Was Sie schon immer über die Bundeswehr wissen wollten… aber nie zu fragen wagten
Das dürfte im Bundesministerium der Verteidigung für betretene Begeisterung gesorgt haben: Eine Große Anfrage der SPD mit dem harmlos klingenden Titel Bundeswehr – Einsatzarmee im Wandel, die jetzt als Bundestagsdrucksache 17/9620 veröffentlicht worden ist. Beim Blick in den Fragenkatalog bricht vermutlich bei den zuständigen Beamten und Soldaten kalter Schweiß aus. 290 Fragen, wie die Marine sagen würde: einmal quer durch die Last.
Das reicht vom Allgemeinen
1. Wie wird in der Neuausrichtung der Bundeswehr das strategische Konzept der NATO 2010 in Bezug auf Raketenabwehr, Cyber-Angriffe und Krisenmanagement abgebildet?
über das recht Spezielle
35. Wie viele STAN-Dienstposten werden durch die Umfangsreduzierung im Rahmen der Neuausrichtung in der Fachunteroffizierlaufbahn freigesetzt (Aufschlüsselung nach Teilstreitkräften (TSK))?
bis zu aktuellen Fragen:
290. Wie ist der Planungsstand bezüglich der Abzugskosten der deutschen ISAF-Truppen?
Welche Kosten werden erwartet?
In welchen Kalenderjahren werden Kosten anfallen(titelscharf), und reichen die hierfür veranschlagten Haushaltmittel aus?
Welche bereits beschlossenen Beschaffungen (Angabe mit Stückzahl, Kosten und Zulaufdatum) laufen bis zum Ende des ISAF-Einsatzes den deutschen Truppen noch zu?
Welche entsprechenden Beschaffungen stehen noch an?
Auf die Antwort freue ich mich schon. Das wird ein Buch, das vermutlich – bei entsprechender Beantwortung – alles erklärt, was Sie schon immer über die Bundeswehr wissen wollten. Und noch ein wenig mehr.
Gibt es eigentlich eine Beantwortungsfrist für Große Anfragen?
Ich stelle mir irgendwie die Reaktion des BMVG so vor: Chaos und Panik bricht aus, hektisch werden neue Stäbe, Task Forces und Dienstposten geschaffen, zweihundert Stabsoffiziere arbeiten 25 Stunden am Tag an acht Wochentage an einer Antwort!
ODER „Du Gerd, wann sollen wir zwei denn mal mit der Anfrage beginnen?“ – „Ach, das hat bis nach der NATO-Pause Zeit.“
So oder so, auf die Antwort bin ich auch mal gespannt….
Und wie wir auch alle wissen, sind die Antworten auf solche Anfragen IMMER mindestens genauso schwammig, wie die Aussagen eines Politikers……
@Stephan
Nach meinem Kenntnisstand gibt es keine Beantwortungsfrist für große Anfragen, allerdings kann der BT wenn die BReg die Beantwortung der Anfrage vollständig ablehnt (dass kann sie nämlich auch tun) oder wenn es mehr als drei Wochen dauert den Vorgang zur Grundlage einer parlamentarischen Diskussion machen.
Interessant ist allerdings folgende Bestimmung der Geschäftsordnung des Deutschen Bundestages im § 100 „sie müssen kurz und bestimmt gefasst sei“…
Grandios. Da sind einige Fragen dabei wo ich mir ziemlich sicher bin, dass sich die Zuständigen die selber schon eine Weile fragen, aber keine Entscheidung von den Verantwortlichen bekommen.
Schon diese 20 Seiten Fragen sind was für Spezialisten. Die Antwort wird wahrscheinlich ohnehin eingestuft (wegen der Ausspähbarkeit und der Sicherheitsgefährdung durch die Offenlegung der Vertragsbedingungen bei der Betreuungskommunikation). Ich bin gespannt….
@ Koffer
Vielen Dank, wieder was dazugelernt!
Ich denke allerdings nicht das ein Ministerium das für sechs eigentlich selbstverständliche Social-Media-Richtlinien wer weiß wie lange braucht in der Lage ist 290 Fragen in unter drei Wochen zu beantworten…
@Stephan:
davon geht ja so einiges nichteinmal nur ans BMVg.
