Piraten schlagen dicht vor der Küste des Iran zu
Mal ehrlich: Als Pirat würde ich mich fragen, ob es sonderlich clever ist, ausgerechnet einen chinesischen Frachter ausgerechnet dicht vor der Küste des Iran zu entführen. Wie heute das chinesische Handelsschiff Xianghuamen.
Größere Karte anzeigen
Der Ort der Kaperung nach den von der NATO veröffentlichten Koordinaten
Nachtrag: Inzwischen gibt es Meldungen, das gekaperte Schiff sei bereits wieder von der iranischen Marine befreit worden.
Bei dem Frachter handelt es sich offensichtlich um die frühere Thor Navigator. Das Schiff wurde 1987 in Warnemünde gebaut.
ShipSpotting.com |
© Carimar |
Die Piraten ist es langweilig geworden und nun suchen sie nach einem größeren Adrenalinschub :D
Der Adrenalinschub könnte aber im Iran auch „Piraten-Mobile“ auf dem Marktplatz am Autokran bedeuten (Man vgl. http://www.peppiclip.de/BastelnMobiles/assets/images/Hasenmobile.jpg)? :ugly
Ich frage mich, in wieweit der einzelne Pirat überhaupt weiß, was und wen er gerade wo überfällt.
Denn das Risiko tragen ja bekanntlich nicht die Hintermänner. Und ob die ihre Piraten Action Groups ständig unter Kontrolle haben, weiß ich auch nicht.
Sicherlich besitzen die Kriminellen Satellitentelefone etc, aber der einzelne AK-47-Schwinger dürfte wohl kaum in der Lage sein, Schriftzeichen an Bord eines sich bewegenden Ziels zu identifizieren, geschweige denn Lesen und Schreiben können.
@ TomTom – damit haben Sie sicherlich recht. Es soll ja schon Piraten gegeben haben die versuchten tapfer zwei Ticonderoga Lenkwaffenkreuzer zu entern.
Die Ak47 Schwinger sind wahrscheinlich den ganzen Tag auf Droge und es wird einfach alles überfallen was auf dem Wasser schwimmt. Die Hintermänner nehmen dann was halt gerade so ins Netz gegangen ist. Wenn ein paar Handlanger dabei im Iran enthauptet oder erhängt werden, juckt es die Strippenzieher wahrscheinlich herzlich wenig.
Anders als westlichen Marinekräften, deren Vorgehen sich primär an mutmaßlichen Menschenrechten der Piraten orientiert, traue ich den Iranern durchaus zu, mit dem Piratenproblem vor ihrer Küste rasch und gründlich fertigzuwerden, bevor es auch nur eine Chance zur Eskalation hat. Der in den Golfstaaten tief verankerte und von westlichen Menschenrechts-NGOs noch unentdeckte Rassismus gegenüber Menschen dunklerer Hautfarbe (wenn es sich bei den Piraten um die üblichen Verdächtigen handelte) dürfte das übrige tun. Vermutlich gibt es erst gar keine Gefangenen, die man zur Todesstrafe verurteilen müsste, und die Fische freuen sich auch.
Nicht nur spielt sich das ganze unmittelbar vor der iranischen Küste ab, auch die Straße von Hormus ist gleich um die Ecke.
Jedem Piraten, der das Weltgeschehen auch nur oberflächlich verfolgt, müsste doch bekannt sein, dass dort westliche und iranische Kriegsschiffe genauestens beobachten, ob irgendwo eine Fliege hustet.
Ist das vollkommene Ignoranz oder Tollkühnheit?
Meldung bei China Radio International:
Crew Members aboard Hijacked China Ship Rescued
http://english.cri.cn/6909/2012/04/07/191s691875.htm
[Danke für den Hinweis und den Link. Habe aber den zitierten Text deutlich gekürzt – so was kann für mich, darauf habe ich schon paar mal hingewiesen, richtig teuer werden: Bitte bei Zitaten wirklich nur die ein, zwei, drei Kernsätze zitieren, zumal wenn es einen Link gibt. Die Rechnungen und ggf. Abmahnungen landen bei mir, nicht bei euch. T.W.]
„Yu Hongyang, the Chinese ambassador, requested Iran to put the safety of the hijacked crew members as the first priority…“
Dass es keine Informationen über den weiteren Verbleib der Piraten gibt, finde ich vielsagend. Offenbar ist es also doch möglich, der Verhinderung von Piraterie und die Befreiung von Besatzungen und Schiffen oberste Priorität einzuräumen und „Rechte“ der Piraten demgegenüber als nachrangig einzustufen.
Hier noch ein recht dramatisches Video das verdeutlicht warum man sich lieber nich mit privaten Sicherheitsteams auf Schiffen anlegt:
http://www.liveleak.com/view?i=5e2_1333668975
@ all:
Die werden mE öffentlich weniger eine Zwangsgemeinschaft als Mobilée darstellen (Dank meiner Phantasie brauchte ich den Link dann doch nicht, Danke Vtg-Amtmann :-) als dass sie nicht schon „mit den Fischen schlafen“.
