Die Piraten kommen in Massen
Und wieder eine neue, besorgniserregende Entwicklung in der Piraterie am Horn von Afrika: Heute morgen wurde der indonesische Frachter Sinar Kudus vor der Küste Omans gekapert – und offensichtlich unmittelbar als Mutterschiff für einen weiteren, allerdings erfolglosen Angriff genutzt: Das bewaffnete Sicherheitsteam der MV Emperor schlug die Piraten zurück.
Zum einen agieren die Piraten immer schneller und professioneller: bislang haben sie meist die gekaperten Schiffe zunächst vor die somalische Küste gebracht. Aber schlimmer ist in diesem Fall: Die Sinar Kudus wurde nach den ersten Angaben der EU-Antipirateriemission Atalanta von 30 bis 50 Piraten (!) übernommen. Dieser Massenangriff scheint mir neu – bisher waren es meist kleinere Kapergruppen, die ein Handelsschiff stürmten. Aber je größere Schiffe die Seeräuber in ihre Gewalt bringen, um so mehr Möglichkeiten auch für größere Angriffe haben sie.
Und: der Trend scheint zu bewaffneten Sicherheitsteams an Bord zu gehen, auch wenn die Reedereien das natürlich nicht an die große Glocke hängen und Meldungen darüber nur kommen, wenn ein solches Team einen Angriff abgewehrt hat. Verläßliche Zahlen, wer sich auf private Sicherheitsdienste verlässt, gibt es deshalb erst mal nicht. Die Niederländer hatten ja vor ein paar Tagen angekündigt, in Einzelfällen Soldaten auf Handelsschiffen die gesamte Passage durch das Piratengebiet begleiten zu lassen.
Doch kein Vertrag zwischen Saracen und Puntland zur Piratenbekämpfung
http://seattletimes.nwsource.com/html/nationworld/2014522691_apafsomaliamilitaryforce.html
Es war schon immer die Taktik der somalischen Piraten, nach erfolgreicher Kaperung so schnell wie möglich die Zahl ihrer Kumpanen auf dem entführten Schiff zu erhöhen. Wie sollten sie auch sonst als kleines „boarding team“ von vier oder fünf Mann auf Dauer eine Besatzung von 20 Mann bewachen?
Nur: jetzt, wo die Angriffe von großen Mutterschiffen gestartet werden, können sie ihre Leute natürlich viel schneller zusammenholen.
Bei den eigentlichen Angriffen wird es wohl wie bisher bei den kleinen „attack skiffs“ mit vier bis sechs Mann Besatzung bleiben. Angriffe mit mehreren skiffs gleichzeitig hat es ja schon öfter gegeben. Sogar von Schein-Angriffen wurde schon berichtet: EIN auffälliges, weißes skiff kommt von der einen Seite, und wenig später kommt der eigentliche Angriff von einem ANDEREN, schwer auszumachenden, „getarnten“ skiff von der anderen Seite.