Ansonsten ein sehr aufschlussreiches Dokument.
„Alle bisherigen Fähigkeiten sollen nach dem Grundsatz „Breite vor Tiefe“ beibehalten werden. Dies geht zu Lasten der Intensität und der Durchhaltefähigkeit.“ Klar, war ja auch nicht anders kommuniziert – eine Binse also. Der Satz und die nachstehenden erwecken eher den Eindruck das man seitens des Parlamentes in die Reform reinreden möchte – netter Ansatz, aber wohl ein wenig deutlich zu spät.
„Getroffene Standortentscheidungen sind nicht immer transparent und nachvollziehbar.
“
Dem stimme ich ja prinzipiell zu, aber das hätte man wohl vor dem „der Sack ist zu“ ankreiden sollen.
Frage 4 hat auch etwas… immerhin kann sich das Parlament diese Frage doch aufgrund der Erlebnisse mit AWACS klar ausrechnen… ohne eine europäische Armee ohne nationales Vorbehaltsrecht macht man sich unberechenbar und handlungsunfähig – zumindest waren das die Worte aus den Mündern unserer Bündnispartner ;)
Frage 14 geht in der gleichen Richtung. Ich meine zu derlei Fragen schon genug Beiträge in der letzten Dekade gesehen zu haben die man dann nur nochmal zusammenfassen müsste.
Frage 20 ist sehr hübsch, da die Modelle noch nicht feststehen… ich meine der Minister hat da nochmal kritisch hinterfragt, wenn die Gerüchteküche stimmt.
22-25 konnte man ja in der Tagespresse nachlesen… insofern eigentlich keine Arbeit, da die Statistiken ja geführt werden.
zur 26 könnte ich eine böse Anekdote erzählen, aber das lassen wir hier besser.
[…]
Also vom Arbeitsaufkommen sehe ich weniger das Problem… die Antworten auf viele Fragen wären sicherlich für das BMVg ein wenig schmerzhaft, zum Beispiel die 27 in Bezug auf die Luftwaffe.
Das wahre Problem sehe ich im allgemeinen Teil mit den Grundsatzfragen, denn da müsste das Parlament ja einen Teil seiner Vorbehalte ablegen und ggf das Grundgesetz geändert werden um einige der Ideen so umzusetzen. In dem Zusammenhang wären die Antworten sicherlich wirklich spannend.
Interessant finde ich die Frage nach der Absicht, die hinter dieser Anfrage steht (außer zahllosen Referenten den Tag zu verhunzen…). cui bono?
Warum stellt man Fragen wie „283. Wie viele Soldatinnen und Soldaten (Mannschaften, Unteroffiziere, Offiziere) sind wegen Auflösung, Verkleinerung oder Verlegung ihrer Dienststelle von Versetzung oder Abkommandierung betroffen?“
Ich bezweifle, dass in einem weitgehend dezentralen System wie der Bundeswehr diese Frage beantwortbar ist. Auch SASPF wird hier keine ausreichenden Daten liefern. Wer zieht die Grenze zwischen einer Versetzung aufgrund Umgliederung und einer Versetzung, weil die Stehzeit erreicht ist? Und selbst wenn man eine Zahl bekommen würde (z.B. 63.345 Soldaten –> immer krumme Zahlen nehmen, dass sieht so aus, als hätte man diese tatsächlich eruiert), was fängt man mit dieser Zahl an? Kann man eine Versetzung aus Bayern nach Schleswig-Holstein mit einer Kommandierung von einer Kaserne in eine andere Kaserne am selben Standort vergleichen?
Fragen über Fragen. Insgesamt erscheint mir die Anfrage ein wenig wie die Aufforderung, doch mal eben die Lage der Bundeswehr in fast allen Führungsgrundgebieten darzustellen. Bei knapp 300 Fragen wird eine zielgerichtete Debatte über die Antworten eine Herausforderung werden.
Fragen stellen ist billig
Antworten sind müsig.
Der Wahlkampf 2013 ist eröffnet:
@T.W.
OT
warum komm ich in Ihren letzten thread nicht rein für Kommentare ???
