Der Landarzt trägt bald Uniform
Ups, da bin ich mit der Überschrift wieder übers Ziel hinausgeschossen. Aber etwas was Wahres ist schon dran, wie ich heute in einem Pressegespräch mit dem Inspekteur des Sanitätsdienstes, Generaloberstabsarzt Dr. Ingo Patschke, lernen konnte: Wie bisher schon – und nach der Bundeswehrreform noch mehr – muss die Sanität den Spagat zwischen Einsatz- und Inlandsversorgung meistern – und die Präsenz von Truppenärzten auch da hinbekommen, wo es personell sehr eng wird. Denn ein Minimum von drei Ärzten und zwei Zahnärzten, rechnet Patschke vor, ist eigentlich erforderlich – weil es nicht nur Auslandsinsätze für diese Ärzte gibt, sondern auch Dinge wie Urlaub, Krankheit und natürlich auch Schwangerschaft. Meine Kräfte werden definitiv nicht reichen, sagt Patschke. Trotz der geplanten Aufstockung der Dienstposten für Ärzte von 2.500 auf 3.000.
Das führt dazu, dass vor allem in kleineren Standorten nicht wirtschaftlich eine Sanitätsversorgung stationiert werden kann – andererseits ist eine Fahrt zum Arzt von mehr als 30 Kilometern nicht nur unsinnig, sondern auch den Soldaten nicht zumutbar. Einer der möglichen Auswege: An solchen kleineren Standorten, gerade in dünn besiedelten Gebieten auf dem Land, fehlt es auch an einer ärztlichen Versorgung für die Zivilbevölkerung. Warum deshalb nicht, so eine Überlegung, einen Kassenarztsitz für Bundeswehr-Ärzte etablieren – die dann als Truppenärzte da sind, aber sich auch an der zivilen ärztlichen Versorgung beteiligen (und auf diesem Weg zum Teil finanziert werden)? Einen comprehensive approach, den ganzheitlichen Ansatz, auch im Inland nennt das der Sanitäts-Inspekteur. Die Verhandlungen mit den Kassenärztlichen Vereinigungen laufen schon.
Ansonsten ist natürlich auch der Sanitätsdienst – wie alle Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche – mitten in der Neustrukturierung. Künftig wird er bedienen können (und müssen)
3 Einsatzlazarette (Container und fest in Gebäuden installiert)
6 Rettungszentren und 6 Rettungszentren leicht
1 mobiles Einsatzrettungszentrum (MERZ) auf einem Einsatzgruppenversorger und
12 Sanitätsrettungsstaffeln, sehr nah an der Truppe, für die Verwundetenversorgung
Der Einsatz, das betont der Inspekteur, ist die Hauptaufgabe des Sanitätsdienstes, und die habe sich gerade bei Auslandsmissionen in den vergangenen Jahren ziemlich massiv gewandelt. Nicht zuletzt durch eine bessere Ausbildung der Ersthelfer in der Kampftruppe – die rettbaren Soldaten können tatsächlich gerettet werden. Soll heißen: Wer zu Zeiten des Koreakrieges eine Verwundung nicht überlebt hätte, kann heute dank der Hilfe der Erstretter am Leben erhalten werden. Was in der Folge bedeutet, dass die Ärzte und Sanitäter Soldaten mit deutlich schwereren Verwundungen auf den OP-Tisch gelegt bekommen.
In der künftigen Struktur auch noch bemerkenswert: Die fünf Bundeswehrkrankenhäuser, die mit der Versorgung auch der Zivilbevölkerung teilweise in Konkurrenz zu zivilen Kliniken stehen, sollen sich auf das Label Notfallversorgung konzentrieren. Nicht auf den Hüftein- und -ausbau, der durchaus Geld bringt, oder Brustimplantate, sagt der Sanitätsinspekteur. Allerdings, auch das eine geplante Neuerung, soll es auch an diesen – letzten – staatlichen Krankenhäusern zugehen wie im wirklichen Leben: Wollen sie konkurrenzfähig sein, darf eine Stelle nach Kündigung einer OP-Schwester nicht bis zur Neubesetzung sechs Monate vakant bleiben. Sondern muss sofort nachbesetzt werden. Und sei es vorübergehend mit einem Zeitarbeitsvertrag.
Die Diskussion über das Selbstverständnis der Angehörigen des Sanitätsdienstes, angefacht durch ein Urteil, das auch ihnen ein Recht auf Kriegsdienstverweigerung zubilligt, beschäftigt natürlich auch den Inspekteur. Anders als früher müsse die Truppe auch die Ärzte und Sanitäter ausbilden zum Überleben. Und die Debatte, wie viel Soldat ein Arzt ist, sagt Patschke, ist auch für mich eine Baustelle.
Das hört sich ja durchaus vernünftig an – wobei viele Neuerungen erst durch die Zentralisierung des SanDst notwendig werden (Sanitätsrettungsstaffeln).
Die Reste des SanDstH in der DSO zeigen eigentlich den Weg, aber dann bräuchte man den Wasserkopf des ZSanDst ja nicht mehr….
Ja und die Einführung der Ersthelferausbildung war ja auch kein Ruhmesblatt des BMVg (viel zu spät, künstliche Trennung CFR/ EH, EH-B-Ausbildung mit sehr knappem Zeitansatz, überholtes Materialkonzept).
Aber immerhin: Es geht in diesem lebenswichtigen Bereich voran.
Sinnvoll wären m.E. auch eigene Medizinische Fakultäten oder Hochschulen der Bundeswehr. Die Länder kriegen es einfach nicht auf die Reihe ausreichend Studienplätze zu schaffen, im Gegensatz zu manchem Nachbarland. Ein Ausbau und eine Öffnung der Bundeswehruniversitäten erscheint mir geboten, ebenso Bundeswehrfachhochschulen. Auch zivile Studenten sollten generell an Bundeswehrhochschulen „gelockt“ werden – ich denke mancher würde dann freiwillig Dienst leisten oder sich verpflichten. Natürlich bräuchte man dann auch richtige Universitätskliniken der Bundeswehr. Eine Beschränkung auf reine Notfallversorgung finde ich nicht gut, denn letztlich würde das zu einer Minderqualifizierung und somit auch Minderversorgung der Bundeswehrangehörigen führen. Eine weitergehende Beteiligung der Bundeswehr auch an der zivilen medizinischen Versorgung halte ich für sinnvoll, da profitieren beide Seiten.
Keine Sorge, auch für diese Lösung wird jemand ein Problem finden.
Hauptaufgabe Einsatz? von ca. 180.000 Soldaten/Innen sind ca. 10.000 im Einsatz !
