Tiger-Willy für Libyen-Einsatz
Jetzt sammeln wir erst mal. Der frühere Heeresinspekteur Helmut Willmann, liebevoll von seinen Soldaten mit dem Spitznamen Tiger-Willy belegt genannt, befürwortet einen Militäreinsatz unter deutscher Beteiligung zur Absicherung von humanitärer Hilfe in Libyen: Wenn die UNO bei der EU eine humanitäre Mission anfragt, dann können wir uns dem als größtes Land der EU nicht verweigern, sagte er der Mitteldeutschen Zeitung.
Übrigens die gleiche Zeitung, der der frühere Generalinspekteur Harald Kujat vor ein paar Tagen sagte: Wenn man Bodentruppen zum Schutz humanitärer Konvois einsetzt, dann ist es bloß noch ein kleiner Schritt, bis man tatsächlich in Kampfhandlungen verwickelt ist – und sei es nur zur Selbstverteidigung. Man kommt damit in eine Situation hinein, in der man richtig Krieg führt. Im Extremfall kann es uns sogar passieren, dass wir Verluste durch eigene Luftangriffe erleiden.
Dabei ist die deutsche Haltung doch sonnenklar. Außenminister Guido Westerwelle heute morgen im Deutschlandfunk:
Die Vereinten Nationen haben ja ein Waffenembargo beschlossen und es geht jetzt darum, dass wir Deutsche uns vor allen Dingen an der Beseitigung der Folgen des Krieges mit beteiligen wollen. Das heißt, wir werden uns auch in Zukunft nicht beteiligen an dem Krieg in Libyen. Wir wollen keine Kampfeinsätze mit deutschen Soldaten in Libyen unterstützen. Aber es geht auch natürlich darum, dass die Folgen dieses Krieges für die zivile Bevölkerung, für die Menschen gelindert werden müssen. Medizinische Versorgung, auch die Betreuung von Flüchtlingen, all das ist notwendig und hierfür steht Deutschland auch bereit.
(Das leichte Durcheinander mit Waffenembargo beschlossen, an dessen Durchsetzung sich Deutschland nicht beteiligt, weil Deutschland beteiligt sich nicht an Krieg und unterstützt keine Kampfeinsätze, dafür medizinische Betreuung, gegen die niemand was haben kann, und so weiter, sortieren wir später.)
Nachtrag und völlig OT: Ich hab‘ oben mal die Formulierung zu Tiger-Willy geändert. Das wird sonst nämlich noch mehr ein Thread über den ehemaligen Inspekteur. Was der Sache nicht direkt dienlich ist…
Das ist alles so … ach, lassen wir es.
@Sascha Stoltenow
Denke ich mir auch gerade. Wenn es immer mental so schmerzhaft ist, Geschichte live mitzuerleben, dann stehe ich meiner luxurioesen Lebenserwartung in der BRD ploetzlich extrem kritisch gegenueber.
Obelix hatte Recht: Die spinnen, die Roemer/Briten/Germanen/Gallier/Indianer.
Ob die Bezeichnung Tiger-Willy wirklich liebevoll ist? In vielen Fällen wohl eher despektierlich, wenn man beispielsweise miterlebt hat wie Generall Willmann sich bei minus 30 Grad mit hochgerollten Ärmeln vor den angetretenen Soldaten mit Einlassungen zur Pflicht zur Gesunderhaltung einlässt. Dieser Spiegel Artikel fasst die eigenartigen Vorstellungen des Herrn Willmann im Umgang mit anderen und sein Selbstbild recht treffend zusammen: http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-18700246.html
Für mich stellt sich daher zunächst einmal die Frage welche Interessen Herr Willmann bei diesem Thema wirklich verfolgt, wenn er sich nach langer Abwesenheit aus den Medien ausgerechnet jetzt aufschaltet. Denn die zitierten Aussagen sind als solche in den letzten Tagen auch von anderen gefallen. Inhaltlich nichts neues und die wesentlichen Fragen zu den Zielen und Parametern für Entry und Exit sind nach wie vor nicht ansatzweise beantwortet. Einen Beitrag zu möglichen Antworten liefert Willmann indes auch nicht.
