Libyen: Eurofighter im Luft-Boden-Einsatz
Wenn ich das richtig sehe, ist es die erste Kampfmission eines Eurofighter im Luft-Boden-Einsatz, wenn nicht der erste scharfe Kampfeinsatz des Eurofighter überhaupt: In Libyen nutzt die britische Luftwaffe den international Typhoon genannten Kampfjet für Angriffe auf libysche Panzer. Dieses Gun Video wäre dann ein historic first?
(Mal ganz wertfrei gesagt: Der Stempel battle proven hat vermutlich Auswirkungen auf die Verkaufschancen des Eurofighters?)
Typhoon ist m.W. nur der RAF-Name dafür
Seit 1919 benutzt die RAF immer „tolle“ Namen und dahinter ein Mk. oder „F“ oder B“ oder so als Versionsbezeichnung.
Interessanterweise kann ein und derselbe Name zweimal verwendet werden, wie eben Typhoon, was ja der bekannte Jagdbomber mit den leicht gewöhnungsbedürftigen (Auseinanderfallen in der Luft usw) Flugeigenschaften und der tödlichen Wirkung gegen Bodenziele aus dem 2. Weltkrieg war.
Ich wundere mich warum wir eigentlich den Namen nicht verwenden? Wohl kaum, weil Typhoons bei Falaise und anderswo so ein Massaker unter deutschen Soldaten angerichtet haben?
Das wäre wohl heute eher ein Grund dafür ;)
Im Gegensatz zu uns leisten die sich ein einheitliches Kennzeichnungssystem für Luftfahrzeuge.
Sind unsere Eufis eigentlich inzwischen Luft-Boden tauglich?
@JCR
Wenn ich das richtig sehe, wird der Eurofighter auch international unter dem Namen Typhoon vermarktet. Und die deutschen Jets sind, so weit ich weiß, noch nicht für die Luft-Boden-Rolle ausgerüstet.
Es ist wie so oft. Beide haben recht. Das Ding heißt „Eurofighter Typhoon“, wobei in der Bw „Typhoon“ weggelassen wird. ;-)
http://www.eurofighter.com/
„Der Stempel battle proven hat vermutlich Auswirkungen auf die Verkaufschancen des Eurofighters?“
Nur das hier keine „battle“ stattfindet. Das ist Scheibenschießen. Da wird sich kein ernsthafter Käufer von beeindrucken lassen.
Vielleicht ist es eher der Stempel „ground-combat-ready“, der die Exportchancen steigen lässt. Denn die frühren EF waren und sind noch nicht in der Lage zur Bekämpfung von Bodenzielen.
Wer Waffen verkaufen will, der muß auch deren Einsatztauglichkeit beweisen, selbst wenn dafür Menschen sterben müssen. Was wäre dafür besser geeignet, als ein humanitärer Krieg, denn es geht ja um humanitäre (menschliche) Arbeitsplätze in der EU. Man könnte dies auch aktive Arbeitsmarktpolitik, also Sozialpolitik, nennen. Es geht halt nichts über unsere Werte. Satire Ende.
Bei den Vereinten Nationen gibt es laut Russlands Präsident Dmitri Medwedew Bestrebungen, über die von den Resolutionen eingeräumten Vollmachten hinauszugehen.
Dies sei bereits eine gefährliche Tendenz. Russlands habe daher „ernsthafte Fragen“ an die UNO-Leitung, sagte Medwedew am Donnerstag am Rande des BRICS-Gipfels in China.
Insbesondere die Libyen-Resolution würde zu breit ausgelegt. Der Weltsicherheitsrat habe lediglich einer Luftraumsperre zugestimmt, um ein Auswachsen des Konfliktes zu verhindern. „Im Endeffekt haben wir im Grunde mit einer Militäroperation in der Luft zu tun bekommen, an der eine Reihe von Staaten und auch der Militärblock Nato teilnehmen. In der Resolution aber ist davon keine Rede.“
Auch die Resolution zur Elfenbeinküste erlaube einen Einsatz von UN-Einheiten, „jedoch nicht, um eine der Konfliktparteien zu unterstützen. Die UNO darf überhaupt keine Partei unterstützen. In Wirklichkeit ist aber genau das der Fall.“
„Die UNO muss (Konflikt-)Parteien auseinander bringen, jedoch auf keinen Fall eine von ihnen unterstützen, selbst wenn diese gerechter scheint.“
„Die Resolutionen müssen entsprechend deren Inhalt erfüllt werden… Darin sind sich die BRICS-Staaten absolut einig.“
Quelle: RIA Novosti (staatliche russische Nachrichtenagentur)
BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika) = 40% der Weltbevölkerung
@b
> Nur das hier keine “battle” stattfindet. Das ist Scheibenschießen.
