Und es geht weiter: Tote bei Protesten gegen Koran-Verbrennung
Gestern habe ich schon versucht, es deutlich zu machen: Die gewalttätigen Proteste gegen die Verbrennung von Exemplaren des Koran auf einer Müllhalde vor dem ISAF/US-Stützpunkt Bagram in Afghanistan haben ihre Auswirkungen auf ISAF – der religiöse Hintergrund und die Frage, ob hier geschickt ein Anlass genutzt wird, ist dabei erst mal zweitrangig. Heute hielten die Proteste an, mindestens vier, vermutlich mehr Menschen kamen dabei ums Leben.
Gestern hatten sich bereits ISAF-Kommandeur John Allen und US-Verteidigungsminister Leon Panetta dafür entschuldigt; heute brachte das der stellvertretende US-Verteidigungsminister Ashton Carter bei einem (ohnehin geplanten) Treffen mit dem afghanischen Präsidenten Hamid Karzai ebenfalls zur Sprache.
(Foto: Präsidentenpalast Afghanistan)
Interessant zur Einordnung finde ich den Kommentar von Turan Saheb hier:
Das Problem ist nicht eine nicht sensibel genug durchgeführte Entsorgung von Alt-Koranen, sondern die Kombination aus absoluter Machtlosigkeit der Afghanen im eigenen Land (gefühlt und echt) und Vorkommnissen wie diesem, die als Katalysator dienen. Die Frustration über das sich langsam dem Ende nähernde westliche Experiment ist in weiten Teilen der Bevölkerung enorm hoch, auch unter unseren eifrigsten Unterstützern. Wir erinnern uns, wie frustriert hier die meisten Kommentare sind, wenn mal ein, zwei oder drei Deutsche in Afghanistan umkommen – dagegen ist es ganz natürlich, dass ständig Afghanen in Afghanistan getötet werden. In die Luft gesprengt von Taliban, erschossen an einer Straßensperre der afghanischen Polizei, bei einem ISAF-Drohnenangriff aus Versehen oder aufgrund schlechtem Intel aus dem Leben befördert… Und “die kharejis (Ausländer)” sind nun einmal nicht nur optisch die prägende Macht des Landes, die dann dafür verantwortlich gemacht wird.
Die versehentliche Koran-Verbrennung in Afghanistan macht meine Umfrage vom September 2010 wieder aktuell: http://andreasmoser.wordpress.com/2010/09/10/umfrage-zur-angekundigten-koran-verbrennung/
„Und “die kharejis (Ausländer)” sind nun einmal nicht nur optisch die prägende Macht des Landes, die dann dafür verantwortlich gemacht wird.“
Eine sehr elegante Umschreibung für den primitiven Rassismus vieler Afghanen, der sich ein weiteres Mal sich in pauschalen gewalttätigen Ûbergriffen auf westliche Ausländer entlädt. Dass wir unreinen Kuffar alleine diesen Winter vermutlich tausende Afghanen vor dem Hungertod bewahrt haben, ist gegen diese tief verwurzelten xenophoben Einstellungen offensichtlich machtlos.
@Orontes – anderen „primitiven Rassismus“ vorzuwerfen ist eben solcher
@b
„anderen “primitiven Rassismus” vorzuwerfen ist eben solcher“
Als was würden Sie die Jagd auf Ausländer denn bezeichnen?
Auf das Logikproblem Ihrer Aussage weise ich nur am Rande hin. Wenn Sie genau hinschauen, haben Sie sich gerade als „primitiven Rassisten“ bezeichnet, denn dies („ist eben solcher“) werfen Sie mir ja vor. Vielleicht versuchen Sie es beim nächsten Mal auf der inhaltlichen anstatt auf der rhetorischen Ebene?
„primitiver Rassismus“ ist sicher eher ein rhetorischer Kampfbegriff um zu provozieren als eine analytische Kategorie, die die Diskussion weiter bringt. „Jagd auf Ausländer“ sehe ich übrigens auch nicht als gegeben. Aber Xenophobie – mindestens als Misstrauen gegenüber Fremden, die unkontrolliert von der eigenen Gruppe das Sagen im eigenen Land haben – ist m.E. das richtige Stichwort. Und dabei ist interessant, das all unser Wohlfühl-Begleitprogramm (natürlich sind wir nicht in erster Linie da, um Afghanen vor dem Hungertod zu bewahren, das machen wir nebenbei, einmal weil es unseren anderen Zielen nützt, andererseits StOffze und andere Drinnis sowie die Heimatfront glücklich macht) dies tatsächlich kaum überkommen kann. Das ist zumindest uneingeschränkt meine Beobachtung. Das auch zum ewigen „Wenn wir mehr Entwicklungshilfe machen, werden die Afghanen uns lieben“. Wer glaubt, dass wir hauptsächlich unsere eigenen Ziele in Afghanistan verfolgen (…ähemm… als überzeugter Realist würde ich persönlich das auch einfordern…) und nebenbei frustriert ist, weil wir machen was wir wollen ohne dass der gemeine Afghane irgendetwas realistisch dagegen machen kann – sich beschweren, uns verklagen, uns gewaltsam aus dem Land verjagen (ist ja nun mal so), wird wegen ein paar Nettigkeiten nicht zum ISAF Fan. Und militärische Besatzung in einem zutiefst fremden Land – so benevolent sie objektiv betrachtet auch vielleicht motiviert sein mag – wird irgendwann zum strukturellen Problem.