Das „liebevoll“ sei einmal dahingestellt. Bei der Truppe war er aber mehr als der „Ärmellose“ gefürchtet.
@icharbeitegerne
na ja sehr oberflächlich der Spiegelartikel…
Im übrigen scheint er gar nicht so schlecht gewesen zu sein, wenn ihm der Spiegel so viel Ehre zuteil werden lässt. ;-)
Ich kenne ihn leider nicht mehr aus eigenem erleben, da er nach meiner aktiven Zeit Inspekteur wurde.
Nichts, was direkt mit dem Thema zu tun hat und auch keine Kritik an
Ihrer Formulierung, Herr Wiegold!
Die Formulierung „Tiger-Willy“ wurde von niemandem, den ich kenne, in aktiven Zeiten Willmanns, liebevoll gebraucht.
Wenn die Soldaten stundenlang für die Dienstaufsicht des Generals im Winter völlig durchgefroren geübt haben und nicht wussten, wie sie warm werden sollten und der dann aus seinem mit voller Heizstufe laufenden Wolf mit hochgekrempelten Ärmeln mit Feldjacke, oliv ausgestiegen ist, dann gab es außer Unverständnis und Staunen über ein solches völlig an der Realität vorbeigehendes Verhalten nichts anderes.
Und dies ist nur eine von vielen Eigenarten, die berichtet werden könnten …
General Willmann als Menschenführer und Vorgesetzter war großes, aber kein gutes Kino.
Die hochgekrempelten Ärmel erforderten zumindest zuletzt den reichlichen Gebrauch von Phenalgon.
Auch sonst hat Willmann eher Schau als Substanz geliefert. Und seine Art der Menschenführung ist im Artikel klargelegt.
Bei uns hies es zu meiner Zeit gerne: „Es ist Winter befohlen, wir sind hier nicht bei General Willmann!“ Er galt eher als peinlicher Aufschneider, denn als Vorbild.
Ich las eben die Überschrift und denke mir noch (bevor ich hier reinklickte) „Jede Wette, nicht der Inhalt wird thematisiert sondern die hochgekrempelten Ärmel und der angebliche inflationäre Gebrauch von Finalgon!“, weil da jeder was zu schreiben kann, egal ob live erlebt oder nicht.
Wahnsinn, wie beim Bund.
Gaddafi will bewaffnete Zivilisten auf alle hetzen, die an der Hilfsaktion beteiligt sind. Melden heute mehrere Berichte übereinstimmend.
Das wird ein Kriegseinsatz für Deutschland! Da kommt Deutschland nicht dran vorbei.
Kurzmeldung von dpa, von FOCUS heute, 12. April 2012:
Gaddafi-Regime droht mit Gewalt gegen Libyen-Hilfe
Tripolis (dpa) – Das libysche Regime will mögliche Hilfsaktionen der Europäischen Union für die Stadt Misurata mit Gewalt beantworten. Das Außenministerium habe der EU und dem Weltsicherheitsrat mitgeteilt, dass man bewaffnete Zivilisten auf jeden hetzen werde, der versuche, sich der Stadt «unter einem humanitären Vorwand» zu nähern. Das berichtete die staatliche Nachrichtenagentur Jana. Außer dem Roten Kreuz und dem Roten Halbmond sei es niemandem gestattet, Hilfe zu leisten, hieß es.
Das Rote Kreuz hat medizinisches Material nach Misurata gebracht, ein türkisches Schiff hat von dort Verletzte evakuiert. Alles ohne Probleme und ohne militärischen Schutz.
Das geht also und zeigt das die libysche Regierung recht hat wenn sie „militärischen Schutz für Hilfsaktionen“ .als einem „Vorwand“ bezeichnet.
Herr Willmann behauptet „dann können wir uns dem als größtes Land der EU nicht verweigern“
Das ist wieder dummes Geschaffel das man recht schnell entwaffnen kann. Man frage einfach „Warum können wir uns als soveränes Land uns nicht verweigern?“ Zur Antwort bekommt man nie auch nur einen konkreten Grund genannt.