Und zur Aussage“von mehr als 30 Kilometern nicht nur unsinnig, sondern auch den Soldaten nicht zumutbar“: Am SanZ Bonn mit Einzugsgebiet bis in die Voreifel wird ab April der Notdienst am WE und an Feiertagen durch SanZ Köln-Wahn wahrgenommen ! Dann bitte nicht nur Kassenarztsitz für den TrArzt, sondern auch in ländlichem Gebiet das Umgekehrte, auch bei alltäglichem Wehwehchen, statt nur im Notfall.
@Memoria
„Die Reste des SanDstH in der DSO zeigen eigentlich den Weg, aber dann bräuchte man den Wasserkopf des ZSanDst ja nicht mehr….“
Ich hatte so gehofft, das ZSan im Zuge der Reform auf der Strecke bleibt, aber leider…
Naja ob das wirklich so sinnvoll ist? Ich bin da eher skeptisch. Es fehlen völlig die Voraussetzungen im Bereich des wirtschaftlichen Abrechnungswesens. Es gibt da noch sehr viele offene Fragen!
@ Koffer | 20. März 2012 – 20:23
[…]Ich hatte so gehofft, das ZSan im Zuge der Reform auf der Strecke bleibt, aber leider…[…]
Das hätte mE nicht ein einziges Ihrer Probleme, die ja kommuniziert wurden, gelöst. Bzw. die so logische und notwendige Coleurbildung und das gemeinsame Absolvieren von Ausbildungsabschnitten kann, muss und sollte man auch mit dem ZSanDstBw lösen können.
Ich bin erstaunt, dass man bis jetzt nicht an der unentgeltlichen (Zahn-)Ärztlichen Versorgung wackelt.
Eigentlich hatte ich schon vor Jahren eine Initiative erwartet, dem Soldaten hier mehr Beteiligung zuzubilligen, vielleicht im Rahmen von einer Zuzahlung bei Zahnbehandlungen. (Ja, ich weiß, teilweise ist zB schon das Material zu zahlen).
Ansonsten kann es eigentlich nur besser werden.
@Sachlicher
„Bzw. die so logische und notwendige Coleurbildung und das gemeinsame Absolvieren von Ausbildungsabschnitten kann, muss und sollte man auch mit dem ZSanDstBw lösen können.“
Entschuldigung, aber dienen Sie in der gleichen Armee wie ich?
ZSan hat wie alle zentralen (oder besser zentralistischen) Organisationen kein Interesse an Coleurbildung und gemeinsamen Ausbildungsabschnitten.
Memoria hat vollkommen recht: die Effizienz, Qualität und das einsatzdenken der SanKr der DSO sollte jeden einzelnen, der von den theoretischen Vorteilen einer Zentralisierung träumt eines besseren Bekehren.
Die BwKrhs könnten meinetwegen gerne zur SKB, die FSanZ ggf. auch, aber die Bataillone brauchen einen eigenen BtlArzt, der „nur“ Abteilungsleiter im Stab ist und eigene SanZg, die dem Chef 1./- unterstehen.
Und warum die SanRgt/LazRgt, die eindeutig „Landstreitkräfte“ (auch wenn ich diesen NVA Begriff eigentliche ablehne) aus dem Heer herausgelöst wurden wird mir ewig schleierhaft bleiben.
Ich sehe ein, dass die SanStffl ein Problem darstellen, denn da das Personal ja nicht für einen SanZg UND eine SanStffl vor Ort reicht, müßte man mit Wahrnehmungsdienstposten arbeiten, aber auch das wäre sicher alles besser als dieser Moloch von ZSan… der ist ja noch truppen- und realitätsferner als die SKB!
Darüber hinaus sind viele SanOffz die ich kenne zwar gute Ärzte, aber lausige Einheitsführer und Stabsoffiziere.
Als ich mal mit einem niederländischen StOffz sprach erklärte er mir, dass er der Vorgesetzte des dortigen SanBereiches war. Und auf meine erstaunte nachfrage, dass er doch kein Arzt sei, meinte er nur ganz trocken: Du glaubst doch nicht, dass wir Ärzte Einheiten führen lassen, oder? Die Ärzte kümmern sich um das medizinische und ich kümmere mich um das führen.
Nebenbei, genau für solche Konstruktionen gibt es ja den §2 der VorgVO, warum die Truppenärzte heutzutage die Sanis führen (können) sollen wird mir ewig schleierhaft bleiben.
Ich würde es ja noch verstehen, wenn man den SanOffz seit der Umstellung endlich eine vernünftige Offizierausbildung angedeihen lassen würde, aber die militärischen Anteile sind ja in den letzten 10 Jahren nicht erhöht, sondern vielmehr VERRINGERT worden!
Die US Army hat als Teil des Medical Corps ein besonderes „Medical Service Corps“, in welchem Offiziere dienen, die keine Mediziner sind.
Was diese Soldaten in ihrer Laufbahn für Aufgaben wahrnehmen, kann man z. B. am Lebenslauf dieses Generalmajors studieren:
http://medicalservicecorps.amedd.army.mil/leaders/rubenstein.html
Die Kommentatoren vertreten überwiegend immer noch die überkommene Vorstellung von Gestern.
Die Komplexität im Sanitätsdienst ist heute durch andere TSK und Org-Bereiche schlichtweg nicht mehr führbar. Das sollte man einfach anerkennen, oder arbeitet ihr noch mit dem Rechenschieber und dem Melder zu Pferde.
Zudem sollte man die Heilfürsorge insgesamt nicht antasten. Diese Tragweite einer unbotmäßigen Reduzierung oder Verlagerung in den zivilen Bereich, ist m.E. in der Auswirkung für die medizinische Versorgung von Soldaten nicht absehbar und würde in Folge auf Dauer erhebliche Nachteile für den Soldaten mit sich bringen. Wer auf das zivile Gesundheitswesen angewiesen ist, der weiß zu schätzen, welche Vorteile die truppenärztliche Versorgung bietet. Überall gibt es immer Sachverhalte zu verbessern.
Wer den „Wasserkopf“ anmahnt, sollte mal insgesamt in die Streitkräfte schauen. Da ist schließlich fast jeder 4te GenStOffz oder General.
Ich empfehle den Kommentatoren, mal in ihren eigenen Bereich kritisch hineinzuschauen. Oder will man nur vor den eigenen Problemen ablenken, die die neue Struktur aufwirft, obwohl die Problematik der vorherigen Strukturänderungen noch nicht im Griff sind.
Was ist mit dem Moloch SKB, dem Sammelsurium, das eigentlich so nicht führbar ist.
Zitat: „Die fünf Bundeswehrkrankenhäuser, die mit der Versorgung auch der Zivilbevölkerung teilweise in Konkurrenz zu zivilen Kliniken stehen, sollen sich auf das Label Notfallversorgung konzentrieren. Nicht auf den Hüftein- und -ausbau, der durchaus Geld bringt, oder Brustimplantate, sagt der Sanitätsinspekteur.“
Und damit wird die Bundeswehr noch uninteressanter für Ärzte. Bundeswehrärzte sind oft Zeitsoldaten und streben danach eine zivile Karriere an. Wer dann im Zivilleben als Unfallchirurg keine ausreichende Erfahrung mit häufigen operativen Eingriffen wie Hüft- und Knieendoprothetik hat, dürfte Schwierigkeiten in einem zivilen Krankenhaus haben.
