Die Korvetten: Teil-fit für den Einsatz, noch nicht für den Krieg

Es klang am (gestrigen) Sonntag wie ein neues trauriges Kapitel der endlosen Korvetten-Saga: Die, wie es heißt, modernsten Kriegsschiffe der Deutschen Marine haben nach den vielen Problemen mit Getriebe und anderer Schiffstechnik bis zur Giftkonzentration im Maschinenraum nun auch noch Probleme mit dem Waffensystem. Jedenfalls berichtete Bild am Sonntag, bei drei der neuen Korvetten müssten die Bewaffnung mit Lenkflugkörpern und die computergesteuerten Waffensysteme nachgebessert werden, und das beeinträchtige die Abnahme der drei Boote in diesem Jahr.

Die Realität ist wieder mal ein bisschen anders und ein bisschen komplizierter, wenn man in den von dem Blatt angeführten Bericht des Verteidigungsministeriums aus der vergangenen Woche schaut.

Die Korvetten Oldenburg (F263, links) und Ludwigshafen am Rhein(F264) an der Tirpitzmole im Kieler Marinehafen (Foto: Flickr-User Thief_in_the_Night unter CC-BY-ND-Lizenz)

In der Tat gibt es danach Probleme mit dem Führungs- und Waffeneinsatzsystem (Combat Direction System, CDS) – aber nicht nur bei den drei noch abzunehmenden Korvetten Ludwigshafen am Rhein, Oldenburg und Erfurt. Sondern bei allen fünf Booten, also auch bei den bereits abgenommenen Korvetten Magdeburg und Braunschweig. Ebenso sind Nachbesserungen beim Flugkörper RBS 15 Mk3 für alle fünf erforderlich.

Diese Probleme gehören allerdings nicht zuletzt deswegen in eine andere Kategorie als die schiffsbautechnischen Schwierigkeiten – für diese Systeme ist nämlich nicht die Werft, sondern die jeweilige Lieferfirma zuständig. Im Fall des Combat Direction Systems ist das eine Arbeitsgemeinschaft aus Atlas Elektronik Gmbh, Thales Defence&Security Systems Gmbh und T-Systems GEI Gmbh; im Fall des Flugkörpers die Diehl BGT Defence in Kooperation mit SAAB Bofors Dynamics.

Und zum anderen, versichert die Marine, haben die Korvetten trotzdem eine ausreichende Teilfähigkeit für bevorstehende Einsätze. So seien trotz der CDS-Probleme die nötigen Systeme funktionsfähig, und der Flugkörper, vorgesehen vor allem für den Einsatz von der Korvette aus an Land, werde in keinem der derzeit von der Deutschen Marine bedienten Einsätze benötigt. Im Gespräch – aber anscheinend noch nicht endgültig entschieden – ist ja der Einsatz einer Korvette in der UNIFIL-Mission, wo eine solche Waffenwirkung nicht dazu gehört.

Um es in meiner flapsigen Art zu sagen: Auf die aktuellen Missionen haben diese Probleme keinen Einfluss, für einen echten Kriegseinsatz wären die Korvetten aber nicht verwendbar.

Viel interessanter als die Schwierigkeiten mit den Waffencomputern und den Flugkörpern ist dieFolge der schiffbautechnischen Probleme. Zitat aus dem Bericht:

Bislang war vorgesehen, die Korvetten Ludwigshafen am Rhein, Oldenburg und Erfurt Ende Juli, Ende August bzw. Ende September dieses Jahres abzunehmen.
Aufgrund der noch bestehenden Probleme, insbesondere in Bezug auf die erhöhte Formaldehydbelastung in den Maschinenkapselräumen, ist allerdings fraglich, ob es der ARGE K130 gelingen wird, diesen Zeitplan einzuhalten. Die Bundeswehr hat die ARGE K130 daher aufgefordert, einen angepassten Zeitplan vorzulegen, der die Lösung der o.a. Probleme berücksichtigt.

Aber es gibt doch auch was Positives, nämlich zur Korvette Magdeburg. Da heißt es im Bericht lapidar:

Die Einheit ist mit heutigem Stand grundsätzlich einsatzfähig.