Deutscher Offizier in UN-Beobachtertruppe in Syrien (update: jetzt doch mit Fragezeichen)
Es ist ja eigentlich seit Tagen bekannt. Jedenfalls sind die Fotos und TV-Berichte seit Tagen auf dem Markt und kursieren im Internet, und im Netz gibt es auch die ersten Fragen dazu – thematisiert worden ist es in den Medien allerdings merkwürdigerweise noch nicht: Dem Vorauskommando der UN-Beobachtertruppe für Syrien gehört auch ein deutscher Offizier an.
Deutlich zu erkennen ist der Soldat im Dreifarb-Tropenflecktarn der Bundeswehr auf diesem AP-Foto und in dem Videomaterial zum Beispiel von EuroNews:
Update: Durch Leserhinweise bin ich jetzt auf ein anderes Video aufmerksam gemacht worden, auf dem eindeutig die finnische Flagge am Ärmel des betreffenden Offiziers zu erkennen ist:
(Screenshot: EuroNews)
Damit ist klar: bei den Fotos des vermeintlichen deutschen Offiziers habe ich mich geirrt.
Allerdings bin ich nicht sicher, dass kein deutscher Soldat der UN-Beobachtermission angehört – es gibt zumindest entsprechende Hinweise.
Nach Angaben des Verteidigungsministeriums hat die Bundeswehr keine Soldaten als UN-Beobachter in diese Mission entsandt. Bei dem Offizier – nach dem, was zu hören ist, ein Oberst – handelt es sich mit großer Wahrscheinlichkeit um einen Deutschen, der direkt in den Diensten der Vereinten Nationen steht und der für diese Mission, natürlich, seine nationale Uniform angezogen hat.
Ich hatte schon am vergangenen Donnerstag eine entsprechende Anfrage an die UN in New York gerichtet, von denen allerdings bislang keine Antwort erhalten.
So außergewöhnlich ist das übrigens nicht: bereits im vergangenen Jahr war ein Deutscher in UN-Diensten in Libyen unterwegs – ebenfalls in deutscher Uniform.
Moin,
ist ein Finne.
@Björn S.
Das scheint mir relativ unwahrscheinlich, auch wenn die finnische Uniform ziemlich ähnlich aussieht. (Ein Kommentator auf Facebook meinte, es sei doch eindeutig eine dänische Uniform… die alle unterscheiden sich in Details; ich bin allerdings derzeit noch recht sicher, dass es eine deutsche Uniform ist…)
Es ist ein Finne! Ich habe die entsprechenden Berichterstattungen gesehen, in denen eindeutig auch die finnische Flagge am Ärmel zu erkennen war!
Auf dem von T.W. verlinkten Bild ist auch zu erkennen, dass die finnische Uniform (ganz klar im Gegensatz zur deutschen!) an den Klappen der Brusttaschen angenähte Knöpfe hat! Ich habe sie mit meinen Feldblusen verglichen!
Man beachte die Knöpfe an der Brusttasche. Ziemlich sicher eine Finnische Uniform, keine Deutsche.
Moin,
bei der Bundeswehr werden die Namensbänder auf der linken Brustseite getragen.
Ist ein Finne, im folgenden Video bei 0:15 sehr schön zu erkennen:
http://www.youtube.com/watch?v=O-NDv7ZhrCM&list=UUACdxU3VrJIJc7ujxtHWs1w&index=138&feature=plpp_video
Danke für die schnellen Hinweise. Habe das korrigiert – Klarheit bringt das leider noch nicht. (Dass der auf dem Foto ein Finne und kein Deutscher ist, heißt noch nicht, dass kein Deutscher dabei ist…)
Und in dem Video ist auch eindeutig zu erkennen, dass der angebliche Oberst auch „nur“ Oberstleutnant (finnisch: Everstiluutnantti) ist! Wäre er Oberst hätte er drei „Knöpfe“ auf seinem Dienstgrad mitten auf der Brust und nicht nur zwei!
Ich habe doch schon Abbitte geleistet…
Handelt es sich bei unseren Tarnschemata eigentlich um geschützte Geschmacksmuster?
Nach Tibettarn jetzt auch noch Finnentarn?
Mal grundsätzlich gefragt: Gibt es tatsächlich deutsche Militärs, die in einem direkten Dienstverhältnis mit einer internationalen Organisation stehen?
Es gibt UN-Mitarbeiter, die einen Reservedienstgrad haben! Das weis ich ganz sicher! Und es gibt aktive Soldaten, die zu einer UN-Mission kommandiert sind, das weis ich aus eigener Erfahrung! Nachdem es auch deutsche Soldaten im Attachedienst gibt, könnte s durchaus sein, dass der deutsche Botschafter bei der UN auch einen Militärattache hat! Letzteres kann ich allerdings aus eigener Erfahrung nicht betsätigen!