Wie finanzieren eine Großteil der EU. Dann werden wir ja auch wohl da Vorgaben machen können. Oder wir sollen nach Meinung von Herrn Willman zwar zahlen aber nur das tun was andere sagen?
Lesen wir Willmanns Äußerungen doch als Ergebnis medial betreuten Wohnens im Alter.
@StFw d.R., Thomsen:
Ich hatte im laufe der Jahre des öftern das „Vergnügen“ mit Herrn W. Ich muss mich da auch nicht um hochgerollte Ärmel, weil ich die beschriebenen Dinge miterlebt habe und mir somit auch das Wort „angeblich“ aus Sätzen die den Gebrauch von Wärmesalbe thematisieren guten Gewissens herausstreichen kann.
Diese Dinge sind jedoch lediglich Indizien zum Charakter des Herrn W. , die Tatsache, dass dies hier auch durch andere thematisiert wird belegt m.E., dass es auch nicht um Einzelbeobachtungen geht.
Mein Punkt ist schlicht der, dass General Willmann ein Weltbild und Selbstbild zur Schau trägt, dass dazu führt, dass er Lagebeurteilungen dun Bewertungen nicht immer mit der notwendigen Unvoreingenommenheit durchführt. Der aktuelle Mangel an Infantrie ist Folge seiner Strukturentscheidungen zum „neuen Heer für neue Aufgaben“. Im Gegensatz zum französischen Tiger fliegt der deutsche Tiger nach wie vor nicht im Einsatz, die Beschaffungsentscheidung zu den Eckdaten des deutschen Tiger sind Willmann ebenso anzulasten wie die für das Beschaffungsprogammes in Sachen NH90. Sie fielen in seine Amtszeit. Nicht jede seiner Äusserungen dun Entscheidungen ist deswegen automatisch falsch oder richtig, aber der Zusammenhang zwischen Charakter und Handeln müssen speziell bei seiner Person genauer hinterfragt werden um entscheiden zu können ob seine Argumente wirklich so schlüssig sind, wie sie scheinen. Im übrigen ist bei öffentlichen Äusserungen sowieso immer die Frage zu stellen, wem sie wirklich dient. Ein Blick auf die Biographie einer Person wirkt da oftmals erleuchtend.
Hm. Wollte eigentlich einen Libyen-Thread auflegen… hätte ich geahnt, dass es so eine Tiger-Willy-Diskussion wird, hätte ich den Begriff nicht verwendet.
@ Thomsen
… ist doch nicht schlimm, dass hier mindestens aus zwei Seiten kommentiert wird.
Die Kommentare, die sich auf die Äußerung an sich und das Kernthema beziehen und diese mit Sachverstand unterfüttern und diejenigen, die Eindrücke zur Person Willmanns ebenfalls mit Sachverstand beschreiben.
Vielleicht ist Ihre Einlassung, jeder könne schließlich etwas zu „angeblichen“ Begebenheiten schreiben, etwas zu leicht?
Zumindest die Beiträge hier im Blog beschreiben Dinge, die leider nicht unter „angeblich“ abgebucht werden können und genau deshalb ein sehr bezeichnendes Bild eines Menschen zeichnen, der für zahlenmäßig große Truppen verantwortlich war und teilweise sehr suboptimalen Einfluss ausüben konnte.
Genau dieser General a. D. kommt jetzt aus der Versenkung – so schlecht, denke ich, sind da zusätzliche Bemerkungen, die für eine Einordnung hilfreich sein können, nicht.
In einem stimme ich Ihnen uneingeschränkt zu: Wahnsinn, wie beim Bund.
Leider!
@ T.W.
Sehe gerade Ihre Streichungen im Eingangstext :) … dabei war die Diskussion doch so schön in Fahrt …
Danke ;)
Auwei, sollten wir nicht einst in einem anderen Land, zu einer anderen Zeit auch nur Brunnen bohren, den Menschen helfen und die Kriegsschäden beseitigen?