Verstehe ich jetzt nicht – meinen Sie den Piraten-Thread? Da müsste alles wie sonst auch funktionieren…
Der Fragenkatalog ist einmal Querbeet. Wenn die SPD Fraktion mit den Antworten bis nächstes Jahr warten kann, steht sie ja wahrscheinlich wieder selbst in der Regierungs-Verantwortung :) Das wird spannend *ironie aus
Wäre es nicht angebracht, wenn das Verteidigungsministerium der Antwort auf diese große Anfrage eine Aufstellung über die Personal- und sonstigen Kosten beifügt, welche für die Beantwortung aufgewendet wurden?
@T.W.
funzt wieder
Ich persönlich glaube nicht an eine rasche Beantwortung.
Wer hat auf dem „Zauberberg“ eigentlich noch den Überblick?
Viele Fragen der Reform sind noch offen und bedürfen einer dringenden
Beantwortung – und das vor dem Fragenkatalog.
Ich bin trotzdem auf die Antworten gespannt :-)
MkG
Pepe
Oh da gibt es so 120-180 Fragen auf deren Antwort ich sehr gespannt bin. Hoffentlich überholen sich die Herren nicht selber ;-)
Interessant ist doch, dass viele dieser Fragen entweder hier im Blog schon gestellt wurden oder aber von den zahlreichen aktiven Soldaten in den Kommentaren in den Ring geworfen wurden.
Auch mich persönlich interessieren etliche Antworten brennend, auch weil ich persönlich betroffen bin.
Im Gegensatz zu den letzten hier diskutierten kleinen Anfragen der SED-Nachfolgepartei ist etliches tatsächlich relevant und interessant.
Spannend allerdings bleibt tatsächlich die Zeitspanne, die sich das BMVg genehmigen wird, um zu antworten.
Ebenso spannend, wie @GK Jürgen schon geschrieben hat, wie die SPD im kommenden Jahr in Regierungsverantwortung mit einigen hoffentlich unbequemen Antworten umgehen wird.
148. Gibt es erkannte Mangelfähigkeiten der Luftwaffe?Falls ja, wie sollen die Lücken geschlossen werden?
-Früher war sowas VS-Geheim. Könnte ja in der Evaluation zu „bedingt abwehrbereit“ führen ;)
der große Wurf war das aber nicht. da dürfte wohl jeder Berichterstatter mal seinen Senf abzugeben.
Parlamentarische Kontrolle ist gut und schön, und bei einer Parlamentsarmee selbsterklärend. Schade nur, dass die Opposition ihren Auftrag in den letzten Jahren meiner Meinung nach völlig falsch verstanden hat. Statt sich konstruktiv an der Verbesserung der Gesamtsituation zu beteiligen werden permanent unter dem Deckmantel der parlamentarischen Demokratie Störfeuer gelegt, die nun wirklich niemandem helfen.
Warum habe ich eigentlich bei allen Anfragen an die Bundesregierung (Anfragen kommen grundsätzlich immer nur von der Opposition) immer das Gefühl, dass es dem Fragenden nicht um die Antwort sondern um möglichst viel Arbeit für die Regierung geht. Bei mir entsteht der Eindruck, dass einige Abgeordnete bei dem einen oder anderen Bier abends in einer Berliner Kneipe sich einfach einen Spaß daraus machen, Fragen zu sammeln, deren Antwort zwar niemanden hilft, aber Prozesse einfach verlangsamt oder ausbremst.
Ich würde mir eine Anpassung der Geschäftsordnung im Bundestag wünschen, z.B. könnte man den Fragesteller verpflichten, die Frage zu begründen und ihn im Vorfeld erklären zu lassen, was er sich von der Antwort erhofft. Aber so zeigt sich mir zum wiederholten Mal sehr deutlich, dass sich die Opposition doch lieber der Destruktion als der Konstruktion verpflichtet fühlt. Eigentlich schade, denn darunter leiden müssen die armen Soldaten die wahrscheinlich in unendlichen Nachtschichten Antworten suchen die eigentlich von der Politik kommen müssten, um diese dann in Vorlagen zu schreiben, die dann noch mehrfach mit rot, grün, braun etc… verbessert wieder bei dem armen Soldaten ankommen, der diese dann in endlich in die Antworten einarbeiten darf. Immerhin gut zu wissen, dass sich viele Fragen mit der Attraktivität des Soldatenberufes beschäftigen. Anfragen dieser Art erhöhen die Attraktivität mit Sicherheit nicht.