Die Bundeswehr hat nur dann Chancen genügend Ärzte einzustellen, wenn diese später im Zivilleben gute Startchancen haben und eben breit und umfassen ausgebildet sind und nicht nur Schmalspur- Notfallmediziner.
„… Die fünf Bundeswehrkrankenhäuser, die mit der Versorgung auch der Zivilbevölkerung teilweise in Konkurrenz zu zivilen Kliniken stehen, sollen sich auf das Label Notfallversorgung konzentrieren. Nicht auf den Hüftein- und -ausbau, der durchaus Geld bringt, oder Brustimplantate, sagt der Sanitätsinspekteur.“
Puhha.
Die Frage, die sich einem zügig stellt: Was war denn bitte die langfristige (strategische) Ausbildungs- und medizinische Schwerpunktausrichtung der BWKs? Wenn jetzt vom Einsatz her gedacht wird, und ein Mehrbedarf an Notfallmedizinern konstatiert wird, was war dann in den letzten Jahren in den Stäben los?
Die Ausrichtung und die Einsätze der Bundeswehr sind ja nicht erst seit gestern mit Blut und Tod verbunden.
(Man will und muss nämlich sehr wohl ein Player sein, in der zivilen Krankenhauswelt und Geld verdienen (=Fallzahlen) und das geschieht weit weniger mit dramatischen Notfällen. Die Controller dürften sich im Grabe drehen, bei solchen Aussagen…)
Das führt einem nämlich gleich zur nächsten Frage. Wenn es eine strategische Planung gegeben hätte (Mehr Einsatz = mehr Verwundete = Mehrbedarf an Notfallmedizinern), hätte man dann nicht bedeutend zielorientierter Auftreten sollen? Ich wage einfach mal zu behaupten, dass im BWK Westerstede die Polytraumen nicht gerade täglich einlaufen, gleiches gilt für Stichwunden et al.
Müsste nicht im Sinne einer strategisch-operativen Planung die Gewissheit wachsen, dass man ggf. infrastrukturell und vor allem örtlich nicht richtig aufgestellt ist, um den Fokus auf Notfallversorgung zu setzen?
Es macht schon einen Unterschied, welche Patienten mit welchen Verletzungsmuster wohin gebracht werden. Dies entscheidet sich meistens nämlich präklinisch (Notfälle wie Oma Müller Herzinfarkt und Reanimation, Thorsten K. und Emanuel S. mit Baum gegen Auto, Samir E. Stichverletzungen) und da wird seitens des Rettungsdienstes und/oder der Leitstelle nach medizinischen Indikatoren vorgegangen.
Beispielsweise, das BWK HH in der Wandsbeks-Gartenstadt sieht nicht das, was das AK St. Georg, UKE oder gar Boberg sieht. Mal ganz davon ab, dass die AK Wandsbek und Barmbek gleich ums Eck liegen – sprich, es gibt Konkurrenz.
Eine Spitze: Die zukünftigen und jungen Unfallchirurgen sind in aller Regel Facharzt für Unfallchirurgie und Orthopädie, die können Beine flicken als auch Hüften einsetzten. Und was Brustimplantate anbelangt. Nun, kosmetisch-plastische-Widerherstellungchirurgie wäre auch was Schmuckes für die BW, man muss ja nicht gleich Konsumwünsche erfüllen.
Interessanter und fundierter wirkt da die Aussage zum Landarzt in Uniform. Einfach mal mit der Ärztekammer Westfalen-Lippe in Verbindung setzen. Die sind wahrlich fleissig dabei, um die medizinische Versorgung und den Zugang, gff. auch über Bedingungen, zu Studienplätzen zu reformieren. Sprich: Der Truppenarzt (Land) im Gegensatz zum Truppenarzt (Einsatz) wird eingeführt mit der Verbindung eines Studienplatzes und Stipendium (muss ja nicht gleich der Leutnantssold sein) und der Verpflichtung zivil-militärisch für 5 Jahre, nach geregelter!!! und erfolgter Facharztausbildung zum Allgemeinarzt/Internist, tätig zu sein.
Also doch eine medizinische Fakultät an den BWUnis. Von mir aus auch plastische Chirurgie, soll ja bei der ein oder anderen Kameradin hoch im Kurs stehen.
Im Ernst: ich rufe mir bei der Thematik imme rdie eine Aussage aus dem aktuellen Wehrbeauftragtenbericht ins Gedächtnis, wo es um die Standardfrage auf jedem SanLehrgang geht, wann und wie man am schnellsten nach dem Studium aus der BW raus kommt.
Medizinische Fakultäten sind teuer, brauchen eine lange Aufbauzeit und man benötigt ein Lehrkrankenhaus, sprich Universitätsklinikum. Vollkommen unrealistisch an den BWUnis.
Und weil es gerade so schön ist, und der werte General wahrscheinlich beraten/gecoacht wird, hier noch was für den Steuerungs- und Lenkungsausschuss oder die Mitarbeiter-Ideen-Box, je nach Schule und Herrkunft der Berater.
Wenn die Standorte Kiel, Eckernförde und Jagel aufgewertet werden und vor Ort Sankräfte – auch spezialisierte – vorgehalten werden und der Fokus auf die Notfallmedizin gerichtet wird, bzw. ist:
Würde es sich nicht anbieten, mit in die primäre Notfallversorgung, im Rotationsverfahren, einzusteigen? Am Standort Glücksburg/Flensburg wird das ja schon fast gemacht, in HH zur Gänze. Bspw. werden in Kiel weitere RTW benötigt, da sich die Fallzahlen in der präklinischen Notfallmedizin erhöhen. Und zack, wird vom SanZentrum Kiel in Zusammenarbeit mit Eckernförde ein oder von mir aus auch zwei RTW besetzt. Damit auch die Unteroffiziere ihre Ausbildung und echte Indiensthaltung bekommen, die meisten sind nämlich heiss, ‚echte Rettung zu fahren‘.
Man könnte noch eine Ausbildungskooperation anstreben und ggf. generell den Übergang von RettAss aus der BW in den zivilen Markt zumindestens erleichtern, bei solchen Modellen. Der Staat spielt hier doch mit, dann soll er auch mal seine Handlungsmacht ausnutzen und nicht immer alles den Marktteilnehmer überlassen. Machen statt geschehen lassen.
@MFG
Man könnte beispielsweise – aber das kostet Geld und es Bedarf ggf. einer Rechtsänderung, obwohl mit einer Bundesuniversität wäre das vlt wieder anders – einfach einen Jahrgang blocken.
