Das Massaker von Kandahar: Doch kein Einzeltäter?
Die Beziehungen zwischen Afghanistan und den USA (und damit auch den ISAF-Truppen) sind ohnehin belastet: Die Koran-Verbrennungen und das Massaker in Panjwai am vergangenen Sonntag, bei dem 16 Afghanen getötet wurden, sind für die eine Seite herausragende Gründe für das Misstrauen – und auf der anderen Seite prägen Angriffe afghanischer Uniformträger auf ISAF-Soldaten (wie ein erst jetzt bekannt gewordener Fall im Februar, bei dem ein US-Marine erschossen wurde) die Wahrnehmung.
In dieser Situation heizt es das Misstrauen noch weiter an, dass neue Zweifel an der These auftauchen, der Massenmord an den 16 Afghanen in Panjwai in der Provinz Kandahar sei das Werk eines Einzeltäters gewesen. Die afghanische Nachrichtenagentur Pajhwok gibt die Sicht von afghanischen Parlamentariern wider:
A parliamentary probe team on Thursday said up to 20 American troops were involved in Sunday’s killing of 16 civilians in southern Kandahar province.
(…)
The team spent two days in the province, interviewing the bereaved families, tribal elders, survivors and collecting evidences at the site in Panjwai district.
Hamizai Lali told Pajhwok Afghan News their investigation showed there were 15 to 20 American soldiers, who executed the brutal killings.
“We closely examined the site of the incident, talked to the families who lost their beloved ones, the injured people and tribal elders,” he said. He added the attack lasted one hour involving two groups of American soldiers in the middle of the night on Sunday. “The villages are one and a half kilometre from the American military base. We are convinced that one soldier cannot kill so many people in two villages within one hour at the same time, and the 16 civilians, most of them children and women, have been killed by the two groups.”
Nun hatte es bereits am Tag des Massakers Hinweise auf mehrere Täter gegeben – die Nachrichtenagentur Reuters (die Geschichte ist leider bei AlertNet nicht mehr online) verwies darauf, dass mehrere Zeugen von mehreren Soldaten gesprochen hätten. In der Folge konzentrierten sich die Angaben aber recht schnell auf den einzelnen 38-jährigen US-Sergeanten mit Familienproblemen, Alkoholmissbrauch und Einsatzbelastung.
Auf den Vorwurf der afghanischen Parlamentarier reagiert ISAF bislang recht zurückhaltend – mit dem Hinweis auf bisherige und laufende Ermittlungen. Die Antworten auf die Anfrage via Twitter:
Observations, reports and interviews are all part of the investigation, which is ongoing
Klarheit ist das (noch) nicht. Die gegensätzlichen Aussagen – Einzeltäter vs. gemeinsame Aktion – fallen allerdings so weit auseinander, dass eine Untersuchung schon recht früh über diesen grundlegenden Fakt Klarheit schaffen müsste. Wie es derzeit läuft, dürfte es die Spannungen am Hindukusch nur verschärfen – denn in der afghanischen Wahrnehmung hat vermutlich das Wort der eigenen Landsleute und Parlamentarier mehr Gewicht als das fremder Truppen.
Nachtrag: Dazu passt, dass der afghanische Präsident Karzai heute den USA vorgeworfen hat, bei der Untersuchung des Vorfalls nicht mit den Afghanen zusammenzuarbeiten. Die Nachrichtenagentur Reuters zitiert Karzai mit den Worten: The army chief has just reported that the Afghan investigation team did not receive the cooperation that they expected from the United States. Therefore these are all questions that we’ll be raising, and raising very loudly, and raising very clearly.
Und auch das klingt nicht nach Kooperation (unabhängig von der Frage, ob das evtl. nach US-Recht zwingend war):
General Sher Mohammed Karimi, the Afghan chief of staff, said a delegation that travelled to Kandahar to speak the American soldier suspected in the killing of 16 Afghan civilians was ignored by American officials. Karimi said the delegation tried to speak to the suspected gunman but were told he had exercised his right to silence under US law.