Himmel hilf, wenn der seine eigenen Worte glaubt, der gute Guido… Und wenn es nach Herrn General a.D. geht, hätten wir am liebsten auf den Autos in der Wüste Libyens wieder eine Palme (wenn der böse Spiegel nicht immer sofort petzen würde!), weil das schneidiger ausschaut…
@icharbeitegern
Ich glaube es ist mittlerweile belegt, dass die Inspektuere in der jetzigen Aufgabenverteilung nur für die Einsatzbereitschaft herhalten, nicht aber für Planung, Haushalt, geschweige denn Beschaffungsplannungen/-ausführungen.
Tiger, NH 90 u.ä. sind Beispiele für fehlende Visionen und Stehzeiten der Verantwortlichen, gepaart mit einigen unglaublich “ schnellen “ Geschäftsprozessen. Der Libyen Einsatz wir wieder zeigen, dass Schiffe fehlen und der jetzige Ansatz der Reform nur das verwalten der Resterampe sein kann. Noch ist sicherheitspolitisch nichts getan, solnage können Politiker frei über die Bundeswehr verfügen, denn (fast) alles steht ja im Auftrags- und Lastenheft. Sind wir auf die Mögliche Gefährdung und den Mission-Creep eingestellt?
@Voodoo
„Und wenn es nach Herrn General a.D. geht, hätten wir am liebsten auf den Autos in der Wüste Libyens wieder eine Palme (wenn der böse Spiegel nicht immer sofort petzen würde!), weil das schneidiger ausschaut…“
Ich bin mittlerweile auch der Ansicht, dass die Bundeswehr keine Wehrmachtstraditionen pflegen sollte. Die überschaubaren Leistungen der Bundeswehr würden eine Aneignung dieser Tradition m.E. nicht rechtfertigen. Auch für militärische Tradition gilt: „Erwirb es, um es zu besitzen.“
Welche Gefährdung denn bitte? Herr Westerwelle sagte doch deutlich, er „schließt Kampfhandlungen der Bundeswehr in Libyen aus“.
Ergo fahren wir in kurzem Hemd, ohne Waffen und mit bester Laune da runter, s´wird scho nix passiern… – und wenn doch, kann man sich immer noch einigeln und um Hilfe funken, hat sich doch nach Ansicht deutscher Politiker eigentlich prima bewährt, dieses Vorgehen!
Da melde ich mich lieber freiwillig für Afghanistan, als diesen Stunt mitzumachen.
@J.Münster:
Die Inspekteure hatten und haben wesentlichen Einfluss auf Beschaffungsentscheidungen, eben weil es um die Einsatzbereitschaft geht. Denn sie zeichnen letztlich die Forderungen ab, die die Truppe an die Beschaffungsseite stellt. Sie haben selbstverständlich auch das letzte Wort in Sachen Einsatzgrundsätze der Truppengattungen. Sie entscheiden somit in einer ganzen Reihe von Eckpunkten, ob es die kleine schnelle Lösung wird, oder lieber länger auf die grosse Lösung gewartet wird.
Und genau darum geht es. Wenn man allenthalben feststellen muss (und das war nicht nur unter Gen. Willmann bereits in den 90ern von Verantwortlichen häufig zu hören), dass sich die Einsätze zunehmend schnell in ihren Anforderungen verändern werden, dann folgt daraus bei genauer Betrachtung, dass auch die Bundeswehr zunehmend flexibel reagieren muss, wenn es um Einsatzgrundsätze, Strukturen und Beschaffungen geht. Dennoch wurden hier langfristige grosse Lösungen gefordert und letztlich auch beschafft.
Und hier schliesst sich der Kreis. Das was Herr Willmann hier fordert entspricht ziemlich genau dem Prototyp der seinerzeit von ihm propagierten Einsätze und ist damit auch geeignet ihn in der Ansicht zu bestärken, dass seine langfristigen Beschaffungsforderungen damals korrekt waren. Ich behaupte darum geht es ihm mit seiner aktuellen Wortmeldung. Sie passt zu seinem Welt- und Selbstbild. Aber genau aus diesem Grund muss ich auch hinterfragen ob seine aktuelle Einschätzung wirklich lagegerecht ist. Möglich, aber aus seinem Statement heraus nicht belegbar. Für mich in der Konsequenz ein verzichtbarer Beitrag zur Libyen-Diskussion, eben, weil er nicht ins Detail geht und aufzeigt mit welchen Mitteln er genau welche Ziele für überhaupt erreichbar hält. Es ist ein typischer Willmann Beitrag, weil er seinem alten Muster des „ich habe recht und so muss es gemacht werden“ folgt.
