Alle Jahre wieder

Es scheint genetisch bedingt: In regelmäßigen Abständen meldet sich ein Bundesminister aus CDU oder CSU zu Wort, der den Einsatz der Bundeswehr im Inneren verlangt, zur Unterstützung der Polizei. Um zugleich hinzuzufügen, dass die dafür nötige Mehrheit zur Änderung des Grundgesetzes nicht in Sicht sei.

So ähnlich ist es diesmal auch mit dem nicht mehr ganz so neuen Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich. Um ihm aber nicht Unrecht zu tun, sollte man Frage und Antwort im Interview des Hamburger Abendblattes nachlesen (interessanterweise hat die Zeitung bei diesem Text auf ihren üblichen Paywall verzichtet; die hoffen wohl auf große Verbreitung):

Frage: Kann die Bundeswehr der Polizei bei der Terrorabwehr helfen?

Friedrich: Grundsätzlich gilt: Polizeiaufgaben sind nicht Aufgaben der Bundeswehr. Aber für bestimmte Bedrohungslagen reichen die Mittel der Polizei nicht aus. In solchen Fällen sollten wir die Möglichkeit haben, die Streitkräfte einzusetzen – wegen ihrer besonderen Fähigkeiten, die die Polizei nicht hat.

Um dann in der nächsten Antwort darauf zu verweisen, dass das zum jetzigen Zeitpunkt nichts wird mit einer Grundgesetzänderung.

Nun ist Friedrichs Vorstoß – der trotz der kurzen Interview-Aussage die Berichterstattung über das Gesamtinterview bestimmte – wie schon gesagt weder neu noch überraschend. Ich erinnere mich noch ganz gut an entsprechende Versuche des damaligen Verteidigungsministers Franz Josef Jung im Interview oder auch in der Diskussion um das Weißbuch 2006.

Ich würde mir ja mal da ein bisschen Abwechslung wünschen. Zum Beispiel bei der zwischen dem Parteien weitgehend unstrittigen Punkt, dass es (terroristische) Angriffe von See geben kann, bei denen die Bundespolizei nicht die Mittel hat, den Angriff zu stoppen, die Marine es aber nicht darf. Wenn mich meine Erinnerung nicht völlig trügt, hat es da schon mal fast eine Einigung zwischen Union und SPD gegeben, die zu einer Grundgesetzänderung und einem Seesicherheitsgesetz hätte führen können – wenn dann die Union nicht gesagt hätte, das reicht ihr nicht. Für einen generellen Einsatz der Bundeswehr im Inneren war dann natürlich die SPD nicht zu haben.

Also: Wenn die Marine allein die Mittel hat, auf See gegen Anschläge zu agieren; die Luftwaffe allein die Mittel in der Luft – dann würde ich ja einen darauf begrenzten Vorstoß verstehen. Aber zum x-ten Mal die abgenudelte Geschichte mit dem Bundeswehreinsatz im Inneren generell? Das provoziert natürlich den Verdacht, bei Terrorgefahr würde eine Infanteriekompanie vor dem Reichstag aufziehen. Und solche Bilder wollen wir nie wieder sehen. Im Inland habe ich nämlich – im Unterschied zu See und Luft – noch nie verstanden, welche Mittel die Bundeswehr da hat, die der Polizei fehlen. Wenn man nicht Artillerie, schwere Maschinengewehre oder Panzerfäuste im Auge hat.