Willkommen im Klischee: Die Folgen
Im März hatte ich mir vorab den von Pro7 als Anti-Kriegs-Komödie angekündigten Film Wilkommen im Krieg angesehen, und schon mein Blog-Eintrag dazu, ebenso verschiedene Einträge auf Facebook, führten zu einer munteren Diskussion.
Jetzt wurde der Film am Ostermontag ausgestrahlt, und die hitzige Debatte geht munter weiter. Sehr schön zusammengefasst im Bendler-Blog: Wenn Gefühle hochkochen
(Ob man die Film-PR auch noch durch die Ankündigung von Strafanzeigen am Kochen halten muss, wage ich ja zu bezweifeln.)
@Heiko Kamann:
»Also noch mal, für die offizielle Darstellung der Bundeswehr im Netz und Anderswo gibt es dazu Beauftragte; Einheiten werden auch durch die Seiten der Bundeswehr vorgestellt. Das reicht aus. Unternehmen möchten es auch nicht, das jeder Mitarbeiter eine Unternehmensseite betreibt.«
Offen gesagt zweifle ich mittlerweile an Ihrer fachlichen Kompetenz auf, über dieses Thema zu diskutieren.
Es war nie die Rede davon, dass User, die sich als Soldaten in sozialen Netzwerken zu erkennen geben, auch offiziell die Bundeswehr vertreten SOLLEN. Fakt ist aber, dass ein Profilbild eines User in Uniform eine gewisse Aussagekraft auf andere User hat.
Man stelle sich einen Rekruten am Anfang der AGA vor, der es witzig findet, ein (Profil)Bild von sich mit Helm und ABC-Maske ins Netz zu stellen. Das sehen dann dessen Freunde und alle anderen, die auf das Profil des besagten Rekruten klicken. Die wahrscheinlichsten Reaktionen wären soetwas wie, „dass man beim Bund ja nur Quatsch im Kopf hat“.
Ein Verhaltenskodex könnte Soldaten dahingehend sensibilisieren, auf solcherlei Bilder (oder etwa die klassischen Heldenbilder mit Waffen) zu verzichten. Es geht um keine Zensur, sondern einen Rat.
Als Vorgesetzter hätte ich etwas anderes zu tun, als mich ständig über die Darstellung meiner Soldaten (als Soldaten!) zu kümmern. Welches Recht hätte ich auch, das Netz nach meinen mir unterstelltem Personal zu scannen und sie auf dieses und jenes hinzuweisen? Stattdessen sollte eine Belehrung oder eben eine kleine Broschüre geben, wo jeder auf soetwas hingewiesen wird und damit hätte sich die Sache vorerst erledigt.
Des Weiteren habe ich das Gefühl, dass Ihre Gedanken noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen sind. Wir können nicht auf die Öffentlichkeitsarbeit in sozialen Netzwerken verzichten. Hierbei handelt es sich nicht um ein Sender-Empfänger-Verhältnis, sondern um Kommunikation, also Austausch. Gucken Sie sich doch mal den Auftritt von bundeswehr-karriere.de bei facebook an oder den youtube-Kanal der Bundeswehr an. Dort werden fleißig Fragen gestellt, diskutiert und kommentiert.
Es ist Schwachsinn zu glauben, dass könne man zukünftig alles von einer Dienststelle aus zentral steuern. Es gibt Truppenteile, da passiert sehr viel oder die von sich aus einfach spannend sind. Die Informationen, die dort produziert werden, können aber nicht auf den Internetseiten der Org-Bereiche gepostet werden, weil es sich sonst um eine einseitige Berichterstattung handeln würde; die Internetredaktionen müssen täglich auswählen, was sie neues ins Netz stellen, um der Öffentlichkeit einen groben Überblick zu geben.
Diese „Überproduktion“ könnte man umleiten, indem man eigene facebook-Auftritte zulässt. Das MHM in Dresden hat soetwas beispielsweise. Die Jugendoffiziere betreiben dagegen eine meines Wissens private Seite. Andere Dienststellen, wo sich soetwas lohnen würde, wären etwa die Offizierschulen oder die Spezialkräfte.
Polybos | 15. April 2012 – 18:28
Ich bin angekommen und lebe im 21. Jahrhundert, „Schwachsinnig“ bin ich auch nicht.
Schauen Sie sich mal „Global Player“ an und studieren Sie an denen wie wenig Abteilungen Public Relations und Recruting machen … einige dieser Uternehmen sind um einiges Größer als die kleine und immer kleiner werdende Bundeswehr.
Ihr angeführter „Verhaltenskodex“ würde übrigens auch das von Ihnen als Beispiel gebrachte Szenario „Rekrut am Beginn der AGA“ nicht unterbinden … oder ist dieser Codex dann das erste was der Soldat lernt? Unrealistisch.
Nein die „Kommunikation mit dem Unternehmen Bundeswehr“ sollte von einer Stelle geführt werden … ein Unternehmen, eine (abgestimmte) Sprache!
