Auf die Feinplanung kommt es an
Da sind wir aber gespannt: Bei der Vorstellung der künftigen Bundeswehr-Stationierung habe ich Verteidigungsminister Thomas de Maizière so verstanden, dass diese Struktur im Wesentlichen steht (Der Sack ist zu) und vielleicht noch in Details verändert wird – aber nicht im Grundsätzlichen.
Feinplanung scheint allerdings ein recht weit gefasster Begriff zu sein. So entnehme ich dem Flensburger Tageblatt, dass die vorgesehene Aufgabe des Marine-Standorts Glücksburg eine, nun ja, sehr in die Zukunft gerichtete Annahme ist. Denn das Maritime Operations Center, dieser in den Untergrund gebaute Kommandobunker, bleibe doch noch eine gewisse Zeit erhalten – mit 400 Dienstposten.
Jetzt warten wir mal drauf, was die Feinplanung der Teilstreitkräfte und Organisationsbereiche noch an Detail-Überraschungen bereithält.
„Es wird lange dauern, bis ein neuer Standort für das MOC gefunden ist und die erforderlichen Strukturen aufgebaut sind“,
Warum ist es eigentlich dem InspM nicht zuzumuten seinen Stab nach Glücksburg zu verlegen? TdM hatte da in der PK ja auch seltsame Begründungen.
Wir haben kein Geld für Elementares, aber für den sinnbefreiten Umzug eines kompletten MOC ist Geld da. Is klar.
Das Ganze bezieht sich wohl auf einen Inspekteurbrief:
http://www.nwzonline.de/Region/Stadt/Wilhelmshaven/Artikel/2721874/Vorteile-f%FCr-Marinestandort-%FCberwiegen.html
Den hätte ich ja gerne…
Hoffentlich macht sich dann mal jemand sinnvolle Gedanken über die vorschnelle Zerlegung der DSO. Die räumliche Trennung der beiden LLRegimenter und die reduzierte Kampfunterstützung machen Übungsvorhaben nahezu unmöglich. Ich frage mich, wie z. B. eine Luftlandepionierkompanie 270 zwei Regimenter bedienen soll, die 700km auseinander liegen.
Anscheinend hat man aus der Vergangenheit nichts gelernt, andere Nationen stocken spezialisierte Kräfte auf und wir bauen sie ab.
@T.W. und Memoria
Eigentlich sollte aus dem einen oder anderen posting von mir zum Thema klar geworden sein, dass letztendlich die jetzigen Strukturvorgaben eine Übergangslösung sind, d.h.: eine Endlösung mit endlicher Gültigkeit ;-)))) Das ist die neue Definition von „Endlösung“ ! ;-)
Das MOC in Glbg ist ein high-intensity-hot-shooting-maritime-warfare-optimierter-365/24 – gehärtet und nachhaltig und durchhaltefähiges, weltweit vernetzt(!) führungsfähiges, redundantes systemisches Konstrukt, das man nicht einfach so ‚dicht‘ machen kann ! Dat Ding ist wie der Regierungsführungsbunkker in der Eiffel, materiell, personell, ausbildungs- ,logistsch- FüU-mäßig……..
So was kann man nicht einfach ‚abschalten’…..
Manchmal frage ich mich in diesem Blog ob diese McDonald-, BillGates/apple-smart-snap-fast-and-dirty-solution-Mentalität nicht das eigentliche Problem sind……
Herr! Wirf Hirn, Vertrauen und Geduld vom Himmel !!!! plse :-))
@klabautermann
Gut und Schön. Aber alle offiziellen (!) Aussagen betonen ja, dass es eben keine Übergangslösungen sein sollen…
@T.W.
welcome to the new, real world ;-)))
Die ‚offiziellen Aussagen‘ sind aber sehr grob—-wie in Grobplanung…….da hängen doch keine Termine dran….das ist eben Feinplanung.
Außerdem: natürlich kann der Stab des AMOK (Admiral Marine Ober Kommando) in Rostock sein, und das MOC weiterhin in Glbg….wo ist das Problem ??? Können Sie mal ihr Battalions-Modell anno 1871 aus Ihrem Kopf blasen ???
P.S.: sorry for the spelling ;-))
@Klabautermann
Welches Bataillons-Modell 1871? Das war weit vor meiner Zeit ;-)
Also: Minister sagt: Glücksburg zu. Übergangsfrist, ok. Aber das Ziel, so verstehe ich die Planung, ist: Glücksburg zu, MOC woanders. Sonst wäre ja diese Stationierungsentscheidung das Papier nicht wert… Moment….
@Klabautermann:
Die Forderung das MOC zu verlegen stammt nicht von mir, sondern von der Marineführung (siehe oben) . Aus meiner Sicht kann man das auch dort belassen (gerade mit Blick auf die Kosten) – soviel ist sogar von mir verstanden.
Die Marineführung jedoch verlangt offenbar eine Kolozierung von Marineführung und MOC/OPZ, ist aber nicht bereit nach Glücksburg zu verlegen.
Also blasen sie bitte schön das Bataillonsmodell 1871 aus den Köpfen der Marineführung. Das ist der richtige Adressat.
Oder ist es dort das „Dickschiff“-Modell von 1905 oder 1935 oder 1956 oder..??
Schönen Gruß dahin auch bzgl. Minenjagd und Kampfschwimmer.
@xarre:
Volle Zustimmung eine AufklKp und eine LLPiKp für 2 Rgt: Einmal ist wie keinmal.
Es scheint auch noch nicht geklärt was aus dem Sanitätsdienst des Heeres (Reste in der DSO) wird. Wenn man keine LLSanKp mehr vorsehen würde, dann wäre das ja mal wieder konsequent nicht vom Einsatz her gedacht.
Bei der Logistik habe ich auch noch keine klare Vorstellung.
Die Heeresführung opfert alles für die 6 mechanisierten Brigaden – egal wie sinnvoll und notwendig. Siehe auch: das nichtaktive (!) sPiBtl
@T.W.
„Aber alle offiziellen (!) Aussagen betonen ja, dass es eben keine Übergangslösungen sein sollen…“
Was anderes soll denn die Verlegung der OSLw nach Roth sein?
Was anderes soll denn Laupheim, Büchel, Wittmund, Ellwangen, Kaufering, uvm sein?
Hätte gerne das Preisschild für die Verlegung von Diepholz nach Schönewalde gesehen und zwar die Kosten, die dem Steuerzahler noch entstehen und nicht nur dem EP 14.
Was die Verlegung der OSH nach Dresden und die Verlegung der Feldjäger nach Hannover gekostet hatte, kann man nachlesen. Wer glaubt, dass eine Verlegung von Kommandos und Schulen jetzt billiger sein soll, täuscht sich! Wenn doch, wie lautet die Begründung?
Wo ist der europäische Ansatz?
Der Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium Christian Schmidt:
„Es besteht ein allgemeiner Konsens darüber, dass wir in Zeiten, in denen jeder den Rechenstift nehmen muss, dass wir es uns nicht mehr leisten können, 20 mal die gleiche Fähigkeit leidlich zur Verfügung zu haben, und nirgendwo so richtig ganz effizient.“
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/weltzeit/1416656/
Dann wäre aber Tiefe vor Breite angesagt und dies ist schon in der Grobsruktur nicht ersichtlich! Da nützt dann auch keine Feinplanung!
Nach der Reform ist vor der Reform! Unverantwortliches Gestümper!
Wer glaubt die jetzigen Strukturentscheidungen gelten für 20 Jahre, der irrt.
Auch die jetzt verkündete Struktur wird eine Übergangsstruktur sein. Zum Beispiel ist es absehbar, dass die Lw die 85 Tornado nicht über 2025 fliegen wird. Mit der Aussonderung von dem letzten Tornado fallen natürlich auf die Instandhaltungskapazitäten in Form vom Avionik-Systemzentrum in Kaufering / Landsberg und andere Inst-Kapazitäten weg.
In Wittmund wird zwar jetzt gejubelt, ob der Entscheidung dort zunächst bis 2018 20 Eurofighter zu stationieren, aber die Gesamtanzahl von 140 Eurofighter ist nicht in Stein gemeißelt. Die Block 1 Maschinen haben so „alte“ Bordcomputer, dass sie bei Produktionsende des Eurofighter wahrscheinlich nicht mehr instandgesetzt werden können. Prozessorgenerationen aus den 80 er Jahren, z.B. der 68000 laufen eben irgendwann in der Herstellung aus. Dann wird man vor die Entscheidung gestellt werden, entweder die restlichen 40 Eurofighter doch noch zu beschaffen, oder die Block 1 Maschinen auszusondern. Damit stünde wieder ein Geschwader zur Disposition.