> Da wird sich kein ernsthafter Käufer von beeindrucken lassen.
Libyen ist auf dem Papier ein potenter Gegner. Sie verfügen über eine kleine Zahl der modernsten Luftabwehrsysteme, über eine kleine Zahl modernster Kampfflugzeuge und von allem anderen über eine grosse Zahl alter Systeme. Die NATO hat 71 Flugzeuge vor Ort, Libyen fast 500, davon 50 fast so modern wie die NATO-Streitkräfte.
Daß die Libyer diese Vorteile nicht nutzen können hat wohl auch was mit der revolutionsbedingten Desorganisation der Streitkräfte zu tun und mit der Befürchtung daß mehr Widerstand gegen die NATO nur mehr Einsatz der NATO bewirken würde. Gaddafi war schon immer Fuchs genug auch mal zum rechten Zeitpunkt taktisch klug Rückhaltung zu üben. Er will schließlich einen Krieg gegen das eigene Volk gewinnen und keinen gegen die NATO.
@stefan
> BRICS-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China und
> Südafrika) = 40% der Weltbevölkerung
Das entspricht auch ungefähr der Weltbevölkerung die von NATO-Staaten und befreundeten Staaten (Arabien, Ozeanien, Asien) repräsentiert wird, sogar etwas mehr: 45%.
Aber was soll diese Aussage rechtfertigen? Die eigentliche Entscheidung was in Libyen geschehen soll muß eigentlich beim libyschen Volk liegen. Die Zaungäste haben maximal das Recht zu entscheiden mit welchen Mitteln sie daran teilhaben wollen.
Die Luftwaffe hat schon Luft-Boden EuFi der Tranche 2. Nur die Waffen fehlen noch. GBU-48 Lenkbomben laufen ab 2013 zu.
@Crass Spektakel | 14. April 2011 – 18:55
Zitat: „Die eigentliche Entscheidung was in Libyen geschehen soll muß eigentlich beim libyschen Volk liegen.“
Richtig. Nur, wer ist das libysche Volk? Die Anhänger Gaddafis oder die, vom Westen finanzierten und einseitig unterstützten bewaffneten Rebellen (die keineswegs Zivilisten, sondern bewaffnete Kriegspartei sind), deren Führer entweder ehemalige Vertreter des Gaddafi-Regimes sind, oder „aus Sicherheitsgründen“ geheim im Dunkeln bleiben, sodass das libysche Volk sie nicht einmal kennt. Welche demokratische Legitimation besitzen diese unbekannten Schattenleute, die bisher jeden Waffenstillstand und jede internationale Friedensinitative zurückgewiesen haben. Ich sage, keine. Das einzige was das libische Volk mit Sicherheit eint, dass ist der Wunsch nach Frieden, das wichtigste Menschenrecht überhaupt. Und dieses wird dem libischen Volk offenkundig von diesen Rebellen, dank der NATO-Unterstützung, verwehrt. „Die UNO muss (Konflikt-)Parteien auseinander bringen, jedoch auf keinen Fall eine von ihnen unterstützen, selbst wenn diese gerechter scheint.“ Gaddafi kämpft gegen bewaffnete Rebellen, nicht gegen Zivilisten und auch nicht gegen das libysche Volk, denn dazu zählen auch seine unzähligen Anhänger, für die er kämpft und seine Soldaten, die für ihn kämpfen. Gaddafis Parlament, Ministerpräsident und Staatspräsident ist vom Volk gewählt und nicht dieses Schattenregime, dass niemand richtig kennt. Gaddafi selbst hat kein staatliches Amt, von dem er zurücktreten könnte. Wer sind diese bewaffneten Rebellen, die Städte besetzen und deren Zivilbevölkerung dann als menschliche Schutzschilde benutzen, die schwarzaffrikanische Zivilisten bedrohen, der Freiheit berauben und ermorden, die Journalisten entführen und ständig mehr Kampfhandlungen und damit Leid für die Zivilbevölkerung forden? Deshalb ist die zurückhaltende Politik Deutschlands hoch lobenswert.
Wir wollen doch nicht wieder alles schlecht machen. Der Eurofighter ist doch n schönes Ding. Die lange Entwicklungszeit ist völlig typisch für ambitionierte Projekte, die dazu auch noch international sind. Bei Großprojekten ändern sich andauernd die Kundenspezifikationen. Das merk ich jeden Tag am eigenen Nervenkostüm :)
Von daher: Schön, dass er getroffen hat ^^ Auch wenn das nicht das Problem sein sollte, bei einer modernen Plattform.
Zum Zwang des Tauglichkeitsbeweises: Seh ich nicht. Die beiden Leo’s waren auch ganz herausragende Exportschlager, obwohl sie bis dato nie ein Gefecht geführt haben. Gegen einen signifikanten, gepanzerten Gegner bis heute nicht und die Russen haben lt. Spiegel trotzdem Interesse angemeldet, obwohl sie selber richtig ordentliche Kampfpanzer bauen.