Sie stimmen mir ja mit Ihrer Bemerkung „Dort werden fleißig Fragen gestellt, diskutiert und kommentiert.“ So what?
Und Leute die sich bei Facebook als „Angehöriger der KSK“ outen, haben dort (bei der KSK) nichts zu suchen … das aber nur am Rande.
@Heiko Kamann
„Schauen Sie sich mal “Global Player” an und studieren Sie an denen wie wenig Abteilungen Public Relations und Rekrutin machen
[…]
Nein die “Kommunikation mit dem Unternehmen Bundeswehr” sollte von einer Stelle geführt werden … ein Unternehmen, eine (abgestimmte) Sprache!“
Nehmen wir mal den Global Player Streitkräfte der USA.
Und dieser berücksichtigt KEINEN Ihrer Ratschläge. Sollte Ihnen das nicht etwas zu denken geben?
@Heiko Kamann:
»Und Leute die sich bei Facebook als “Angehöriger der KSK” outen, haben dort (bei der KSK) nichts zu suchen … das aber nur am Rande.«
Das eine hat mit dem anderen (in diesem Fall) nichts zu tun.
Wir diskutieren auf der einen Seiten über einen Verhaltenskodex für Soldaten, auf der anderen Seite über eigene Dienststellenauftritte.
Natürlich sollte man als Kampfschwimmer oder Kommandosoldat zu seinem Tun eine gewisse Diskretion bewahren. Nichtsdestotrotz müssen Spezialkräfte werben, um genügend Personal zu rekrutieren. Sowohl das KSK als auch die SEKM besitzen jeweils einen eigenen Personalwerbetruppe. Für diesen würde sich ein facebook-Auftritt anbieten. Ich kann mir zudem vorstellen, dass dies mehr Vertrauen zu den doch sonst sehr verschlossenen Spezialkräften schafft – sowohl auf politischer als auch öffentlicher Seite.
Ich bin mir im Klaren, dass es gerade in puncto Spezialkräfte auch andere Meinungen gibt. Durfte mich damit lange genug herum schlagen. Aber dann wechselt wieder der und der Chef oder der und der Kommandeur und plötzlich wendet sich das ganze Blatt. Nun ja.
Grundsätzlich klingt es nicht verkehrt, wenn man sagt, dass die Bundeswehr auch von einer Seite her vertreten werden sollte. Das schafft Kontinuität und Vertrauen in die jeweilige Dienststelle oder den Pressesprecher. Gäbe es jedoch nur noch einen zentralen Bundeswehrauftritt im Netz, würde allerlei Informationen hinten weg fallen, weil die Seite ansonsten überlastet wäre. Ein bis drei neue Artikel pro Tag reichen in der Regel, um genügend Neuigkeiten für die Öffentlichkeit nachzuführen.
Ich bin jedoch Gegner dieses „Eine-Bundeswehr-Konzept“. Es wird ja immer gesagt, die Bw hätte so viele unterschiedliche Facetten. Warum soll man die nicht auch stärker repräsentieren? Die Artillerietruppe hat vom Korpsgeist her wenig gemeinsam mit den Marinefliegern und die Luftwaffenpiloten wenig mit den Pipeline-Pionieren. Man muss mit dem werben, was man hat und kann nicht alles über den Kamm scheren. Das grenzt dann schon wieder fast an Desinformation, weil eben zu viel untergeht.
@Koffer:
Die USA sind einerseits Wegweiser, andererseits haben sie es in der Vergangenheit aber auch ein wenig übertrieben und rudern jetzt wieder ein wenig zurück, was die Vergabe von Seiten u.ä. angeht.
Um auf das ursprünglich Thema wieder zurückzukommen, können wir jedoch viel von ihnen hinsichtlich der Filmförderei lernen. Man vergleiche mal deren geförderten und hauseigenen Produktionen (Video-Clips) mit unseren. Ich sage nur „Küstenwache“…
Ich habe mich gerade mal durch das Thema geklickt und habe auch bei Facebook aus erster Hand „Kommentare“ auf Wilson Gonzalez Ochsenknechts Seite gelesen. Abgesehen davon, dass die Kommentatoren Unwissenheit darüber haben, wie Filme entstehen, wird einer der Hauptdarsteller Ziel für die Kritik am Drehbuch, der Produktionsfirma und Pro7 – in Form des Sendetermins. Hier wird überhaupt nicht differentiert. Immer wieder wird dem Schauspieler die unrealistische Ausrüstung vorgeworfen, aber selbst wenn er sich informiert hätte, hätte die Produktionsfirma sagen können „Nein, Drehbuch sagt, du trägst keinen Helm und auch keine Schutzweste!“ und dann muss sich der Schauspieler fügen.
Doch wenn die Soldaten schon mit HumVee durch die Gegend, kann man den Herd doch schonmal etwas runterstellen und damit weniger heiß essen und sich einfach denken: „Was ein Klamauk, nicht mal das richtige Equipment und die richtigen Fahrzeuge haben sie bekommen.“