Und es geht weiter: Tote bei Protesten gegen Koran-Verbrennung

Gestern habe ich schon versucht, es deutlich zu machen: Die gewalttätigen Proteste gegen die Verbrennung von Exemplaren des Koran auf einer Müllhalde vor dem ISAF/US-Stützpunkt Bagram in Afghanistan haben ihre Auswirkungen auf ISAF – der religiöse Hintergrund und die Frage, ob hier geschickt ein Anlass genutzt wird, ist dabei erst mal zweitrangig. Heute hielten die Proteste an, mindestens vier, vermutlich mehr Menschen kamen dabei ums Leben.

Gestern hatten sich bereits ISAF-Kommandeur John Allen und US-Verteidigungsminister Leon Panetta dafür entschuldigt; heute brachte das der stellvertretende US-Verteidigungsminister Ashton Carter bei einem (ohnehin geplanten) Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai ebenfalls zur Sprache.

(Foto: Präsidentenpalast Afghanistan)

Interessant zur Einordnung finde ich den Kommentar von Turan Saheb hier:

Das Problem ist nicht eine nicht sensibel genug durchgeführte Entsorgung von Alt-Koranen, sondern die Kombination aus absoluter Machtlosigkeit der Afghanen im eigenen Land (gefühlt und echt) und Vorkommnissen wie diesem, die als Katalysator dienen. Die Frustration über das sich langsam dem Ende nähernde westliche Experiment ist in weiten Teilen der Bevölkerung enorm hoch, auch unter unseren eifrigsten Unterstützern. Wir erinnern uns, wie frustriert hier die meisten Kommentare sind, wenn mal ein, zwei oder drei Deutsche in Afghanistan umkommen – dagegen ist es ganz natürlich, dass ständig Afghanen in Afghanistan getötet werden. In die Luft gesprengt von Taliban, erschossen an einer Straßensperre der afghanischen Polizei, bei einem ISAF-Drohnenangriff aus Versehen oder aufgrund schlechtem Intel aus dem Leben befördert… Und “die kharejis (Ausländer)” sind nun einmal nicht nur optisch die prägende Macht des Landes, die dann dafür verantwortlich gemacht wird.