Wenn die Amerikaner sich endlich zur Räumung der taktischen Atomwaffen in Büchel entschließen sollten, stünde wieder ein Geschwader zur Disposition usw. und so fort.
Zur Zeitplanung der Strukturentscheidungen mal eine kleine Rechnung.
Große Baumaßnahmen, also Baumaßnahmen über 1 Mio Euro Bausumme, benötigen in der Bw Fünf Jahre Vorbereitungszeit, mindestens ! Also überall wo nennenswerte Baumaßnahmen zur Verlegung der Truppe notwendig sind, wird es Jahre dauern.
Wenn eine Schule geschlossen werden soll, dann müssen die technischen Ausbildungseinrichtungen erst mal am neuen Standort aufgebaut werden., z.B. ein Simulator zur Fluglotsenausbildung. Kostenpunkt ca. 15 Mio Euro
Außerdem muss der neue Standort erstmal genügend Unterkünfte in einer akzeptablen Qualität aufweisen. Wie wir mittlerweile gelernt haben, ist die neue Bw eine reine Freiwilligenarmee und die Bewerber haben gewisse Vorstellungen von ihrer Unterkunft.
Eine Offz-Schule verlegt sicherlich nicht in die Gebäude eines Grundausbildungsregimentes mit 6 – 8 Mann Stuben.
Eine technische Schule mit über 600 Betten Unterkunftskapazität in 1 und 2 Mann Stuben muss ebenfalls erst an einem anderen Standort aufgebaut werden.
Hat jemand mal ne Rechnung parat, was Unterkunftsgebäude mit ca. 350 Betten kosten ? Also die Führungsunterstützungsschule in Feldafing versucht seit der Strukturentscheidung 2004 nach Pöcking umzuziehen. In der Zwischenzeit sind über 100 Mio Euro verbaut worden. Die Schule mit ihrem General sitzt immer noch in Feldafing am Starnberger See in romantischer Uferlandschaft !
Das steht nicht nur im Flensburger Tageblatt. Im Übrigens habe ich mich unter Zuhilfenahme vorsichtigster Ausdrucksweise bereits vor zwei Tagen dahingehend geäußert („Der Sack ist zu“), dass die Schließung/Verlegung von Glücksburg so eigentlich gar nicht möglich ist. Und jetzt diskutieren darüber hier die Experten…
Hier sprechen mir viele aus der Seele. Es ist unverantwortlich wie mit den Steuergeldern umgegangen wird. Für das Geld das uns diese Reform kosten wird hätten wir vieles an besserem Gerät und Ausstattung beschaffen können.
Natürlich war hier und da einen Anpassung der Struktur nötig, aber muss man wirklich an jedem Standort umstrukturieren?
Bei uns wurden und werden auch weiterhin ca. 40 millionen Euro verbaut, obwohl seit letzte Woche feststeht das der Standort aufgegeben wird.
Warum muss ein Divisionsstab künstlich von Hannover nach Oldenburg verlegen ? Zwingende militärische Gründe oder ein Bonbon für Herrn Kossendey ?
Ich mag mir noch gar nicht vorstellen wieviel Geld in Personalmassnahmen verbraten wird und was die BWI uns wieder für den Umzug der ganzen IT Infrastruktur abknöpft. Vom ganzen Fachwissen das wieder verloren geht, ganz zu schweigen. Es glaubt doch keiner ernsthaft, das jeder Dienstposteninhaber seinem DP folgt. Alles in allem wird auch diese Reform keinen langen Bestand haben. Denn nach der nächsten Bundestagswahl werden wir wieder einen neuen Minister bekommen, der uns dann die nächste notwendige Struktur verkündet.
Sollte sich aber der „europäische Ansatz“ mit der „Pooling“- und „Combined“-Fraktion auf europäischer Ebene durchsetzen, wären wir mit der Effizienz direkt im Keller. Bei Effektivität = 0 kann bei der Effizienz nicht mehr rauskommen.
Es werden mal wieder die Sauen durchs Dorf getrieben, die bereits verendet sind, ohne dass man es mitbekommen hat.
Vor mehr als 40 (!) Jahren begann die Kooperation beim Tornado! Und spätestens mit der Auflösung des TTTE (Tri-National Tornado Training Establishment) 1999 wurde deutlich, dass die Beschaffung, Betrieb UND gemeinsame Weiterentwicklung EINES Flugzeugtypes nicht funktioniert hat.
12 Jahre danach stellt man fest, dass weder der NH-90 noch der Tiger die angestrebte Typengleichheit erreicht haben. Und auch die gemeinsame Tiger-Schulungseinheit in LeLuc besteht (nach Hörensagen) eher aus zwei Schulen nebeneinander als einer gemeinsamen Schule.
Die gleichen Abweichungen von einem Standard kann man bereits jetzt beim Eurofighter erkennen (z.B. britisches Austere-Paket zur Luft-Boden-Befähigung).
Vergleichbar sind die Ergebnisse multinationaler Verbände – hier exemplarisch die NATO-AWACS.
Zu Zeiten des Kalten Krieges mit klarer Bedrohungssituation (eines war of necessity) war so ein Verband politisch, finanziell und militärisch effizient und effektiv.
Zu heutigen Zeiten internationaler Einsätze (die eher im Bereich der war of choice liegen), hat sich der Verband überholt.
Insbesondere haben die politischen Entscheidungen Deutschlands den Sinn des Ganzen ad absurdum geführt.
Die Nicht-Einsetzbarkeit der EU-BattleGroups wurde ja im Bericht von DRadio Kultur bereits erwähnt.
Und die Lehre aus allen diesen Beispielen soll sein, wir machen mehr davon!?
Glaubt denn wirklich jemand, wir lernen in 60 Jahren, was wir in 40 Jahren nicht gelernt haben!?
So weit, so schlecht.
Wie sieht dann eine (mMn) bessere Perspektive aus?
Dafür muss man sich eigentlich nur die erfolgreichen Beispiele für Kooperationen in Rüstung, Ausbildung und Einsatz anschauen (der BWLer hätte jetzt den Begriff best practice gewählt ;-) ).
Rüstung:
1. F-16-Beschaffung durch NL, B, NO, DK:
Man orientiert sich gemeinsam an einer Lead-Nation und beschafft einen Typen, den man auch gemeinsam modernisiert.
2. IRIS-T (Luft-Luft-Lenkflugkörper kurzer Reichweite):
Entwicklung und Beschaffung wurde zwar in einem internationalen Konsortium durchgeführt, die Führung lag aber klar bei BGT (Diehl).
Ausbildung:
ENJJPT, d.h. Jetpilotenausbildung in den USA
Deutsche Piloten durchlaufen auf einer de facto US-Schule einen US-Lehrgang.
Einsatz:
1. KFOR oder ISAF:
Die Bundeswehr stellt die (logistische) Struktur bereit, die kleinere Nationen (Österreicher, Schweizer, Niederländer) für sich nutzen können.
2. ISAF:
Die USA stellen (mit Medevac-Hubschraubern) kritische Fähigkeiten, auf die andere Staaten (mit höchster Zuverlässigkeit (!)) zurückgreifen können.
Was sind nun die Lehren aus diesen Beispielen?
Der Erfolg stellt sich ein, wenn
– bei EINER Organisation Fähigkeit und Verantwortung zusammenfallen,
– diese Organisation dadurch automatisch die Führung in diesem Bereich erhält sowie
– bewusst auf eigene Fähigkeiten verzichtet wird.
Wer dafür einen Begriff sucht, findet ihn im „Sharing“ von Fähigkeiten.
Jeder macht, was er kann – natürlich koordiniert – und verzichtet im Vertrauen auf seine Partner auf doppelte Fähigkeiten.
Was heißt das konkret für die Zukunft:
Beispiel 1:
Wenn Heinz Schulte (Chefredakteur Griephan) schreibt, „Deutschland ist der ideale Partner für kleine Mächte“ ( http://www.griephan.de/fileadmin/user_upload/Pressespiegel/HS-Handelsblatt-100112.pdf ), dann ist das eine tragfähige Konstruktion für den Einsatz.