@Chris
soweit es ich angeht steht die Begründung für den Frage an sich oben im allgemeinen Teil implizit mit drin. Ich würde es so deuten, dass man klar machen will, dass die Bundeswehr eine Parlamentsarmee ist welche ihr Geld über die Bewilligung seitens des selbigen bekommt und man deswegen gerne prüfen möchte ob die Bundeswehr mit ihrem neuen Ansatz auch das Versprochene an Leistung für das bewilligte Geld abliefern kann. (meine Deutung)
Ob der gewählte Ansatz dabei zielführend ist… halte ich persönlich für zumindest fraglich.
Was würde das Parlament eigentlich machen, wenn es mit der Antwort nicht zufrieden ist? Dem Verteidigungsminister erklären, wie er seinen Job zu machen hat?
Wenn man die Fragen liest, dann sind das genau die Fragen, die auch die betroffenen Soldaten gerne beantwortet hätten. Leider hat man als Soldat nicht die Möglichkeit eine ehrliche Antwort auf getroffene Strukturentscheidungen, Personalreduzierung usw. zu bekommen. Statt dessen bekommt man politische Phrasen als Antwort von der Regierung / BMVg und vermutet doch, dass man dabei angelogen wirde, weil
1. die Heimalwahlkreise der Spitzenpolitiker des Bundesverteidigungsministeriums von Reduzierung nicht oder nur sehr eingeschränkt betroffen sind und
2. die Landesfürsten industriepolitische Erwägungen (Startbahn Lechfeld für EADS-Fabrik offen halten) und die regionalpolitischen Erwägungen (keine Reduzierung in ostbayrischen Standorten) in einem nicht offenen Verfahren durchgesetzt haben und
3. manche alte Rechnung durch die Generalität, der Nomenklatura beglichen wird (z.B. dass die TSLw 1 und der Standort Kaufbeuren geschlossen werden sollen, obwohl sie sich im Pilotprojekt 9.9.2 als die wirtschaftlichere Variante gegenüber der Industrie bewiesen haben).
Hier wird eine alte Rechnung der Lw-Generalität mit der unterstellten Truppe beglichen.
Aus all diesen und noch viel mehr Gründen ist die jetzige Reform der Bw eine erneute Verar…… der Soldaten durch die Politik. Wenn die politische Opposition jetzt all die Fragen stellt, die eigentlich vor einer Stationierungsentscheidung und einer Verkleinerung der Bw beantwortet hätten sein müssen, dann ist es erstens ihr gutes Recht und zweitens werden dann die angeblich so begründeten Entscheidungen nochmals hinterfragt. Das wahrscheinliche Ergebnis wird sein, dass die Antworten in keiner Weise die getroffenen Strukturentscheidungen plausibel nachvollziehbar erscheinen lassen.
Dies wissen Interessierte schon länger und können es nur nicht beweisen.
@ Keveros
Die betroffen Referenten im BMVg (Oberstleutnante an aufwärts) müssen sicherlich Überstunden machen. Dies ist aber nicht so schlimm. Schlimm ist es, dass sie in den Antworten lügen müssen um die poltische Führung des Hauses nicht zu blamieren und ihre eigene Karriere nicht zwangsläufig zu beenden.
Richtig Ahnung haben die Fragenden aber auch nicht.
Die korrekte Abkürzung wäre StAN und das bedeutet Stärke- und Ausrüstungsnachweisung.
Nebenbei schlage ich Frauenquote zum Unwort des Jahrzehnts vor.
Ansonsten wird da in der öffentlichen Version sicherlich ganz oft „Verschlußsache“, und das zu Recht, zu lesen sein.
@ Someone
… und seit kurzer Zeit spricht man statt von der STAN von der Soll-Org wenn man die Pers-STAN meint.