Medizinische Fakultät XY bietet zum Wintersemester regelhaft und für alle geeigneten Bewerber 300 Studienplätze Humanmedizin an. Jetzt hat die Fakultät ihr Personal, aber nicht sämtliche Resourcen, um zum Sommersemester ebenfalls 300 Studienplätze anzubieten.
Jedoch die Resourcen, um 100 Plätze im Sommersemester anzubieten und diese blockt der Bund für seine mil.med.Ausbildung und bezahlt den Unis einen fürstlichen Overhead, damit die die Füsse stillhalten und die allgemeine Studierendenschaft in irgendeiner Form einen Benefit hat, dass sie nun Militär am Campus erdulden müssen. Geld macht gefügig, das gilt auch für die Unilandschaft (die eher klamm ist gegenwärtig) und schwupps könnte man die Ausbildungszahlen erhöhen und ganze Jahrgänge steuern und gezielt ausbilden.
@Klartext
„Die Kommentatoren vertreten überwiegend immer noch die überkommene Vorstellung von Gestern. Die Komplexität im Sanitätsdienst ist heute durch andere TSK und Org-Bereiche schlichtweg nicht mehr fühlbar.“
Aha, und warum funktioniert es dann in der DSO so viel besser, als im Rest der Armee???
„Ich empfehle den Kommentatoren, mal in ihren eigenen Bereich kritisch hineinzuschauen.“
Also man kann diesem Blog ja sicherlich viel vorwerfen, aber unkritisch ggü. irgendwelchen Bereich zu sein, gehört wohl nicht dazu ;)
„Was ist mit dem Moloch SKB, dem Sammelsurium, das eigentlich so nicht führbar ist.“
Meine Rede!!! ZSan und SKB gehören schleunigst wieder auf die frühere Größe der zmilDstSt reduziert (keine Ahnung ich schätze mal heutzutage würden zusammen 10.000-15.000 reichen) und ALLES andere muß asap wieder zurück in die TSK.
Da wo Truppe hingehört!
Da würde sich die Medizinische Hochschule Hannover geradezu anbieten, denn dort findet das Studium ohnehin in Trimestern statt, muss aber aufgrund der Studienordnung trotzdem 5 Jahre dauern. Das sind 15 Trimester statt 10 Semestern. Wenn die Bundeswehr der MedHH entsprechende finanzielle Anreize bieten würde (XY Euro zusätzlich pro SanOA), könnte man wunderbar das Medizinstudium mit einer entsprechend umfangreichen militärischen und wehrmedizischen Ausbildung kombinieren. Und hätte man den Stab der 1. PzDiv nicht künstlich aufgeblasen, wären auch genügend Unterbringungskapazitäten vorhanden.
Ich hatte übrigens auch gehofft, dass der ZSanDst im Zuge der Reform in der SKB (ortsfeste Einrichtungen und SanRgt) und in den TSKs (SanStffl) aufgeht, dass das nicht geschieht, ist ein weiterer Indiz dafür, wie unzureichend die Reform wieder einmal ist.
Dann vertreten wohl auch unsere Allierten überkommene Vorstellungen von gestern und das trotz weitaus größerer und längerer Kampferfahrung…. Oder hat die Bundeswehr wieder einmal den Stein der Weisen entdeckt? Das erinnert an die Aufteilung in Stabilisierungs- und Eingreifkräfte – das hatte bisher auch niemand umgesetzt und war kurz zuvor sogar durch eine Studie der RAND-Cooperation als absolut unzweckmäßig eingestuft worden. Und die Bundeswehr tat es trotzdem, nur um es in der nächsten Reform als „überholt“ wieder zurückzunehmen.
@Boots on the ground
„Ich hatte übrigens auch gehofft, dass der ZSanDst im Zuge der Reform in der SKB (ortsfeste Einrichtungen und SanRgt) und in den TSKs (SanStffl) aufgeht, dass das nicht geschieht, ist ein weiterer Indiz dafür, wie unzureichend die Reform wieder einmal ist.“
Das mit den SanRgt/Rettungszentren/Rettungszentren kann ich nicht ganz so sehen, das sind klassische Landstreitkräfte, warum sollte das nicht das Heer führen? Und das MERZ könnte die Marine führen.
Lediglich die Einsatzlazarette müssten von den zmilDstSt geführt werden…
Das stimmt natürlich, ich hatte den Unterschied SanRgt vs. Einsatzlazarett nicht beachtet.
“Die Kommentatoren vertreten überwiegend immer noch die überkommene Vorstellung von Gestern. Die Komplexität im Sanitätsdienst ist heute durch andere TSK und Org-Bereiche schlichtweg nicht mehr fühlbar.”
`Tschuldigung, ich komme aus dem Bereich und kann mir daher folgende Frage erlauben: Was ist bitte komplex am ZSanDBw? Das was sie als komplex betrachten, sind schlicht die Auswüchse eines unorganisierten Herumdümpelns unter Inspekteuren, denen es hauptsächlich darum ging, keine gewonnene Kompetenz abzugeben und sei man noch so überfordert mit ihr.
Richtig, der ZSanDBw wurde aufgestellt, weil der SanD Heer mit der Anzahl an zu stellenden Soldaten für Einsätze allein schon zahlenmässig überfordert war. Es gelang auch kurzfristig, durch den Zuwachs an Sanitätern und Ärtzen aus Lw und Marine die Anzahl zu erhöhen – für Konflikte wie in AFG geht es aber nicht nur um nackte Zahlen, sondern auch um Kompetenzen in anderen Bereichen als den „weissen“. Zielführend wäre gewesen, die Kameraden in den SanD H zu stecken und diesen massiv aufzubauen und aufzuwerten – stattdessen wollte man auf einmal unabhängiger OrgBereich werden, Kompetenzen erhalten, selber eine Führungsschiene für und mit Ärzten, sorry, San(St)Offz (!) schaffen und so weiter und so fort.
Dieses Konstrukt ist aber mittlerweile so marode und stinkt zum Himmel, das es selbst einem GI Schneiderhahn auffiel („Wer sich nicht organisieren will, wird organisiert.“). Man zieht sich seinen Nachwuchs in der mittleren Führungsebene komplett als Offz MilFD heran und hält diese bewusst klein, wohlwissend, das wichtige Posten so nur mit einer Art von StOffz gefüllt werden kann – SanStOffz. Auf der anderen Seite beklagen wir einen immer größer werdenden Mangel an Ärzten. Dann wird begründet, man müsse Ärzte auf den Führungsdosten lassen und weiterhin haben, weil es approbationstechnische Probleme zu klären gäbe. Fragen sie mal einen RgtKdr oder Kdr Kdo, zu wieviel Prozent er in der täglichen Arbeit mit diesen Fragen zu tun hat. Richtig: Nicht erwähnenswert. Weiter gehts: Konsequent verschleppt man seit Jahren die Schaffung einer Laufbahn für Truppendienstoffiziere nach amerikanischen Vorbild im ZSanDBw – gibt aber auf der anderen Seite KpChefstellen an Heer, Marine und Lw ab, weil man diese nicht selber füllen kann oder will. Das ist doch lächerlich und grenzt an Realsatire. Aber nein, moment – denn die wollen ja auch evtl. BS werden und mit wem würden sie dann als StOffz um Stellen streiten – richtig, den SanStOffz. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt…
Es wird und wurde oft darüber gesprochen, ob der ZSanDBw nicht zur SKB hätte wechseln sollen… Ich stelle mir eher die Frage, ob der Inspekteur SKB diesen Trümmerhaufen überhaupt haben wollen würde.