„Militärische Besatzung in einem fremden Land“ hat aber in Bezug auf die USA (bzw. deren Truppenpräsenz) in Deutschland ganz gut funktioniert….
(Im „Osten“ schon weniger….aber da sieht man, das unterschiedliche Herangehensweisen eben auch unterschiedliche Ergebnisse bringen).
@turan saheb
„Das auch zum ewigen “Wenn wir mehr Entwicklungshilfe machen, werden die Afghanen uns lieben”.“
Ein Bekannter, der im Bereich Humanitäre Hilfe schwerpunktmäßig in Räumen mit hohem Muslimanteil an der jeweiligen Bevölkerung unterwegs war, stellte die folgende These auf; Hilfe für Muslimpopulationen stärkt antiwestliche Ressentiments eher als sie abzubauen, weil sie den bei den vielen Muslimen ausgräprägt vorhandenen Unterlegenheitskomplex reize. Das Gefühl, vom Westen irgendwie gedemütigt zu werden, werde durch Hilfe gestärkt, weil diese die eigene Schwäche und Abhängigkeit offenlege. Um die eigene Ehre aufrechtzuerhalten, trete man betont selbstbewusst bis konfrontativ als Reaktion auf Hilfe auf. Mich würde Ihre Meinung dazu interessieren?
das war auch wohl eher die ausnahme denn die regel…
Vietnam, Irak … überall mit nennenswerter Truppenstärke vor Ort, aber trotzdem erhebliche gegewehr der Eroberten…
huey | 22. Februar 2012 – 16:53
Es hat aber auch „nur“ in Deutschland funktioniert … bei allen anderen Konflikten und Kriegen nicht. Mut zur Okkupation ist hier das Stichwort.
AAN, Martine van Bijlert: The Quran burnings and the different faces of anger
Okkupation ist sicher richtig – doch ohne den Willen zum Frieden und der Unlust in Ruinen zu leben, wäre dies ebenso in die Hose gegangen. Gleichzeitig waren unsere Eltern, Großeltern etc. wohl etwas weniger beratungs-/erfahrungsresistent, was die Beurteilung von Gut und Schlecht betrifft.
@Heiko Kamann: „… nur in Deutschland funktioniert…“
Ich würde Japan noch dazu zählen.
Ich habe den Verdacht, dass die Besatzung in Westdeutschland und Japan „funktioniert“ (1) hat, weil in beiden Ländern bereits vorher eine weit entwickelte Industriegesellschaft bestanden hat. Wichtiges Element sind dabei Institutionen, die ein gewisses Maß an Vertrauen genießen: Justiz, öffentliche Verwaltung, Bildungssystem etc. Auf dieser Basis hat der einzelne Bürger (!) dann die Möglichkeit, sich aufs Geldverdienen, Bildermalen, Viehzeugzüchen, Redenschwingen oder sonstwas zu konzentrieren, ohne ständig Angst zu haben, an der nächsten Straßenecke ausgeraubt, ermordet oder zum Militärdienst eingezogen zu werden.
(1) Mit einer noch festzulegenden Definition von „funktionieren“.
@hwilker
Die Justiz und öffentliche Verwaltungen im japanischen Kaiserreich und dem Dritten Reich entsprechen nicht unbedingt dem, was ich mit Vertrauen in Verbindung bringen würde.
Auch war in den ersten Jahren nach dem Krieg von der einstigen Industriegesellschaft nicht mehr viel zu sehen. Die Städte und Industrie waren zerstört.
Die Bevölkerung hatte aber besseres zu tun, als sich einem Glauben zu ergeben, der jegliche Entwicklung verhindert.
Das dritte Reich war nur eine Unterbrechung, die Verwaltung, Gerichtsbarkeit und Behördenstruktur in Deutschland stammt aus dem Kaiserreich und wurde im dritten Reich größtenteils belassen und eben soweit nötig umfunktioniert.
