Nachwuchswerbung? Hier spricht die Agentur
Die laufenden – und die geplanten – Werbemaßnahmen der Bundeswehr sind hier im Blog heftig diskutiert worden – sowohl der Schwerpunkt bei der Bild-Zeitung als auch die Hörfunk-Spots. Heute hat sich in den Kommentaren die koordinierende Werbeagentur zu Wort gemeldet. Ich stelle das mal in diesen neuen Thread, vielleicht gibt es ja weiteren Diskussionsbedarf…
Informationen zur Bundeswehr-Kampagne von Zenithmedia
Interessant dabei vor allem:
Was ist anders im vgl. zu früheren Kampagnen?
· Frühere Kampagnen hatten die Bundeswehr als Arbeitgeber im Vordergrund, die neue Kampagne zeigt darüber hinaus detaillierte Informationen zu konkreten Berufsbildern und Karrierechancen.
· Durch die Aussetzung der Wehrpflicht ist ein neues Recruiting-Konzept vonnöten. Es müssen nun alle Karrieremöglichkeiten bei der Bundeswehr stärker beworben werden.
· Der Schwerpunkt liegt in der Bewerbung des Freiwilligen Wehrdienstes und der Laufbahn als Mannschaftssoldat.
[…]die neue Kampagne zeigt darüber hinaus detaillierte Informationen zu konkreten Berufsbildern und Karrierechancen.[…]
Da musst ich an die Radiowerbung denken und schmunzeln. Die von Sascha Stoltenow vorgeschlagenen Slogans hätten dies Aussage glaubwürdiger vertreten.
Ansonsten sollten die Damen und Herren Werber sich mal informieren. Da lese ich doch, dass 12,5% (600.000 €) in der „Bild-Gruppe“ (sic!) eingesetzt werden. Die kenne ich noch garnicht, meinen die nun den Axel-Springer-Verlag, Bild/BamS/Bild.de oder alles was Bild* im Namen hat wie die BILD-Zeitung, Sportbild, Computerbild ?
Bedeutet dies, dass 12,5 auf die BILD-Zeitung/BamS/Bild.de und zusätzlich ein Betrag auf andere Publikationen des Axel-Springer-Verlags verteilt werden? Fragen bleiben noch genug. Ich verstehe eh nicht, warum man das nicht vollständig und leicht einsehbar offenlegt. Schließlich wird es auch mit Steuergeldern finanziert!
Ich muss sagen, am meisten verwundert mich der immens hohe Betrag für Hörfunk. Mit dem Geld hätte man sicher auch mehr machen können wie längere TV-Werbung, unterstützung von Filmen (siehe US-Armee+Hollywood) etc…
@engltr:
Es ist ein Fehler, den Hörfunk zu unterschätzen. In den meisten Firmen sind Fernseher neben der Arbeit nicht gestattet. Hörfunk findet man dagegen überall: Sei es auf der Arbeit, im Auto oder im Imbiss. Des Weiteren spielt sicherlich das Medienverhalten eine Rolle. Die werberelevante Zielgruppe schaut Fernsehen meist abends und dann zur Entspannung. Radio wird hingegen zu anderen Uhrzeiten und deswegen ganz anders wahrgenommen.
@Janus & T.Wiegold:
Mich würde nicht interessieren, warum man das mit der „Bild-Gruppe“ transparent gestaltet hat, sondern viel mehr, weshalb die Radio-Spots so geworden sind wie sind. Ich kann mir kaum vorstellen, dass die Redakteure der Werbeagentur nicht auf ähnliche Slogans gekommen sind wie hier an anderer Stelle vorgeschlagen wurde. Da muss es doch eine bestimmte Intention oder Vorgabe (vom Ministerium?) gegeben haben. Vergleicht man aber Radio- mit Fernsehwerbespots, so fällt jedenfalls mir auf, dass erstere häufig in der – ich sage mal – „laschen“ Art sind wie die vorgestellten Beispiele. Das muss also System haben.