Man sollte vorsichtig sein mit Spekulationen, aber zuzutrauen wäre es unseren amerikanischen Freunden schon. In jenem Lande hat das alttestamentarische „Aug um Aug, Zahn um Zahn“ mehr Anhänger als man glauben mag und dieses Prinzip ist bei der Bevölkerung tief verwurzelt. Leider wird im Zusammenhang mit 9/11 auch der Gedanke und der Wunsch nach Rache in der Bevölkerung zu sehr gefördert. Die Frage, ob jemand den Tod verdient habe oder nicht, wird leider bei der breiten Masse der Bewohner, dieses an sich sehr schönen Landes, wenig differenziert diskutiert. Mittlerweile bereitet das Militär zwar seine Soldaten auf den Auslandseinsatz vor, leider jedoch noch nicht in der erforderlichen Tiefe. Kein Wunder also, dass gelegentlich mal einer durchdreht.
Dazu kommt noch der Fehler den Täter (oder Haupttäter?) sofort ausser Landes zu schaffen. Als ob den nicht auf der Bais in Kandhar oder Bagram hätte einsperren können. Das sieht nach Verschleierung aus und die Afghanen werden das als Bestätigung ihres Verdachts verstehen.
Die Truppen hatten übrigens drei Tage vor der Tat alle Männer des Dorfes an eine Wand gestellt und ihnen gedroht das bei weiteren IED Anschlägen ihre Kinder dran wären. Das dannach ein Einzeltäter zuschlägt ist dann wenig glaubhaft.
Ehrlich gewesen wäre es sofort einen Prozess nach U.S. Militärrecht in Bagram oder Kandahar zu eröffnen und das afghanische TV den live übertragen zu lassen inklusive der Zeugenanhörungen. Das wäre ein Vorbild von Rechtsstaatlichkeit gewesen.
Jetzt ist der Mann in den USA (nachdem Kuwait, wo er zuerst war, heftig protestiert hatte) und zu dem Prozess dort, der vermutlich erst in ein zwei Jahren stattfindet, werden dann die afghanischen Zeugen aus irgendwelchen Gründen nicht erscheinen können.
Der Mörden kommt dann, da er selber keine Aussage machen wird, mit einer Verwarnung und Geldbusse für Alkoholgenuss und unerlaubte Abwesenheit davon.
So ist das zumindest in der Folge des Massakers von Haditha gelaufen.
Grundsätzlich kann ein einzelner Täter sehr wohl 16 Menschen umbringen. Meines erachtens sollten afghanische Quellen nicht sehr hoch bewertet werden, da sie oft Gerüchte und Unterstellungen enthalten.
Es sei an den Fall Oberst Klein erinnert, wo 59 Menschen umkamen, aber alle nachfolgenden Untersuchungen aufgrund afghanischer Angaben weit höhere Operzahlen päsentierten, die dann ziemlich unkritisch von Presse, Bundeswehr und Bundestag übernommen wurden, um ja keine Auseinandersetzungen mit den Afghanen zu bekommen, was die tatsächlichen Opferzahlen anbelangt.
Dies wird mit Sicherheit die Lage noch mehr aufgeheizt:
Eben wurde berichtet, dass ein ISAF Hubschrauber (Türkei) in Kabul auf ein Wohnhaus gestürzt ist. Neben den zwölf Insassen sollen auch vier Zivilisten ums Leben gekommen sein!
@ Belzer:
Ich komme zu der selben Einschätzung.
Unter Umständen kommt auch verletzter Stolz zum tragen:
Die Afghanen sind bekanntlich ein sehr wehrhaftes Volk.
Wie kann es da sein, dass ein Einzelner in eine Ortschaft eindringt, 16 Menschen tötet und dann wohlbehalten wieder von dannen geht?
Der Schutz der eigenen Familie liegt nicht bei der örtlichen Polizei, sondern bei der eigenen AK-47 Kalaschnikow. Es kann hier sehr leicht ein Gefühl des Versagens bei den Überlebenden entstehen.
@Uwe Sievert
Yep, läuft seit heute morgen. (Ich war bei Twitter drauf eingestiegen; aber vielleicht bin ich bisweilen zu nerdig und vergesse, dass Blogleser nicht gleich Twitterfollower…)
Die BBC-Meldung:
http://www.bbc.co.uk/news/world-europe-17397347#TWEET104760
Die Pressemitteilung des türkischen Generalstabs im Original:
http://www.tsk.tr/3_basin_yayin_faaliyetleri/3_3_bilgi_notlari/2012/bn_19.htm
Übrigens…. s. Karzai im Nachtrag oben.
