Mitten in Kabul: Selbstmordanschlag auf ISAF
An einer belebten Straße mitten in Kabul hat es am Samstag einen Selbstmordanschlag mit einer Autobombe auf ISAF-Truppen gegeben. Bislang ist nur bekannt, dass mehrere Afghanen – vermutlich ein Polizist und drei Zivilisten – dabei ums Leben kamen; die internationale Schutztruppe selbst sprach von several ISAF casualties, ohne allerdings bislang Einzelheiten zu nennen.
Nach einem Bericht der New York Times soll ein Augenzeuge mindestens sechs getötete ISAF-Soldaten gesehen haben. Inzwischen zeichnet sich ab, dass möglicherweise mehr als zehn Soldaten ums Leben kamen, höchstwahrscheinlich Amerikaner.
Die Details bleiben noch unklar; ich habe zwar mal die Anfrage gestellt, ob auch Deutsche von diesem Anschlag betroffen sind. Bisher gibt es dazu keine Informationen. Deutsche Soldaten sind nach den bisherigen Erkenntnissen der Bundeswehr nicht betroffen.
Update: nach Angaben von ISAF gibt es nach den bisherigen Erkenntnissen 13 gefallene Soldaten.
Ein Video vom Anschlagsort von TOLONews:
Bei einem weiteren Anschlag im Süden Afghanistans starben zwei ISAF-soldaten, als ein Mann in der Uniform der afghanischen Armee (ANA) das Feuer auf sie eröffnete.
Bin auch hier auf die Interpretation der Ereignisse durch ISAF gespannt:
Schon wieder eine „Verzweiflungstat? „Zeichen der Schwäche“?
Dafür, dass die Aufständischen – angbeblich – mit dem Rücken zur Wand stehen, heizen Sie uns und vorallem afghanischen Regierungsvertretern ordentlich ein.
Wer sich in Kabul etwas auskennt, sieht auf den ersten Blick, dass der Anschlag nicht „mitten in Kabul“ sondern am südlichen Stadtrand in der Nähe des alten Königspalasts durchgeführt wurde.
@Fred
Ich bitte die Unschärfe zu entschuldigen. Allerdings laut NYT vor der American University; südlicher Stadtrand klingt nach entlegenem Vorort.
10 Amerikaner gefallen…, man male sich aus, was hier los wäre, wenn es 10 Deutsche gewesen wären…
@Josef: Wäre kein großer Unterschied zu dem, was jetzt abgeht. In den einschlägigen Foren (wie z.B. bei SpOn) können die Schreiberlinge kaum ihre Freude zurückhalten und blubbern fröhlich was von „Wer sich in Gefahr begibt, kommt darin um“ und eine gewisse Bundestagsfraktion wird sich eher um den toten Selbstmordattentäter als um die toten und verwundeten Soldaten bzw. Zivilisten sorgen… Aber die Genugtuung wäre bei deutschen Gefallenen natürlich noch ein Stück größer.
Und für die Tagesschau der öffentlich rechtlichen Anstalten sind Nato Soldaten schon keine Menschen mehr.
Gugst Du hier: http://www.tagesschau.de/ausland/afghanistan2550.html
@Memoria Bin auch hier auf die Interpretation der Ereignisse durch ISAF gespannt:
Schon wieder eine “Verzweiflungstat? “Zeichen der Schwäche”?
Nicht ganz, aber ein Zeichen das die Taliban die Unterstützung in Land und ihren Kampfeswillen verlieren.
Wer’s galubt …
@b
wer’sglaubt…
… hätte seine insurgency tactics und gängige Analysen gelesen und läge richtig. Die insurgents unterliegen im infanteristischen Gefecht und haben einige Teile ihres Einflussgebietes verloren. Ausnahmsweise mal ganz klassisch gehen sie also aus der Phase 3, konventionelles Gefecht, auf die Phase zwei, terroristische Anschläge und Abnutzung, ihrer Strategie zurück. Das soll nicht heißen, dass die insurgents den Konflikt sicher verlieren werden, aber sie haben seit 2010 doch erhebliche Rückschläge erlitten, da die NATO-Strategie greift, und jetzt passen sie ihre Strategie an. Daher konzentrieren sie derzeit ihre Kräfte auf die grenznahen Regionen im RC East (unter horrenden Verlusten), verstärken die kräfte- und risikosparenden IED-Einsätze und versuchen durch spektakuläre Selbstmordanschläge maßgeblich in der Hauptstadt die internationale Presse davon zu überzeugen, dass sie täglich Kabul überrennen könnten.
Wer’s glaubt…