Deutscher Soldat bei Sprengstoffanschlag in Baghlan gefallen
Bei einem einem Sprengstoffanschlag in der nordafghanischen Provinz Baghlan ist am Donnerstag erneut ein deutscher Soldat gefallen. Bei der Explosion einer Sprengfalle (Improvised Explosive Device, IED) 36 Kilometer südlich von Kundus wurde ein Schützenpanzer Marder angesprengt. Dabei wurde ein Soldat getötet, zwei wurden schwer, drei weitere leicht verwundet. Der Anschlag ereignete sich um 07.24 MESZ, 09.54 Uhr Ortszeit in Afghanistan.
Die Verwundeten wurden per Hubschrauber in das Rettungszentrum im deutschen PRT Kundus geflogen.
(Redaktioneller Hinweis: Ich hatte diese Informationen zunächst zurückgehalten, weil offensichtlich die Angehörigen noch nicht informiert sind. Nachdem allerdings bild.de und dann auch Spiegel Online damit rausgegangen sind, macht das erkennbar wenig Sinn.)
Update: Die Bestätigung der Bundeswehr – die Angehörigen sind informiert.
En wirklich schmerzhaftes Thema. Aber die Diskussion geht meiner Ansicht nach am Kern des Problems vorbei: das Militär will die Informationsflüsse kontrollieren (warum auch immer – ob um die Angehörigen zu informieren oder eben um ein Gefühl der Kontrolle zu behalten). Das sieht für den Betrachter aber aus, als wolle man mit einem Buddeleimer die Flut am Meeresstrand aufhalten. Es gibt nicht „die Medien“ oder „die Politik“. Es gibt nur Menschen. Und einen riesigen, sich selbst beschleunigenden Informationsraum. Mit diesen Verfahrens- und Denkweisen kann das nicht gut gehen, verletzt Menschen und Gefühle und führt zu solchen wie diesen Diskussionen!
Die Unterrichtung von Abgeordneten durch das Ministerium (richtiger: direkt durch den Befehlshaber des Einsatzführungskommandos) erfolgt nach meiner Kenntnis über sehr wunderliche Kanäle: googlemail, gmx, t-online und andere lustige externe Mailadressen. Damit die Damen und Herren Primaten (der Politik, versteht sich), immer schön im Bilde sind. Ich kann nur vermuten, dass dies den militärischen Sterneträgern extrem wichtig ist, dass diese informiert sind. Vielleicht sogar wichtiger, als sich wirklich Mühe zu geben und die entsprechenden Strukturen und Ressourcen zu schaffen, um eine schnellstmögliche Unterrichtung der Angehörigen zu schaffen. Hier sollte mal ein kritischer Blick hinein gehen. Wenn ich es den Abgeordneten maile, dann kann ich es auch veröffentlichen. Die Wirkung ist gleich – außer, dass durch das Durchstechen einer solchen Information ein Abgeordneter wieder was „gut“ bei einem einzelnen Journalisten hat. Wenn man schnell und offen informiert (und auch klar anspricht, was man noch nicht weiß), kann man dieses Dilemma lösen. Jede Form von Schweigen und Verschweigen kann nicht funktionieren. Ist so.
@Harm
Ihren Kommentaren möchte ich mich einfach nur anschliessen!! Die geben meine Meinung 1:1 wider!
@T.Wiegold
Danke, dass wenigstens Sie das nötige Gespür für die Angehörigen besitzen. Schön, dass es noch Journalisten gibt, die sich ihrer Verantwortung bewusst sind und was Meldungen auslösen können. Ich denken auch dies gehört zu den Fähigkeiten ihres Berufes.Schade, dass es nicht mehr davon gibt.
Es gibt kaum etwas Schlimmeres als zu Hause zu sitzen und nicht zu wissen, ob es dem eigenen Mann, Sohn…. gut geht. Dazu kommt, dass die Kommunikdationsmöglichkeiten in die Einsatzländer nach Anschlägen so gut wie völlig zum erliegen kommen und wir somit nicht eben mal fragen können, ob es ihnen gut geht.
Es wäre für uns Angehörige wünschenswert, wenn die Medien darauf Rücksicht nehmen würden.
Dass man uns zumindest diese Sicherheit lässt und den Soldaten ihr Versprechen, dass sie uns mit dem oben genannten Satz geben „Wenn Du etwas in den Nachrichten hörst und die BW war nicht bei Dir dann geht es mir gut!“
Nur zur Information für jene, die sich über den journalistisch-ethischen Sittenverfall deutscher „Leitmedien“ beklagen: http://bit.ly/lciN2V …hoffentlich nicht zu OT…
Erstaunlich für ein (Gründungs-) Mitglied des an sich renommierten und die Einhaltung journalistischer Ethik reklamierenden „Netzwerk Recherche“…
Passend auch dieses Zitat ( http://bit.ly/ijk6Xr ) von besagtem Journalisten:
„Ja, ich will…
…Online-Journalist werden, weil die Vorurteile gegenüber der Schnelligkeit der Information im Netz und der daraus scheinbar folgenden Oberflächlichkeit früher auch gegen die Zeitungen vorgebracht wurden. Solchen Feinden des Neuen gilt es die Zähne zu zeigen, indem man das Gegenteil beweist. Die Qualität des Online-Journalismus hängt von seinen Machern ab, nicht vom Medium.“
Ich finde immer wieder erstaunlich, wie viel Unmut „die Medien“ auf sich ziehen. Nun ist über BILD seit Böll schon alles gesagt. Die Prügel ist verdient. Mindestens ebenso kritikwürdig ist aber die Einsatzbetreuung und Kommunikationspolitik des Dienstherren, denn a) hat dieser es im 10. Jahr des Einsatzes immer noch nicht geschafft, die Soldaten ordentlich, also kostenfrei und 24/7 anzubinden und b) keine Policy etabliert, zuerst die Angehörigen und dann das Parlament zu informieren.
@Sascha Stoltenow
Ich gebe Ihnen zu Punkt a) und b) vollkommen recht, aber bedarf es immer Worte? Darf man nicht auch mal auf gesunden Menschenverstand, Mitgefühl, Respekt und Verantwortungsbewusstsein hoffen??
@Lara: Common sense is not so common, und eben deshalb reichen hoffen und wünschen nicht aus. Gefordert sind professionelle Strukturen, Prozesse und Führung.
Was ist eigentlich mit der Anfang des Jahres vermeldeten Trendwende. Alle sind darauf eingegangen, obwohl die Aktivitäten der Aufständischen im Winterhalbjahr immer rückläufig waren. Ich glaube, dass ausser dem Bundeswehr-Verband das keiner in Frage gestellt hat. Aber die Politiker werden wieder eine windelweiche Begründung auf Lager haben.
Wann fängt man an die Zielsetzungen zu überprüfen? Wann erkennt die Regierung handlungsbedarf? Alles schläft! Es ist zum …!
Die Soldatinnen und Soldaten erfüllen vor Ort ihren Auftrag. Das werden sie auch weiter tun. Doch wann erfüllen unsere Abgeordneten im Zusammenhang mit AFG endlich ihren Auftrag?
Die AFG Regierung will das Militär nicht mehr im Land haben. Das sollten wir endlich wahrnehmen!
Lasst uns darüber diskutieren!!!
Wann fängt man an IED-Leger mit Artilleriefeuer einzudecken?
Wann fängt man an IED-Leger mit Artilleriefeuer einzudecken?
Wenn das sinnvoll ist. Ist es derzeit aber wohl nicht.,