Videobotschaft vom ComKFOR
In einer Videobotschaft (danke für den Leserhinweis!) hat der Kommandeur der Kosovo-Truppe KFOR, der deutsche Generalmajor Erhard Drews, heute die Serben im Norden des Kosovo zum Abbau der Barrikaden aufgerufen: Es ist nicht KFOR, die den Zugang nach Serbien blockiert – es sind die, die diese Barrikaden aufgebaut haben.
(Rechtlicher Hinweis: Dieses Video wurde auf der Facebook-Seite KFOR Kosovo veröffentlicht, ohne jeglichen Urhebervermerk. Ich gehe bislang davon aus, dass es authentisch ist. Falls von Seiten der NATO oder KFORs Bedenken gegen eine Veröffentlichung außerhalb von Facebook bestehen sollten, wird es natürlich entfernt. Ich bitte in diesem Fall um entsprechende Nachricht.)
Das Video selbst ist leider offensichtlich nur bei Facebook veröffentlicht worden, lässt sich nicht anderswo einbinden, so dass ich hier nur auf den Link verweisen kann:
(Ich darf mal nach meinen mühsamen Versuchen seit Anfang August, von KFOR zeitnah Informationen zur jeweiligen Situation zu erhalten, auf eines verweisen: Warum, KFOR Public Affairs Office, finde ich das Video nur auf der Facebook-Seite? Die nach den offiziellen Aussagen, die ich im August und September bekam, angeblich keine offizielle KFOR-Facebook-Seite ist? Warum sind die Pressemitteilungen von KFOR auf der offiziellen NATO-Webseite immer nur sporadisch und mit Verzögerung zu finden? Und wird sich das ändern?)
When in Rome, do as the Romans! Nun bin ich nicht in Rom, sondern etwas 120 Kilometer südlich, aber wer immer dieses Interview initiiert, gedreht und freigegeben hat, ist in meinen Augen ungeeignet, Kommunikationsverantwortung in einem militärischen Kontext zu übernehmen, es sei denn, das Ziel ist es, den Kommandeur der KFOR und damit die KFOR selbst der Lächerlichkeit preiszugeben.
Wenn der Kommandeur eines militärischen Verbandes von fast 10.000 Soldaten und Soldatinnen auftritt, wie der Vorsitzende eines deutschen Schützenvereins (nichts gegen Schützenvereine) beim Besuch der amerikanischen Schwestergemeinde, ist etwas Grundsätzliches schief gegangen.
Was man hätte tun müssen:
– Wer kein Englisch kann MUSS Deutsch sprechen!
– Wer General ist, MUSS klar sagen, was er von seinem Publikum erwartet, hier: räumt Euren Scheiß weg, sonst machen wir das. Und wenn dabei etwas kaputt geht, bezahlen wir Euch das nicht.
– Wer in einer von übersteigertem Männlichkeitswahn geprägten Kultur durchdringen will, DARF NICHT seine Videobotschaften mit Musik aus der nie realisierten Version der serbischen Biene Maja unterlegen.
– Wer seine Gegenüber mit Bildern von shoppenden und quatschenden Frauen von einer besseren Zukunft überzeugen will, sollte zuerst analysieren, nach welcher Zukunft sich diese sehnen.
@Sascha
Sachlich bleiben:
http://youtu.be/dyOo0UIDhtQ
leider klappt das kopieren und zitieren nicht via mobiltelefon aber morgen kopiere ich zitate von orontes – besser als zu diesem video passen sie niewieder. Das noch mit literaturverweisen und fertig ist die lerneinheit für hochschule und ausbildung.
Bisher hatte ich nur befürchtet, dass sich der neue ComKfor schlechter verkauft als der alte. Nun weiß ich es. Dem Mann muss geholfen werden!
Ich stimme Sascha S. in allen Punkten zu und ergänze: Wer kein Serbisch oder Englisch kann und/oder ein Englisch spricht, das jeder Serbe für Deutsch hält, MUSS seine Botschaft in die Landessprache übersetzen lassen, sonst wird er von den Serben für einen Statistenbewerber für einen Partisanenfilm mit Zündapp KS 750 gehalten.
Mit dem Englischsprechen ist es ähnlich wie mit dem „horseback riding“: nichts ist peinlicher als mit Lederstiefeln und rotem Jacket oder als Pseudo-native-English- speaker wie ein nasser schwankender Sack auf dem Sattel zu hängen oder deutsch-englisch 1:1 akzentfrei umzusetzten. Stattdessen doch lieber mit Gummistifeln, Jeans mit der Bewegung mitgehen oder mit hartem deutschen Akzent zumindest in korrektem Englisch eine Aussage treffen.