Abgesehen von zahllosen Änderungen funktioniert unser Staat immer noch auf der Basis von Reformen zwischen 1871 und 1900, die wiederum ihre Vorläufer in Preußen haben.
Das Dritte Reich entwickelte sich aus der schwachen Weimarer Republik, welche mit mehreren Wirtschaftskrisen zu kämpfen hatte und am Ende – am eben diesem war. Die Bevölkerung hatte keineswegs Vertrauen in die Institutionen. Nur so hatte eine Diktatur eine Chance.
Letztendlich geht es nur um die Bevölkerung.
Petraeus hatte recht mit dem heart and soul, welches es zu gewinnen gelte. Wenn das Herz und die Seele der Einheimischen keinen Aufbau wollen, kann man einpacken.
Der Vergleich zwischen AFG und Deutschland /Japan ist so auch nicht zu ziehen. Deutschland wie Japan wurden militärisch besiegt und die absolute Kapitulation war die Folge. Die Siegermächte gaben die Regeln vor, wie etwas zu geschehen hatte und man merkte schnell, dass Nahrungsmittel und ein Dach über dem Kopf, mehr wert waren, als ein Nachtrauern auf die „gute, alte Zeit“.
Letztendlich gebe ich Ihnen aber auch recht, was die Lebensumstände betrifft. In Deutschland hatte man auch vorher schon eine funktionierende, den annehmlichkeiten der Moderne aufgeschlossene Zivilgesellschaft.
Wo wir wieder bei der Religion ankommen.
In Deutschland und Japan spielen m.E. neben der gesellschaftlichen Tradition eines starken Zentralstaats, dem die Bürger gehorcht haben noch andere wichtige Gründe eine Rolle: zum einen wurden gerade die Amerikaner zunächst als deutlich bessere Alternative als die „Iwans“ gesehen und später dann sogar als Garanten gegen die Sowjets (d.h. ihre fortgesetzte Besatzung erfüllte eine wichtige Rolle für alle, die keinen gesamtdeutschen Arbeiter- und Bauernstaat wollten…). Vor allem aber kamen sie nach einem sechsjährigen, blutigen Krieg wo jeder, der wollte (und auch jeder andere gezwungenermaßen) an der Front die Chance hatte, den feindlichen Vormarsch aufzuhalten. Was ja ersichtlich nicht geklappt hat. Kurz gesagt haben weder Irakis noch Afghanen diese Erfahrung gehabt – die westlichen Truppen waren über Nacht halt einfach da und haben ihr Programm durchgezogen. Zu Beginn mit einem ziemlichen Vorschuss an Optimismus, der aber dann irgendwan aufgebraucht war. Dazu gibt es mehrere interessante Untersuchungen, z.B. diesen Artikel (http://www9.georgetown.edu/faculty/dme7/documents/occupational%20hazards.pdf).
@ Orontes – das ist mir so nicht aufgefallen; eigentlich nimmt man gerne was man bekommen kann (und es ist eher unmoralisch sich übertölpeln zu lassen – was uns meistens passiert – als jemanden zu übertölpeln, worin viele Afghanen ziemlich gut sind…). Und über Jahrzehnte hatten wir dieses Problem eigentlich nicht – gerade die Amerikaner waren in der islamischen Welt ja lange Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg außer bei den Linken ja ganz beliebt. Für problematisch halte ich eher, dass (1) mittlerweile ein breites Grundmisstrauen besteht, das man nicht ignorieren kann, (2) wir verdammt schlecht darin sind, Sachen so zu erklären, dass die Botschaft auf die einheimische Bevölkerung und nicht auf unsere eigenen Ohren gemünzt ist (das ist natürlich eher ihr Fachgebiet) und (3) wir konsistent den Guten Willen überschätzen, den wir mit unseren Aktionen schaffen, weil wir (angesichts unserer eigenen, hermetischen Abschirmung nach außen) was sämtliche Informationen angeht auf die kleine Gruppe setzen, die eh von uns abhängig ist, i.d.R. von unseren Aktionen auch materiell profitiert und uns eigentlich nach Belieben geschickt manipuliert.
Das gekoppelt mit unserem eigenen Wunschdenken und dem bürokratischen Bedürfnis, positive Berichte nach oben weiterzuleiten lässt uns nicht nur blind und taub, sondern – schlimmer noch – wir betrügen uns eigentlich selbst.
Zwei Grün gegen Blau Tote heute, mehrere Tote bei Demonstration in diversen Landesteilen. Die Taliban rufen afghanische Soldaten und Polizisten dazu auf gegen die Besatzungstruppen vorzugehen.