Die Iraner gehen befreiungstechnisch wohl etwas weniger zögerlich um, auch wenn die chin. Besatzung „first priority“ genießen soll.
Der Iran wird nicht zulassen, hier Schwäche oder zu wenig Entschlossenheit zu zeigen, gerade zu Zeiten des Säbelrasselns nahe der SOH.
Vielleicht verkennen wir auch das Genie der Freibeuter. ;-)
http://youtu.be/MHcn8K54WVc
Piratenabwehr vor Somalia:
Hier ist ein Link zum Video auf Live Leak:
http://www.liveleak.com/view?i=5e2_1333668975
Es zeigt die Abwehr eines kleinen Piratenschiffs durch bewaffnetes
Personal an Bord eines Tankers oder Frachtschiffes.
Das erinnert an die Erklärung der russischen Marine nach einer geglückten Befreiung eines Schiffes aus der Hand somalischer Piraten.
Sinngemäß lautete die Stellungnahme nach der Aktion:
Über den aktuellen Aufenthalt der Piraten könne man keine Angaben machen, man gehe aber nicht davon aus, dass sie noch am leben seien.
@T.W.: Auch wenn Low Ops angekündigt ist, seien mir folgende Hinweise gestattet.
Vor kurzem wurde hier im Blog diskutiert, ob die Royal Navy zwei ihrer Schiffe möglicherweise für einen Einsatz vor Somalia vorbereiten würde. Damals gab es als Quelle nur die Zeitung aus Plymouth.
Heute nun meldet Naval Today mit Bezug auf die BBC, dass eine französisch-britische Task Force zusammengestellt werden soll:
http://bit.ly/I1dbpz (Link zu Naval Today).
Bei der BBC habe ich eben nichts gefunden.
Hier noch ein recht dramatisches Video das verdeutlicht warum man sich lieber nich mit privaten Sicherheitsteams auf Schiffen anlegt:
@bango50
Wirklich ein beeindruckendes Video. (Helmcameras?) – Erstaunlich, dass so etwas öffentlich zu sehen ist. – Aber mal ehrlich: Dies ist die einzige Sprache, die die Piraten verstehen.
@Janmaat:
Ich nehme an, „LiveLeaks“ als Plattform spricht nicht dafür, dass der Verantwortlich das Video von sich aus veröffentlicht hat ;-).
Ich hoffe doch, dass hier keiner implizit vorschlagen will, sich im Bereich der Strafverfolgung an so vorbildlichen Rechtsstaaten wie Iran, China und Russland zu orientieren. Das bleibt doch die Crux, es handelt sich eben um Bekaempfung von Kriminalitaet und nicht um einen Krieg.
Inzwischen gibt es Stories chinesischer Medien nach den Augenzeugenberichten der Besatzung:
Sailors lauded for bravery
Interessante Punkte: Der Frachter hatte kein bewaffnetes Sicherheitsteam an Bord; allerdings gab es eine Zitadelle (Safe Room) für den Rückzug der Besatzung. Die scheint trotz der zitierten vier Türen nicht besonders sicher gewesen zu sein, weil die Piraten innerhalb von zwei Stunden drei der vier Türen aufbekamen und sich die Mannschaft dann ergab.
Die Entführung konnte nur deswegen beendet werden, weil die Besatzungsmitglieder mit ausreichenden technischen Kenntnissen die Maschine stillegten und dann über Bord sprangen – auch das natürlich ein Wagnis. Und daraufhin hätten sich die Piraten angesichts der verfolgenden iranischen Kriegsschiffe ergeben…
Aus der von Thomas zitierten China Daily:
„As the vessel could not sail forward, the pirates threw their weapons into the sea and surrendered to the Iranian navy. “
Leider endet hier die Story über die Piraten. Werden sie nun nach China ausgeliefert oder im Iran vor Gericht gestellt? Nachdem die Piraterie auf einem chinesischen Schiff stattfand ist doch eigentlich der Gerichtsstand China?
Was die safe rooms angeht, so erinnere ich mich an Berichte von früheren Entführungen, dass die Piraten diese Räume systematisch und überlegt mit Schneidbrennern und anderem schweren Gerät öffneten.
Die Piraten gehen also nicht unvorbereitet auf Raubzug.
Die Piraten gehen also nicht unvorbereitet auf Raubzug.
Ganz recht.
Passiver Schutz hat sich als unzureichend erwiesen. Das müssten auch die Autoren von BMP („Best Management Practices“) einsehen.
Aktiver Schutz mit bewaffneten Sicherheitskräften setzt sich offensichtlich (und hoffentlich!) immer mehr durch.
Hier noch mehr:
http://www.wired.com/dangerroom/2012/04/iranian-sailors-pirate-king/#more-78096