Wir stellen die Strukturen, in denen die „Kleinen“ arbeiten. Das heißt aber auch, wir verzichten auf Fähigkeiten, die vielleicht nur die „Kleinen“ oder ein paar andere Große haben.
Im Bereich der Kampfhubschrauber nähern wir uns dem an. Wir sehen ein, dass andere Nationen einsetzbare Kampfhubschrauber haben – im Gegensatz zu uns. Und logischerweise verzichten wir (abgesehen von einem Alibi-Regiment) auf diese Fähigkeit.
Beispiel 2:
Statt der Beschaffung von AGS (Allied Ground Surveillance = GlobalHawk-Drohnen zur Bodenüberwachung) nach dem gleichen Vorbild wie dem AWACS-Verband, sollten wir lieber nach GB schauen. Die Briten haben (fast) nagelneue Radaraufklärer (Sentinel R1), die sie aber nicht mehr bezahlen können und deswegen 2014 abstellen wollen.
Bevor wir für 400 Mio EUR neue UAV beschaffen (dt. Anteil AGS), können wir doch locker 10 Mio EUR im Jahr auf die Insel schicken, damit die für NATO-Einsätze Aufklärungskapazitäten vorhalten.
Jetzt fragt sich der geneigte Leser sicherlich, wie lang der Kommentar noch werden soll. ;-)
Keine Angst, ist gleich vorbei.
Zum Abschluss etwas Spekulatives:
Auf den ersten Blick lässt diese Reform „Tiefe vor Breite“ vermissen.
Auf den zweiten Blick trifft dies doch streng genommen nur zu, wenn man asymmetrische Einsätze am Ende der Welt als Zielfunktion für Streitkräfte betrachtet.
Leider habe ich bisher kaum Stimmen vernommen, inwieweit die Bundeswehrreform in Abstimmung mit NATO- oder EU-Partnern erfolgt ist.
(Könnte da mal ein Journalist nachfragen?)
Aber vielleicht ist das entweder im Leisen erfolgt (was zum Stil von TdM passen würde) oder es hat sich einfach so ergeben (was zur dt. Sicherheitspolitik passen würde.)
Im Endeffekt haben wir jetzt die Zielstruktur einer kleinen Verteidigungsarmee. Die 6 Brigaden für den symmetrischen Landkrieg (auch wenn evtl. etwas artillerieschwach) wurden oben genannt. Gleichzeitig verringern wir unsere Fähigkeiten im FschJ-Bereich drastisch und stärken durch die Zusammenführung der Objektschutzkräfte der Lw (strukturell) deren Schlagkraft.
Positiv gesehen heißt das doch:
Wir Deutsche stellen für unsere Partner DIE Fähigkeiten bereit, die wir bereit sind, politisch einzusetzen.
Ihr könnt euch auf uns verlassen, dass wir Grundstrukturen für die Bündnisverteidigung und symmetrische (notwendige) Kriege bereithalten – und ihr könnt entsprechend Fähigkeiten abbauen (wie die Niederländer Kampfpanzer).
Dazu passt doch durchaus der dänische Testballon, die Luftraumsicherung dt. Eurofightern zu überlassen, während sie selbst in Libyen oder sonstwo Krieg führen.
Außerdem stellen wir Fähigkeiten zur Verfügung um bei längeren Auslandseinsätzen durchhaltefähig zu sein.
Und wir Deutsche verzichten auf die Fähigkeiten, die wir politisch ohnehin nicht gewillt sind, einzusetzen.
Schnelle, punktuelle Operationen (man könnte auch sagen: Strafexpeditionen) finden ohne uns statt.
Warum sollten wir auch zwei FschJ-Brigaden vorhalten, wenn wir ohnehin keine politische Akzeptanz für deren Einsatz haben?
Nur fehlt mir leider der Glauben an einen derartigen konzeptionellen Hintergrund der Reform.
Warten wir ab, was die Zeit bringen wird.
@Georg
„Wenn die Amerikaner sich endlich zur Räumung der taktischen Atomwaffen in Büchel entschließen sollten, stünde wieder ein Geschwader zur Disposition usw. und so fort.“
Was haben Sie denn gegen Atomwaffen? Solange der politische Wille vorhanden ist, an der Fähigkeit zur nuklearen Teilhabe festzuhalten, nimmt man uns wenigstens ein bißchen ernst.
@Tongue
yep. sehr vorsichtig ;-)
(Und, pardon, Sie gestehen mir zu, dass es dann schon was anderes ist, wenn das unter Berufung auf den Marineinspekteur vermeldet wird…)
@K.B.
Vielen Dank, jetzt brauch ich mir nicht mehr so viel Arbeit machen, um Dienstag meinen Boss in Sachen ‚Smart Defence‘ zu briefen ;-)
@T.W.
……tja, ja….was Journalisten im Zeitalter des selective journalism so alles den Politikern, Inspekteuren et alia in den Mund legen oder selektiv wiedergeben ist ja ganz was Neues, gelle ? ;-))
@ memoria
Die LLPiKp und LLaufklKp sollen zwar beide größer werden als bisher, aber die Übungsunterstützung des deutlich entfernten Reg ist in der Tat außerordentlich Planungs- und Kostenintensiv. Die Sanität und Logistik wird in die beiden Regimenter integriert, die prinzipiell nur wenig Kampfkraft im Vergleich zu bisherigen Btl verlieren. Und indem man Logistik und San eingliedert, spart man sich die drei Planstellen und den Ärger selbständige Kp aufzumachen. Insgesamt wird das Konstrukt schwerer führbar und man muss viele Konzepte anpassen, aber am Kern der FschJgKp geht wenig verloren. Wenn jetzt noch jemand einen Auftrag im Grundbetrieb für diesen Brigadestab finden könnte, der ist nämlich außer für MilEvakOp ein völlig sinnloses Relais zur Division…
@Klabautermann
Versteh‘ ich jetzt nicht. Wem gilt jetzt der Vorwurf des selective journalism?
@T.W.
das war kein Vorwurf, sondern schlicht die Beschreibung einer journalistischen Vorgehensweise, die mir doch ziemlich verbreitet scheint. Ich bin davon ausgegangen, dass Ihnen dieses Phänomen bekannt ist…daher mein „gelle?“ ,-)
@K.B.:
Ich enttäusche Sie nur ungern aber ich muss Ihnen bei beiden Hoffnungen (es ist ja auch bei ihnen nur noch eine geringe Hoffnung) widersprechen.
Beides sind – immer wieder zu hörende – Legenden, die das Ausmaß der derzeitigen Stümperei nur verschleiern.
1. Europäische Arbeitsteilung
Nein es gibt keine in EU und oder NATO abgesprochenen Arbeitsteilungen als Grundlage der Neuausrichtung der Bundeswehr. Siehe hierzu auch die die Anmerkungen von Elhanan (Breite vor Tiefe vs. Tiefe vor Breite).
2. Konzentration der Bundeswehr auf konventionelle Fähigkeiten
Auch die mit Nr. 1 verbundene Hoffnung, Deutschland erhalte konventionelle Fähigkeiten, damit NATO- und EU-Partner sich auf andere – für DEU politisch problematischere – Einsätze konzentrieren können hält einer näheren Überprüfung nicht stand.
Fähigkeiten die man nicht mehr hat, kann man nicht erhalten.
Die Idee der verstärkten Bündnisverteidigung durch konventionelle Kräfte blendet – bewußt oder unbewußt – den strategischen Rahmen der Bündnisverteidigung komplett aus.
Ein Angriff mechanisierter Verbände ist aus geographischen Gründen nur an der Ostgrenze der NATO möglich. Es bleiben als mögliche Gegner also Weißrußland, die Ukraine und Rußland. Ein ggf. nur begrenzter konventioneller Angriff auf das Bündnisgebiet birgt die Gefahr einer erheblichen Eskalation (Bündnisfall) bis hin zu einem nuklearen Gegenschlag der NATO.
Somit ist ein begrenzter Krieg gegen das NATO-Gebiet – wie er von interessierten Kreisen nach dem Georgien-Krieg diskutiert wurde – sehr unwahrscheinlich.
Das insbesondere Rußland begrenzte Zwecke ggü. NATO-Staaten nicht durch konventionelle, sondern durch verdeckte, unkonventionelle Mittel erreichen will zeigen die Cyber-Angriffe auf Estland vor einigen Jahren.