Obama hat einen Entschuldingsbrief zur Koranverbrennung an Karzai geschrieben und verspricht die Täter zur Rechenschaft zu ziehen. Das wird natürlich, wie immer, nicht erfolgen und beim nächsten Mal wird die Eskalation dann noch heftiger werden.
Danke für die Lagefortschreibung (bin unterwegs und nur eingeschränkt aktiv).
Die Mitteilung des afghanischen Präsidentenpalastes zum Entschuldigungsbrief von Obama: http://president.gov.af/en/news/7209
Warum sollte jemand dafür bestraft werden? Die Bücher waren vielleicht Fehldrucke, angeschimmelt, mit Schweinehaut am Buchdeckel bezogen usw.. Dem Soldaten, falls es denn überhaupt einer war, ist höchsten vorzuwerfen, dass er die Bücher nicht ordentlich genug verbrannt hat.
Dem Soldaten, falls es denn überhaupt einer war, ist höchsten vorzuwerfen, dass er die Bücher nicht ordentlich genug verbrannt hat.
Das sehe ich anders. Die haben durch ihr Verhalten in extremen Maße die Ausführung des Auftrags erschwert. Man könnte das schon Sabotage nennen.
Nach dem ersten kurzen und relativ milden Kommentar des des Islamischen Emirates zur Koranverbrennung gestern folgt jetzt eine zweite deutlich heftigere Meldung. Nach all den Protesten gestern und heute melken die das jetzt natürlich für ihre Zwecke. :
Der letzte internationale Punkt könnte noch sehr interessant werden.
In den Freitagspredigen morgen wird es entsprechende Töne zu hören geben und sicherlich auch weitere Demonstrationen. Das kann noch gewaltig eskalieren.
Im RC-E (Nangahar) und im RC-N (Baghlan) kam es ebenfalls zu Vorfällen:
„Vor einem Stützpunkt der US-Streitkräfte in der ostafghanischen Provinz Nangahar schoss ein Angreifer in einer afghanischen Uniform heute gezielt auf Mitglieder der internationalen Schutztruppe und tötete zwei NATO-Soldaten. Im anschließenden Schusswechsel verloren auch mehrere Demonstranten ihr Leben. Im Norden Afghanistans, mitten im Einsatzgebiet der Bundeswehr, eröffneten Polizisten in der Provinz Baghlan das Feuer auf eine protestierende Menge und töteten mindestens einen Demonstranten. Es scheint, als könne derzeit nichts und niemand die Gemüter beruhigen.“
http://www.tagesschau.de/ausland/ausschreitungenkabul102.html
Mit Blick auf die morgigen Freitagsgebete keine guten Vorzeichen.
Bei der auch hier stattfindenden Diskussion um die Fehler der Amerikaner frage ich mich:
Welche Maßnahmen (OpInfo, KLE, etc.) hat denn das RC-N ergriffen, um die Bevölkerung zu informieren? Oder sieht man das Ganze als amerikanisches Problem bzw. wartet auf Weisung aus Kabul?
Proteste heute auch im BW-Gebiet in Taloqan und Feizabad, zu ersehen auf der Karte der BBC:
http://www.bbc.co.uk/news/world-asia-17144726
solange jeder amerikanische Soldat sicher sein kann, dass er (egal auf welcher Entscheidungs- und/oder Handlungsebene) insbesondere im Einsatz außerhalb ConUS zivil-, straf- und völkerrechtlich ein untouchable ist, wird sich diese Eskalationsschleife immer öfter wiederholen.
Tja @Memoria …..mitgefangen, mitgehangen.
Kadaverloyalität bis in den…….
Diese Situation offenbart zum x-ten Male den Friedenswillen, die Bereitschaft zur Kooperation und Deeskalation der auf diesen Zug aufspringenden „wehrlosen Demonstranten“.
Die IEA steht in den Startschuhen für den Run nach 2014 (?)
Wenn die dortige Bevölkerung auf die Aufrufe díeser Kriegstreiber anspringt, bleibt doch letztendlich nur eine Konsequenz : Sachen packen und Mauer aussen rum – Punkt
@memoria -die Bundeswehrseite hat einige Informationen
->
…
In Talokan demonstrierten rund 300 Personen unmittelbar vor dem bereits am 15. Februar vom Auftrag entbundenen deutschen Provincial Advisory Team (PAT). Die mit der Räumung beschäftigten Kräfte verlegten daraufhin auf Weisung des Kommandeurs der Nordregion in das PRT Kundus.
…
Neues zu Atalanta: Bundeswehr.de
…Piraten auf EGV verbracht ..
..
