RC N Watch: IEDs treffen Zivilisten
Die Meldungen über IED-Angriffe auf die ISAF-Truppen im Norden Afghanistans haben in jüngster Zeit nachgelassen. Dafür gibt es zunehmend Meldungen, dass Zivilisten Opfer solcher Sprengfallen werden:
Heute Bomb kills Afghan Father and Son in Kundus, gestern Mine blast injures five civilians in Afghanistan, ebenfalls in der Provinz Kundus.
Das kontrastiert natürlich mit den Meldungen, die Aufständischen seien aus der Provinz weitgehend vertrieben. Und es bestätigt die Meldungen der UN und anderer Organisationen, dass zunehmend die Zivilisten Opfer von Angriffen der Aufständischen sind – und (das zum Glück) weniger Zivilisten durch Aktionen der internationalen Truppen ums Leben kommen.
Ener der wesentlichen Unterschiede zwischen einer (militärischen) „Minensperre“ und einer (meist terroristischen) „IED“ ist u.a. der, das eine Minensperre so gut wie NIEMALS unbewacht bleibt, da sie sonst ihren Zweck nicht mehr erfüllen würde.
IED´s hingegen KÖNNEN überwacht werden, sind aber meist nur schnell aufgebaut und dann „verlassen“-da sie autark reagieren (wenn man die ferngezündeten mal ausser acht lässt).
Ein weiterer Faktor hierbei ist:
Die „Fallen“ unterscheiden nicht zwischen Freund und Feind…und schon gar nicht zwischen „Soldaten“ und „Zivilisten“…
Und sie zerlegen sich nicht nach maximal 96 Stunden… Ich vermute, dass wir das in nächster Zeit noch öfter lesen werden. Im RC N dürften noch viele IEDs herumliegen, die bis jetzt noch nicht gefunden wurden.
„mine“ hört sich eher nach Überbleibsel der Soviets an… aber da die genauen Umstände nicht näher bekannt sind, sind Mutmaßungen müßig.
Scheint sich um IEDs mit Gewichtsensor zu handeln.
Und Mitte Januar gab es durch eine IED 9 tote Zivilisten in Baghlan.
Ist halt wirklich die die Frage ob sich da die Strategie geändert hat (etwa von der eigenen „Regierungsausübung“ wieder hin zu einem Dikreditieren der offiziellen Regierung – „Die Regierung kann euch nicht schützen“). Oder ist das doch eher operativen Zwängen geschuldet (selbstauslösende IEDs statt ferngezündeten, etwa damit man nicht in der Gefahrenzone bleiben muss). Vielleicht kommunizieren die Aufständischen auch die IED-Positionen nicht mehr, womöglich aus Angst identifiziert und verraten zu werden.
Ist natürlich alles Spekulation. Wäre schon interessant, da was von den Leuten vor Ort mehr zu den Ursachen für diesen Trend zu hören.
Insgesamt sützt es aber wohl den Eindruck, dass sich die Aufständischen unter Druck sehen.
„selbstauslösende IEDs statt ferngezündeten“
Dieses. Deswegen trifft es auch vermehrt Fahrzeuge mit vielen Zivilisten (Kleinbusse, Fahrzeuge mit Anhänger), weil diese schwerer sind als normale PKW und näher am üblichen Gewicht der von der ISAF genutzten Fahrzeuge liegen.
Da zeigt sich das grundliegende Problem von dezentralen Zellen: Sie sind nicht kontrollierbar auch nicht durch „befreundete/übergeordnete“ Strukturen.
Weder die Taliban noch Al-Kaida „will“ solche Vorfälle. Aber der typische Zehndollar-Kämpfer fragt nicht nach bevor er handelt, er vergräbt einen Sprengsatz, triffts den falschen hält er die Klappe und wars nicht, triffts den richtigen fordert er die Belohnung ein.
@Crass Spektakel: Durchaus denkbar. Oder es handelt sich nicht um INS, sondern OK, die das Chaos braucht, um florieren zu können, und der es schlichtweg egal ist, wen es trifft.
@ Nico
Ich hab ja meine Zweifel, dass die Organisierte Kriminalität mit Minen/Sprengfallen auf Strassen arbeitet.
Selbst in Gebieten mit viel organisierter Kriminalität (etwa dem Milizen-Streit bei Khanabad, oder ganz allgemein dem Drogenhandel in Badakshan) werden anscheinend so gut wie keine IEDs verwendet. Da wird dann zwar durchaus mal das Haus eines Staatsanwalts angesprengt, aber dieses wahllose Töten wäre schon neu.
Und ganz offensichtlich hat das Organierte Verbrechen in Baghlan sowas auch nicht nötig: Vorgestern Radiosender in Baghlan 500m von Polizeistation angegriffen und ausgeraubt.
An der Stelle auch noch eine kurze Nachrichtenseiten-Empfehlung:
schema-root.org bietet eine nach Provinz gefilterten Nachrichten-Überblick an; auch mit vielen afghanischen Quellen und recht aktuell
Die OK verfügt nicht unbedingt über das Know-how, ein vernünftiges IED zu basteln und haben daran eigentlich auch kein Interesse. Wie J.R. schon sagte, sind die so auch schon gut genug aufgestellt. Korruption ist das größere Problem, wenn es um OK geht.
INS sind sehr wohl auch daran interessiert Zivilisten zu treffen. Auch das ist Teil der Strategie. Letztendlich ist jeder Sicherheitsvorfall immer auch Beweis, hey die Regierung kann euch nicht schützen und dient insofern den INS.
Darüberhinaus ist die Trennung OK und INS in den meisten Fällen nicht durchzuhalten. Die Übergänge sind fließend. Allianzen flexibel.