Als jemand, der beide Seiten (Heeresseite mit festen SanTrp in den KampfKp, Coleurverhältnis etc. und die Seite des ZSanDBw inkl. Einsätze) kennt, muss ehrlich sagen – die Überreste des SanD H sind in einem Einsatz wie AFG was den Part der beweglichen Sanität betrifft ganz deutlich besser aufgestellt – vom Mindset und von der Ausbildung, die oft als Zusatzausbildung vor den Einsätzen identisch mit derjenigen des Heeresverbandes ist, auf jeden Fall. Auf Seiten des ZSanDBw schickt man da auch schon mal einen MUT und SanFw RettAss aus dem Geschäftszimmer Heilfürsorge als Kdt FUCHS BAT nach Afghanistan und wundert sich dann, das der Mann oder die Frau heillos überfordert mit sich selbst sind – OHNE hier jetzt die Motivation der Soldaten im ZSanDBw in Frage zu stellen!
Es spricht schon Bände, das sich SanD H und ZSanDBw auf den Tod nicht leiden können und das, obwohl beide das gleiche Barett tragen…
Um das kurz aufzudröseln: Die SanRgt gliedern sich in SanRgt (die Retungszentren aufbauen, betreiben und dazu passend auch mobile Transportkompanien zum VwuTransport vorhalten) und LazRgt (die wie der Name schon sagt Lazarette aufbauen bzw. theoretisch deren Betrieb sicherstellen). Gibt also organisch bzw. Führungstechnisch eigentlich keine Trennung zwischen ELaz und RZ, ausser der Größe und der Führungsebene. Könnte das Heer auch machen…. *hust*
Praktisch scheitert es schon daran, das alle verfügbaren Ärzte meist aber auf Stellen in BwKrhs sitzen oder sogar Reservisten sind. Stimme aber zu, das z.B. ein Vorhalten eines Herzspezialisten in einem Rgt völlig albern wäre und wohl kaum dessen Erfahrung und Ausbildung entgegenkäme. Übertriebenes Beispiel, aber ich denke es spiegelt ein bisschen auch das Dilemma des ZSanDBw wieder: Man ist in sich ja noch nicht einmal geschlossen.
@ Koffer | 20. März 2012 – 21:21
…Entschuldigung, aber dienen Sie in der gleichen Armee wie ich?…
Bitte, das haben wir beide nicht nötig.
[…]ZSan hat wie alle zentralen (oder besser zentralistischen) Organisationen kein Interesse an Coleurbildung und gemeinsamen Ausbildungsabschnitten.[…]
Das ist aber kein systemischer Fehler, stimmt in seiner Absolutheit nicht und ließe sich lösen, wie es sich bzgl. der SKB auch lösen lassen wird müssen und das auch in jetzt neuen Bereichen (Stichwort TrFMDst).
[…]Memoria hat vollkommen recht: die Effizienz, Qualität und das einsatzdenken der SanKr der DSO sollte jeden einzelnen, der von den theoretischen Vorteilen einer Zentralisierung träumt eines besseren Bekehren.[…]
Memoria und Sie sollten sich bitte auch in einer Analyse damit beschäftigen, was dieser Kraftakt für den ZSAnBw und andere Heeresdivisionen bedeutet.
Ich schätze die DSO und ihr Personal sehr und da sie die Hauptlast trägt, die meisten Gefahrenabwehroptionen zu bedienen hat, ist eine logistische Schwerpunktbildung hier sehr logisch und von mir leicht zu akzeptieren. Aber sie ist nicht allein, nicht einziger Truppensteller für Auslandseinsätze ans ich, das Heeer kennt auch in anderen TrT kampffähige und zu unterstützende Truppe, die anderes TSK ebenfalls.
[…]Die BwKrhs könnten meinetwegen gerne zur SKB, die FSanZ ggf. auch, aber die Bataillone brauchen einen eigenen BtlArzt, der “nur” Abteilungsleiter im Stab ist und eigene SanZg, die dem Chef 1./- unterstehen.[…]
Und dann? Haben sie bzgl. Krhs schon wieder einen anderen „Herren“ zu befragen, wenn sie an dortiges RettSan/ RettA Pers (mal auf das natürliche und offenkundigste Begehr eines KpChef InfKp reduziert). Und was wenn der BtlArzt erkrankt, auf Weiterbildg muss, also nicht da ist? Dann rufen Sie den NachbarKdr an?
Und genau an diesem Punkt scheiterte es seinerzeit eben, der „Heldenklau“ nahm seinen Lauf. Das gleiche gilt für das Personal im SanZg…ich möchte Ihre systemischen Gedanken nicht schlecht machen, ganz gewiss verstehe ich Ihre Anmerkungen. Und doch sehe ich: Vakanzenmanagement, fachliche Ausbildung bei einer zentralen Stelle unter den gegebenen Umständen bei einer zentralen Stelle als geeigneter an. Es gilt die Ausgestaltung zu optimieren, ich aber auch nochmal bemerken will: wären alle DP besetzt, Sie es mit Ihrer Kritik schon bedetend schwerer hätten
[…]Und warum die SanRgt/LazRgt, die eindeutig “Landstreitkräfte” (auch wenn ich diesen NVA Begriff eigentliche ablehne) aus dem Heer herausgelöst wurden wird mir ewig schleierhaft bleiben.[…]
Weil im Heer die KRK- und Luftlande-Kräfte seinerzeit bevorzugt bestückt wurden, im KLK bzw. der DSO noch bevorzugter. Insofern Ihre Empirie sich evtl. nicht dem tatsächlichem Deckungsumfang in der Bw synchronisiert.
[…]Ich sehe ein, dass die SanStffl ein Problem darstellen, denn da das Personal ja nicht für einen SanZg UND eine SanStffl vor Ort reicht, müßte man mit Wahrnehmungsdienstposten arbeiten, aber auch das wäre sicher alles besser als dieser Moloch von ZSan… der ist ja noch truppen- und realitätsferner als die SKB![…]
Das Problem begann/ beginnt am Strukturkopf: Lediglich der StS bzw. Minister war in der Lage zu sagen: So InSan, so InSKB Ihr macht das jetzt. Aber auch diese Kritik greift zu kurz, ich denke dort stehen guter Wille und Sachzwänge unter Beachtung zu geringer HHM genauso im tatgtäglichen Widerspruch zu sich, wie in Ihrer Ebene.