Die acht der Piraterie verdächtigen Personen befinden sich weiterhin an Bord des deutschen Einsatzgruppenversorgers Berlin. Alle geben an, somalischer Herkunft zu sein. Zwei der Verdächtigen sind leicht verletzt und wurden durch den Schiffsarzt der Berlin medizinisch versorgt.
Drei weitere in der Nähe befindliche Boote wurden durch einen Bordhubschrauber der Berlin als unverdächtige Fischereiboote identifiziert. Eine weitere verdächtige Dhau wird weiter beobachtet.
@mwk:
Danke.
Hier der Link: http://tinyurl.com/77syxe3
Noch mal zu dem eigentlichen Vorfall:
Das Ganze geschah im Gefängnis Parwan das die Amerikaner eigentlich zum 1.1.2012 an die Afghanen hätten übergeben sollen, aber dann doch für sich behalten haben und noch ausbauen.
Dort wird üblicherweise jedem Gefangenen ein Koran und anderes religiöses Material (antiradikaler Art) zur Verfügung gestellt. Angeblich haben Gefangene die Bücher zur Kommunikation untereinander genutzt (reingekritzelt, dann ausgetauscht).
Man eine ganze Menge dieses Materials eingesammelt (US sagt „a considerable amount“) und irgendein Idiot von Offizier(!) hat befohlen das Zeug zu verbrennen. Soldaten haben das Material dann einfach in den üblichen „Burnpit“, ein Erdloch zur Müllverbrennung geworfen und angesteckt. Die Afghanen die dabei waren fanden das dann nicht lustig und schon eskalierte es …
Wenn die USA den Offizier nicht schnell vor ein Gericht stellen und auch aburteilen, dann kann dieser Vorfall zu einem Wendepunkt des Krieges werden.
Während die Bibel im Christentum lediglich eine Sammlung von Geschichten verschiedener Erzähler ist , ist der Koran in seiner Gesamtheit im islamischen Glauben das nicht-erschaffene, direkte Wort Gottes. Das Wort otttes ist heilig ergo ist der Koran heilig.
Das mag man, wenn man aus anderem religiösen Hintergrung kommt nicht verstehen, aber wer, ausser Christen, versteht das Konzept der Dreifaltigkeit des christlichen Gottes? Jede Religion hat halt ihren heiligen Mythos und den sollte man besser nicht durch den Dreck ziehen oder verbrennen.
@b „Wenn die USA den Offizier nicht schnell vor ein Gericht stellen und auch aburteilen, dann kann dieser Vorfall zu einem Wendepunkt des Krieges werden“
Wie hätten Sie es denn gerne – die USA führen die Scharia ein, um ihre Soldaten angemessen zu bestrafen?
OMFG – rolleyes.
Wie reagiert eigentlich die afghanische Regierung?
Frankfurt am Main (kath.net) Die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) weist darauf hin, dass die Verbrennung von Hunderten von Bibeln durch die Behörden der Islamischen Republik Iran weltweit ignoriert wird. http://kath.net/detail.php?id=30904
Wie heißt es auf bundeswehr.de so – unbeabsichtigt – treffend zu den derzeitigen Demonstrationen in Afghanistan?
Der Vorfall ist nicht abgeschlossen.
MUTTENZ BL. pol/red.-. Unglaublicher Angriff auf christliche Kultusstätte: Muslimische Kinder schissen in die katholische Kirche von Muttenz und verschmierten die Exkremente am Altar. Damit nicht genug: Sie urinierten auf den Boden und in das Taufbecken, zerstörten Gläser auf einem Gabentisch und rissen Pflanzen aus.http://www.webjournal.ch/news.php?news_id=1587
Reuters) – Rising Christian anger in mainly Muslim Malaysia over the government’s handling of a case involving seized Bibles could complicate Prime Minister Najib Razak’s bid to win back the support of minorities ahead of an early general election.http://in.reuters.com/article/2011/03/30/idINIndia-55989920110330?rpc=401&feedType=RSS&feedName=worldNews&rpc=401
Hunderte aufgebrachte Muslime haben auf der indonesischen Insel Java zwei Kirchen in Brand gesetzt und eine weitere beschädigt. Anlass dazu war laut Polizei ein aus ihrer Sicht zu mildes Urteil gegen einen Christen, der den Islam beleidigt hatte. http://www.spiegel.de/panorama/0,1518,744141,00.html
@Politikverdruss
Ich versuche seit Tagen, diese(n) Thread(s) nicht als Islam vs. Christentum und/oder umgekehrt aufzuziehen. Es geht konkret um die Auswirkungen dieses Vorfalls in Afghanistan und nicht um die Auseinandersetzung zwischen zwei Religionen weltweit. Dafür gibt es andere Foren. Wäre schön, wenn dieser OT nicht um sich griffe.