Wieso sollte man versuchen sich durch Akzentfreiheit anzubiedern ? Hauptsache man wird verstanden .
hahahahahahahahahahahahaahahhahahahha.
Der Mann ist doch nicht echt, oder? Der wirkt eher wie einer von den anoymen Alkis, der versucht auf Denglisch zu erklären, warum die firefighters seinen Durst löschen sollten.
Vermutlich hofft er, dass die Blockierer vor lachen von den Barrikaden fallen.
Wo kann ich Elviras Kommentar liken? ;-) Sensationell.
Und wer sich von den jüngeren Lesern fragt, was das mit Zündapp zu tun hat – die haben nicht immer nur Mofas gebaut: http://de.m.wikipedia.org/wiki/Zündapp_KS_750
@Julia: Ich verstehe Drews nicht, und ich habe in meiner Zeit auf dem Balkan keinen Offiziellen – weder serbisch, kroatisch, bosnisch, kosivsrisch plus sämtliche Mischformen – kennen gelernt, der Drews nach diesem Video noch ernst nehmen würde.
Leute. Drews-Bashing war nicht Ziel dieses Threads.
(Bei aller berechtigten Kritik an diesem Video: Persönliche Angriffe gegen den General finde ich nicht so gut.)
@ Sascha
Ein vernünftig gesprochenes, schneidiges Deutsch kann wahre Wunder wirken ;)
Eine perfekte Kommandosprache.
@ Julia
Es ist nichts verkehrt daran eine Sprache möglichst gut sprechen zu wollen. Dazu gehört auch ein gewisses Maß an Akzentreduzierung.
Des Herren Generals Englisch ist für sein Semester noch recht gut, also mal nicht unnötig der Kritik wegen kritisieren, weil es sonst so leise wäre.
@ Sascha Stoltenow
Hürth hat bestimmt ne Übersetzung…..
„Ich spreche Spanisch zu Gott, Italienisch zu den Frauen, Französisch zu den Männern und Deutsch zu meinem Pferd.“
Warum wohl?
Ich spreche zu allen Deutsch. Besonders zu den Spaniern, Italienern und Franzosen ;)
@ Niklas
Akzentfreiheit ist was für Schleimer und Luschen :o))))))
Sagt der Stammler.
honi soit….
Ich will nicht Drews bashen, sondern all diejenigen, die ihm das eingebrockt haben. Und
das Verstehen war nicht auf das Englisch sondern den Inhalt gemünzt. Mir geht es auch nicht um den Akzent, sondern darum, dass es offenkundig ist, dass er sich auf die Sprache und nicht auf die Botschaft konzentriert. Das ist der Fehler.
Und ihn keiner aufgehalten hat, so einen Mist zu publizieren. Verdammte Speichellecker im Stab.
@Sascha à propos Hürth: zu meiner Zeit im Bundesschlaraffenamt konnte jeder Feldwebel, der bei mir ein SLP 2212 gemacht hat, genug Serbisch, um diese Botschaft in der Landessprache verfassen zu können.
@Elvira: Du meinst a la „Räum endlich dein verfluchtes Zimmer auf, Srboljub!“ ?
Das glaube ich ;-)
Der General hat im Stab Leute, die Presse- und Oeffentlichkeitsarbeit machen und ihn in all diesen Belangen nachdruecklich beraten (!) und unterstuetzen (sollten).
Das ist misslungen. Und zwar so richtig.
Deshalb sollte eher in deren Richtung die – massive – Kritik gehen und nicht so direkt Richtung Drews, der sich immerhin bemüht.
Das Ergebnis ist katastrophal, leider – aber „schuld“ ist nicht Drews in erster Linie und deshalb sollte man das auch so benennen.
Sehr schön, wie die bonmots hin und her fliegen. Aber vielleicht nochmal eine Beobachtung, die in den Kontext gehört. Wie kann es sein, dass innerhalb kürzester Zeit das kommunikative Auftreten des ComKfor in die Vergangenheit zurückfällt? Erhard Bühler hatte ja nicht nur zahlreiche Interviews gegeben, sondern sich auch hier in diesem Blog zu Wort gemeldet. Und nun tritt Erhard Drews in einem drittklassigen Videostreifen auf.