Alle nationalen und internationalen sicherheitspolitischen Dokumente sehen zudem keine konventionelle Bedrohung Europas. Daher wurde bereits mit der „Struck-Reform“ die Aufwuchsfähigkeit der Bundeswehr strukturell und materiell beendet. Nur personell wurde die Wehrpflicht beibehalten. Mit dem Wegfall der Wehrpflicht ist der Wert eines konventionellen Beitrages zur Bündnisverteidigung noch mehr zu hinterfragen, da keinerlei Aufwuchs oder Auffrischung möglich ist. Wenigstens zu Beginn eines Krieges sollte man jedoch über Reserven verfügen.
Auf operativer Ebene ist der Wert rein mechanisierter Kräfte Verbände auch in konventionellen Auseinandersetzungen nicht zu überschätzen (siehe Eben Emael 1940).
Zudem ist die Grundvorraussetzung mechanisierter Operationen die Luftüberlegenheit (siehe u.a. Westfront 1944), d.h. ein Angreifer müsste zunächst das gesamte Luftverteidigungs- und Luftangriffspotential der NATO erheblich schwächen.
Welcher begrenzte Zweck sollte dies rechtfertigen? Zumal hiermit eine erhebliche Eskalation des Krieges verbunden ist (Angriff auf versch. NATO-Staaten).
Betrachtet man nun die Beiträge der Bundeswehr für einen etwaigen Bündnisfall genauer, so wird der Beitrag zur Bündnisverteidigung noch unglaubwürdiger.
Neben dem Verlust er Aufwuchsfähigeit (s.o.) ist das deutsche Heer in Struktur, Ausbilung und Ausrüstung nicht (mehr) in der Lage das klassische Gefecht der verbundenen Waffen auf Divisions- oder gar Korpsebene zu führen. Hierfü fehlt es auf allen Ebenen mittlerweile an den strukturellen Vorraussetzuungen. Korps- und Divisionstruppen sind nicht vorhanden. Es könnten in der neuen Struktur gerademal 2 PzGrenDiv (-) und eine LLDiv (-) gebildet werden.
Insbesondere durch den Wegfall der Heeresflugabwehr bei gleichzeitiger Verminderung der FlaRak, die starke Verminderung Artillerie und weiterer Steilfeuerkomponenten wären die Verbände einem Gegner mit großer Feuerkraft auf der Distanz unterlegen. Russland plant weiterhin mit umfangreichen Artillerieverbänden.
Der Versicht auf schwere Pioniere ist zudem ein erheblicher Einschnitt. Die 6 Brigaden des Heeres können bei Verzicht auf das sPiBtl 130 (M-Boote 3 mit Falsschwimmbrücke und die Amphibie M3) nicht mehr kriegsmäßig breite Gewässer überwinden. Wie so ein moderner Bewegungskrieg in Europa oder sonstwo geführt werden soll, ist mir ein Rätsel.
Auch NetOpFü wird diese Schwächen nicht ausgleichen können – zumal die Entwicklung der russ. EloKa ebenfalls voranschreitet.
Die Panzerverbände in der neuen Heeresstruktur sind ebenfalls für einen solchen Einsatz sehr gering bemessen. Die in Richtung Infanterie optimierten Brigaden sind eben nicht die Antwort auf alles (Breite vor Tiefe?). Zum Vergleich: In der Heeresstruktur 4 (1984) verfügte eine PzGrenDiv noch über 218 Kampfpanzer. Bald sollen eine „Panzerdivision“, eine PzGrenDiv und die Ausbildungseinrichtungen zusammen über 225 Kampfpanzer verfügen.
Die Bezeichnung Volksgrenadierdivision wäre da wohl schon passender.
Aber das ist das Kernproblem: Es werden u.a. durch Bezeichnungen Fähigkeiten vorgegaukelt, die schon lange nicht mehr da sind. Neben der Struktur ist auch die Ausrüstung hierfür ein gutes Beispiel. Es gibt zwar nichtaktive PzBtl, aber diese verfügen über kein Material.
D.h. das 2 von 6 Brigaden im Ernstfall ohne PzBtl ins Gefecht gehen. Auf Gliederungen jedoch erscheinen diese Btl. Potemkinsche Dörfer.
Noch entscheidender als Struktur und Ausrüstung sind jedoch auch hier die Ausbildung.
Die Bataillone sind so sehr mit den Einsätzen beschäftigt, dass bei den Fertigkeiten für das klassische Gefecht seit Jahren erhebliche Defizite gibt. Mehrere PzBtl haben seit Jahren keine Volltruppenübung auf Btl-Ebene durchgeführt – ganz zu schweigen von Brigadeübungen. Es fehlen gerade bei den BtlKdr die Bilder und somit die praktische Vorstellung für die Operationsführung. Wobei es gerade im hochintensiven Gefecht auf das enge Zusammenwirken der Truppengattungen und anderer TSK/OrgBer ankommt.
Der mehrjährige Mangel an Munition führt zu einem weiteren Verlust an Fähigkeiten – auch bei der PzTr.
Besonders grotesk wird die Lage bei den schweren Pionieren. Das aktive sPiBtl 130 wird zu einem PzPiBtl umgegliedert, dafür wird ein nichtaktives sPiBtl aufgestellt. Woher soll das ausgebildete Personal hierfür kommen? Auch hier: Hauptsache das Kästchen ist da.
Erheblich verschärfend wird sich das – bereits heute auch im Einsatz – immer mehr um sich greifende Absicherungsdenken auswirken: Ein entschlossener und aggressiver Gegner kann aus meiner Sicht auch etwaige technologische Defizite schnell wett machen.
Für alle Skeptiker meiner Thesen: Es wäre überaus interessant die neue Gliederung des Heeres in einem Kriegsspiel (mit oder ohne KORA) gegen einen innovativen, schlagkräftigen und initiativen Gegner zu testen. Bei Aufstellung der Bundeswehr hat man seine eigenen Konzepte noch überprüft (Lehr- und Versuchsübung 58).
Fazit:
Es ist an der Zeit anzuerkennen, dass wir das Gefecht der verbundenen Waffen schon seit einiger Zeit nicht mehr beherrschen. Die 6 mechanisierten Brigaden sind die Antwort auf eine Frage, die keiner gestellt hat.
Es ist jedoch ein unglaubliche – und unveranwortliche – Unverschämtheit der militäischen Führung, dass der Politik weiterhin vorgelogen wird, man könne mit den gleichen 6 Brigaden in Afghanistan gewinnen und die NATO verteidigen. Fiktion und Autosuggestion, statt Fakten. Auf dieser Grundlage soll die Politik Entscheidungen von Krieg und Frieden treffen?
Wir.machen.das.mit.den.Fähnchen.
@cynic2:
Vielen Dank für die Infos. D.h. San kommt als SanStaffel in die 1./-?
Und es bleibt hoffentlich bei einer schweren Kp?
Ich bin nur gespannt ob die einzelenen Truppengattungen wirklich einen PLAN für „Ihre“ Feinstrukturen haben.
Bei vielen Fähigkeiten und Truppengattungen sehe ich keine wirklichen taktischen Überlegungen bei Größe und Fähigkeiten. Zudem sind die Aufgaben vieler Truppengattungen im Grundbetrieb eine Herausforderung für die Planer. Wenn Führungsunterstützer im entferntesten Winkel zu einem Großverband liegen wird es auch nicht besser. Es bleibt also dabei, das man im Einsatz erstmal 4 Wochen „verschwendet“ um sich anzunähern, Gräben zu überwinden und dann auch zusammen zu arbeiten!
Eine Einsatzarmee sieht für mich anders aus!
Was die Stationierungen angeht, so kann ich die vielen Klein (und somit ja nicht mehr StO) nur belächeln. Genauso die Verlegung einiger Einheiten kommt mir ein bischen wie Tetris vor. Nur das wir keine Spielfiguren sind.
Ich denke auch das vieles nochmal der Politik und eigenen Truppengattungsführungsinternen Interessen geschuldet wurde. 1. PD nach Oldenburg z. B. , genauso die Glücksburg-Geschichte. Wenn Regimentsstandorte München-Berlin-Hilden sind dann liest sich das wie London-New York- Wanneeikel. Bei einigen Entscheidungen ist die militärische Notwendigkeit, bzw. Wirtschaftlichkeit auch für einen Laien auf den ersten (flüchtigen) Blick schon nicht gegeben.
Ich bin mal gespannt, wie „zu der Sack“ geschnürt war, wenn die Wahlen eine neue „Mannschaft“ und politische Interessen hervorgebracht haben sollte….