@Polybos
heißt ja auch so schön „Radio, geht ins Ohr bleibt im Kopf.“
Aber ob DIESE Hörfunkspots wirklich „ins Ohr gehen, im Kopf bleiben“? Oder genauer, ob sie zum gewünschten Ergebnis führen.
„Recruiting-Konzept“
Denglisch … also entweder bitte ganz auf Englisch oder ganz auf Deutsch, aber nicht diesen wirren Mischmasch…
Shit in, shit out, ausführlicher werde ich mich gleich noch auf dem Blog der Agentur aufregen ;-)
Etwas zu lang und nicht ganz so geordnet, hier etwas Senf: http://nixeka.posterous.com/informationen-zur-bundeswehr-kampagne-von-zen
Den gelungenen Abschnitt meines Kommentars, möchte ich auch den Lesern hier nicht vorenthalten. Ich habe versucht, die Briefingsituation für die neue Nachwuschswerbungskampagne zu rekonstruieren ;-):
Man kann sich förmlich vorstellen, wie leicht übergewichtige Offiziere im Blauzeug, die einen Furz nicht von einem Mörsereinschlag unterscheiden können und das letzte Mal Staub geschluckt haben, als sie die Yucca-Palme in ihrem Büro verrückt haben, den Werbern in den Block diktierten: “ Wir suchen leistugsorientierte junge Männer und Frauen, denen wir individuelle Karrieremöglichkeiten eröffnen.“
Was mir gerade auffällt: Zielgruppe ist bis 31. Nun bin ich noch nicht so alt, aber welche Person über sagen wir mal 21 würde sich von den Radiospots nicht verarscht vorkommen?
Und kann man irgendwo eine Petition an den Verteidigungsminister unterzeichnen, damit das aufhört? Wir brauchen unsere Bundeswehr noch…
@Nico | 08. März 2011 – 23:08
Zitat: „“Recruiting-Konzept”
Denglisch … also entweder bitte ganz auf Englisch oder ganz auf Deutsch, aber nicht diesen wirren Mischmasch…“
Die Briten … müssen doch etwas haben, um sich in ihrer Presse über unser albernes pseudokosmopolitisches Imponiergehabe lustig zu machen. So bereits mehrfach geschehen.
„Die Deutschen haben ein Problem mit ihrer Sprache.“ (Howard Carpendale)
Keine Panik, dass vergeht auch wieder. Jede Zeit hat seine Macke. Vor 200 Jahren war es Französisch. ;-)
Wenn wir uns schon die USStreitkraefte zum Vorbild nehmen waere die Verbreitung eines PCSpiels ja einer der naechsten Schritte. Sowas wie dieses komische Eavkuierungshubschrauberspiel Mitte der 90er…
@Engeltr: Die Werbung ist derart dämlich, die macht noch nicht einmal was kaputt.
Was ist das denn für´ne Grütze?!
Habe mir bei „bendler-bog“ gerade die Spots Morgenappell, Marschbefehl und Zapfenstreich angehört.
Das sind doch nicht die Echten, oder? Das ist doch Commedy!
Wenn ich die wirklich im Radio höre, dann stell ich Strafantrag wegen Landesverrats gegen die Verantwortlichen.
Kann die verantwortlichen Pappenheimer im BMVg mal einer entfernen.
Herr Beelmanns, hier können Sie gleich mal groß herauskommen!
@ S. Stoltenow
Toller Blogeintrag. Meine Spießstelle ist zwar besetzt, aber wie wärs mit ner Wehrübung bei mir trotz bekannter Überqualifikation?
@Stoltenow
Herrlicher Kommentar auf der Seite der Medienagentur von Ihnen. Eine fachliche Bewertung, die in meinen Augen voll zutreffend ist.
Bleibt die Frage, ob es zu einer Reaktion kommt – ich fürchte nicht.