@Uwe Sievert Die Afghanen sind bekanntlich ein sehr wehrhaftes Volk.
Wie kann es da sein, dass ein Einzelner in eine Ortschaft eindringt, 16 Menschen tötet und dann wohlbehalten wieder von dannen geht?
Der Schutz der eigenen Familie liegt nicht bei der örtlichen Polizei, sondern bei der eigenen AK-47 Kalaschnikow. Es kann hier sehr leicht ein Gefühl des Versagens bei den Überlebenden entstehen.
Sie vergessen das ein Verhalten wie sie es beschreiben, die Verteidigung des Hauses mit AK-47, bei einem der bekannten Night raids für den Verteidiger und seine Familie tötlich wären.
Night raids hatten in der Gegend mehrere stattgefunden und den Leuten dort wurde eingebleut sich nicht dagegen zu wehren.
Die NYT hatte das in ihrem ersten Bericht, inklusive Zitaet von Betroffenen, ausdrücklich so dargestellt.
@b: Da stimme ich Ihnen zu. Den Verdächtigten außer Landes zu bringen war kein guter Schachzug.
@all
Reuters hat doch schon am Sonnteg 11.03. von mehreren Tätern geschrieben … mich wunderte schon die ganze Zeit, warum offiziell immer von einem Einzeltäter gesprochen wurde.
http://thestar.com.my/news/story.asp?file=/2012/3/11/worldupdates/2012-03-11T151204Z_7_BRE82A02X_RTROPTT_0_UK-AFGHANISTAN-CIVILIANS&sec=Worldupdates
Keine Ahnung ob solche links noch erlaubt sind … die Pluszeichen am Anfang und Ende entfernen …
[Wie ich erläutert habe: Auf die Links zu deutschen Printmedien bzw. deren Webseiten wird hier verzichtet; bei ausländischen Medien sehe ich – bislang, und ich hoffe, das bleibt so – keine Probleme. T.W.]
In der Reuters-Meldung heißt es:
Die Lebenserfahrung und der gesunde Menschenverstand sagen einem, dass diese Behauptung offensichtlich frei erfunden ist – und vermutlich nicht nur dieses Detail des angeblichen Tathergangs.
Sicher ist, dass ein Angehöriger der US-Streitkräfte vorsätzlich und rechtswidrig unschuldige Zivilisten getötet hat. Die Amerikaner werden eine erhebliche finanzielle Entschädigung leisten. Ziel ist es zweifellos, diese – durch drastische Übertreibung des ohnehin furchtbaren Sachverhalts – gewaltig in die Höhe zu treiben.
Der Todesschütze wurde mittlerweile in das zentrale US-Militärgefängnis (United States Disciplinary Barracks) in Fort Leavenworth, Kansas, gebracht. Dort befindet sich übrigens auch der Todestrakt für zum Tode verurteilte US-Soldaten (derzeit wohl 6 an der Zahl).
Es wurde übrigens erst jetzt ein weiterer Vorfall bekannt, bei welchem bereits am 01.02. ein US Marine von einem afghanischen Soldaten hinterrücks erschossen wurde:
http://www.huffingtonpost.com/huff-wires/20120316/us-us-afghanistan-marine-death/
@chickenhawk
Äh, ja. Übrigens, warum verlinke ich eben jene Meldung oben im Text?
@ T.Wiegold
Ups, sorry. Habe bei den diversen Meldungen zum Thema die Übersicht verloren.
Unabhängig vom wahren Verlauf der Dinge, wird wohl entscheidend sein, welches Narrativ von der afghanischen Bevölkerung als glaubwürdig betrachtet wird. Stellungnahmen von afghanischen Regierungskommissionen kommt somit – im Vergleich zu ISAF – große Bedeutung zu – unabhängig davon aus welcher Motivation der Sachverhalt dort anders dargestellt wird als von ISAF.
