Waffen an Bord, Schüsse auf Mutterschiffe? Alles nicht so einfach.
In diesen Tagen findet in Hamburg die Maritime Security &Defense -Messe und -Konferenz statt, und eines der Top-Themen dort ist natürlich die Piraterie – vor allem am Horn von Afrika.
Dabei kam auch das Thema Bewaffnete Sicherheitsteams an Bord von Handelsschiffen zur Sprache, und zu meiner Verblüffung habe ich gelernt: Der Verband Deutscher Reeder, bislang recht strikt gegen solche bewaffneten privaten Dienste auf (deutsch beflaggten) Schiffen, ändert da gerade seine Haltung. Das wird man im Detail noch abwarten müssen.
Capt. Pottengal Mukundan, der Chef des Piracy Reporting Centre in Kuala Lumpur, bleibt – inzwischen muss man wohl sagen: als einer der Letzten – bei seiner Ablehnung solcher private armed guards auf Handelsschiffen. Warum er das so sieht und wieso er zugleich für ein recht robustes Vorgehen der Seestreitkräfte gegen erkannte Piraten-Mutterschiffe plädiert, schildert er hier:
(Direktlink: http://audioboo.fm/boos/388122-mukundan-on-anti-piracy-15jun2011)
Ich bin hier seit Dienstag auf der MS&D als Konferenzteilnehmer und kann bestätigen, das der Trend von der strikten Ablehnung weggeht. Leider wird das Thema Piracy, wie ich finde, zu oberflächlich gehandhabt.
Nachtrag:
Ich bin hier seit Dienstag auf der MS&D als Konferenzteilnehmer und kann bestätigen, das der Trend von der strikten Ablehnung weggeht. Leider wird das Thema Piracy, wie ich finde, zu oberflächlich gehandhabt.
Zum Thema Härteres Vorgehen:
Rear Admiral James G. Foggo sprach in seinem Vortrag zum Thema „The Contribution of the US Navy to Secure in the Mediterrean, the Black Sea an Africa.“ kurz an, das es für die Navy nur die Optionen geben würde, ein gekapertes Schiff freizuschießen bzw Ws gar nicht erst so weit kommen zu lasse. Weiterhin erwartet er soetwas auch von seinen verbündetet Freunden und sprach damit indirekt die deutsche Marine an…. Admiral Feldt, seines Zeichens Chairmen der Messe versuchte sofort die Erwartungen zu dämpfen und das Thema “ die deutsche Marine müsste härter Vorgehen“ gar nicht erst zur Sprache kommen lasse. Dem anwesenden Captain (N) Hans Lodder ( Kommandeur der HMNS Tromp ) ring das Verhalten von Herr’n Feldt nur ein ungläubiges Kopfschütteln ab…. die Reaktion der Anwesenden deutschen Marine Offiziere spare ich mir hier, sie ähnelte sehr der des niederländischen Kommandeurs.
Admiral Feldt ist ja prinzipiell auch nicht zu beneiden. Es ist ja wahrscheinlich nicht seine Idee gewesen, das die Deutsche Marine so einen Eiertanz aufführt (-führen muss). Das sind ja politische Vorgaben, die er nun mal umzusetzen hat.
Auf der anderen Seite würde es deutschen Flaggoffizieren und der Generalität allgemein gut zu Gesicht stehen auf zu einem Zeitpunkt vor der eigenen Pensionierung auch mal öffentlich deutliche Worte zu finden und Positionen zu beziehen.
Entschuldigung erstmal für das durcheinander bei meinen ersten beiden Posts, per Handy funktioniert das irgendwie gerade nicht so ganz. Weiterhin bin ich seit Mittwoch hier, nicht seit Dienstag, nur um Unstimmigkeiten zu vermeiden.
@Jester
Vizeadmiral a.D. Feldt ist der vorletzte Marineinspekteur, daher schon seit Jahren im (Un-) Ruhestand…
@Buzz: Haben Sie die Möglichkeit, die Rede des US-Admirals an Herrn Wiegold zu schicken oder sie sonstwie verfügbar zu machen? Ist sicher was für Spezialisten, aber dennoch… Danke!
Die deutschen Reeder lassen auf ihren Schiffen doch bereits bewaffnete Teams mitfahren. Bisher aber nur unter liberianischer Flagge. Soweit ich weiß.
@C.K.
Natürlich machen einzelne Reeder das. Aber die Position des Verbandes war bislang eine andere…
@LTC007
Leider lagen die Reden nicht vor. Vllt ist es aber Herr´n Wiegold möglich über die Presseschiene daran zu kommen.
@buzz
Alle Reden und Vorträge werden auf der Homepage MS&D verfügbar gemacht
@C.K.
Es sind durchaus auch auf Schiffen unter deutscher Flagge bewaffnete Sicherheitsteams anzutreffen.
Dass der VDR jetzt dazu seine Meinung ändert, ist meiner Meinung nach also nur eine Anerkennung längst geschaffener Tatsachen – und es wäre doch auch etwas merkwürdig, wenn ein Herr Behrendt als VDR-Vorsitzender gegen bewaffnete Sicherheitsleute an Bord eintritt, während dies in seiner eigenen Firma bei Passagen durch den Golf von Aden gängige Praxis ist.