[…]Darüber hinaus sind viele SanOffz die ich kenne zwar gute Ärzte, aber lausige Einheitsführer und Stabsoffiziere.[…]
Ich habe nichts dagegen, wenn die Beantwortung der Frage ob Sie von einem gutem StOffz oder von einem gutem Arzt behandelt werden wollen, zu neuen Ausrichtungen bzgl. der Struktur und STAN-Dienstpostenstruktr führen.
[…]Als ich mal mit einem niederländischen StOffz sprach erklärte er mir, dass er der Vorgesetzte des dortigen SanBereiches war. Und auf meine erstaunte nachfrage, dass er doch kein Arzt sei, meinte er nur ganz trocken: Du glaubst doch nicht, dass wir Ärzte Einheiten führen lassen, oder? Die Ärzte kümmern sich um das medizinische und ich kümmere mich um das führen.[…]
Das mag man so lösen können und den ein oder anderen Approbierten so freibekommen.
[…]Nebenbei, genau für solche Konstruktionen gibt es ja den §2 der VorgVO, warum die Truppenärzte heutzutage die Sanis führen (können) sollen wird mir ewig schleierhaft bleiben.[…]
Wenn Sie einmal später als GenStOffz und oder Truppenführer akzeptieren und respektieren, dass Ihr Gegenüber zwar Oberst bzw. Generaläquivalent trägt ohne auch nur einen Soldaten über den Bordstein geführt zu haben -insofern Sie dann bitte auch von Ihrer Forderung nach umfassenderer OffzWbldg mil. etwas Abstand nähmen-und diese Akzeptanz auch in der Personalführung und -entwicklung ankommt, dann stünden die Chancen auf Umsetzung schon besser.
[…]Ich würde es ja noch verstehen, wenn man den SanOffz seit der Umstellung endlich eine vernünftige Offizierausbildung angedeihen lassen würde, aber die militärischen Anteile sind ja in den letzten 10 Jahren nicht erhöht, sondern vielmehr VERRINGERT worden![…]
Auch hier stand der seinerzeitige InSan vor dem Problem den anderen Inspekteuren zu sagen: ja mei, geht`s ihr nur schonmal in den Auslandseinsatz, meine Ärzte kommen dann nach der OffzGrundlagenausbildung dazu.
Viele Denkmodelle erscheinen möglich und doch geht es auch hier wieder auch um das Geld. Und wenn die Soldaten der Luftwaffeninstandsetzungswerft xy, des PiBtl xy vorm verschlossenen Behandlungszimmer stehen, wo der Aushang zu berichten weiß, dass der Herr Doktor mit der DSO in der Welt herumreist, dann mag Ihnen geholfen sein, systemisch haben Sie damit aber nichts gelöst.
Ansonsten bekemen SIe ja viele, zumindest nachdenkenswerte, Antworten pro und contra, meine ich.
Ich würde mich über eine Antwort von Ihnen gerne freuen, ermuntere Sie aber Ihren Fokus nicht „nur“ auf den Ausschnitt DSO zu reduzieren.
@Boots on the Ground
Die Universität Hamburg hatte ebenfalls Trimester im klinischen Teil des Studiums, stellt jedoch jetzt auf das Bachelor/Master System um. Soweit ich das im Auge habe….
Ob nun Semester oder Trimester, ändert nichts an den Inhalten und Pflichten des Studiums. Bedenken Sie, dass sie Famulaturen und Hospitationen zu machen haben und diese meistens in der vorlesungsfreien Zeit absolviert werden. Wenn sie eine Promotion (jetzt bitte keine Diskussion über med. Disserationen) anstreben, dann werden sie ebenfalls Zeit brauchen.
Auch wenn es innerhalb der Semester/Trimester zeitliche Valenzen gibt – Leerlauf gibt -, so ist dies dann nur interindividuell betrachtbar, da die Studierenden ggf. freie Zeit benötigen.
Die Medizinerausbildung ist halt lang und es werden Ärzte ausgebildet, keine mil. Ärzte. Eine Änderung des Curriculums lässt sich nur durch eine Verlängerung der Gesamtausbildungszeit im mil. Bereich realisieren.
@Sachlicher
Das mit der Frage nach der anderen Armee, war sicherlich überspitzt von mir, aber inhaltlich durchaus Ernst gemeint!
Sie argumentieren sachlich und mit fachlich guten Argumenten, aber mein Ansatz liegt auf einer komplett anderen Ebene!
Die ganze Struktur der SKB und von ZSan ist auf eine vermeintliche Effizienzsteigerung durch Zentralisierung ausgerichtet.
Meine These ist dieser Ansatz ansich schon den Sündenfall darstellt! In der Armee geht es meiner Meinung nach nur um eines Mindset, Mindset, Mindset!
Mit Ausnahme von ganz wenigen – im Kern eigentlich „zivilen“ Leistungen – muss eine Rescource mEn auf die niedrigst mögliche Ebene (zumindest im Heer und eingeschränkt in der Marine, bei den fliegenden Verbänden der Lw sehr ich das etwas anders).
Und auf die Frage ob ich lieber von einem guten Arzt oder einem guten Offizier behandelt werden möchte: 1. Ist das eine eher seltsame Frage, denn wir sind ja in der Armee nicht bei Wünsch-Dir-was, dh militärische Vorteile ggü Nachteilen des Einzelnen müssen manchmal auch stärker gesichtet werden, als im Zivilleben. 2. Wenn ich mal polemisieren darf: bei
Feld-/Wald- und Wiesenarzt im Btl sind die medizinischen Anforderungen glaube ich nicht ganz so hoch, wie beim Herzspezialisten im BwZKrhs…
TW: „Meine Kräfte werden definitiv nicht reichen, sagt Patschke. Trotz der geplanten Aufstockung der Dienstposten für Ärzte von 2.500 auf 3.000.
Das führt dazu, dass vor allem in kleineren Standorten nicht wirtschaftlich eine Sanitätsversorgung stationiert werden kann […]“
Wenn dann aber der „Landarzt in Uniform“ kommt, führt dies zunächst nur dazu, dass die Wirtschaftlichkeit auch für kleinere Standorte wieder gegeben ist. Am Ende werden aber für diese Aufgabe dann weitere (zusätzliche) Ärzte benötigt.
Wo sollen diese dann herkommen? Und eine Stelle, die durch den berühmten Herrn/die berühmte Dame „Vakant“ besetzt ist, hilft hier – wie überall sonst auch – nicht weiter….