@K.B.
Gute Darstellung der Situation!
Wer wissen möchte wie man eine Einigung und “Sharing” von Fähigkeiten in einer multinationalen Armee aufbaut der kann sich ja das Reichsheer zum Vorbild nehmen. Wer hätte vor 1866 gedacht, dass Bayern, Württemberg uvm zusammen mit Preußen, Pommern uvm in einer Armee dienen. Es ist keine Frag ob Europa es schafft sondern wie! Das EATC funktioniert ja schon einemal und nun kann man sich als einigendes Element an die Luftverteidigung machen. Wenn man sich auf die Verteidigung des europäischen Luftraumes als Auftrag einigt benötigt man keinen Parlamentsvorbehalt.
Diese Truppe kann man nach dem Muster der Frontex aufstellen und keine Nation wird gehindert zusätzlich national verfügbare Kräfte für nationale Abenteuer bereitzuhalten.
Diese Europäische Luftverteidigungskräfte könnten komplett losgelöst von den nationalen Streitkräften mit eigenem Dienstrecht, Ausbildung, Uniform uvm gebildet werden man muss es nur wollen. Auch sie werden nicht perfekt sein aber der nächste notwendige Schritt.
@Elhanan + K.B:
Ein MdB der CDU zur Neuausrichtung, europäische Integration, Bündnisverteidigung, Augenhöhe mit anderen europäischen Staaen etc:
http://www.ingo-gädechens.de/content/download/127567/1340367/file/Ingo%20G%C3%A4dechens%20Neuausrichtung%20der%20Bundeswehr.pdf
Der logische Schluß hieraus („Qualität vor Quantität“) wäre eigentlich Tiefe vor Breite.
Aber gemacht wird das Gegenteil. Traumwandler.
@Memoria:
Ich wollte gar nicht den (ziemlich abwegigen) „Großen Vaterländischen 3.0“ gegen die Russen propagieren. ;-)
Vollste Zustimmung und vielen Dank für Ihren Kommentar!
@Elhahan:
EATC funktioniert, besser muss funktionieren, weil D sein nationales Lufttransportkdo aufgelöst hat.
Die Bedingung für ein europäisches Hauptquartier zur Führung internationaler Einsätze müsste also sein, eigene Führungsfähigkeiten zu verlagern und damit die nationale Souveränität aufzugeben (Ulm oder Potsdam – kenne mich da nicht so aus, wie die genaue Aufgabenzuordnung aussieht).
Wenn Deutschland (und am besten natürlich auch GB, F und viele Kleinere) dazu nicht bereit sind, ist ein EU-Hauptquartier rausgeschmissenes Geld.
@K.B.
Schon verstanden, aber bei manch Anderem (einschl. Generalität) habe ich doch den Eindruck, dass für diesen Personenkreis der „richtige Panzerkrieg“ die wirkliche Aufgabe der Bundeswehr ist. Wie vor 100 Jahren unsere Kavallerie.
Daher die ausführliche Antwort.
Ulm hat aus meiner Sicht weiterhin keinen Sinn – außer als Eichenlaub-Friedhof.
@Memoria
Zitat: „Es gibt zwar nichtaktive PzBtl, aber diese verfügen über kein Material.
D.h. das 2 von 6 Brigaden im Ernstfall ohne PzBtl ins Gefecht gehen. Auf Gliederungen jedoch erscheinen diese Btl. Potemkinsche Dörfer.“
Mich hatten ursprünglich auch die entsprechenden Gliederungsbilder gewundert und ich hatte auch hier im Block schon Fragen – gerade in Verbindung mit der Summe 225 KPz gestellt. Aber seit der Stationierungsentscheidung ist das Thema „nichtaktive PzBtl“ meiner Ansicht nach vom Tisch.
Von den bisherigen 6 PzBtl wird PzBtl 33 zum PzGrenBtl und PzBtl 413 zum JgBtl. Damit verbleiben 4 aktive PzBtl für 6 Brigade. Ich wüsste nicht, woher die beiden nichtaktiven PzBtl kommen sollten – sie müssten ja neu aufgestellt werden und waren auch in den Stationierungsunterlagen nicht verzeichnet. Oder habe ich da etwas falsch verstanden?
Das ändert natürlich an Ihrer Folgerung in diesem Zusammenhang nichts, außer das auch noch das verdeckende Feigenblatt gestrichen wurde: Zwei der sechs mechanisierte Brigaden verfügen über keine (eigenen) Kampfpanzer und sind – ohne Verstärkung – bei einer vergleichbaren Intensität wie beispielsweise im Irakkrieg 2003, in einem konventionellen Gefecht kaum verantwortbar einzusetzen.
Allerdings gehe ich davon aus, dass die konzeptionell vorgesehene maximale Einsatzgröße die berühmte eine Division mit der 1 im Namen ist und dann passt die Anzahl der PzBtl mehr oder weniger.
@memoria
vollste Zustimmung und danke für diesen Beitrag.
Der große vaterländische Krieg wird (nach Aussagen unserer Politiker) nie mehr eintreten, weil wir von Freunden umzingelt sind. Aber genauso, wie niemand absehen konnte, dass der „ewige“ Friede in Europa HEUTE Realität ist, kann niemand absehen, wie es in 5 oder 10 Jahren aussieht.
Es ist nicht verboten zu denken. Denkbar ist doch, dass bei Unruhen in Rußland, aufgrund Lebensmittelknappheit (kann man in ziemlich oft im TV sehen…), ca. 200 Mio Menschen auf die Idee kommen,- ab in den Westen. Dort sind die Regale voll.
Die russischen Streitkräfte haben ausser Kohlsuppe usw. auch kaum was zu essen, was nur annähern an das erinnert, was unsere TrKüchen täglich wegschmeißen.
So. Und dann stellen wir uns mit unseren 6 mechBrig und 225 Leos hin und wollen die aufhalten. Gelächter.
Die schmeissen uns und alle „Verbündeten“ schneller in den Atlantik, als wir unsere Schwimmflügel aufblasen können.
Was kommt dann? Der Nuklearschlag a la flexible response? Wieder Gelächter. Und wer soll den durchführen? Oder noch besser – genehmigen?
Gute Idee. Wir.machen.das.mit.den.Fähnchen. Kuuchen.
@Stefan H.:
Nach meinen Informationen von letzter Woche sollen in Munster und in Pfreimd jeweils ein nichtaktives PzBtl aufgestellt werden – das ist mit der Stationierngsentscheidung nicht vom Tisch, es ist dort nur nicht enthalten. Material wird aber keines zugewiesen. Also brauch ich nur ein paar Reservisten und viel Papier. Scheinrealität, wir kommen!
Ist aber für die Praxis nicht entscheidend sein, da sind wir uns ja einig.
Zeigt nur sehr schön die Realitätsferne und Verlogenheit der Führung.
Und zur 1. PzDiv und deren Rolle als große Vaterlandsverteidiger fällt mir nur ein Ausspruch aus Amerika mit Blick auf das moderne Divisonslogo („Die 1ste“) ein: „Die first???“
@Luftwebel:
Bei einer erheblichen Verschlechterung der wirtschaftlichen Lage in Russland, muss nicht die russische Armee zu uns kommen. Da reichen schon die zivilen Folgen (Migration und Organisierte Kriminalität), um uns ein Haufen Probleme zu machen.
@Memoria
Und wieder stimmts, was Sie schreiben. Hut ab.
Wenn Sie eine Partei gründen……. ich würd Sie wählen.
Betreffs der Fragen zu den n.a. Bataillonen: auf Wiki war ein offensichtlich kundiger Mitbürger sehr schnell: http://de.wikipedia.org/wiki/Gliederung_des_Heeres_%28Neuausrichtung_der_Bundeswehr%29
Dort sind die n.a. Einheiten inklusive Standort und Zuordnung aufgeführt
@ memoria
Nein, nach dem Konstrukt selbstständige LLVersKp und selbstständige LLSanKp und dem Versuch LLUstgBtl, versuchen wir jetzt VersKp und SanKp in einem FschJgRgt, wahrscheinlich gebildet aus den LLUstgBtl.
Positiv:
– Die Teile sind organisch und man kann sie einsetzen wie man will.
– Gemeinsame Ausbildung und Übung kann noch besser koordiniert werden.
Negativ:
– Dem RgtSt viel Spaß bei der Koordinierung der ganzen speziellen Infanterievorhaben, -lehrgängen und -verpflichtungen, plus der speziell logistischen und der speziell sanitätsdienstlichen.