Und wie kann es sein, dass Potsdam und Berlin solch ein Desaster zulassen? Ich will gar nicht davon reden, dass man als Journalist ewig warten kann, zur Kfor zu kommen, weil die Bundeswehr anscheinend kein Personal zur Begleitung aufbieten kann. Aber wenn nicht mal mehr das abolute Minimum funktioniert (T.W. hat die Pressemitteilungen auch schon angesprochen) – was funktioniert dann überhaupt noch?
@SchreckStarr: Grundsätzlich ja, aber auch: Verantwortung ist unteilbar. Und wer die Verantwortung für die unfassbar defizitäre Medienausbildung deutscher Offiziere hat, will ich lieber gar nicht thematisieren.
Servus
Leute, bleibt mal sachlich bitte. Sicherlich, am Akzent/Aussprache/Formulierung kann noch gearbeitet werden, aber Englisch ist nunmal die heutige Lingua Franca und ist (meiner Meinung nach) in diesem Sinne auch am Besten für eine solche Botschaft geeignet.
Was den Inhalt angeht: Ich vermute durchaus das die Botschaft bewusst friedlich/weniger offensiv gehalten ist, um sich im Sinne von Eskalationsstufen noch Raum nach oben zu lassen. Vor 2 Jahren gab es z.B. 4 ganz ähnliche Botschaften die in der Stufe 1 Soldaten beim leichten CRC gegenüber mäßigen Demonstranten und in der Stufe 4 Leopard A6 im Angriff beinhalteten. Ich denke durchaus, dass sich der Stab um den ComKfor schon was bei dem Inhalt gedacht hat.
In diesem Sinne
Simon
@ Sascha Stoltenow
Wissen wir, glaube ich, beide – das mit der Verantwortung und so … ;-)
@simon: So, so, im Norden des Kosovo sprechen die Serben also Englisch? Interessant. Wer ist denn da derzeit für die Target Audience Analysis verantwortlich? Ein Trupp Ukrainer (die mit der tollen, von den Ösis kopierten Werbung)?
@ simon
Na klar und Ihre Vermutung ist absolut nachvollziehbar. Aber die Botschaft an sich ist aus meiner Sicht doch eher suboptimal umgesetzt im „technischen“ Sinne und das Video mutet schon bemerkenswert an.
Die eigentlichen Aussagen von General Drews sind sicher sooo falsch nicht.
@ SchreckStarr
Was den technischen Sinn angeht haben Sie sicherlich recht das dieser nicht höheren Standards gerecht wird. Dies muss allerdings sicherlich im Rahmen der dortigen Möglichkeiten, auch der Zeitlichen gesehen werden. Die Bilder sind ja zum Teil sehr aktuell. Ich bin kein Experte was die Produktion solcher Videos angeht, finde aber dennoch, dass man hier innerhalb kurzer Zeit durchaus ein anständiges Video produziert hat.
Was die Umsetzung der Botschaft angeht kann ich nur wiederholen, dass einfach ein Ausgleich zwischen einerseits friedlichen Bildern und andererseits geringfügigem Druck gefunden werden muss. Dieses Video ist ja als einfache, friedliche Warnung zu verstehen.
Die anderen Parteien können somit nicht behaupten das sie nicht gewarnt wurden. Die Bilder von der Räumung von Straßenblockaden durch das Militär versteht denke ich jeder.
Wie dies nun genau ausbalanciert wird obliegt denke ich den Entscheidungsträgern vor Ort.
In diesem Sinne
Simon
von Orontes geklaubt:
Was es in der Bundeswehr zumindest offiziell jedoch nicht geben wird, ist eine einsatzorientierte Auswertung von Erfahrungen darüber, wie man z.B. im kulturellen Umfeld Einsatzland die geforderte militärische Wirkung optimal erzielen kann. Davor hat man Angst, denn es könnte ja herauskommen, dass militärische Stärke mitunter positive Wirkung auf Wahrnehmungsebene haben kann.
Zum eigentlichen Thema Entwicklung im Kosovo habe ich mal einen neuen Thread aufgemacht…
Da fällt mir ein Spruch aus Hürth ein:
Jeder versteht Deutsch, man muß nur laut genug sprechen!
[alte Fallschirmjägerweisheit]
@Simon: Technische Möglichkeiten? Lächerlich. Jedes NATO-PsyOp-Element ist technisch auf Broadcast-Standard. Das Problem liegt zwischen den Ohren.