Somalias Piraten: Asien schlägt zu (2)

Die Bereitschaft der nicht-westlichen Nationen, gegen die Piraten aus Somalia mit Gewalt vorzugehen (und damit auch möglicherweise Geiseln zu gefährden), nimmt offensichtlich zu. Nachdem vor gut einer Woche Soldaten aus Malaysia und Südkorea gekaperte Schiffe frei geschossen haben, haben jetzt erneut die Inder (erneut) zugeschlagen: Nach einem gescheiterten Angriff auf den Containerfrachter CMA CGM Verdi verfolgte das Jet-Boot INS Cankarso einen bereits früher gekaperten thailändischen Fischtrawler, der als Mutterschiff der Piraten diente. Nach einem kurzen Feuergefecht – die Inder sagen: die Piraten haben zuerst gefeuert – ging das Mutterschiff in Flammen auf. Unter den Männern, die über Bord sprangen und gerettet waren, war auch ein wohl großer Teil der 20-köpfigen Originalbesatzung des Fischerboots.

Berichte in den indischen Medien zu der Auseinandersetzung am gestrigen Freitag gibt es heute hier und hier. Bei dem Seegefecht wurde, so heißt es, einer der Prantalay-Fischtrawler gestellt und versenkt:

Die drei thailändischen Fischerboote Prantalay 11, Prantalay 12 und Prantalay 14 (die beiden Fotos oben zeigen Nr.11 und Nr.14, Quelle NATO)  waren bereits im Dezember 2008 gekapert worden und dienten den Piraten schon länger als Mutterschiffe.

Die Aktion der Inder passierte praktisch in deren Einzugsgebiet, in der Nähe der Lakshadweep-Inseln nördlich der Malediven. Die Cankarso, ein Water Jet Fast Attack Craft, dient ja vor allem der Patrouille der Küste des Subkontinents. Die Inder hatten übrigens schon mal ein Mutterschiff aus dem Wasser geblasen – ebenfalls einen gekaperten Fischtrawler, auf dem die Besatzung als Geiseln saß. Damals überlebte sie es nicht.

Die Aktionen der Malaysier, der Südkoreaner, der Inder und vermutlich – obwohl es bislang keine Bestätigung dafür gibt – das Vorgehen von Soldaten der Seychellen gegen die Piraten auf der Beluga Nomination deutet darauf hin, dass jenseits von EU und NATO eine andere Vorgehensweise gegen gekaperte Schiffe mehr und mehr die Regel werden könnte. Mit aller Todesgefahr für die Besatzungen (und jetzt vielleicht nicht unbedingt eine Diskussion mit dem Tenor, dass sich der Westen eben diese verweichlichte Menschenrechtsdiskussion nicht leisten könne). Ich warte ja darauf, was passiert, wenn ein afrikanisches oder asiatisches Kommando bei einer solchen Aktion den deutschen Kapitän der York irrtümlich erschiesst. Oder, auch die Diskussion kann umgekehrt kommen, ein Kommando aus einem NATO-Staat Piraten und Fischer als Geiseln nicht auseinanderhalten kann.

(Das wird wieder sehr viel Piraterie an diesem Wochenende. Aber so ist halt die Lage.)