– Es bleibt spannend, ob das Rgt dann die LogEbene 1 und 2 abbildet und wer das ohne Einsatzzentrale Logisitik steuert.
– Es bleibt spannend, ob beide Kp stark genug aufgestellt werden, um alle FschJgKp parallel einsetzen zu können. Allein bei den zu transportierenden MunMengen kann man blass werden.
– Vermutlich dauert es zehn Jahre bis jemand die ganzen relevanten Vorschriften und Handbücher umgeschrieben hat und bis dahin – machen sie halt einfach, das passt schon!
Allein mit Blick auf den Energiesektor leben wir doch in einem symbiotischen Verhältnis mit den Russen.
Wir brauchen deren Gas, die brauchen unser Geld.
Warum Krieg führen?
Nicht zuletzt fehlen ja sowohl D wie RUS die militärischen und demografischen Voraussetzungen für solch sinnfreie Aktionen.
Russland schaut sicherheitspolitisch ohnehin eher auf seine Südgrenze. Spätestens wenn die NATO 2014 auf AFG abzieht, wird es genügend „Taliban“ geben, die weiter (bzw. wieder zurück) nach Tschetschenien ziehen und auf dem Weg dahin den gesamten zentralasiatischen Raum destabilisieren können.
Interessante Diskussion zum Thema Zukunft:
Nachdem ich 2.5 Jahre an solchen Themen mitarbeiten durfte, empfehle ich mal das folgende Zitat „Strategic Estimates in the Twentieth Century‘ aus dem Joint Operating Environment 2008: (Fuer Memoria, das JOE ist eine Idee von Gen Mattis, die ich schaetze ;-))
Ich wuerde behaupten, dass die Geschichte im 21. Jahrhundert nicht besser wird, es sei denn, die Globalisierung verlangsamt die Weltgeschichte (ROFL)….
Ergo ist eine robuste Eigenbefaehigung zur Landes- und dann zur Buendnisverteidigung sicher nicht von der Hand zu weisen. Wobei ein strategische Vorwarnzeit von 10 Jahren sicherlich richtig sein mag, die Frage bleibt nur, wann starten diese 10 Jahre eigentlich????
„Strategic Estimates in the Twentieth Century
1900 If you had been a strategic analyst for the world’s leading power, you would have
been British, looking warily at Britain’s age old enemy: France.
1910 You would now be allied with France, and the enemy would now be Germany
1920 Britain and its allies had won World War I, but now the British found themselves
engaged in a naval race with its former allies the United States and Japan.
1930 For the British, naval limitation treaties were in place, the Great Depression had
started and defense planning for the next five years assumed a “ten year” rule — no
war in ten years. British planners posited the main threats to the Empire as the
Soviet Union and Japan, while Germany and Italy were either friendly or no threat.
1936 A British planner would now posit three great threats: Italy, Japan, and the worst, a
resurgent Germany, while little help could be expected from the United States.
1940 The collapse of France in June left Britain alone in a seemingly hopeless war with
Germany and Italy with a Japanese threat looming in the Pacific. America had
only recently begun to scramble to rearm its military forces.
1950 The United States was now the world’s greatest power, the atomic age had
dawned, and a “police action” began in June in Korea that was to kill over 36,500
Americans, 58,000 South Koreans, nearly 3,000 Allied soldiers, 215,000 North
Koreans, 400,000 Chinese, and 2,000,000 Korean civilians before a cease-fire
brought an end to the fighting in 1953. The main opponent in the conflict would be
China, America’s ally in the war against Japan.
1960 Politicians in the United States were focusing on a missile gap that did not exist;
massive retaliation would soon give way to flexible response, while a small
insurgency in South Vietnam hardly drew American attention.
1970 The United States was beginning to withdraw from Vietnam, its military forces in
shambles. The Soviet Union had just crushed incipient rebellion in the Warsaw
Pact. Détente between the Soviets and Americans had begun, while the Chinese
were waiting in the wing to create an informal alliance with the United States.
1980 The Soviets had just invaded Afghanistan, while a theocratic revolution in Iran
had overthrown the Shah’s regime. “Desert One” — an attempt to free American
hostages in Iran — ended in a humiliating failure, another indication of what
pundits were calling “the hollow force.” America was the greatest creditor nation
the world had ever seen.
1990 The Soviet Union collapses. The supposedly hollow force shreds the vaunted Iraqi Army in less than 100 hours. The United States had become the world’s greatest
debtor nation. No one outside of the Department of Defense has heard of the
internet.
2000 Warsaw is the capital of a North Atlantic Treaty Organization (NATO) nation.
Terrorism is emerging as America’s greatest threat. Biotechnology, robotics,
nanotechnology, HD energy, etc. are advancing so fast they are beyond forecasting
2010 Take the above and plan accordingly! What will be the disruptions of the next 25
years?“
@K.B.
„europäisches Hauptquartier zur Führung internationaler Einsätze“
deshalb erst mal eine Koordinierung in der Luftverteidigung über Europa.
Internationale Einsätze die sich nicht auf Verteidigung gründen, ohne Vorbehalt EU geführt und im Ausland, ist die nächsten Jahre eher nicht möglich. Der gemeinsame Nenner ist Verteidigung bei Angriff! Dies hat 60 Jahre bei der NATO funktioniert.
“ Allein mit Blick auf den Energiesektor leben wir doch in einem symbiotischen Verhältnis mit den Russen.
Wir brauchen deren Gas, die brauchen unser Geld.
Warum Krieg führen?“
Auch der II WK war rational betrachtet Irrsinn!
Wenn man sich in der Geschichte die Anlässe und die die dafür gehalten werden betrachtet ist alles was nicht ein Verteidigungskrieg ist Mist.
Dumm ist nur, dass wir nicht wissen wer im Osten die nächsten 30 Jahre austickt.
Wenn man sich die Enklave Königsberg anschaut oder Ukrainer, Polen, Balten und Tschechen befragt bekommt man genügend Gründ vorsichtig zu sein. Für viele sind die Grenzen im Osten noch nicht entgültig (was es in der Geschichte nicht gab) entgültig. Der neu entstehende Nationalismus in Russland/Weißrussland und das Ablenken von innenpolitischen Problemn durch schüren von Haß/Kriegen haben auch in jüngster Vergangenheit unsere Freunde im Westen angewendet. Es geht nicht darum einen Konflikt herbeizureden sondern gerüstet zu sein. Was hindert eine angeschlagene Großmacht über einen Schwachen herzufallen? Sie müssen ja nicht gleich die BRD angreifen aber Minderheiten und kleine Länder gibt es im Osten ja genügend. Man sollte auch nicht vergessen, Russland besteht nicht nur aus Russen und der Mittlere Osten ist näher als man denkt. Wir sollten uns nicht darau konzentrieren wo der Hagel herkommt sonern einfach nur das Dach abdichten. Das Haus Europa benötigt ein sicheres Dach und einen Herr Maier hatten wir schon.
@Soenke Marahrens
Danke für die trefflichen Beispiele
„Wobei ein strategische Vorwarnzeit von 10 Jahren sicherlich richtig sein mag, die Frage bleibt nur, wann starten diese 10 Jahre eigentlich????“
10 Jahre ist keine politische Handlungsgröße. Im Nachhinein betrachtet hatten alle Konflikte ein Vorwarnzeit, wenn man denn die Signale richtig deutet! Siehe Fall Barbarossa! Aus dem Nahen Osten bekommen wir schon seit Jahrzehnte Signale.
@Memoria:
„Ein MdB der CDU zur Neuausrichtung, europäische Integration, Bündnisverteidigung, Augenhöhe mit anderen europäischen Staaen etc:
http://www.ingo-gädechens.de/content/download/127567/1340367/file/Ingo%20G%C3%A4dechens%20Neuausrichtung%20der%20Bundeswehr.pdf “
Das ist doch dieses typische, kryptisch-unverbindliche Politikergeschreibse, weswegen die sicherheitspolitische Diskussion in Deutschland so unterentwickelt ist!
Da reicht ein einziger Absatz:
„4. Auf welche Fähigkeiten könnte die Bundeswehr zukünftig noch verzichten, um weitere Sparvorgaben zu erreichen?