Ach Politkverdruss, darf ich auch noch zu ihrer Ablenkung vom Thema beitragen?
Jerusalem Christians are latest targets in recent spate of ‚price tag‘ attacks
Und nun zurück zum Thema.
Wie hätten Sie es denn gerne – die USA führen die Scharia ein, um ihre Soldaten angemessen zu bestrafen?
OMFG – rolleyes.
Natürlich nicht. Aber das U.S: Militärstrafgestezbuch enthält sicherlich einige Regelungen wie die Verstöße gegen stehende Befehle zu ahnden sind.
Das auf die religiösen Empfindsamkeiten der Afghanen Rücksicht zu nehmen ist um den Einsatzzweck erfüllen zu können wird ja von ISAF auf irgendeiner Taschenkarte wohl festgehalten sein oder ist Teil der Einsatzvorbereitung. Wenn ein Offizier(!) dann dagegen verstößt dann sollte man das ahnden. Durchaus auch um mal endlich eine Grenze zu ziehen für das allgemeine Verhalten der US Soldaten dort und um ein Exempel zu statuieren.
Mit weniger werden sich die Afghanen nicht zufriedengeben.
Wie reagiert eigentlich die afghanische Regierung?
Die nutzt das selbstverständlich um ihre Verhandlungsposition gegenüber den Amerikanern zu verbessern, d.h. sie putscht die Stimmung gegen die Besatzer an bis sie bekommt was sie will. Hier mindestens die lange versprochene Übergabe von Parwin in afghanische Hände.
Bundeswehreinsatz in Afghanistan und wie die morgen wohl zu erwartenden Proteste hoffentlich ohne Schaden durchgestanden wird.
@b
Bitte. Sag ich nur noch mal.
@T. Wiegold
„Es geht konkret um die Auswirkungen dieses Vorfalls in Afghanistan und nicht um die Auseinandersetzung zwischen zwei Religionen weltweit.“
Ist das Geschehen denn ohne den Kontext globaler Konflikte mit Identitätsbezug überhaupt erklärbar? Auch wenn man in Deutschland gerne so tut, als habe Konfliktgeschehen nichts mit Identität zu tun, so sehen viele Afghanen dies offensichtlich anders, und möglicherweise auch viele Muslime international am kommenden Freitag. Umgekehrt nimmt auch auf Seiten von Nichtmuslimen z.B. in Europa identitäre Konfliktbereitschaft in Form einer konfrontativen Haltung gegenüber dem Islam zu. Wer so tut, als spiele dies keine Rolle, kann Dinge wie z.B. den Karikaturenstreit oder das Erstarken nationaler Parteien in vielen europäischen Ländern nicht verstehen. Auch wenn es politisch vielleicht klug ist, Konflikte nicht als Identitätskonflikte zu erklären, so scheint die identitäre Dimension des Geschehens doch sehr real zu sein.
Zur Reaktion der afghanischen Regierung berichtet Reuters:
Danke Thomas für den neuesten Stand. Aber: „public trial“ – was soll das sein? Ein Schauprozess, in Afghanistan, nach islamischem Recht? Denn es war ja eine Straftat nur nach islamischem Recht, nicht nach dem Völkerrecht.
Dagegen steht aber grundsätzlich die US-Doktrin, dass wenn ein US-Soldat eine Straftat beging, nur die USA Ankläger und Richter sein darf.
Die Verbrennung ist unglücklich und über die Details der Hintergründe können wir nur spekulieren. Alle (!) relevanten Personen bis hin zum amerikanischen Presidenten haben sich entschuldigt.
Diese Menschen, MÜSSEN begreifen was das im westlichen Wertesystem bedeutet, denn sie selbst verlangen dass wir alle ihre Werte respektieren. Das ist keine Einbahnstrasse.
Mir ist bewußt, dass diese Menschen nicht in den Genuß der Aufklärung gekommen sind und ein Zugang zu differnziert berichtenden Medien wohl eher weniger gegeben ist. Dennoch ist der ausgeprägte Hang zum Extremismus dieser Menschen evident. Nach 11 Jahren ohne augenscheinlichen Fortschritt hin zu einem stabilen Staat den man mit vertretbarem Risiko in die Selbstständigkeit entlassen könnte, sollte dort registriert werden, dass die Geduld der Menschen in den unterstützenden Staaten begrenzt ist.
