Die neue Marinestruktur?
In den nächsten zwei Tagen geht die Spitze des Verteidigungsministerium in Klausur, um über die Eckpunkte der künftigen Bundeswehr zu beraten. Deshalb bin ich auch nicht wirklich sicher, ob die Grobstruktur für die Marine, die die Zeitschrift Marineforum in ihrer Mai-Ausgabe zeigt, Bestand haben wird oder als Vorschlag diese Klausur nicht überlebt. Immerhin ist der Verfasser Referatsleiter im Führungsstab der Marine – und ich will seinen Beitrag hier gerne verlinken:
VOM EINSATZ HER DENKEN! Das Rational für die künftige Organisation der Marine
(Ein Leser wies mich darauf hin, dass in dieser neuen Struktur erstmals ein Seebataillon vorgesehen ist…)
Also warten wir’s mal ab. Die Fachleute werden dazu sicherlich einiges zu sagen haben…
Mehr als nichts sagend.
Seebataillon gab es doch schonmal…?
Bemerkenswert ist dass aus den „10.000“ Dispositiv Bundeswehr eine „Soll-Dispositiv Marine 1.000“ abgeleitet wird. Dies käme einem Festhalten an dem Personalschlüssel der Unifomrfarben aus dem Kalten Krieg (Heer 60%&, Luftwaffe 30%, Marine 10%) gleich und entspricht einem bloßen „Weiter So“ und einer „Rasenmäher“ Reduzierung des Personal- und Materialbestands ohne Ansehen der sicherheitspolitischen Realitäten.
Denn schon heute sieht die Realität anders aus. Marineuniformträger sind zwar nur 10% (TSK Marine 7,5%) aller Soldaten stellen aber ca. 18% (TSK Marine 17%) aller „Einsatzmanntage“, was zum einen in der höheren strukturellen Verfügbarkeit des Personals in der Flotte im Vergleich zu den anderen truppenstellenden Bereichen der Bundeswehr und zum anderen in der niedrigeren Entscheidungsschwelle in der deutschen Politik für Marineeinsätze begründet ist. Darüber hinaus werden von der Marine noch einsatzgleiche Verpflichtungen für NATO und EU wahrgenommen.
Quelle:
Forschungsbericht 91: Panelstudie zur beruflichen Entwicklung von Marineoffizieren
Wenn man wirklich „vom Einsatz her“ denken will muss dass oben, an der relativen Gewichtung der TSK, bzw. jetzt Uniformfarben, anfangen, diese wurde seit der Gründung der Bundeswehr nicht „angefasst“.
Abgesehen davon macht es Sinn marineintern Dienstposten in den Bereich der Einsatzflotillen zu verlegen damit diese endlich auch personell in der Lage sind alles Stabs- und Kommandopersonal für die Einsätze zu stellen. Dass ein Kommandeur der MSM als CTF in den Einsatz geht und sich seinen Stab zum Großteil aus seinen Hörsaalleitern, Inspektionschefs und Lehrgruppenkommandeuren zusammensucht ist ein Unding.
Nach meinem Sachstand von Anfang 2011 steht hinter dem Seebataillon eine Zusammenführung des Bataillons Marineschutzkräfte (MSK) und der Boarding-Kompanie aus dem Bataillon Spezialisierte Einsatzkräfte Marine (SEK M).
In meinen Augen wird sich diese Entscheidung kontraproduktiv auf die Leistungsfähigkeit der Boarding-Kompanie auswirken. Mit der Zugehörigkeit zu einem konventioneller Verband werden sich zum einen Türen im Bezug auf Ausbildung und Ausrüstung schliessen und zum anderen dürfte in einem solchen Verband der Spagat zwischen den Einheiten zu groß werden.
Somit kann ich nur hoffen das der Verband SEK M so bestehen bleibt oder man wagt den mutigen Schritt und baut mit dem Seebataillon einen Verband der Stufe Erweiterte Grundbefähigung (EGB) auf.