NATO stoppt das Piraten-Mutterschiff
Der Chemikalientanker Liquid Velvet, den somalische Piraten gekapert hatten und als schwimmende See-Basis nutzen wollten, ist offensichtlich von einem NATO-Kriegsschiff gestoppt worden. Von Bord der britischen Fort Victoria berichtet der Telegraph, dass das Mutterschiff zur Umkehr nach Somalia gezwungen worden sei, ohne dass es Erfolg hatte.
Bravo Zulu an die Fort Victoria, die NATO-Operation Ocean Shield, und die Frage: diese Taktik, die sich eigentlich schon dem Laien aufdrängt, ist bisher bei Mutterschiffen, vor allem gekaperten Frachtern, aus welchem Grund genau nicht angewandt worden?
(Ganz nebenbei die Bemerkung aus journalistischer Sicht: Ich gönne dem Kollegen vom Telegraph seine Story. Ich frage mich nur, warum die NATO, vor allem aber EUNAVFOR mit seiner Anti-Pirateriemission Atalanta in jüngster Zeit die Information der Öffentlichkeit über Piraterie-Vorfälle doch deutlich reduziert haben?)
Nachtrag: Von der NATO gibt es bislang nur diese Meldung dazu:
The M/V LIQUID VELVET, the previously pirated vessel that may have been used as a mothership, was disrupted by naval Counter Piracy forces in the evening of 10 January. This mothership is no longer considered a threat to merchant shipping.
Und noch ein Nachtrag zur obigen Bemerkung in Klammern: Die EU teilt inzwischen noch nicht mal mit, wenn Piraten irrtümlich ihre Kriegsschiffe angreifen. Aber demnächst gibt es einen neuen (deutschen) stellvertretenden Operationskommandeur, vielleicht muss man den mal nach den Gründen fragen.
Update: jetzt ist es auch bei EUNAVFOR online: Pirate Attack on the EU NAVFOR Flagship
Ihre „Klammerbemerkung“ spricht mir ganz aus der Seele.
Genau!
Ist aber nicht erst "in jüngster Zeit" so.
Schon seit langem findet man auf der EUNAVFOR hauptsächlich so "wichtige" Ereignisse wie "Change of Command Ceremony" und dergleichen Marine-interne Events:
"Welcome" und "Farewell" Grußbotschaften, überschwängliche Selbstlob-Memoranden usw.
Man hat den Eindruck, die beschäftigen sich nur mit sich selbst.
Schön vom Versorger aufgebracht… Die Demütigung muss tief sitzen :)
@Janmaat
Nun ja, bis vor ein paar Monaten war das noch anders – da war EUNAVFOR recht up to date mit der Übersicht über gekaperte und freigelassene Handelsschiffe. Nach meiner Erinnerung war die Kaperung der Liquid Velvet am 1. November vergangenen Jahres die erste eines größeren Schiffes, die bis heute nicht auf deren Seite zu finden ist.
Tja, so kann es kommen, wenn Kontingente wechseln.
@ Dallisfaction
Ich glaube auch^^
So, inzwischen ist die Meldung (irrtümlicher Angriff auf den spanischen Versorger Patino) doch auf der EUNAVFOR website gepostet. Den Artikel in der El Pais zu lesen, dazu reichte mein Spanisch denn doch nicht. Aber dass „pirate skiff“ auf Spanisch einfach in „esquife pirata“ umgewandelt wird, ist schon lustig. ;-) ;-)
Mit der Intelligenz der Piraten scheint es nicht allzu weit her zu sein, wenn sie wiederholt Marinesschiffe angreifen – auch wenn die betreffende Einheit nach der Silhoutte ein Handelsschiff sein könnte. In diesem Fall erhielten sie die richtige Antwort: fünf von sechs Piraten verwundet. Einer angeblich über Bord gegangen. – Ob „unsere“ Jungs von der Deutschen Marine wohl auch so gezielt geschossen hätten?
Was wurde denn durch das Zurückdrängen des Mutterschiffs wirklich erreicht ? Man wartet, bis die militärische Einheit weit genug weg ist und geht wieder auf Tour. Das dies Abdrängen nur selten öffentlichkeitswirksam stattfindet, liegt vermutlich daran, dass der Tanker ein leicht aufzuklärendes und prominetes Ziel ist und die zahlreichen Daus halt nicht so auffallen bzw. man auch nicht überall sein kann und primär Konvois schützt oder schützen sollte.
Sofern man die Mutterschiffe nicht aus dem Verkehr zieht, ist das eh das bekannte Behandeln der Syptome. Man kann doch nur froh sein, wenn die Piraten ein auffälliges Schiff nutzen.
Könnte mir auch vorstellen dass die spanische Kriegsmarine die Patiño mit Absicht als Lockmittel einsetzte. Die schaut nicht auf dem ersten Blick aus wie ein Kriegsschiff, sondern wie ein Frachter. Und die Piraten fielen drauf rein.
Ich würde sowas zur Methode machen: Versorgungsschiffe der Kriegsmarine als Handelsschiffe tarnen. Und damit Piraten anlocken.
Gute (aber nicht neue) Idee!
Allerdings müssten dann auch die Piraten konsequent einer Strafverfolgung zugeführt werden – und nicht, wie bisher üblich, mit Proviant, Wasser und Treibstoff versorgt, an die somalische Küster zurückgeschickt werden.
Auf Englisch nennt man so etwas Q-ship: http://en.wikipedia.org/wiki/Q-ship
Richtig bewährt hat sich das schon in den beiden Weltkriegen nicht, letztlich ist der Aufwand, den man treiben muss, für den Ertrag viel zu groß. Und es stellt sich auch hier wieder die Frage: Was macht man mit gefangenen Piraten?