Um mal abseits der Strukturdiskussion über ZSAn wieder auf das Ausgangsthema zurückzukommen stellen sich mir erstmal eininge grundsätzliche Verständnisfragen. Ist das jetzt ein Soldat der auch Landarzt ist oder umgekehrt ? Muss dieser Arzt dann selber nie in den Auslandseinsatz ? Woher weiss so ein Arzt ohne Unterbau die speziellen militärischen Forderungen ( z.B. Impfstatus, 90/5, KzH,) und wie läuft dann die Versorgung mit Medikamenten. Wo wird die G Akte geführt ?
Diese Liste liesse sich beliebig verlängern und führt bestimmt zu ganz neuen Problemen.
Der Kreis der selbsternannten Fachleute, die hier Lösungen für Probleme des Sanitätsdienstes anbieten, scheint täglich zuzunehmen. Wir haben einige Vorschläge aufgenommen und berechnet. Leider lösen sie die Inlandprobleme keineswegs sondern verstärken sie. Wer rückwärts schaut, schaut in die falsche Richtung.
Der Vorwurf, der der FüSan gemacht werden kann, ist die Unwilligkeit, die bestehenden Probleme ohne ideologische Schranken zu analysieren.
Wenn man das getan hätte, sähe die zukünftige Planung anders aus.
@Johann:
Wie sähe die Planung denn ohne besagte Schranken aus? Das wäre wirklich mal aufschlußreich.
@Memoria
Erst die Analyse, dann die Planung.
@Johann
„Erst die Analyse, dann die Planung.“
Das kann ich besser:
Erst wägen, dann wagen!
;)
Und jetzt? Wo bleiben jetzt die Inhalte?
@Johann:
Na dann gerne erst die Analyse und anschl. die unideologische Planung. Ich bin weiterhin auf ihre Antwort gespannt.
Wenn sie schon die Rückwärtsgewandheit der hiesigen Diskussion kritisieren, dann wäre doch jetzt die Gelegenheit uns Unwissenden beim „nach-vorne-Schauen“ zu helfen.
@Boots on the Ground:
„Da würde sich die Medizinische Hochschule Hannover geradezu anbieten, denn dort findet das Studium ohnehin in Trimestern statt, muss aber aufgrund der Studienordnung trotzdem 5 Jahre dauern. Das sind 15 Trimester statt 10 Semestern. Wenn die Bundeswehr der MedHH entsprechende finanzielle Anreize bieten würde (XY Euro zusätzlich pro SanOA), könnte man wunderbar das Medizinstudium mit einer entsprechend umfangreichen militärischen und wehrmedizischen Ausbildung kombinieren. Und hätte man den Stab der 1. PzDiv nicht künstlich aufgeblasen, wären auch genügend Unterbringungskapazitäten vorhanden.“
Als Student der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) wollte ich dazu mal meinen Senf abgeben: Die MHH hat nach der Kapazitätsverordnung eigentlich 320 Studienplätze pro Jahrgang. Seit 2005 fährt sie jedoch einen Modellstudiengang und durfte deshalb die Kapazität auf 270 pro Jahrgang reduzieren, was eine bessere Betreuung ermöglichen soll (da ich erst seit 2007 hier studiere habe ich keinen vorher/nachher Vergleich, aber die Betreuung ist tatsächlich gut).
Im Prinzip haben wir hier also eine Reservekapazität von ca. 50 Studierenden/Jahrgang. Ich halte es durchaus für denkbar hier ihre Idee anzusetzen und die Hochschule eben jene 50 Plätze mit SanOAs zu füllen. Die Kosten für die Bundeswehr wären zwar erheblich (ein Medizinstudent kostet den Staat im Schnitt sowieso ca. 200.000 €), aber wesentlich realistischer und zeitnaher zu stemmen als wenn die Bundeswehr eine eigene Fakultät/BwUniklinik einrichten würde.
Eine andere, billigere aber auch ineffektivere Methode wäre es, wenn man während des Studiums ein Wahlfach Militärmedizin anbieten würde um auch „normale“ zivile Medizinstudenten wie mich ggf. als Quereinsteiger nach dem Staatsexamen zur Bundeswehr zu locken.
Bisher ist die Möglichkeit des Medizinstudiums über die Bundeswehr vorallem bei jenen bekannt die entweder ansonsten keinen Studienplatz bekämen oder die schon vor dem Abi wussten dass sie zur Bundeswehr wollen und die sich eben auch für Medizin interessieren (eine eher seltene Konstellation behaupte ich). Die BW täte also gut daran, schon im Studium vermehrt auch zivile Quereinsteiger anzusprechen. Am besten geht das vermutlich aber nur über gute Arbeitsbedingungen…
@MedEwok
„Bisher ist die Möglichkeit des Medizinstudiums über die Bundeswehr vorallem bei jenen bekannt die entweder ansonsten keinen Studienplatz bekämen oder die schon vor dem Abi wussten dass sie zur Bundeswehr wollen und die sich eben auch für Medizin interessieren (eine eher seltene Konstellation behaupte ich).“
Sie haben diejenigen vergessen, die mit Leutnantsgehalt studieren wollen… den sozioökonomischen Faktor darf und sollte man nicht vernachlässigen. Was sich ggf auch im Arbeitsverständnis niederschlägt.
„Die BW täte also gut daran, schon im Studium vermehrt auch zivile Quereinsteiger anzusprechen. Am besten geht das vermutlich aber nur über gute Arbeitsbedingungen… “ Tut sie, aber die Neckermann-Soldaten sind nicht wirklich beliebt und für viele stellt es einen Karriereknick dar. Losgelöst von Arbeitsbedingungen.
Ein Wahlfach „Militärmedizin“ an deutschen Hochschulen? Ich denke so etwas wird keiner der Anwesenden in seiner Lebenszeit noch erleben, von den Aufständen der vereinigten AStA, Hochschulparlamenten, Hochschulparteiorganisationen und der Parteien des Bundestages gar nicht zu sprechen…
Eine „Zentralisierung“ der SanOA findet auch derzeit langsam aber sicher statt, mehrere Universitätsstandorte in Süddeutschland (München, Erlangen, Ulm) sind derzeit mit jeweils mehr als 150 studierenden SanOA besetzt, vorteilhaft auch im Hinblick auf die räumliche Nähe zur SanAk in München. An diesen „Großstandorten“ findet auch, größtenteils initiiert durch die SanOA selbst, eine motivierte ausseruniversitäre militärische Ausbildung statt.
Über Seiteneinsteiger möchte ich mich nicht auslassen, trägt gerade die massive Werbung von Seiteneinsteigern, seitens der Führung, zu einem großen Teil mit zur Unzufriedenheit der SanOA/SanOffz bei, weil eben jene Kollegen Seiteneinsteiger deutlich bessere Konditionen in ihren Zeitverträgen erhalten als SanOA/SanOffz, ohne Verpflichtung zum Dienst als Truppenarzt und ohne Verpflichtung zu Auslandseinsätzen.