…und auch nochmal zu den letzten Kommentaren – „diese Menschen“ die da demonstrieren haben sich unsere Präsenz nicht ausgesucht (diejenigen, die für unsere Präsenz sind und auch persönlich davon profitieren demonstrieren ja auch nicht, es sind allerdings auch gar nicht soo viele). Trotzdem kommen sie in den heilsamen Genuss unserer Militärmacht. Es geht im Grunde nicht um Koranverbrennung, Meinungsfreiheit oder das Gefühl beschimpft zu werden. Erst die Kombination aus der tatsächlichen, absoluten Machtlosigkeit jedes einzelnen Afghanen gegenüber uns und dem Murks den wir aus strukturellen Gründen gelegentlich bauen führt zu dieser Lage. Wenn wir nicht bewaffnet, absolut selbstgerecht und faktisch unangreifbar in Afghanistan stünden (und wahrgenommen sind wir im Alltag der Afghanen eine Besatzungsmacht, wer das bestreitet soll mal nen halben Tag im Corolla durch Afghanistan fahren) wäre es den meisten Afghanen auch schnurz wenn christliche Kinder in eine Moschee in Köln uriniert hätten. So aber stellen sie fest, dass uns und unseren afghanischen Unterstützern unsere auf überlegenen Waffen beruhende Machtposition flöten geht, wenn nur genug Menschen zusammen empört sind und was unternehmen. Das ist ja nun auch hinreichend bekannt und darum ist es immer wieder mehr als nur eine Blödheit, wenn man das provoziert. Wenn ich im herkömmlichen Krieg aus Blödheit feindliche Schützenpanzer durch meine Stellung durchlasse und so den Feind unnötig stärke – ggf. sogar den Tod von Kameraden verursache, kriege ich auch einen zwischen die Hörner. Insofern finde ich bs Forderung nach einer Bestrafung durchaus sinnvoll.
@Orontes
Ohne Ihrer Argumentation zu widersprechen: Die von Ihnen angesprochenen Dinge sind wichtig und bedürfen der Diskussion. Die sprengt allerdings thematisch den Rahmen dieses Blogs und muss nicht hier stattfinden.
Sehr richtig!
Afghanen in Armee-Uniform schießen hinterrücks auf ISAF Soldaten. Ein lächerlicher Vorfall von Altpapier-Verbrennung ist willkommener Anlass, seiner „Wut“ gegenüber den „Besatzern“ freien Lauf zu lassen. Aufgehetzte „Demonstranten“ werfen Steine, schreien „Tod den Amerikanern!“ usw usf – – – Eine unendliche Fortsetzungsgeschichte.
Und ein solches Land sollen wir noch weiter unterstützen?
Wo bleiben denn die „Demonstranten“, wenn wieder mal durch einen Anschlag unschuldige Passanten, Frauen und Kinder, getötet wurden? – Komisch, darüber regt sich in AFG wohl niemand auf.
Bundeswehr: Abziehen, so schnell wie möglich!
Keine Polemik, nur meine Meinung, und sonst nichts.
@turan saheb, Forderung nach Bestrafung: Wie denn, nach welchem Recht?
.
Bei einigen Kommentaren hier könnte man meinen Europa würde von irgendwelchen muslimischen Truppen bombardiert oder besetzt.
Fakt ist das der ach so „christlich-judäische“ Western in den letzten Jahren Irak, Yemen, Syrien, Libanon, Palestina, Libyen, Somalia, Afghanistan und Pakistan massiv bombadiert und teilweise besetzt hat und nun auch noch den Iran (knapp 80 Millionen Einwohner und geographisch größer als Deutschland, England und Frankreich zusammen) mit Krieg bedroht.
Aber nee – kann ja nicht sein – das MUSS ein Krieg der Muslims gegen die Christen und Juden sein.
Komischerweise sagen die Fakten, insbesondere die Tonnage der verwendeten Munition, etwas ganz anderes.
Der Hauptgrund, warum unsere Truppen da unten sind, geriet wohl in Vergessenheit.
Dieses kleine Versehen des amerikanischen Soldaten und die darauf folgende Reaktion von Teilen der Bevölkerung, sollten uns daran erinnern. . .
Eine Bestrafung kommt mM nicht in Frage – schon gar nicht unter den dortigen specifications.
Wenn ich entscheiden müsste, ob aus Versehen Altpapier zu verbrennen, welches für andere evt einen imaginären Wert darstellt, oder aus fadenscheinigen, religiösen Gründen einen Bürgerkrieg anzuzetteln, eine bestrafungswürdige „Blödheit“ ist, trifft meine Wahl zu 100 % auf das Letztere.
@turan
Wenn wir dort unbewaffnet und angreifbar stehen würden, wäre das Land vermutlich in der Hand der IEA und es wäre den Leuten keinesfalls egal, ob da „Wessis“ herumliefen, geschweige von irgendwelchen kleinen Bildchen mit einem bärtigen „Siewissenschon“ in Dänemark.