@Kerveros
„Ich würde es so deuten, dass man klar machen will, dass die Bundeswehr eine Parlamentsarmee ist welche ihr Geld über die Bewilligung seitens des selbigen bekommt und man deswegen gerne prüfen möchte ob die Bundeswehr mit ihrem neuen Ansatz auch das Versprochene an Leistung für das bewilligte Geld abliefern kann. “
Auch wenn seit gut 15 Jahren das Wort „Parlamentsarmee“ das neue Sonntagsredenwort von Politik und militärischer Führung geworden ist, wird es dadurch nicht wahrer!
Jede Armee in einem demokratischen Staat erhält ihr Geld von der Legislative. In den angelsächsischen Ländern nennt man das „power of the purse“ und es käme dennoch niemand auf die Idee die Armee der Legislative zu zuordnen…
Inhaltlich stimme ich Ihnen ja zu, aber wenn ich den Begriff Parlamentsarmee höre, bekomme ich immer wieder Brechreize :(
Bitte nicht übel nehmen ;)
@Koffer
Warum denn „übelnehmen“ Kamerad… ?
Dazu muss ich aber garnicht erst den Begriff Parlamentsarmee strapazieren… mich stört die (nicht-)Umsetzung der Inneren Führung oberhalb einer gewissen Ebene viel mehr.
Man kann mit Menschen, und mit Soldaten insbesondere, vieles machen nur sie für dumm verkaufen sollte man nicht.
@ Kerveros
Volle Zustimmung !
@Kerveros
„mich stört die (nicht-)Umsetzung der Inneren Führung oberhalb einer gewissen Ebene viel mehr.“
In der Tat gibt es hier nach meiner Beobachtung bei dem einen oder anderen höheren Vorgesetzten durchaus Verbesserungspotential ;)
Besonders ärgerlich empfinde ich es hierbei, dass zwar immer dann wenn es wieder mal um Hexenjagden (Coesfeld, Mittenwald etc.) geht die Innere Führung angeblich hoch gehalten wird, aber wenn es um so einfache Dinge geht wie das „nicht-durchgreifen-über-mehrere-Ebenen“ oder das „ich-vertraue-meinem-unterstellten-Bereich“ die Innere Führung manchmal etwas dünn aussieht…
@Koffer
Jede Armee in einem demokratischen Staat erhält ihr Geld von der Legislative. -yep, aber in Deutschland ist der Einsatz dieser Streitkräfte an andere, vor allem parlamentarische Bewilligungsformen gebunden als in den meisten anderen Ländern.
Koffer:
Das klassische ‚hinter der Truppe stehen‘ im Sinne von ‚vorschieben, wenn es aus dem Ruder läuft‘ halt ;)
Gerade in Bezug auf die Neuausrichtung ist Transparenz oberstes Gebot. Zuzugeben, dass man selbst noch im Dunkeln tappt mag nicht schon sein, aber glaubwürdig. Wenn ich dann erlebe wie jemand mit ‚Gold‘ auf der Schulter Vorgesetzte, welche im Rahmen ihrer Fürsorge nachfragen, vor versammelter Mannschaft ins Lächerliche zieht und die Sorgen des unterstellen Bereiches in sinngemäß ‚grundloses Gejammer‘ umdeutet, dann stört es mein Vertrauen in die Führung gewaltig.
Ja es gibt genug Leute, die relativ grundlos jammern – insbesondere weil einige von denen, die am lautesten schreien, nur deswegen jetzt so hart getroffen sind, weil sie es die letzten zehn Jahre zu gut hatten (also immer mit Glück schadlos durch die Reformen gekommen sind). Es gibt aber auch genug Fälle, in denen dringender Handlungsbedarf besteht und die sollte man nicht unter den Teppich kehren.
Aber der Abgeordnete Arnold hat ja auch gefordert, dass man die Innere Führung den Gegebenheiten anpassen soll… nur schien er sie damals nicht einmal gelesen, respektive verstanden zu haben.
@ Georg | 18. Mai 2012 – 20:19
Für die in meinem Bereich angesetzten Verhandlungen heißt es StAN-Verhandlung.
@T.W.