Eine Diskussion zu einem möglichen weiteren Libyenmandat und einer deutschen Beteiligung ist dringen nötig. Als Aufhänger dafür ist Willmanns Äusserung allerdings wegen fehlender Substanz leider nicht geeignet.
Ich habe hier noch keinen gehört, der gut über Tiger-Willy gesprochen hat und auch keinem im Dienst getroffen. Woran das wohl liegen mag….
@ Vodoo:
„Herr Westerwelle sagte doch deutlich, er “schließt Kampfhandlungen der Bundeswehr in Libyen aus”“
Genau das ist es wieder. Hinschicken und dann wundern wenn es kracht bzw. gegenüber dem Deutschen Michel den Unwissenden spielen. Wir lernen nix mehr dazu. Wie ´93 in Somalia, als ein Eindringling ins Lager gemöß ROE erschossen wurde und alle Sturm gelaufen sind gegen den Soldaten, der seinen Auftrag ausgeführt hat.
@Orontes:
„Ich bin mittlerweile auch der Ansicht, dass die Bundeswehr keine Wehrmachtstraditionen pflegen sollte. Die überschaubaren Leistungen der Bundeswehr würden eine Aneignung dieser Tradition m.E. nicht rechtfertigen. Auch für militärische Tradition gilt: “Erwirb es, um es zu besitzen.”
Ohje, diese Aussage ist wohl nicht nur für mich sehr grenzwertig und erst überhaupt nicht politisch korrekt.
Was ich aber ketzerisch sagen möchte: Ist es vielleicht gerade der vernichtungskriegs-, hass- und völkermordfreie „Afrika-Korps-Mythos“, mit dem sich die heutige Bundeswehr recht gut arrangieren könnte, dass Herrn Westerwelle den Einsatz deutscher Soldaten in Lybien fürchtet wie der Teufel das Weihwasser?
@ Vodoo:
“Herr Westerwelle sagte doch deutlich, er “schließt Kampfhandlungen der Bundeswehr in Libyen aus””
Interessant. Das bedeutet entweder, dass er das Handeln des Gegners vorhersehen kann und weiß, dass dieser keine Kampfhandlungen plant, oder dass die Einsatzregeln den Soldaten auch das Recht auf Selbstverteidigung verweigern werden. Da beides unwahrscheinlich bzw. illegal wäre, gehe ich davon aus, dass Herr Westerwelle einfach nur keine Ahnung hat, wovon er redet.
@Stein
„Ist es vielleicht gerade der vernichtungskriegs-, hass- und völkermordfreie “Afrika-Korps-Mythos…“
Unter Historikern ist es mittlerweile Konsens, dass auch das Deutsche Afrikakorps an den für die Wehrmacht typischen Verbrechen beteiligt war. So sollen in mehr als einem Fall Reisekostenabrechnungen (möglicherweise mit direktem Wissen Rommels) manipuliert worden sein. In anderen Fällen wurden Sicherheitsbestimmungen im Umgang mit Waffen und Gerät bewusst ignoriert.. Das MGFA bereitet angeblich seit längerem ein Gutachten vor, um auch die letzte Palme oder ähnlich anmutende Pflanzendarstellungen aus Bataillonswappen der Bw säubern können. Wer die Vergangenheit kontrolliert, kontrolliert die Zukunft. Wer die Gegenwart kontrolliert, kontrolliert die Vergangenheit.
P.S: Ein neuer Bundeswehr-„Skandal“ fürs nächste Sommerloch: http://cgi.ebay.de/ISAF-Afgahnistan-Palme-Wappen-Bundeswehr-T-Shirt-2044-/130493329225
Angeblch wurde auch ein Gewehrschütze vor TOBRUK ohne Hosengummis gesichtet.
UN lehnt die EU Mission als unnötig ab
Und hta damit recht. Da das Rote Kreuz und Evakuierungsschiffe da ohne größere Probleme nach Misurata durchkommen, besteht ja kein Grund die militärisch zu unterstützen.