Crass Spektakel | 14. April 2011 – 18:55
Zitat: „Die Zaungäste haben maximal das Recht zu entscheiden mit welchen Mitteln sie daran teilhaben wollen.“
Das haben sie aber nur in den Grenzen des UN-Mandats. Nachschieben ist nicht zulässig. Darum auch die internationale Kritik der BRICS-Staaten, der Afrikanischen Union, Deutschlands, der Türkei, Griechenlands und vieler anderer Staaten in der ganzen Welt. Der Rest hält sich einfach raus. Wenn mehr notwendig, dann muß eine neue Resolution her. Auffällig ist, dass sich gerade einmal nur 6 von 28 NATO-Staaten an dem weltweit völkerrechtlich umstrittenen Angriffskrieg gegen den Iibyschen Staat beteiligen. Einige davon auch nur eher symbolisch. Ein Bündnisfall scheint nicht gegeben. Die NATO ist gespalten, die EU ist gespalten. Die Kampfflugzeuge sind nicht ausreichend. Es gibt keine vernünftigen Strategien, keine einheitlichen Ziele. Großes mediales Herumgeeire. Einmal hüh und einmal hot. Ein trauriges Bild des Westens.
@ Stefan
„Gaddafis Parlament, Ministerpräsident und Staatspräsident ist vom Volk gewählt und nicht dieses Schattenregime, dass niemand richtig kennt. Gaddafi selbst hat kein staatliches Amt, von dem er zurücktreten könnte“ Wenn man so etwas lesen muss, dann kann man nur mit dem Kopf schütteln. Kein Wähler in Libyen hat die Chance durch seine Wahl wirklichen Einfluss auf die libysche Politik zu nehmen. Vielleicht möchten Sie uns auch noch die DDR als demokratischen Staat zeigen, schließlich wurde doch auch gewählt. Libyen wird von Gaddafi und seinen Günstlingen ausgeplündert. Niemand dieser Gruppe besitzt eine demokratische Legitimation, die Rebellen aber natürlich auch nicht. Allerdings haben sich die Rebellen erst bewaffnet als Gaddafis Truppen auf unbewaffnete geschossen haben. Meiner Meinung nach ist das vollkommen legitim.
@Müller | 14. April 2011 – 22:00
Zitat: „Kein Wähler in Libyen hat die Chance durch seine Wahl wirklichen Einfluss auf die libysche Politik zu nehmen.“
Können wir dies in Deutschland? Es wäre doch unfair unsere Politiker nach der Wahl an ihre Wahlversprechen zu erinnern, oder? ;-)
„Libyen wird von Gaddafi und seinen Günstlingen ausgeplündert.“
Unerhört. Dem muß natürlich ein Ende gesetzt werden. Wenn einer plündert, dann sind wir es. Genau. ;-)
„Allerdings haben sich die Rebellen erst bewaffnet als Gaddafis Truppen auf unbewaffnete geschossen haben. Meiner Meinung nach ist das vollkommen legitim.“
Legitim ist eine friedliche Demonstration und kein bewaffneter Aufstand. Man stelle sich vor, dies geschähe in Europa, wo auch schon Demonstranten von den Sicherheitskräften getötet wurden. Wo auch nicht Kaffee und Kuchen an die Demonstranten verteilt werden, sondern hart durchgegriffen wird.
Mitlerweile gibt es Informationen, dass die Rebellen bereits Wochen vor den Unruhen mit Waffen versorgt wurden. Friedliche schützenswerte Demonstranten stürmen keine Kasernen und werden ganz spontan von Zivilisten zu bewaffneten „führerlosen“ Banden. Dies geschah nirgends in der arabischen Welt, nur in Libyen. Recht eigenartig. Erkennbar, dass hier ganz andere Kräfte, als in Ägypten, Tunesien und Jemen, oder in Bahrein wo die Proteste gegen westliche Werte sogar mit ausländischer Unterstützung und Billigung des Westens blutigst niedergeschlagen werden, am Werke sind.
Ich denke die Regierungswechsel in Süddeutschland und der damit einhergehende Politikwechsel haben den Einfluss der Bürger in Deutschland mal wieder hinreichend bewiesen. Im übrigen finde ich es müßig und offtopic darüber zu diskutieren.
Legitim ist es zu demonstrieren – gerade in einem Staat, wo du als nicht Gaddafi-Günstling keinerlei Einfluss hast. Bei diesen erst friedlich verlaufenden Demos wurde von Polizei und Armee in die Demonstranten geschossen. Danach haben sie sich, absolut nachvollziehbar, bewaffnet. Der Unterschied zu Ägypten und Tunesien ist, dass dort die Armee/ Polizei nicht so brutal reagiert hat und die Aufstände dort relativ friedlich abgelaufen sind.
