Ente oder Versuchsballon: Deutsche Lufthoheit über Dänemark?

Wie fast alle Staaten müssen/wollen auch die Dänen im Verteidigungsetat sparen, und der dänische Verteidigungsminister Nick Hækkerup hat auch schon eine Idee: Der Luftraum über dem skandinavischen Land, so schlug er nach einem Bericht der Zeitung Politiken (hier die Gugel-Übersetzung) vor, könnte doch künftig von der deutschen Luftwaffe geschützt werden, zum Teil auch von den norwegischen Nachbarn – als Teil einer neuen Gesamtaufteilung der Luftverteidigung in der NATO. Der Generalsekretär der Allianz (und ehemalige dänische Ministerpräsident) Anders Fogh Rasmussen sei von diesem neuen Ansatz des Air Policing begeistert, berichtet das Blatt.

Nun planen die Dänen offensichtlich nicht, ihre eigene Luftwaffe abzuschaffen, auch wenn eine Reduzierung den geplanten Eisnparungen von zehn bis 15 Prozent entgegenkäme. Aber ganz geschickt hat Hækkerup einen wunden Punkt der Deutschen ausgemacht: Die Dänen, schlägt er vor, könnten ja künftig mehr Kampfjets in internationale NATO-Einsätze schicken, wenn dafür die ständige Aufgabe Luftraumüberwachung an den großen Nachbarn abgetreten würde (der ja, das sagt der Kopenhagener Minister so nicht, aber weiß es vermutlich, sich mit solchen internationalen Einsätzen eher schwer tut – wie das Beispiel der nur fotografierenden Recce-Tornados in Afghanistan gezeigt hat).

Schnell mal nach Dänemark? Deutsche Eurofighter im Air-to-Air-Einsatz (Foto: Bundeswehr/Bicker via flickr unter CC-Lizenz)

Und der Minister greift eine Praxis auf, die im Bündnis schon seit Jahren üblich ist: Der Luftraum über den baltischen Staaten und über Island wird – im rotierenden Wechsel – von immer wieder anderen NATO-Mitgliedsländern für eine begrenzte Zeit übernommen. Eine ständige Luftraumkontrolle durch eine andere Nation wäre allerdings etwas Neues.

Ich weiß nicht, ob das ein Versuchsballon ist, ob das mit dem deutschen Verteidigungsminister auch nur im Ansatz diskutiert wurde und ob die NATO über eine grundsätzliche Neuordnung nachdenkt. Und wenn ja, ob so was Einfluss zum Beispiel auf noch nicht ganz geklärte deutsche Beschaffungs- und Stationierungsentscheidungen haben würde.

Das wird sich vermutlich auch am Wochenende nur schwer rausfinden lassen.