Wenn ich das richtig überblicke, stellt es in anderen westlichen Streitkräften die Regel dar, Sanitätsoffiziere erst einzustellen, wenn sie ihre medizinische Ausbildung bereits abgeschlossen haben.
Der Seiteneinsteiger ist sozusagen der Regelfall.
Damit entfiele zumindest der Anreiz für diejenigen Aspiranten, die lediglich ihr Studium mit gutem Gehalt und als Angehöriger des Öffentlichen Dienstes absolvieren wollen, deren Lebensplanung aber im übrigen fest eine berufliche Tätigkeit als Zivilist vorsieht.
Sprechen wir doch mal ein weiteres Problem mit Seiteneinsteigern an:
Statt sie in Fachverwendungen einzusetzen, was ja durchaus Sinn machen würde, werden sie auch mal fix Disziplinarvorgesetzter, obwohl sie davon null komma null Ahnung haben und auch nie in der Armee aufgewachsen sind. Man macht den Bock also zum Gärtner (obwohl der Bock aus dem Sprichwort wenigstens schon mal im selben Bereich war…)
@Thomson:
Wir haben in Einzelgesprächen versucht, die Ursachen heraus zu finden, warum nach dem Studium ständig das Thema „Wie und wann komme ich möglichst schnell aus der Bundeswehr heraus“ auf der Tagesordnung steht. Das Ergebnis hat uns überrascht: Die Option, außerhalb der Bundeswehr einen gut bezahlten Job mit weniger Unannehmlichkeiten zu erhalten, war in weniger als 3% der Fälle der Grund. Dieses Argument gab den meisten Befragten lediglich einen Rückhalt im Falle der Entlassung finanziell abgesichert zu sein. Mehr als 95% der Befragten ging davon aus, das erhaltene Ausbildungsgeld nach der Entlassung vollständig zurück zahlen zu müssen.
@Johann
Was sind denn nun die Gründe, oder besser, was ist das Ergebnis ‚Ihrer Befragung‘?
Das stand m.W. auch vor einigen Monaten/vlt. ein Jahr im Ärzteblatt. Auch die Option des „Freikaufens“ wurde angesprochen.
@ Voodoo
Das betrifft aber auch die Fw in Verwendung Krankenpflege, die Seiteneinsteiger sind. Wenn auch im gerigeren Maße. Es ist halt recht zivil in den BwKs…
@Johann:
Mit „Entlassung“ ist aber vorzeitiges DZE auf eigenen Antrag gemeint, oder?
Der Hinweis auf die Unwissenheit bzgl. der Rückzahlung des Ausbildungsgeldes würde dann weiterhin nicht erklären, warum die SanOffz die Bw vorzeitig verlassen wollen.
Ansonsten wäre ich weiterhin an ihrer fachmännischen Analyse und Lösungsvorschlägen interessiert.
Vielleicht darf ich mal erklären, was analysieren ohne ideologische Scheuklappen heißt:
Für den Sanitätsdienst sind in einer sachlichen Analyse folgende Fragen zu beantworten:
– Warum steht die Ausführung der unentgeltlichen truppenärztlichen Versorgung immer wieder in der Kritik?
– Warum stehen seit Jahren nicht genügend Ärzte zu Behandlungszwecken zur Verfügung? Was müsste getan werden, um das zu ändern?
– Warum verlassen aktive Sanitätsoffiziere den Sanitätsdienst?
– Warum gibt es ein Delta zwischen der Einstellung von SanOAs und der Antrittsstärke nach erfolgreichem Abschluss des Studiums?
– Ist das SanOA-Modell aus dem Jahre 1973 noch zeitgemäß?
– o.ä.
Eine „Mauer“ als „personalerhaltenden Schutzwall“ aufzurichten (Schlupflöcher abdichten), scheint nun nicht mehr nachhaltig zu wirken.
@Johann:
Ich darf noch eine zugespitzte Frage hinzufügen:
– Ist der ZSanDst kriegstauglich?
Ich wäre sehr dankbar wenn Sie – als Mann aus dem Maschinenraum der Nakathanic – hier noch etwas mehr Input in Form von Antworten geben könnten.
Denn aus dem Boot austeigen hat ja bereits „der Alte“ dem Johann verboten. Das gilt doch sicher nicht nur für U96, sondern auch für die Nakathanic.
@Memoria:
Der Inspekteur des Sanitätsdienstes beschreibt wie sein Vorgänger wiederholt die herausragenden Leistungen der Soldaten des Sanitätsdienstes in den Einsatzgebieten. Und das mit Recht. Ich kann und will da nichts hinzufügen oder absprechen. Wenn der den Kriegseinsatz in Afghanistan begleitende Sanitätsdienst seinen Auftrag erfüllt, ist er in diesem Sinne „kriegstauglich“.
Warum die Frage?
Die Zuordnung zum „Maschinenraum der Nakathanic“ entlockt mir nur ein kleines Lächeln.
@Johann:
Mir ging es nur darum dass die sog. Einsatzrealität in den Fragen nicht zu kurz kommt.
Nach meinem Eindruck verdrängen gewisse Teile des ZSanDst diese Realitäten weiter (z.B. Bestrebungen zum waffenlosen Einsatz von SanPers, geringe Bedeutung der grünen Ausb). Der neue Insp hatte sich ja bereits sehr fùr mejr grüne Ausbildung eingesetzt – daher sehe ich hier durchaus positive Signale.
Nachdem Sie hier mit deutlichen Worten die Rückwärtsgewandheit der Kommentare kritisiert hatten, hatte ich gehofft, dass sie hier einige konstruktive Beiträge zur Weiterentwicklung des ZSanDst beisteuern.
Aber darauf warte ich wohl vergeblich. Schade.
Was sind „konstruktive Beiträge zur Weiterentwicklung des ZSanDst“ in einem Blog? Sie sind ein Meinungsaustausch ohne jegliche Wirkung auf den ablaufenden Prozess.
Die Planungen laufen. In Arbeitsgruppen wird versucht, die neue Struktur mit Inhalt zu füllen, was schwerer ist als vorgestellt.
– Öffnung von Vorschriften zwecks Übernahme von Behandlungen durch zivile Ärzte, einschließlich Verordnungen, Versorgungen und diverse Antragsverfahren
– Aktualisierung des Betreuungskonzeptes für SanOA, um diese während des Studiums besser und nachhaltiger an die Bundeswehr zu binden
– Trennung von Heilbehandlung und militärärztlicher Begutachtung
Hier werden Wege vorbereitet, die eine zukünftige Verabschiedung aus der Heilbehandlung im Inland ermöglichen.
Quo vadis ZSanDst?