Nachwuchswerbung mit dem „Staatsbürger mit Uniform“
Es war kaum zu erwarten, dass Verteidigungsminister Thomas de Maizière bei seinem ersten öffentlichen Auftritt beim Verband der Reservisten der Bundeswehr (und wenn ich es richtig sehe, bei seiner ersten öffentlichen nicht-parlamentarischen Rede als Chef des Wehrressorts) am Mittwochabend Details der Bundeswehrreform preisgibt. Hat doch sein Ministerium schon Ort und Zeit der Bekanntgabe grundlegender Entscheidungen für die kommende Woche verkündet.
Aber de Maizière hatte ein paar interessante Dinge zu sagen zu Reservisten und Nachwuchswerbung – und wie das künftig, nach Wegfall der Wehrpflicht und der in Teilen schwierigen Bewerberlage der Bundeswehr zusammenhängen muss. Zum Beispiel, dass Reservisten als Staatsbürger mit Uniform künftig ganz neue Aufgaben haben, Menschen – übrigens Männer wie Frauen – für den Dienst in den Streitkräften zu gewinnen. Und dass die Mitarbeiter der bisherigen Kreiswehrersatzämter künftig nur noch zehn Prozent ihrer Zeit am Schreibtisch verbringen sollen – aber die meiste Zeit, unterwegs mit Auto und Laptop, mit der Ansprache potenzieller Bewerber verbringen sollen.
Zur Dokumentation: die Rede des Ministers beim Parlamentarischen Abend des Reservistenverbandes.
(Direktlink: http://audioboo.fm/boos/354570-de-maiziere-reservistenverband-11mai2011)
Diese Rede ist aus meiner Sicht ein schlechtes Omen für die neue Reform. TdM ist dann wohl doch mehr Verwalter als Gestalter. Die Idee mit dem Laptop-KWEA-Mann zeigt es ja: Warum und wie soll ein Zivilist erfolgreich Soldaten werben? Er muß wohl vorallem beschäftigt werden.
Und die Betonung des Katastrophenschutzes ist – bei aller „Gastfreundlichkeit“ von TdM für den VdRBw – schlichtweg abstrus (Wehrpflicht im Katastrophenfall?) und zeigt, daß TdM das Thema „Bw der Zukunft“nicht eigenständig durchdrungen hat, sondern von den Bürokraten in Uniform „beatmet“ wurde: Kernaufgaben einer Armee??? Ableitung von Fähigkeiten? Abbildung in Struktur, Ausbildung, Ausrüstung? Bin SEHR gespannt auf nächsten Mi..
Danke für das schnelle Einstellen der Rede. So kann man nochmal schön in Ruhe rein hören.
Aufgehorcht hatte ich bei der recht beiläufig erwähnten Möglichkeit die Aussetzung der Wehrpflicht zeitweise wieder zurück zu nehmen. Ob das im Katastrophenfall auf die Schnelle durchzusetzen und vor allem auch umzusetzen wäre?
Da bin ich gespannt! Ich bin jetzt selbst aktiver Reservist, aber vor meinem Dienst als Zeitsoldat fühlte ich mich durch das Auftreten von Reservisten eher von der Bundeswehr abgeschreckt. Diese „Staatsbürger in Uniform“ nahm ich damals als freizeitorientierte Hobbysoldaten wahr (die sie leider ja auch oft sind). Als angehender Profi-Soldat sah ich hierin nichts motivierendes oder anziehendes. Für die Bundeswehr gewonnen hat mich ein Besuch bei einem Infanteriebataillon.
Landes- und Bündnisverteidigung sollen – angeblich -wieder erste Priorität sein. Zudem wachsende Bedeutung des Heimatschutzes (Katastrophenhilfe):
http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/Neue-Ziele-fuer-die-Truppe;art4306,959183
Super, da kann man sich endlich wieder ungestört gegenseitig verwalten und muss sich auch formal nicht (mehr) mit richtigem Krieg beschäftigen.
Der Kämpfer wird dann noch mehr zum Störfaktor. Volle Kraft voraus in die ultimative Sinnlosigkeit einer Armee.
