Und wieder Ärger mit den Korvetten (mit Update)

Die neuen Korvetten der Deutschen Marine werden (nicht zuletzt von der Industrie) gerne als eines der modernsten Kriegsschiff-Modelle weltweit angepriesen. Doch mit den Booten gibt’s eine Dauer-Pannenserie, die zur jahrelangen Verzögerungen führte. Immerhin meldete sich vor gut zwei Wochen die Magdeburg als erste dieser Korvetten einsatzklar.

Doch schon gibt’s neue Probleme. Das Presse- und Informationszentrum der Marine bestätigte Augen geradeaus! am Sonntag im Wesentlichen einen Bericht der Bild am Sonntag: In Teilbereichen des Maschinenraums wurden überhöhte Konzentrationen des giftigen Formaldehyd gemessen.

Die Korvette Magdeburg (F261) bei der Hansesail 2008 im Marinestützpunkt Hohe Düne bei Rostock (Foto: flickr-user yetdark unter CC BY-SA Lizenz)

Zwar haben die Kollegen mit der Aussage, die Marinesoldaten müssten im Maschinenraum ständig Atemschutzmasken tragen, ein wenig übertrieben: Die erhöhten Konzentrationen der giftigen Chemikalie wurden nach Angaben der Marine innerhalb des gekapselten Motorraums gemessen. Atemschutzmasken sind deshalb (nur) für die so genannten Rondengänger bei den regelmäßigen Sichtprüfungen der Maschine erforderlich. Für einen teuren, state-of-the-art-Neubau dennoch unverständlich.

Dieses technische Problem reiht sich ein in die lange Geschichte der Korvetten-Probleme – bei der Marine war das allerdings offensichtlich nur als einzelnes, technisch zwar ärgerliches, aber gleichwohl nicht gravierendes Problem erkannt worden: Die Fehlermeldung befindet sich wohl noch auf dem Dienstweg nach oben. Deshalb erfuhren sowohl Marineführung als auch Wehrbeauftragter als auch Abgeordnete erfuhren offensichtlich erst zufällig bei einer Fahrt am Rande der Kieler Woche davon … (Nachtrag: Da lag ein Missverständnis vor, das Problem war wohl bekannt, aber nicht den für die Kommunikation Zuständigen.)

(Kurz eine Anmerkung aus journalistischer Sicht: So wie es den strategischen Gefreiten gibt, dessen Handlungen auf unterer Ebene – man erinnere sich an die Verbrennung von Koran-Exemplaren in einer Abfallgrube in Afghanistan – Auswirkungen auf die strategische Ebene haben, gibt es auch so was die strategische Schraube. Ein technischer Fehler, der für sich genommen als beherrschbar eingeschätzt wird, entfaltet öffentliche Wahrnehmung dadurch, dass er sich in eine Serie von Pleiten, Pech und Pannen einreiht.)

Update: Manchmal hilft ein wenig Recherche:

Das Problem tritt nach dem, was ich höre, an der Isolierung von Abgasleitungen auf – und zwar, das ist das Interessante, ausschließlich im ABC-Verschlusszustand des Bootes. Also wenn die Korvette gegen die Außenluft abgedichtet wird. Die in diesem Fall gemessene höhere Belastung über den Grenzwerten soll dem Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung (BWB) bereits bei der Übernahme der Boote bekannt gewesen sein; bei der nächsten Werft-Instandsetzung ist ein Austausch der Isolierung geplant.

Wenn das so zutrifft, frage ich mich nur, warum die Marine das nicht auch so kommunizieren kann …