@b
1. Bei so schwerwiegenden Anschuldigungen muß nach meinem Kenntnisstand eine „echtes“ Kriegsgericht zusammen treten und das geht vermutlich nicht im Einsatz. Und die „Feldgerichte“ die im Einsatz zusammen treten können unterliegen meines Wissens nach erheblichen Einschränkungen im Verfahren und im Strafmaß.
2. Diesen Vorgang mit Haditha gleichzusetzen ist ja wohl ein Witz! In Haditha kam es zu einer Überreaktion in einem aber grundsätzlich berechtigten Gefechtsszenario.
Im vorliegenden Fall handelt es sich (so man den den aktuellen Presserklärungen glauben kann) schlicht und einfach um einen Mord!
Das Pentagon hat den afghanischen Behörden Aufnahmen von Sicherheitskameras zur Verfügung gestellt, auf denen zu sehen ist, wie der Soldat nach seiner Tat zum Stützpunkt zurückkehrt (Christian Science Monitor, http://is.gd/dpl8wy ).
Lt. einem Bericht bei NPR (Radio) kamen die ersten Hinweise auf einen möglichen Amoklauf von afghanischen Zivilisten, welche verletzte Angehörige zur Behandlung in den Stützpunkt brachten.
Als Rechtsanwalt des Todesschützen hat sich John Henry Browne aus Seattle bestellt, der als Verteidiger des berüchtigten Serienmörders Ted Bundy bekannt wurde. Browne machte auf einer Pressekonferenz gestern einige Angaben zum persönlichen Hintergrund seines Mandanten (vgl. den CSM Artikel oben).
Wie ist das eigentlich möglich, dass ein einzelner Soldat mit Handwaffe die Basis verlassen kann, ohne das jemand stutzig wird?
Weiterhin wundert mich (oder eigentlich nicht mehr), dass um 16 ermordete Zivilisten nicht so viel Reibach und Zinnober von der betroffenen Bevölkerung gemacht wird wie um verbrannte Koranexemplare.
Ich hatte bei anderer Gelegenheit mit afghanischen Untersuchungen zu tun. Das durchführende Personal hatte keinerlei Ermittlerausbildung, und das Ergebnis war eine wilde Ansammlung von Gerüchten und gesichtswahrenden Unwahrheiten. Wenn richtig ermittelt wurde, müsste man problemlos nachweisen können, dass z.B. die Schüsse aus unterschiedlichen Schusswaffen abgefeuert wurden. Es wäre sehr interessant, eine übersetzte Version des entsprechenden Berichts zu sehen, aber ansonsten würde ich dieser Meldung nicht allzuviel Gewicht beimessen. Belzer und Uwe Sievert scheinen ja ähnliche Erfahrungen gemacht zu haben.
@chickenhawk In der Reuters-Meldung heißt es:
“They (Americans) poured chemicals over their dead bodies and burned them,” a weeping Samad told Reuters at the scene.
Die Lebenserfahrung und der gesunde Menschenverstand sagen einem, dass diese Behauptung offensichtlich frei erfunden ist – und vermutlich nicht nur dieses Detail des angeblichen Tathergangs.
Die Lebenserfahrung und der gesunde Menschenverstand sagen einem das in mehrern Augenzeugenbreichten, u.a. von AP Reportern, von deutlich angebrannten Leichen die Rede war.
Die Lebenserfahrung und der gesunde Menschenverstand sagen zudem das die US-Soldaten i.d.R. Fakeln bzw. Rauchsätze mit sich führen um Landeplätze für Hubschrauber zu makieren.
Die Berichte über das Anzünden der Leichen sind demnach kaum in Zweifel zu ziehen.
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@Koffer – Bei so schwerwiegenden Anschuldigungen muß nach meinem Kenntnisstand eine “echtes” Kriegsgericht zusammen treten und das geht vermutlich nicht im Einsatz.
Die Basen in Bagram und Kandahar sind von der Größe und Aussattung kaum von Basen in den USA unterscheidbar, Selbstverständlich kann man dort ordentliche Gerichte durchführen.
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@chickenhawk – Das Pentagon hat den afghanischen Behörden Aufnahmen von Sicherheitskameras zur Verfügung gestellt, auf denen zu sehen ist, wie der Soldat nach seiner Tat zum Stützpunkt zurückkehrt (Christian Science Monitor, http://is.gd/dpl8wy ).