„-yep, aber in Deutschland ist der Einsatz dieser Streitkräfte an andere, vor allem parlamentarische Bewilligungsformen gebunden als in den meisten anderen Ländern.“
Richtig. Aufgrund einer verfassungspolitisch äußerst bedenklichen Entscheidung des BVerfG. Aber das macht es ja nicht besser…
@Kerveros
Herr Arnold hat das gesagt? Ich bin erstaunt, normalerweise ist er ja nicht einer der Wissensträger seiner Fraktion… Aber in diese, Fall scheint er einen guten Berater gehabt zu haben…
@Koffer:
Im Rahmen eienr Podiumsdiskussion in Ulm.. wie egsagt, er konnte nur nicht wirklich erklären was konkret denn da angepasst werden müsste, aber er meinte Anpassungen vor dem Einsatzhintergrund. Aus meiner Sicher her bedenklich denn hilfreich – wohl gemerkt – meine Sicht ;)
@Kerveros
Ich halte eine Anpassung der Inneren Führung vor dem Hintergrund der Einsätze für dringend geboten.
Das Problem ist doch, dass jeder weiß, dass ein (grundsätzlich bewährtes) System hin und wieder ein „upgrade“ braucht. Nicht im Sinne einer Generalrevision, aber im Sinne von Justierungen.
Und die Einsätze haben bewiesen, dass das eine oder andere nicht so funktioniert wie es in der heilen Welt der 90er funktioniert hat.
Nun war im letzten VPR/Weißbuch ja eine entsprechende Absichtserklärung enthalten, aber in der aktuellen Version wird das mit der Aussage „…hat sich bewährt, muß nicht angepasst werden“ im Sinne einer „basta-Politik“ gelöst.
Nun ist das Problem, dass die bestehenden Defizite so oder so durch die Truppe gelöst werden. Das BMVg hat halt nur die Möglichkeit mitzumachen oder die Ergebnisse einfach hinzunehmen.
Eine Vogel Strauß Strategie hat noch nie funktioniert…
Und was mich ärgert ist, dass der von mir nicht geschätzte Herr Arnold dies erkannt hat, der von mir eigentlich hoch geschätzte Minister allerdings wohl nicht. Das ist nicht gut :(
@Koffer:
Sicherlich kann man feinjustiren, aber dafür sollte man aus meienr Sicht ersteinmal anfangen die IF wirklich durchzusetzen… warum soll ich den Motor tunen bevor er wirklich unter Last gelaufen ist?
Das der Unterbau viel kompensiert was dann von der Führung in der Rubrik „geht ja, also haben wir kein Problem“ verbucht wird sehe ich ähnlich – der Umkehrschluss wäre aber eine Auftragsverweigerung durch Dienst nach Vorschrift… würde zwar die Probleme direkt aufzeigen, aber wäre sicherlich nicht zielführend.
Was wer in der Führung erkennt mag ich nicht beurteilen… ich kann ja maximal nach dem gehen, was dann geäussert wird.
@Kerveros
„Sicherlich kann man feinjustiren, aber dafür sollte man aus meienr Sicht ersteinmal anfangen die IF wirklich durchzusetzen… warum soll ich den Motor tunen bevor er wirklich unter Last gelaufen ist?“
Ganz einfach, weil wenn man immer nur den bestehenden Motor optimieren würde, hätten wir heute immerhin einen (aber immerhin supereffizienten) mit Leuchtgas betriebene, 3 PS Viertakter mit 180 Umdrehungen/min.
Wenn sich die Rahmenbedingungen ändern, muß man auch die Führungsphilosophie anpassen, sonst hat sehr bald eine SUUUPER Philosophie, aber leider ohne Anhänger unterhalb der Ebene Stabsoffizier im ZInFü.
@Koffer
„….Rahmenbedingungen ändern, muß man auch die Führungsphilosophie anpassen,…“
Könnte sein aber wo? Es sollten sich erst mal alle an die bestehende halten und genau das macht fast keiner!
Was in den Einsätzen nicht funktioniert hat doch nichts mit unserer Führungsphilosophie zu tun! Eher das Gegenteil ist der Fall, hätten wir die der USA mit unserer Ausstattung würde nichts mehr gehen!
Ich bin mir sicher, dass unserer Laden nur noch deshalb läuft, weil wir unsere Philosophie haben. Aber die Reform fängt ja erst an und ist noch nicht an der Basis angekommen. Das Desaster steht uns erst noch bevor! Die Persplanung macht dann den Rest!
