RC N Watch: Erstmals seit fast einem Jahr wieder Raketenangriff auf PRT Kundus
Am (gestrigen) Freitagabend ist erstmals seit Oktober 2010 wieder ein Raketenangriff auf das deutsche Feldlager in Kundus verübt worden. Nach den Angaben auf bundeswehr.de registrierte das Überwachungssystem in einem Fesselballon zwei Abschüsse; allerdings gab es nur einen – folgenlosen – Einschlag in der Nähe des Lagers.
(Auch wenn am Ende nichts passiert ist – stellt sich damit die Frage, ob Mantis nicht doch gebraucht würde?)
Und als Nachtrag noch ein Ereignis in der Region: Ein Milizkommandeur, der in der Vergangenheit massiv gegen Taliban vorgegangen war, wurde im Distrikt Khanabad bei Kundus durch einen IED-Anschlag getötet.
„….stellt sich damit die Frage, ob Mantis nicht doch gebraucht würde?“
Wird es.
Einmal schon wegen der moralischen Wirkung bei den Lagerinsassen (kann man die so nennen?).
Und ausserdem kann man nicht damit rechnen, dass die Raketenschützen immer so blöd sind, das Lager zu verfehlen.
@ Oxtorne
Das Sysem vielleicht, nicht nur aufgrund der moralischen Wirkung, sondern auch um zu beweisen, das es sinnlos ist, unsere Lager anzugreifen. Allerdings können wir uns das Geld für die Baukosten sparen, denn nächstes Jahr wollen wir ja alle aus einem blühenden AFG abziehen. Und solange unsere Personalstärke in AFG gedeckelt erübrigt sich Mantis eigentlich, denn die Stellen für die Bediener und Wartungseinheiten sind einfach nicht da.
@Oxtorne
Man kann mit den Dingern nicht wirklich zielen.
Das ist reiner Zufall wo die einschlagen.
Mantis ist gut aber,
ist nun bei der Luftwaffe (die schießen nicht gerne in den Himmel)
min. Kampfentfernung ist zu groß (ziel erfassen, identifizieren dauert zu lange)
Einschränkungen im Feuerbereich durch Zerlegermunition ( keine Schussabgabe in Richtung / über besiedeltes Gebiet oder eigene Truppen)
Bei der Entwicklung von Mantis in der Heeresflugabwehrtruppe war die Luftwaffe beteiligt und hat durch immer neue Sicherheitsanforderungen an das System dies für den Einsatz unbrauchbar gemacht.
@all: da reden mal wieder die Blinden (Pseudoexperten) von der Farbe. Allerdings scheint mir die Aussage hinsichtlich der Personaldeckelung einen wahren Kern zu haben, wenngleich dieses Argument eigentlich nicht hinnehmbar ist – man denke nur an die möglichen Konsequenzen!
Man könnte fast auf die Idee kommen, dass dieser Raketenstart – der wie wohl alle in den zurückliegenden Jahren von den Feldlagerschutzsensoren aufgeklärt wurde – einen Zusammenhang mit dem erklärten Nichtbedarf für MANTIS hat. Totale Verschwörungstheorie: einen „kommen lassen“, damit die Bedarfsprognose sich wieder wendet. Denn eines ist klar: Afghanen sind nicht käuflich, aber zu mieten!
Aber so wilde Spekulationen gehören sich nicht. Die Planer dieses ultimativen Schutzkanonensystems haben an alles gedacht und können daher getrost auf den Einsatz in Afghanistan verzichten, Denn beim nächsten Einsatz wird bestimmt alles wieder sein wie in Afghanistan zu Anfang, wo uns diese Raketenangriffe noch echte Sorgen bereiteten…
Wie heißt es so schön: die Generale (und Admirale) planen und beschaffen, um in Zukunft den vorherigen Krieg zu gewinnen. Gilt offensichtlich auch für Rüstungsplaner. Leider.