Wieder so ein ganz harter der ganz harten alten Schule, der vielleicht ein wenig locker flockig daherredet und keine eigene Kampferfahrung hat? Ich will ihn nicht zu doll schlechtreden, er hat ja auch gute Entscheidungen mitgetragen.
Wäre ich Entscheidungsträger, hätte ich ein echtes Problem damit, für den Komfort von ein paar Libyern Leben deutscher Soldaten aufs Spiel zu setzen. Ernsthaft…
Bevor ich mir endgültig den Zorn von Herrn Wiegold zuziehe, komme ich lieber wieder zum Thema zurück. Zum Beispiel mit diesem Video über die Sicherung des Hafens Bengasi und Schutz der dortigen Zivilbevölkerung durch deutsche Soldaten vor fast auf den Tag genau 70 Jahren: http://www.archive.org/details/1941-04-16-Die-Deutsche-Wochenschau-Nr.554
Ab Minute 6:25 rollen die Panzer in Bengasi vor, weil europäische Verbündete die Aufgabe alleine nicht leisten konnten und man sich seiner Verantwortung nicht verweigerte.
OT:
Das PzBtl 33 in Luttmersen hat seit ca. April 1959 die Palme als Bataillonswappen. Kommunalpolitiker hat das zwar ab und an erregt, großartig schlimm findet das aber bisher niemand im Landkreis.
Kaum sieht man das selbe Wappen im Einsatz (ohne verfassungsfeindliches Symbol!) wird gleich ein Heidentanz aufgeführt und Zeter und Mordio gerufen… Sind wir wieder beim Betroffensein und Schämen… :-)
Über das Traditionsverständnis der Bundeswehr kann man ja durchaus geteilter Meinung sein. Wenn dann aber Soldaten in Eigeninitiative im Einsatz gewisse Bezüge herstellen, dann braucht sich auch keiner darüber wundern das dies zu Irritationen führt. Ob die allgemeine Betroffenheit tatsächlich so hoch ist wie mitunter suggeriert wird, sei mal dahin gestellt. Was bleibt ist die Diskrepanz zwischen Anspruch und Wirklichkeit.
Tradition ist wichtig. Gerade das Zurückblicken auf große Erfolge und gerechten Kampf schafft ein positives Selbstverständnis und ein großes Vertrauen in die eigene Armee.
Das ist im deutschen Fall leider nach wie vor schwierig, da man irgendwo nicht völlig trennen kann, was mit den durchaus guten Leistungen deutscher Soldaten im letzten Krieg eben verbunden war. Das funktioniert vielleicht für eine Abhandlung wie von van Creveld, aber taugt weniger als Gesamtpaket. Auch wenn die meisten Wehrmachtssoldaten (wie viele wurden gezogen? 18 Millionen insgesamt) nicht mit Verbrechen zu tun hatten, sondern einen Krieg gefochten haben.
Der Bezug zum Afrika-Korps z.B. entspringt einem Irrtum. Rommel wurde von der NS-Propaganda hochgejubelt, wobei seine Leistungen auf dem Führungslevel nicht gut waren. Ganz im Gegenteil, konnte er seine Fähigkeiten auf Kompanie- und Bataillonsebene überhaupt nicht auf seine stabslastige Arbeit in Afrika übertragen.
Deshalb lohnt es sich nichtmal, an der Palme festzuhalten :) Sie ist ein Symbol fehlerhafter Führungsarbeit in einem irren Krieg.
Zurück zum Thema. Rommel ist tot. Sein Werdegang ist differenzierter als hier dargestellt werden kann. Der Gegner heißt auch nicht Montgomery. Tradition kommt in Symbolen zum Ausdruck. Aber Symbole allein begründen keine Tradition. Die Bundeswehr wäre also gut beraten, sich mit Inhalten auseinanderzusetzen, statt über Wappen, Fahnen und T-Shirts zu debattieren.
Hoffen wir, daß der absurde Libyen-Einsatz nicht zustande kommt. So wie er gestrickt wurde, droht ein Fiasko. Darin scheint Einigkeit zu bestehen.