@Elahan
>>“….Rahmenbedingungen ändern, muß man auch die Führungsphilosophie anpassen,…”
>“Könnte sein aber wo?“
?? Wo soll ich anfangen? Bei der versuchten kruden Umsetzung der (Friedens-)Mitbeteiligung (SBG) unter Gefechtsbedingungen. Bei den Rahmendienstzeiten im Lager (z.B. Öffnungszeiten von Küche und Betreuungseinrichtungen) vs. Gefechtsdienst der „Draußis“?! Bei der Behauptung Verwundetenabzeichen würden nicht in unsere Zeit und in unserer Philosophie passen? Bei der mangelhaften Anwendung des „Führens mit Auftrag“ via SatCom direkt aus Potsdam? Bei denen Gewerkschaftsvertretern und Stabstätern, die beharrlich die 4-Monats Einsatzdauer verteidigen, weil sie die einzigen sind die davon profitieren und die Kämpfer und die Spezialisten geben sich im Gegensatz dazu trotz 6 Monats-Einsätzen häufig die Klinke in die Hand. Oder bei der WDO u. dem Erlass erzieherische Maßnahmen, die beide immer noch auf eine Wehrpflichtarmee zugeschnitten sind und weder im Friedens-/Ausbildungsdienst auf die neue (SaZ-Armee) noch erst recht auf den Einsatz passen. Oder vielleicht lieber bei der Ausbildungskonzeption? Die (ganz einer Wehrpflichtarmee ohne Einsatz angemessen) am Anfang lieber kurze Tagesdienstzeiten und relativ angenehmen Ausbildungspläne vorsieht (man will ja niemand verschrecken) und dann plötzlich vor einem Einsatz auf 120% Volllast fährt um diese „Schuld“ aufzuholen.
Oder, oder, oder
Kameraden bitte, hängen wir uns nicht an der Debatte über InFü auf. Das Grundproblem dieser Reform ist nach wie vor nicht gelöst. Es wurde verpasst, seitens der Politik VOR Beginn der Arbeit an den einzelnen Reformprojekten, der milit. Führung ein Lastenheft an die Hand zu geben, in dem klipp und klar definiert ist, was die Streitkräfte, wo auf diesem Planeten, wie kurzfristig, wie lange und bis zu welcher Intensität können müssen. Ich meine nicht noch ein dahergeschwurbeltes weißbuch. Ich spreche von harten Fakten. An Hand derer wird dann die Reform geplant und ein personeller und fiskalischer Bedarf festgestellt. Und an diesen Fakten kann Ich dann als Parlament die militärische Führung messen. Und die milit. Führung kann das Parlament auf Fähigkeitsforderungen festnageln, um entsprechend mit Haushaltsmitteln ausgestattet zu werden. Das bedeutet Transparenz in den oberen Ebenen. Die Macher in Truppenalltag benötigen dann weder irgendwelche Wiki-Plattformen, noch Diskussionsrunden mit MdBs. Die benötigen ausschließlich klare Vorgaben für ihren jeweils zu verantwortenden Bereich.
@Koffer
Sorry, dann hatte ich unter Rahmenbedingungen der Führungsphilosophie etwas anderes als sie verstanden.
All ihre Punkte sollte man ansprechen und ggf ändern, jedoch liegt das m.E. nicht an den Rahmenbedingungen der Führungsphilosophie, sondern daran wie man unsere Führungsphilosophie lebt. Die 4-Monats Einsatzdauer ist eine Forderung der Mehrheit eines Interessenverbandes, wer etwas anderes möchte, kann dies ja fordern. Im Übrigen ist diese Forderung dort wo es Sinn macht mit Ausnahmen versehen.
Die krude Umsetzung der (Friedens-) Mitbeteiligung (SBG) liegt z.B. nicht am Gesetz sondern an den handelnden Personen, wie sovieles. Aber selbst da schreien viele Offiziere nach mehr und anderen Regeln anstelle sie ihren Handlungsspielraum nutzen.
Dieses Thema hatten wir ja letzte Woche an anderer Stelle :-)
@Interessierter
Volle Zustimmung, es ist da Prinzip Flughafen Berlin: …. und am Ende sucht man sich ein Bauernopfer, spielt den Ahnungslosen und durch die Finanzkrise Getriebenen ohne Alternative.