Um mich einmal kurz einzuklinken:
Ich habe bis vor wenige Wochen im Stab des RC North in MeS mit einigen finnischen Kameraden gedient und die Uniform der dort stationierten (finnischen) Soldaten ist identisch mit derer die auf obrigem Bild zu sehen ist.
gruß,
dennis.
Das HAMBURGER ABENDBLATT mag Aufklärung zu der eigentlichen Frage bringen:
Zitat:…….Westerwelle bot materielle und logistische Unterstützung für die Beobachtermission an. Eine Beteiligung der Bundeswehr an dem Einsatz sei derzeit hingegen nicht im Gespräch. ………
@Uwe Sievert et all
Das bringt leider keine Klarheit. In der Tat ist eine Beteiligung der Bundeswehr nicht im Gespräch.
Es gibt aber, wie im Eintrag erwähnt, auch Deutsche (Soldaten) im Dienst der Vereinten Nationen, z.B. beim Department of Peacekeeping Operations (DPKO). Die bei einer solchen Mission ihre nationale Uniform tragen, auch wenn sie für die UN unterwegs sind und nicht als deutscher Beitrag dazu.
Und die Frage, ob es in Syrien einen solchen Fall gibt, ist eben noch nicht beantwortet. Ich habe Grund zu der Vermutung dass ja, aber keine (Bild)Belege dafür.
@ Tommie
Nur zur Info und stark vereinfacht: Es gibt in New York einen „Ständigen Vertreter“ Deutschlands bei der UN im Rang eines Botschafters (rein formal – da es sich völkerrechtlich um eine internationale Organisation und nicht um eine Nation handelt – ist es also nicht eine „Botschaft“). Der Ständigen Vertretung zugeordnet ist eine Art militärpolitischer Stab unter der Führung eines Oberst (also auch hier kein „Militärattaché“). Aber wichtig ist: Weder der „Botschafter“ noch der Oberst noch sonst ein Mitarbeiter der Ständigen Vertretung stehen in einem direkten Dienstverhältnis zur UN. Das gilt übrigens für herkömmliche Botschaften in den jeweiligen Gastländern analog.
Ob es derzeit deutsche Offiziere – sei es im aktiven Status oder sei es im Zuge einer temporären Beurlaubung – im UN-HQ gibt, entzieht sich meiner Kenntnis.
@ T.W.
Entschuldigung. Mein Beitrag hat sich mit dem Ihrigen überschnitten, was ich gerade erst bemerkt habe. (Sie dürfen ihn gern rausnehmen.)
Jetzt fällt es mir wieder ein: Manfred Eisele war von 1994 bis 1998 Assistant Secretary General for Planning and Support of Peacekeeping Operations der Vereinten Nationen:
https://de.wikipedia.org/wiki/Manfred_Eisele#Dienst_im_Generalsrang_und_bei_den_Vereinten_Nationen
1. Es gibt derzeit einige wenige deutsche Soldaten, die im DPKO, genau genommen im „Office of Military Affairs“ arbeiten, darunter ein Oberst (P5) und einige OTL bzw. FK (P4).
2. In einer UN-Mission traegt man seine nationale Uniform, wie auch bei kuerzeren „field visits“.
3. Man arbeitet im Sekretariat als „seconded officer“ und unterschreibt bei den VN zunaechst einen Zweijahresvertrag. Hierzu muss man ein laengliches Bewerbungsverfahren bestehen (rd. 30 – 100 Bewerbungen je Posten) und wird bei Vorliegen aller Voraussetzungen, d.h. Zusage, dass man des „Offer of Appointment“ annimmt, durch die Bundeswehr „unter Fortfall der Geld- und Sachbezuege“ beurlaubt.
4. In der Regel bieten die VN eine oder zwei Verlaengerungen an, achten jedoch darauf, nicht die 5-Jahresgrenze zu erreichen, da mit dieser Frist monatliche Pensionsansprueche entstehen. Bis dahin kumuliert man einen Geldbetrag aus dem UN Pension Fund, den man spaeter an die WBV zurueckfuhren sollte, um nicht die nationalen Pensionsansprueche zu reduzieren.
5. Bei der Verlaengerung auf drei oder vier Jahre muss das Einverstaendnis beider Seiten und auch der Bundeswehr vorliegen, den Urlaubsstatus ohne Geld- und Sachbezeuege zu verlaengern.