@Roman: Das machen wir mal im Rahmen einer externen, unterhaltsamen Fortbildung ;-) Wehrüben fände ich im Prinzip natürlich spannend, werde das aber leider nicht in mein Arbeitsleben integrieren können.
@ Jugendoffizier
Doch diese Website wird im Intranet geblockt, der Name Stoltenow beim Webwasher in den Sperrfilter mit eingetragen :-/
@Roman: Augen zuhalten hilft immer ;-)
Ob bei dem feisten Körper und dem Wasserkopf die Hände bis zu den Augen kommen? Andererseits gibts ja Scheunentore, die man dazu verwenden kann.
Zu einer erfolgreichen Rekrutierung bedarf es auch einer physischen Präsenz vor Ort.
In den USA gibt es in vielen Städten Rekrutierungsbüros, die man an zentralen Stellen findet, z. B. in Einkaufszentren.
Wer mal als Tourist in New York war, kennt die berühmte Recruiting Station am Times Square:
http://www.bridgeandtunnelclub.com/bigmap/manhattan/midtown/timessquare/recruitingstation/index.htm
Und schon ist das Personal aus den Kreiswehrersatzämtern verplant…
Ich frage mich was diese Rekrutierungsbüros in Innenstadtlagen größerer Städte dann so kosten mögen (inkl. täglicher Fensterreinigung und Steinwurfversicherung). Spaß beiseite, der Vorschlag ist schon richtig. Da die Präsenz der Bw in der Fläche nicht gegeben ist wären solche Büros ein guter Anlaufpunkt für Interessenten. Die bisherigen Kreiswehrersatzämter liegen ja meist etwas abseits und sind wenig repräsentativ.
@Chris
Das besondere an den amerikanischen Rekrutierungsbüros ist aber, dass die recruiter ausschließlich aktive Soldaten sind.
Ausgewählt für diese Dienstposten werden i. d. R. überdurchschnittlich befähigte, jüngere Unteroffiziere, die oft vorher gerade im Kriegseinsatz waren.
Ohne den ehrenwerten Mitarbeitern in den deutschen Kreiswehrersatzämtern zu nahe treten zu wollen ist das doch ein etwas anderer Personalzuschnitt.
Dafür müssten Laufbahnen und Regelungen deutlich einfacher werden. Bei dem Unsinn, den insbesondere die militärischen Wehrdienstberater hier verzapfen, wird das Ganze bei Ausweitung zu einem Chaos anwachsen. Das wird insbesondere dann der Fall sein, wenn es Fangprämien für die Werber geben wird.
Bevor gleich wieder einer das Loblied über die Werber pauschal singt. Ja es gibt sie (die Guten) und auch die Mehrzahl ist oftmals besser motiviert in ihrem Tun als ich es vermutlich wäre. Die wenigsten Fehler werden aus Dummheit oder weil sie zu faul sind gemacht, sondern weil oftmals die Unkenntnis über die Realität oder Vorschriften ein Stottern mit oftmals enttäuschten Hoffnungen in den Verfahrensablauf werfen. Ob daher das amerikanische Modell sinnvoll ist, das wage ich in diesem Zusammenhang stark zu bezweifeln.
@ Chris
Es gibt genügend KWEAs, die liegen in Toplagen und sind gut saniert. Letztendlich bietet man dann sonst den Bewerben Taxigutscheine oder Bustickets an.
@Roman:
Aber „Taxigutscheine oder Bustickets“ ersetzen doch bei weitem nicht den direkten, barrierearmen Kontakt. Rekrutierungsbüros haben (sollten) ja auch gerade den Anspruch, die Leute zu informieren ohne dass man sie „aktiv“ berät. Wenn ich zum Wehrdienstberater gehe, dann habe ich mich ja schon mal intensiver mit dem thema Bundeswehr auseinandergesetzt. Aber diese Leute brauchen ja „nur“ Beratung, keine große Werbung.
In den USA haben die 4 Teilstreitkräfte (5, wenn man die Küstenwache mitzählt) jeweils eigene Rekrutierer, die im Wettbewerb um potentielle Bewerber miteinander stehen.
