Wo 579 zivile Opfer als Fortschritt gelten
Manchmal ist auch eine positive Zahl nur schwer zu ertragen. 579 getötete und 1.216 verletzte Zivilisten haben die Vereinten Nationen in den ersten vier Monaten dieses Jahres in Afghanistan gezählt – eine hohe Zahl und doch ein Fortschritt: 21 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum des Vorjahres. Wie der Chef der UN-Mission UNAMA, Ján Kubiš, heute in Kabul mitteilte:
As far as the trends indeed in the first four months, we registered and documented a 21 per cent decrease in civilian casualties from January to April in comparison with the same period in 2011. Still, civilian casualties continue to occur at unacceptable higher level. From the 1st of January to the 30th of April, UNAMA recorded 579 civilian deaths and 1,216 injured. 79 per cent of all civilian casualties were attributed to the anti-Government elements while 9 per cent attributed topro-Government forces, Afghan national forces and ISAF, and 12 per cent unattributed.
Afghanische Soldaten in einem Trainingszentrum in Kabul (Foto: UNAMA)
Nach wie vor sind also nach den offiziellen UN-Zahlen die Aufständischen für die weitaus größte Zahl getöteter und verwundeter Zivilisten verantwortlich; und der Anteil von neun Prozent ziviler Opfer, die auf Aktivitäten von pro-Government forces im weitesten Sinne (also einschließlich zum Beispiel der Milizen) zurückgeführt werden, klingt im Vergleich gut. Allerdings macht sich die UN Sorgen, ob die afghanischen Sicherheitskräfte mit zunehmender Übernahme der Verantwortung auch den Schutz der Zivilbevölkerung im Blick haben werden:
Given the fact that it is now the ANSF that are taking over more and more responsibility for ensuring security in many and many increasing numbers of provinces of the country, Secretary-General highlighted this, and again let me quote, “The Afghan security forces must prioritize the protection of civilians including special measure to protect the human rights of all citizens particularly women and girls in armed conflict.”
Um es sehr diplomatisch auszudrücken: Da scheint es Raum für Verbesserungen zu geben.
In den deutschen Medien ist diese Meldung bisher nur bei der FAZ zu finden. Mal sehen, ob die anderen Medien diese relativ gesehen positive Meldung nun auch bringen oder die Formel „good news is no news“ Gültigkeit hat.
Nicht genau zu Thema, aber vielleicht trotzdem von Interesse:
Nahe Kunduz wurde eine deutsche Patrouille von 40 Personen (!) mit Steinen beworfen.
Näheres: http://www.bundeswehr.de:80/portal/a/bwde/!ut/p/c4/NYtNC8IwEET_UbYpiMWbpRfxZhFbL2XbLCWYj5JsLIg_3uTgDLzLm4En5Dp86xVZe4cGBhgXfZp3Me-KBL44kTEUBaY4KbITaReRP_Aoz7xYvCMuZHKsM9eA7IPYfGBTTAohG6EVjJXsWnms_pHf5t5f6-FQN92lvcFm7fkHTbSCtw!!/
Das liegt halt daran wie Obama die Statistik nach unten manipuliert:
http://www.salon.com/2012/05/29/militants_media_propaganda/singleton/
„Mr. Obama embraced a disputed method for counting civilian casualties that did little to box him in. It in effect counts all military-age males in a strike zone as combatants, according to several administration officials, unless there is explicit intelligence posthumously proving them innocent.“
„This counting method may partly explain the official claims of extraordinarily low collateral deaths. „
Alles ist relativ auch in den USA P.S. USA, 33 000 Verkehrstote 2011. Was ist Sicherheit?
Die VN könnten Ihr „the Afghan security forces must prioritize the protection of civilians including special measure to protect the human rights of all citizens…“ ebensogut in den Wind rufen. Nach ISAF dürfte der Konflikt noch stärker als bislang wieder als ethnischer Konflikt geführt werden, in dem die Zivilbevölkerung das eigentliche Ziel darstellt. Und was könnten die VN dagegen tun? Eine internationale Schutztruppe für Afghanistan beschließen?
Da die Mehrheit der US-Medien den verschleiernden Sprachgebrauch der getöteten „militants“ übernimmt, ohne eine Ahnung davon zu haben, wer getötet wurde, sei dies üble Propaganda, schreibt Glenn Greenwald, Kolumnist beim Online-Magazin Salon. Die Definition von Militanten als „all military-age males in a strike zone as combatants“ sei „nichts weniger als soziopathisch“. Seine Defintion sieht so aus: „a ‚militant‘ is any human being whose life is extinguished when an American missile or bomb detonates.“
OT: Edgar Fritz Raupach offenbar bei Befreiungsversuch getötet worden, siehe SPON & andere Quellen.
[Und siehe meine Twitter-Meldung mit Link zu einer nigerianischen Quelle heute mittag, steht noch rechts oben in der Leiste. T.W.]
Weiterhin gezielte Angriffe auf ANSF – auch in Kunduz:
http://www.miamiherald.com/2012/05/31/2826120/suicide-attacks-target-police.html
Ein geschlagener Gegner könnte sowas nicht.