Zukunftsthemen wie die professionelle Ausbildungsunterstützung fremder Streitkräfte fallen wieder unter den Tisch.
zu TdM habe ich meine Meinung ja bereits gesagt – und hoffe immer noch auf Überraschungen :)
Dass dem Katastrophenschutz in einer kleineren Bundeswehr eine höhere Bedeutung zukommen wird, ist der ersten Schritt in Richtung eines pazifistisch ausgerichteten Neuen Deutschlands. /satire off
@Delta0219
Woher kommt eigentlich dieses „abschreckende“ Bild der Reservisten?
Ich bin ebenfalls Reservist und nehme, wenn es zeitlich passt, an Veranstaltungen/Übungen/Fortbildungen teil. Wobei das Angebot an militärischen Fortbildungen viel zu spärlich ist.
Was Ihre „Hobbysoldat“-Bezeichnung soll, verstehe ich nicht ganz. Wenn sich ehemalige Soldaten, neben ihren privaten und beruflichen Verpflichtungen, die Zeit nehmen, sich militärisch auf dem laufenden zu halten und sich obendrein für dieses Land einbringen, ist das natürlich „freizeitorientiert“ – was sollte es denn sonst sein? Sobald die Uniform angezogen ist, sind wir Soldaten und schwarze, dicke Schafe gibt es auch bei den „Profis“, also in der aktiven Truppe. Die in den Blogs verbreitet anzutreffende, schlechte Meinung über die Reservisten empfinde als übertrieben. Aber als Werbebeauftragte der BW taugen sie zugegebener Weise, nicht – hierzu ist vielmehr eine Änderung der Politik von nöten. Die BW muß aus ihrem Nischendasein – der Ex-Doktor war diesbezgl. auf dem richtigen Weg
@ mwk
Naja, wenn sich völlig fette, alte und oftmals ungepflegte Reservisten im Feldanzug und sonstigen Phantasieuniformen durch die Brüsseler Innenstadt bewegen und dabei Heldengeschichten deutscher Faldschirmjäger, SS-Grenadieren etc. erzählen, dann gewinnt man so einen Eindruck sehr schnell.
Und um Bereich Katastrophenschutz sind die Herren ja auch schnell überfordert. Und oftmals sehr inkompetent. Mag aber auch sein, das es dann am Wesen eines „Stabs-„Reservisten liegt.^^
Zum Bild der Reservisten :
über 400 KVK ( in jedem Landkreis eines) sind ausschließlich mit Reservisten ausgeplant. Das läuft nicht schlecht.
Auch Reservisten müssen geführt werden. Deshalb gilt das Wort Napoleons:
Es gibt keine schlechten Soldaten, nur schlechte Offiziere.
Und:
Reservisten sind wenn vernünftig eingesetzt, oft nicht von den Aktiven zu unterscheiden. Deshalb fallen die schlechten auch so auf.
Die Rede von TdM und viele Tendenzen im Reservistenverband lassen mich nichts Gutes hoffen. Nichts gegen eine Unterstützung durch Reservisten im Katastrophenfall, aber dafür in weiten Teilen ausgebildet werden? Wenn ich bei Schneekatastrophen, Hochwassser und weiteren Naturkatastrophen gut ausgerüstet und ausgebildet helfen wollte, würde ich mein Engagement beim THW, DRK oder der Feuerwehr einbringen. Ich habe mich aber für die Bw entschieden. Hier möchte ich für Fähigkeiten ausgebildet und eingesetzt werden, die in das Aufgabenspektrum einer Armee gehören. Ich wünsche mir eine wohlüberlegte Reservistenkonzeption und Strukturen, die es ermöglichen, das Einheitsführer das Potential ihrer Reservisten im Blick haben können, um gezielt auf Sie zurückzugreifen; ob für den Dienst in Deutschland oder im Einsatz.
Den Einsatz von uns Reservisten als Liquidatoren in einem verstrahlten Baden-Würtenberg meinte TdM aber nicht ernst, oder?
Oho, mein Minister wünscht sich mehr von meiner Sorte an Universitäten??? Ohohoho… darauf freu ich mich aber! :))
Da gibt es ja nun Studenten, die das gar nicht mögen und solche, die da recht offen sind. Ich komme in meine Unis derzeit rein. Wenn auch immer nur dort, wo es thematisch passt, wie bei den Schulen auch.
Aber ich greife den Gedanken gerne wieder auf, wenn es um eine mögliche „Rasur“ der Jugendoffiziere geht…. von wegen Präsenz in der Fläche.