogar sagen, dass die INS in diesem Bereich mit Abstand am erfolgreichsten sind. Insofern war auch die Aktion insgesamt ein Erfolg.
Nichtsdestotrotz lässt sich nicht von der Hand weisen, dass zwei Fahrzeuge, mehrere Tonnen Sprengstoff und 10 Männer mit Ausrüstung abgeschrieben werden müssen für 1 US und sieben Contractor KIA. Dieses Ergebnis hätte man mit IEDs und klassischen Hinterhalten/Assassination deutlich ressourcensparender erreichen können. Wenn man denn gewollt hätte, weil dann hätte man auf die Schlagzeilen vernichten müssen.
@zog
„Nichtsdestotrotz lässt sich nicht von der Hand weisen, dass zwei Fahrzeuge, mehrere Tonnen Sprengstoff und 10 Männer mit Ausrüstung abgeschrieben werden müssen für 1 US und sieben Contractor KIA.“
Gerade darin liegt eine sehr starke Botschaft! Insbesondere der deutschen Gesellschaft ist der Begriff des Helden abhanden gekommen. Die Zielgruppe des Feindes hingegen empfindet Stolz darauf, dass die eigenen Leute soviel Mut aufbringen, sich einem militärisch derart überlegenen Gegner zu stellen und dabei zumindest in der Propaganda keinerlei Zeichen von Angst und Schwäche zeigen. Das ist ein durchgängiges Motiv in islamistischer Propaganda, und viele muslimische Jugendliche auch in Europa reagieren sehr positiv auf Darstellungen, die den eigenen Glauben als stark darstellen und zeigen, wie er Menschen so viel Mut und Kraft gibt, dass sie letztlich auch über Weltmächte wie die UdSSR und jetzt die NATO zu siegen in der Lage sind. Der Gedanke, dass diese Leute sich für die Sache aller Muslime opfern, wird verbreitet als erhebend wahrgenommen, auch wenn nur eine kleine Minderheit die Härten des Kampfes selbst auf sich nimmt. Umgekehrt verachtet man den als dekadent wahrgenommenen Westen, dessen Soldaten scheinbar vorwiegend für persönliche materielle Vorteile tätig sind und zu solchen Opfern für ihre blutleere Sache (von der politischen Führung mit lauwarmen Begriffen wie „Bündnissoldarität“ oder „außenpolitische Verläßlichkeit“ beschrieben) nicht bereit zu sein scheinen.
@Orontes: Wenn ich richtig informiert bin, sind bei afghanischen Jugendlichen vor allem Bollywood-Movies populär. Die sind zwar in manchen Szenen ähnlich albern wie der talibanische Westentaschenrambo mit den zwei Maschinengewehren, haben aber eine erkennbar andere Kernaussage – vor allem, weil es immer einen boy gibt, der ein girl meetet. Dass es – auch in Europa – einige Zukurzgekommene gibt, für die es in der Tat wahrscheinlicher ist, 99 Jungfrauen im Himmel zu bekommen, als auch nur eine halbwegs nette Frau auf Erden, sehe ich nicht als Widerspruch, sondern als Bestätigung. Da bin ich ganz kulturimperialistisch in dem Sinne, dass die ungeheure Idee, sich seines eigenen Verstandes zu bedienen, langfristig auch mit afghanischen Köpfen überaus kompatibel ist. Der Mensch ist – trotzt enttäuschender Rückschläge – das vernunftbegabte Wesen.
@Sascha Stoltenow
Es sind nur 72 Jungfrauen ;-)
Die Bollywood-Filme sind in der Tat populär, zumindest an den Orten an denen sie verfügbar sind. Für die Masse der Afghanen und insbesondere der Paschtunen ist es aber vollkommen ausgeschlossen, jemals einen so lockeren Umgang mit Frauen pflegen zu können wie er dort gezeigt wird. Eine übliche Reaktion darauf ist Frustration, die sublimiert wird, u.a. durch demonstrative Verachtung dessen was man ohnehin nicht haben kann aber gerne hätte. Wenn man es nicht bekommt, dann muss es daran liegen dass man viel zu anständig und moralisch überlegen ist und die, die man so beneidet, unanständig und dekadent sind. Die Situation fördert auch das Bedürfnis, sich zu beweisen (berufliche Optionen dazu existieren nicht, es sei denn man ist ältester Sohn und erbt) und durch tapfere Taten hervorzutun.
Und ist deren Ansatz wirklich so unvernünftig? Die Paschtunen haben damit in den letzten 200 Jahren fast alle Weltmächte besiegt bzw. abgewehrt, und deren Volk wird auch dann noch leben, wenn unseres, das sich ach so vernünftig und überlegen vorkommt, schon lange ausgestorben sein wird. Wir können von denen vermutlich mehr lernen als die von uns. Ich meine langsam nachvollziehen zu können, was manch überlieferter römischer Autor des 4. Jhd. angesichts der Begegnung mit den angeblich unterlegenen Barbaren des Nordens gefühlt hat.
@Orontes: ;-) Wie die Nummer mit den Römern und den Barbaren ausgegangen ist, wissen wir ja jetzt auch. In 1.000 Jahren werden also junge Afghanen nach Berlin reisen und die Ruinen des Reichstages besuchen, weil dort der Ursprung ihres Rechtsstattes liegt – oder so …
Ich fürchte nur daß Glas und Stahl von Norman Foster schon längst weg sein dürften und wenn etwas die Zeiten überdauert hat dann wird es wilhelminischer Stein sein :D