Im übrigen stehen die Rekrutierer durchaus auch im Ruf, den Interessenten nicht immer nur die ganze Wahrheit zu sagen:
http://usmilitary.about.com/cs/joiningup/a/recruiter.htm
Recruiter ist auch in den USA ein sehr harter und nicht immer beliebter Job. Trotz des guten Rufs der Streitkräfte und dem Fakt das die Armee dort als im Prinzip guter Arbeitergeber gilt (zumindest für ein paar Jahre), war es gerade auf dem Höhepunkt des Irak-Kriegs schwierig Personal zu finden. Der Druck die Quoten zu erfüllen ist stark. Sehr lange Arbeitszeiten sind normal. Da gab es vor ein paar Jahren mal eine ganze Reihe von Selbstmord-Serien.
Der „neue“(?) TV-Werbespot?
http://www.youtube.com/user/Bundeswehr#p/u/0/mqjNqa5RVNY
@engeltr
Der Spot selbst ist nicht ganz so neu.
Allerdings: Hieß das schon immer am Schluss Die Bundeswehrreform – Ihre Chance? Kommt mir komisch vor.
@T.Wiegold:
Deshalb mache ich das hier rein. Der Spot ist alt, hatte aber vorher meines wissens nach ein anderes Ende.
Also: http://www.youtube.com/watch?v=OCXc6tggYUA
=> Die Bilder sind alt, früher wurde halt geschwiegen bis zum Schluss wo es hieß: „Bundeswehr – Karriere mit Zukunft“
Das traurige an der ganzen Sache ist, dass der Kopier-Baron den zweiten Schritt (Abschaffung der Wehrpflicht) vor dem ersten (Überlegungen, wie der Personalbestand zu halten ist) getan hat. Wir werden, da hat der Heeresinspekteur recht, ein paar Jahre personalmäßig heftigst in die Knie gehen, mit allen Verwerfungen auch gegenüber NATO und EU. Nichts, gar nichts ist an Konzept vorhanden. Jetzt muss der neue Minister in Windeseile handeln, obwohl er, auch da hat er Recht, eigentlich Zeit zum Nachdenken braucht. Ein weiteres, trauriges Beispiel für die Amtsführung von zG, dem es nicht um solche „Lappalien“ ging, sondern um seine Jungstar-Karriere…
Anbei noch ein Link zum Werbespot der US-Nationalgarde (At this moment). Der wurde 2009 u.a. vor allen Hauptfilmen in den Kinos gezeigt. Naja, wird in Deutschland schon finanziell nicht machbar sein. Der Etat der Nationalgarde ist größer als unser kompletter Wehretat vor der Reduzierung…
http://www.youtube.com/watch?v=AbfPj00pTNY
Radiospots, die schrecklicher nicht sein könnten; eine Reform, die seit Wochen bereits angelaufen ist – allerdings ohne Plan(ung), ohne Logik und gesunden Menschenverstand, ohne Hinterfütterung, ohne Fundament; Personalwerbung, deren Motor vor dem Hintergrund der verheerenden Bewerberzahlen „Verzweiflung“ zu sein scheint;
der neue BM, der die Frage der Ehre/des Ehrendienstes betont und die Bezahlung relativiert und dann auf bundeswehr-karriere.de der Satz vom anderen Ende: „Überbrücken Sie eventuell die Zeit zwischen Abitur und Studienbeginn mit einem Freiwilligen Wehrdienst bei gutem Gehalt …“.
Ich werde mich wirklich aufrichtig freuen, wenn ich dereinst ein Happy-end nach diesen Albträumen – bin nach vielen Jahren nicht mehr vermessen und anspruchsvoll – ganz, ganz weit in der Ferne am Ende des Tunnels glimmen sehe.
Der Tunnel muss nicht nah sein, Glimmen reicht mir auch schon, muss auch nicht morgen sein, ein kleines Zeichen der Hoffnung würd‘ reichen.