MANTIS funktioniert nun mal nicht so blendend, wie man das nach den Rh Werbevideo´s denken könnte. Jeder der sich mit der Thematik näher befasst weiß das. Und da wurde im Rahmen der Entwicklung auch viel gemauschelt. Das hat inzwischen auch der Bedarfsträger mitbekommen. Und darin dürfte auch wesentlich der Grund für die Entstellung des Programms sein, bzw. der Beschaffung sein.
MANTIS wird definitiv nicht gebraucht!
Das liegt zunächst an der Bedrohung. Der Gegner hat über Jahre auf das Feldlager geschossen ohne wiederholbar zu treffen oder Schäden anzurichten. Dagegen erhielt in 2010 ein 500x500m COP in BAGHLAN zwei Volltreffer. Bewertung: Wenn er wollte, träfe der Gegner. Er verschießt nur Raketen, um an seine Geldgeber melden zu können, er habe es ja versucht.
Das liegt an der Wahrnehmung der Truppe. Da allgemein bekannt ist, wie wenig effektiv die Raketenangriffe sind, ist die Truppe lediglich genervt, wenn die Schutzräume aufgesucht werden müssen – die in den festen Unterkünften interessiert es gar nicht. Eine Gefährdung sieht da höchstens die Einsatzwehrverwaltung.
Das liegt an der Kontingentobergrenze. Während die TF KUNDUZ über zu wenige Infanteristen klagt, ein System einzuführen, das nicht gebraucht wird aber Dienstposten blockiert, behindert letztlich nur die Truppe.
Das liegt an den Einschränkungen des Systems. Wie ein fact-finding team feststellte, ist das Lager KUNDUZ für das System kaum geeignet, da im Norden KUNDUZ City bis an das Lager heranwächst und neben dem Flugplatz noch diverse andere Lager auf dem Plateau sind. Die herabfallende selbstzerlegende Munition richtete mehr Schaden an, als die Raketen. Hinzu kommt die Gefahr durch friendly fire auf das zivile Flugfeld, Drohnen, Helikopter und den genannten Fesselballon – der übrigens deutlich mehr zum Schutz der Truppe tut als MANTIS je könnte und von den USA bezahlt wird.
Zusammenfassend wird das System nicht gebraucht, von der Truppe nicht gewollt, blockierte nur Stellen und hätte kaum Funktionalitäten. In einem isolierten Lager ohne Einrichtungen drum herum, das tatsächlich ernsthaft beschossen würde, mag die Beurteilung anders ausfallen. Derzeit drängt sich der Verdacht auf, die Lw nutze das von der Heeresfliegertruppe aufgebaute Moment, um sich wieder in den Einsatz zu bringen und damit daheim Stellen und Strukturen zu rechtfertigen – von der Einsatzerprobung für die Industrie mal abgesehen.
Es ist eh ein Hohn, das die Luftwaffe dieses System zugeschlagen bekommen hat, ist das Personal doch aller Wahrscheinlichkeit nach eh das alte aus dem Heer, was dann umpaspeliert wird… Aber is´ scho Recht, das hat bestimmt alles einen tootaaaal wichtigen Hintergrund…
Ich verstehe die mögliche Anschaffung für das Lager Kunduz sowieso nicht.
Wenn wir uns wieder im Lager einigeln wollen, dann brauchen wir das System.
Da wir aber nun ENDLICH aus einigen Fehlern gelernt haben, verlassen wir das Lager und gehen in die Offensive.
Ergebnis ist der beste Schutz überhaupt, da der mögliche Raum für Aufständische immer kleiner wird und somit auch die Gefahr von Raketenbeschüssen abnimmt.
Und wenn dann doch wie jetzt gemeldet eine Rakete geflogen kommt, so muss man letzten Endes auch dies akzeptieren. Es ist nunmal ein Kampf, der dort unten statt findet. Und wo gekämpft wird, da sterben auch Menschen.
Auch wenn wir das nicht wollen, es ist die bittere Realität unseres Dienstes.