Auch bei der angestrebten Struktur wird die Bundeswehr das gleiche Fähigkeitsspektrum wie bisher abbilden. Es würde aber zu einer weiteren Umfangsreduzierung von noch zu bestimmenden Teilfähigkeiten kommen, wenn die Bundeswehr noch größere Sparziele erreichen müsste. Es gibt jedoch eine rote Linie die erreicht ist, wenn unsere sicherheits- und bündnispolitischen Verpflichtungen betroffen sind. Diese rote Linie darf nicht überschritten werden.“
Damit überschreitet der Typ bei mir eine rote Linie. ;-)
@Elhahan:
Ich bezog mich nur deswegen auf ein EU-HQ (Hauptquartier), da es vor kurzem einen Artikel dazu gab:
http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/europe/eu/8747399/Big-five-tell-Baroness-Ashton-to-bypass-Britain-over-EU-military-HQ.html
K.A. wie zuverlässig der ist.
Ansonsten ein sehr schönes Zitat:
„Wir sollten uns nicht darauf konzentrieren wo der Hagel herkommt sondern einfach nur das Dach abdichten.“
(Das mit der Hagel-Frühwarnung und -Vermeidung wird bestimmt zuverlässig von unseren kompetenten Führern aus dem Kanzleramt und dem Außenministerium übernommen.)
@Soenke Marahrens:
Freut mich zu hören, dass Sie zumindest im Berech der JOE mit Gen Mattis übereinstimmen.
Bei EBO/ EBAO kommen Sie sicher auch noch weg von der dunklen Seite der Macht :o). Apropos kennen Sie das schon:
http://www.usnwc.edu/getattachment/e8262311-4922-4b8c-b14c-8714992130ba/Operations-Assessment-in-Afghanistan-Is-Broken–Wh
„Ergo ist eine robuste Eigenbefaehigung zur Landes- und dann zur Buendnisverteidigung sicher nicht von der Hand zu weisen. “
Richtig. Der Witz ist doch aber, dass wir mit der neuen Bundeswehr auf gar nichts richtig vorbereitet sind. Weder auf nichtkonventionelle oder konventionelle, noch unkonventionelle Probleme (s.o.). Wir haben also keine robuste Eigenbefähigung. Die militärische Führung läßt die Politik jedoch genau das glauben. Das wird früher oder später verheerende Folgen haben.
Die Bundeswehr betreibt – wie viele Organisationen – vorallem eines: Selbsterhalt.
Die TSK/OrgBer achten eifersüchtig darauf, dass jeden seinen Spielplatz behält – egal ob ihn unser Land zukünftig braucht.
Das wird n.m.E. auch nicht entscheident besser, wenn aus dem ZTransfBw das Planungsamt wird…
Luftfeldwebel: „Der große vaterländische Krieg wird (nach Aussagen unserer Politiker) nie mehr eintreten, weil wir von Freunden umzingelt sind. Aber genauso, wie niemand absehen konnte, dass der “ewige” Friede in Europa HEUTE Realität ist, kann niemand absehen, wie es in 5 oder 10 Jahren aussieht.“
Jedesmal wenn ich aehnliches lese, juckt es mich in den Fingern darauf zu Antworten, aber ich halt mich doch lieber zurueck um nicht zu trollen. Aber jetzt muss es einfach mal raus:
Wenn wir es dazu kommen lassen, dass Europa wieder in einen Zustand geraet wo ein grosser konventioneller oder gar nuklearer Krieg moeglich ist, verdienen wir es einfach nicht uns verteidigen zu koennen. Wer die Karre so verfriemelt dem steht einfach keine zweite Chance zu.
Das bezieht sich nicht nur aber auch auf das Verhaeltnis zu Russland.
@ KB
Bzgl. Abstimmung mit EU-/NATO-Partnern: vergangenen Donnerstag war NATO-Generalsekretär Rasmussen in Berlin und besuchte neben Merkel und Westerwelle auf TdM. Interessant aber war seine keynote speech anläßlich der „NATO Review Conference“ der „Stiftung Wissenschaft & Politik“ (WSP).
Da lobte er die Bundeswehrreform ausdrücklich, bezeichnete sie als quasi „best practice“
für das „Smart Defence“-Konzept der NATO, das auf dem Gipfel im Mai in Chicago deutlicher vorgestellt und „diskutiert“ werden soll.
Dazu Auszug aus einem Artikel zum Rasmussen-Besuch im „Demokratie Spiegel“:
( http://tinyurl.com/5rzq8oj )
„Die Finanzkrise und die Beinahe-Staatspleiten mehrerer (nicht namentlich genannter) Länder sprach er indirekt an. Steigende Defizite und tiefe Verschuldungen der Staatshaushalte könnten zu einer Schwächung des Verteidigungpotentials dieser Länder führen. “Aber im Bestreben unsere Bilanzen auszugleichen dürfen wir unsere Sicherheit nicht aufs Spiel setzen. Weil unsere Prinzipien wertvoll sind – und unsere Freiheit unbezahlbar.” Ohne Frage resultiert ein Teil der neuen NATO-Strategie “Smart Defence” aus der notwendigen Einsicht, künftig für die gemeinsame Verteidigung nicht “mehr auszugeben, aber besser auszugeben.” Im Klartext würde das für die NATO-Mitglieder bedeuten, dass “wir den Fähigkeiten den Vorrang geben müssen, die wir am meisten benötigen. Uns darauf spezialisieren, was wir am besten können. Und multinationale Lösungen für gemeinsame Probleme suchen. Das ist Smart Defence. Der Schlüssel unsere Fähigkeiten zu verbessern und zugleich die Verteidigungslasten fair zu verteilen. Das ist der richtige Ansatz für die richtigen Fähigkeiten zum richtigen Preis.”
Rasmussen lobte in diesem Zusammenhang die von Verteidigungsminister de Maizière betriebene Bundeswehrreform und ihr Ziel, mit geringeren Stärken und Kosten eine höhere Spezialisierung und damit Effizienz zu gewinnen. Der Inhaber der Befehls- und Kommandogewalt über die Bundeswehr hatte einen Tag zuvor die Planungsdetails für den Umbau der deutschen Streitkräfte bekannt gegeben. Rasmussen: “Das ist die Art von Reformen, wie wir sie benötigen.” Er sehe Deutschland als einen Motor für “Smart Defence”.
Nachtrag: Rasmussens keynote speech vom vergangenen Donnerstag im Wortlaut (im letzten Drittel seine Würdigung der Bw-Reform im Bezug auf Smart Defence)
http://tinyurl.com/5wfuj9h
@SD…Ganz ehrlich diese: „Europa, einigkeit über alles und bist du nicht willig so brauche ich Gewalt“ Ideologie stößt mir Persönlich auf.
Momentan tun die Regierungen dieses Europas alles um Unfrieden zu stiften, Wut und Haß auf andere Nationen zu schüren. Man raubt den Menschen ihre Selbstbestimmung, ihre Demokratie, das Recht und macht Politik in geheimen Hinterzimmern mit Leuten die keiner kennt und die von niemanden zur Verantwortung gezogen werden. So wie man es 1814/15 (Wiener Kongress) in verschiedenen Kabinetten getan hat. Vor diesem Hintergrund ist eine Aussage wie:“ Wir haben es gar nicht verdient uns zu verteidigen“ mehr als zynisch. Deutschland braucht sich in dieser Krise wahrlich nicht vorwerfen zu lassen „wenig solidarisch“ gehandelt zu haben. Nur tritt jetzt zu Tage was schon immer unter der Decke der Eurouniformität gebrodelt hat. Jede europäische Nation ist sich selbst am nächsten und auch die alten Feindschaften sind alles andere als Schnee von gestern. Frankreich schielt nach wie vor voller Neid und Haß nach Deutschland. Wir waren den Franzosen schon immer ein Dorn im Auge. Nur hat man auf der deutschen Seite seit dem 2WK die „wir haben uns lieb“ Trommel gespielt.
Welche Folgen eine solche Politik haben kann, sah man dann an der Revolution 1848.
Vor diesem Hintergrund passt dann auch aus der letzten Rede von Helmuth Karl Bernhard von Moltke:„Meine Herren, es kann ein siebenjähriger, es kann ein dreißigjähriger Krieg werden – und wehe dem, der zuerst die Lunte in das Pulverfaß schleudert!“
Hoffen wir also das es dazu nicht kommt. Die Zeichen stehen jedoch bei einer Politik die nicht auf das Recht, die Freiheit und Akzeptanz der Völker setzt, auf Sturm.