Sie diagnostizieren den Afghanen ein Minderwertigkeitsgefühl, auf das wir Rücksicht zu nehmen hätten – beim ersten stimme ich Ihnen evtl noch zu, beim zweiten nicht. Es sind alle möglichen Entschuldigungen bekundet worden – sie anzunehmen obliegt den „Betroffenen“, die sind am Zug.
Sollte das, was der SPON vorhin titelte, „Flächenbrand in AFG“, eintreten, werden sowieso Massnahmen notwendig, welche wir uns vielleicht nicht vorstellen möchten.
Aber ich bin Optimist :)
@b
Auf was wollen SIe hinaus? Wer hat wem mit Krieg gedroht?
Ich stehe vermutlich gerade auf meiner Leitung.
@Janmaat
Sehe ich ähnlich – nur ist es mit dem „raus und vergessen“ nicht getan.
Flächenbrand wirds schon nicht geben. Das ist quatsch. Ein paar Tote mehr, vor allem Afghanen, vielleicht mal ausnahmsweise ein paar Westler wie am 01. April letzten Jahres in Mazar und das wars. Und das ist auch was ich hier nicht verstehe. Der Krieg in und um Afghanistan wird (natürlich) auf dem Rücken der Afghanen ausgefochten, nicht auf unserem. Aber hier klingt das so als stünden die afghanischen Demonstranten vor Wien. Wie Janmaat so schön schreibt demonstriert schon lange kaum mal einer mehr wenn wieder mal ein paar Frauen und Kinder bei einem Anschlag/ an einer Strassensperre/ bei einem nightraid/ bei einem Drohnenangriff getötet wurden. Das ist seit 1978 Alltag. Kommunisten, Mujahidin, Russen, Taliban, NATO haben im Wesentlichen Tod und Zerstörung gebracht. Gut gemeint wars bei allen, aber das ist ja bekanntlich nicht genug. Da sollte man sich nicht wundern, wenn die Frustrierten es mal schaffen, für wenige Augenblicke zum Kollektiv zu werden – aber alles dafür tun um zu verhindern ihnen einen weiteren Anlass liefern. Wenn wir den Zusammenhang zwischen „Ich verbrenne ein paar Korane“ und „Es gibt Unruhen mit vielen Toten, darunter ggf. auch Kameraden“ nicht begreifen, haben wir echt nichts in diesem Land verloren. Das ist – und ich stehe zutiefst zu dieser Analogie – wie wenn Opa damals im guten alten konventionellen Krieg nicht begriffen hätte, dass man auf T34 schießen sollte, anstatt ihnen nur beim schneidigen Fahren zuzugucken.
@all
Am Freitag mache ich wohl einen neuen Thread dazu auf… aber hier läuft die Diskussion ja auch recht munter…
@turan saheb
Nette Analogie.
noch mal @all
Empfehle dazu Thomas Ruttig heute morgen im Deutschlandradio:
http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1684351/
@mwk – Der Hauptgrund, warum unsere Truppen da unten sind, geriet wohl in Vergessenheit.
Anscheinend ja – einige reiche saudische Menschen wollten U.S. Truppen aus ihrem Land entfernen und haben deshalb ein Gruppe Eiferer nach New York geschickt um dort eine Geldzentrale anzugreifen. Der Angriff hatte Erfolg. Unmittelbar danach wurden alle U.S. Truppen von saudischem Gebiet entfernt.
Mit Afghanistan hatte das ganze herzlich wenig zu tun.
@mwk – Wer hat wem mit Krieg gedroht?
Die USA mit „all options ar on the table“ und Israel drohen dem Iran seit Jahren mit Krieg („axis of evil“ etc). Der Iran hingegen bedroht niemandem und da er, nach den übereinstimmenden Meinungen der U.S. und der israelischen Geheimdienste kein nukleares Waffenprogramm hat, kann auch gar nicht drohen. Das der Iran öffentlich wünscht das der Zionismus vergeht ebenso wie der sovietische Kommunismus vergangen ist ist keine Kriegserklärung.
Fakt ist: der Westen hat in der letzten Dekade mindestens zehn islamische Länder bombardiert und/oder besetzt und bedroht jetzt das elfte. Das Land das für den 9/11 Zwischenfall ursächlich war, Saudi Arabien, ist davon nicht betroffen.
Das einige Leute islamischen Glaubens dieses als Angriff auf ihre Religion (vielleicht eher deren anti-globalistische Philosophie) sehen ist ja wohl nicht verwunderlich.
@ b
Muslimische Bomber haben Europa bomardiert. Madrid, Köln und London schon vergessen?