Was ISAF gar nicht mag: Bewertung auf Grund der eigenen Erfolgsmeldungen

Ein wesentlicher Grundsatz, den Pressesprecher und Öffentlichkeitsarbeiter früh lernen, lautet: Was du sagst, muss wahr sein – aber du musst nicht alles sagen, was du weisst. Das ist aus Sicht einer Institution (wie auch eines Unternehmens) nachvollziehbar, kann aber auch nach hinten losgehen.

Wie jetzt bei ISAF. Das Afghan Analysts Network hat sich die Pressemitteilungen der internationalen Schutztruppe über einen längeren Zeitraum vorgenommen und mal die Erfolgsmeldungen ausgewertet. Dabei kamen sie zu der Einschätzung, dass die Einsätze nicht gar so erfolgreich sind, wie ISAF sie darstellt.

Das wiederum gefällt, verständlicherweise, der internationalen Schutztruppe nicht. Die wehrt sich jetzt mit dem Hinweis, in ihren offiziellen Mitteilungen stehe doch gar nicht alles, was die Soldaten mit ihren Operationen erreicht hätten:

A flaw in the “analysis of press releases” is the lack of data in this report. When associated with the broad spectrum of combat operations and particularly special operations activities, it does not automatically result in a press release.  Public disclosure, even after the fact, may result in compromise of sensitive information.  Release of information in insurgent warfare is not always made public, so studies based on the use of press releases can be both incomplete and problematic.

Ach so. Der methodische Fehler ist also, den Mitteilungen zu vertrauen. Nun kann ich ja verstehen, dass in einer Situation wie in Afghanistan nicht alles öffentlich gemacht werden kann. Aber am Hindukusch sieht sich die internationale Gemeinschaft – nicht nur, aber auch – einem PR-Krieg gegenüber: winning hearts and minds ist ein wichtiges Ziel. Dann ist es ein bisschen dünn zu sagen, wir machen doch viel mehr als wir öffentlich mitteilen. Worauf, wenn nicht auf die eigenen Erfolgsmeldungen von ISAF soll sich denn eine Überprüfung der Aussage stützen, die Truppe agiere erfolgreich? Auf die PR der Taliban?

(Die Kings of War bringen es auf den Punkt: We should instead disbelieve in their own chain of public reporting as a method of gaining any understanding of the conflict whatsoever, since we couldn’t possibly understand the conflict from what they say.)