Welch enormes Konfliktpotential ein Volk in Armut und Arbeitslosigkeit hat, sollten gerade wir Deutsche wissen. Hatte doch die Sparpolitik unter den französischen Knebbeln, Adolf Hitler den Weg geebnet.
Doch selbst wenn dieser Sturm vorrüber ziehen sollte, so zieht schon ein weiterer herauf:
An den europäischen Grenzen macht sich der nächste vom Größenwahn beseelte Staatsman daran sein neues „Osmanisches Großreich“ zu gründen. Die „Demokratiewunder“ des „arabischen Frühlings“ werden schon bald in dieses Konzert mit einstimmen und dem blanken islamischen Haß auf den Westen fröhnen.
Unsere Zukunft wird also mit Gewissheit eines, nämlich vorallem instabiler und gewalttätiger. Vor diesem Hintergrund kann ich die jetzige BW Reform nur belächeln. Den diese „Reform“ wird von den aktuellen Ereignissen schneller eingeholt werden als uns allen lieb sein kann.
@Memoria
a. Nein, ich kannte das Papier noch nicht,
ich wuerde aber nach Durchsicht behaupten, dass das, was der Herr hier als logischen Top Down Approach vorschlaegt, auch nicht besser funktioniert als das was gerade passiert: denn das was er vorschlaegt, klappt nur, wenn die Cdr Guidance vollstaendig und allumfassend waere…solche Guidance waeren per definitionem nur aus dem Vatikan (Und das obwohl ich Protestant bin) zu erwarten….
b. Das Papier zeigt aber auch etwas anderes,………
Koennen wir ueberhaupt mit den hier geforderten Kenngroessen umgehen?
Gibt es sowas auf der zivilen Seite (die „gefundenen“ 55 Mrd v. Wochenende lassen mich da schon etwas zweifeln)
Aber wenn wir mit sowas umgehen wollen, brauchen wir entsprechende Staebe, die mit solchen Probleme in ihrer Planungsarbeit konfrontiert werden (Was ein eindeutiges Votum fuer Ulm ist!)…. dies ist mit CoE fuer CIMIC und dem Brigadegefechtsstand oder einem verlegefaehigen CRC nicht zu leisten…..
Und dann muessen Ausbildungskonzepte fuer die hoehere und die hoechsten Fuehrung dringend angepasst werden…, nur mit Offizierschule und FueAk ist das alles nicht mehr zu bewaeltigen (Warum studieren Offiziere in der Regel doch gleich noch mal? Mit Blick auf die Herausforderungen bei COIN garantiert nicht nur fuer die zivilberufliche Folgekarriere)
Oder, man faehrt den US Ansatz und stellt fuer jeden neuen Wert einen neuen Analysten (der in der Regel vorher beim Militaer war und das Befoerderungsboard nicht geschafft hat) ein, bzw macht die Befoerderung vom Major zum OTL von der Schaffung neuer Werte abhaengig (und stellt danach den Analysten ein…..),
Ich empfehle dazu die Lektuere „Doctrine Man“ auf Facebook, einem US Army Konzeptionaer, der quasi tagtaeglich zu solchen Problemen postet…
Und dann wird die Frage nach dem/einem Comprehensive Approach zur Gretchen Frage, konjugieren Sie doch mal den Auftrag des COM ISAF nach der hier beschriebenen „neuen“ Methode durch:
Selbst die einfachste Modellierung nach DIME (Diplomatie, Information, Militaer und Economy), die Aktionen aus dem DIME mit Mitteln aus dem DIME kombiniert, ergibt eine 4*4 Matrix, bei der militaerische Aktionen mit militaerischen Mitteln nur 1 von 16 Moeglichkeiten ist, bei 7 muss COM ISAF entweder unterstuetzen oder andere stellen ihm Mittel zur Verfuegung, bei den uebrigen 8 Moeglichkeiten kommt das Militaer ueberhaupt nicht vor (wie misst man das eigentlich?)…
@Soenke M.
Aus der oben verlinkten Rede des SecGen: „……………..And I hope that by next May, a new and democratic Libya will be among our partners………….“
Das ist also die Smart Defence Vision??? Wir bomben uns unsere neuen Partner zusammen ???
@ Soenke Marahrens:
Vielen Dank für die Antwort. Aus meiner Sicht solte man egal ob top-down oder bottom-up davon wegkommen den Kriegsverlauf anhand von Zahlen zu messen. Ihr Hinweis auf große Stäbe (Ulm) würde Gen Mattis bestätigen: Viel Aufwand für wenig Ergebnis.
In den USA wird nach meinem Eindruck diesese „anti-metrics“-Sicht immer strärker.
Z.B.: http://smallwarsjournal.com/blog/lies-damn-lies-and-metrics-in-small-wars
Die NATO hechelt – mal wieder – hinterher und setzt derzeit sehr stark auf metrische Erfolgsmessung (COPD).
Gleiches gilt im größeren Kontext bei COIN:
COIN ist politisch, militärisch, zivil (GO/NGO), finanziell zu anstrengend für westliche Staaten (die Schuldenkrise tut ein Zusätzliches). Der hinter dem Comprehensive Approach stehende bürokratische Weltbeglückungsansatz hat sich wohl somit realpolitisch übelebt: Wir können es (uns) nicht leisten.
Der Comprehensive Approach erscheint auf der strategischen Ebene zu komplex zu werden. Trotzdem geht die NATO mit voller Fahrt in diese Richtung – Gegenbewegungen hierzu (counter-terrorism, foreign internal defence, unconventional warfare) sind ebenfalls in den USA zu erkennen. Wir fahren wohl erst noch komplett in die Sackgasse.
Wenn man die tatsächlichen und wahrscheinlichen Einsatzanforderungen an die Bundeswehr betrachtet, so gibt es zumindest an der neuen Struktur des Heeres eigentlich wenig auszusetzen. Weder besteht ein Bedarf an panzerstarken Brigaden, noch an der Fähigkeit zum (Massen)Sprungeinsatz von Fallschirmjägerverbänden. Beides ist ohnehin eine veraltete und technologisch überholte Form der Kriegführung. Die nach wie vor aktuelle Fähigkeit zur Luftbeweglichkeit ist zudem an der Verfügbarkeit von Hubschraubern auszurichten.
Entscheidend ist die durchhaltefähige Abbildung der im 21. Jahrhundert (aus militärisch und politischer Sicht) relevanten Fähigkeiten. Dieses lässt sich jedoch nur an den Binnenstrukturen (Teileinheiten) erkennen und nicht an den „Kästchen“ der Verbände.
http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-09/eu-militaer-kooperation
Die EU will mit gemeinsamen Militärprojekten die Rüstungskosten senken. Frankreich fürchtet, Europa könne sich zu einem chinesisch-amerikanischen „Protektorat“ entwickeln……
…Bis Dezember solle die Europäische Verteidigungsagentur (EDA) konkrete Projekte vorschlagen, sagte der Tagungsvorsitzende, Belgiens Verteidigungsminister Pieter de Crem. Unter anderem sei an eine gemeinsame europäische Hubschrauberflotte gedacht……
…..Der Druck der Kosteneinsparung führe zu der „heilsamen Erkenntnis, dass wir sowieso in Europa sehr viele gemeinsame Interessen haben und umsetzen müssen“, sagte der parlamentarische Staatssekretär im Bundesverteidigungsministerium, Christian Schmid (CDU). Europa könne es sich nicht mehr leisten, „20 mal die gleiche Fähigkeit leidlich und nirgendwo so richtig effizient zur Verfügung zu haben.“ …..
Und das Ergebnis ist dann Tiefe vor Breite!
Redet der Staatssekretär nicht mit TdM oder ist der Sack nur bis Dezember zu?
Wie struktursicher die Bundeswehrreform ist, entscheidet nicht TdM, auch nicht die Regierung oder der Bundestag. Wiedervereinigung, Kosovo, Afghanistankrieg, Kampf gegen Piraten, alles Ereignisse innerhalb von ca. 20 Jahren. Wenn ich denn auf alles vorbereitet sein will, kostet das richtig viel Geld. Sind die Kassen leer, kann ich nur priorisieren und hoffen. Pooling und Sharing sind weiterere Begriffe der Mangelverwaltung. Die einzige Chance sehe ich dennoch genau da. Aber nur wenn sich Europa konsequent auf eine gemeinsame Verteidigungspolitik und einem gemeinsamen Oberbefehl einigt. Das klingt mir aber genau so wie der berühmte Zitronenfalter der Zitronen faltet.