Die Wirtschaftswoche bringt die französische Motivation für den Einsatz mit anstehenden internationalen Beschaffungsentscheidungen möglicher Kunden für Kampfflugzeuge in Verbindung.
http://www.wiwo.de/politik-weltwirtschaft/schlacht-der-debuetanten-462507/
Der Aufstand in Libyen wurde militant nachdem viele Hundert friedliche Demonstranten landesweit gezielt und organisiert von Sicherheitskräften getötet wurden.
Das kann man mit keinem derzeit laufendem Aufstand in der arabischen Welt vergleichen, in Ägypten, Tunesien, sogar Jemen, Bahrein usw. kam es zwar zu Todesfällen aber nur in Einzelfällen und dann nicht als Bestandteil einer organisierten Tötungskampagne. Selbst in Syrien und Iran waren die Handlungen der Sicherheitskräfte bei weitem nicht so brutal und offen.
Es ist immer wieder interessant wie sehr Massenmord von den Richtigen bagatellisiert wird wenn er gegen friedliche, prowestliche Demonstranten erfolgt.
Lasst uns bitte nicht zu absurd werden. Dass gegen einen Diktator eventuell mal rebelliert wird, ist doch kein Hexenwerk. Komisch finde ich, dass hinter jeder Sache gleich eine große unbekannte Macht vermutet wird, oder Marketingmaßnahmen eines Rüstungsbetriebes. Das wirkt geradezu lächerlich und wäre im Übrigen kriminell.
Schenkt man den derzeitigen Berichten über systematische Vergewaltigungen als Waffe der Regierungstruppen Glauben, so legitimiert sich ein Aufstand schon allein daraus. Ich bin selber skeptisch gegenüber dem Rebellenhaufen, vor allem weil sie um die Nato betteln, aber bei der nächstbesten Gelegenheit gar nicht schnell genug sein können, unsere Flaggen zu verbrennen und wüttende Mobs zu bilden. Aber wenigstens sind die Rebellen in ihrem Land geblieben und kämpfen gegen einen Terroristen, anstatt sich in eine Nussschale zu setzen um uns auf den Keks zu gehen. Das ist schonmal was wert.
Gaddafi ist arrogant und grausam. Dass er weiterhin protegiert wird (man sucht nach einem Exil), anstatt ihn zu liquidieren, finde ich schändlich, da sein Tot die Situation abkürzen könnte. Dann müsste man vermutlich auch nicht weiterhin einen solchen „politischen Luftkrieg“ mit dem kleinen Finger führen, der in der Tat moralisch nicht ganz einwandfrei ist. Wie übrigens alle robusten Interventionen in fremde Angelegenheiten, auch wenn sie manchmal richtig sein mögen.
@Niklas
Vergewaltigungen wären eine schlechte Waffe, wenn sie Widerstand stärken würden. Dies tun sie in der Regel aber nur, wenn es sich bei Ihnen um aus Disziplinlosigkeit verübte Einzeltaten handelt. Werden sie jedoch planmässig und in grosser Zahl verübt, wirken sie aufgrund verschiedener psychologischer Mechanismen extrem demoralisierend. Ein gutes Beispiel hierfür ist Deutschland, gegen das u.a. die Sowjets in der Endphase des zweiten Weltkriegs Vergewaltigung als Waffe in mehreren Millionen Fällen einsetzten. Die Demoralisierung war so vollständig, dass dieses Ereignis bis heute von den Nachkommen der Opfer als „Befreiung“ gefeiert wird. Wùrde Vergewaltigung tatsächlich grundsätzlich Widerstand erzeugen, hätte die Reaktion darauf wohl anders ausgesehen.
@ Delta
Ich zitier mich mal selber:
„Schenkt man den derzeitigen Berichten über systematische Vergewaltigungen als Waffe der Regierungstruppen Glauben, so legitimiert sich ein Aufstand schon allein daraus.“
Ich habe nicht gesagt, dass der Widerstand dadurch stärker wird. Könnte es aber. Und nur weil sich der eine demoralisieren lässt, bringt andere vielleicht dazu, wesentlich härter zu kämpfen. Den Erfinder der Vergewaltigungswaffe (und das sind viele^^) würde ich auch nicht allzu großes Kalkulationsvermögen zusprechen, sondern pure Minderwertigkeit.
Außerdem finde ich den Vergleich mit den Vorfällen im WK2 nicht passend. Und wir sollten nicht immer das extremste Beispiel der Menschheitsgeschichte als Referenz für jede Schießerei nehmen. Damals ging es vor allem um Vergeltung. Der Krieg war eh schon gelaufen, das wusste jedes Kind.