Lt. einem Bericht bei NPR (Radio) kamen die ersten Hinweise auf einen möglichen Amoklauf von afghanischen Zivilisten, welche verletzte Angehörige zur Behandlung in den Stützpunkt brachten.
Wer weiss was auf den selektiven Aufnahmen zu sehen ist? Bisher haben wir nur U.S. Aussagen dazu.
Bei Schusswaffeneinsatz und einer Entfernung von des ersten Dorfes von ca. 1,000 Meter von der Basis wird das erste Anzeichen eines Vorkommnisses doch wohl das Geräusch des Waffeneinsatzes gewesen sein.
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Weiterhin wundert mich (oder eigentlich nicht mehr), dass um 16 ermordete Zivilisten nicht so viel Reibach und Zinnober von der betroffenen Bevölkerung gemacht wird wie um verbrannte Koranexemplare.
Das haben wir uns hier (nach vielen Kriegen und Toten) abgewöhnt aber in Afghanistan steht die Religion über dem Leben des Einzelnen. Das muss man nicht mögen aber man sollte es als Basis der Beurteilung anerkennen.
Der mutmaßliche Täter wurde nunmehr von den US Behörden identifiziert, es handelt sich um den 38-jährigen Staff Sgt. Robert Bales:
http://abcnews.go.com/Blotter/staff-sgt-robert-bales-identified-suspect-massacre-16/story?id=15940556#.T2PHINCHOtI
Neben einem Foto gibt es auch nähere Angaben zum Tathergang.
Bilder einiger der Leichen zeigen deutliche Brandspuren: http://publicintelligence.net/graphic-photos-of-afghan-civilians-march-2012/
Manchmal sehen großflächige Hämatome (Folge u.a von Explosionen bzw. Druckwellen) auf Bildern so ähnlich wie dunkle Verbrennungsstellen aus, aber hier handelt es sich ganz offensichtlich um Brandspuren. Auch die Bilder aus einer der Unterkünfte zeigen Spuren eines Brandes.
Ja, so sieht es wohl in der Tat aus. Es sind schlimme Fotos.
Aber dafür, dass es mehr als einen Täter gegeben haben sollte, fehlt bisher jeglicher Nachweis. Man sollte wirklich abwarten, was die Ermittlungen ergeben.
@chickenhawk
„Aber dafür, dass es mehr als einen Täter gegeben haben sollte, fehlt bisher jeglicher Nachweis. “
Ja, diese Meldung trägt alle Kennzeichen üblicher Gerüchte, wie sie in ähnlichen Situationen gerne auch von afghanischen Stellen verbreitet werden. Ich bezweifele zudem stark, dass die Parlamentarier über irgendeine forensische oder ermittlerische Ausbildung verfügten bzw. entsprechende Untersuchungen durchgeführt oder veranlasst haben, die ihre Darstellungen objektiv untermauern würden. Man hat wohl nur mit ein paar Verwandten gesprochen, die sich schämten, dass ein einzelner Amerikaner 16 ihrer Leute umbringen und unversehrt entkommen konnte. Das wirft schließlich auch ein schlechtes Licht auf die überlebenden Männer. Also erfand vermutlich jemand aus gesichtswahrenden Gründen einen Angriff durch 20 amerikanische Soldaten, und weil kritische Auseinandersetzung mit Äußerungen des gesunden Volksempfindens nirgendwo auf der Welt eine Stärke von Politikern ist, hat man dieses Gerücht dann einfach übernommen.
Das ist so wie in Deutschland nach den mutmaßlich rechtsextremen NSU-Morden: Da hat sich auch kein Politiker getraut öffentlich anzusprechen, in welche Richtungen die Staatsanwaltschaft sonst noch ermittelt, bzw. soviel Differenzierung wäre vermutlich als unanständig wahrgenommen worden. Analog würde es in Afghanistan wohl als Parteinahme für den/die Mörder wahrgenommen werden, wenn man das Vorgehen differenziert darstellen und manche Darstellung aus dem Umfeld der Opfer anzweifeln würde.