Schiff gekapert, Crew entführt? (Update)
Eine etwas merkwürdige Meldung aus dem Piratengebiet vor Somalia: Der dänische Frachter Leopard soll im Golf von Aden von Piraten gekapert worden sein – und dann wurde, meldet AFP unter Berufung auf einen Schiffahrtsdienst, die Crew entführt, das Schiff aber zurückgelassen.Was das ganze noch mysteriöser macht: Die Leopard soll angeblich Waffen geladen haben. Die Mannschaft, zwei Dänen einschließlich des Kapitäns, seien auf ein taiwanesisches Fischerboot gebracht worden, das den Piraten als Mutterschiff dient.
Dazu gab es – relativ unüblich – zunächst weder vom Piracy Reporting Centre des International Maritime Bureau noch von der EU-Anti-Piraten-Mission Atalanta noch von der NATO eine Mitteilung.
Bereits am 12. Januar hatte die Reederei mitgeteilt, dass der Frachter angegriffen worden sei, Details gab es aber nicht.
Ebenfalls am Mittwoch hatte die NATO von Angriffen auf zwei Handelsschiffe im Golf von Aden berichtet, praktisch vor Djibouti. Laut NATO konnten die beiden angegriffenen Schiffe aber entkommen.
UPDATE: Nach einem Bericht der dänischen Zeitung Politiken (hier die Google-Übersetzung) hat die NATO den Vorfall bestätigt: Die türkische Fregatte Gaziantep erreichte den Frachter (nach einem türkischen Bericht am Donnerstagnachmittag), aber es gab keine Spur von der Besatzung.
Offensichtlich passierte die Kaperung auch nicht im Golf von Aden, sondern weiter draußen im Indischen Ozean, südlich der Küste von Oman. Die Details bleiben aber weiter unklar.
Ein Foto der Leopard gibt es hier.
Nachtrag: Die jüngste Mitteilung der türkischen Streitkräfte, die das gekaperte Schiff durchsucht haben, hat der Bloggerkollege von den Bosporus Naval News. Und: die EU-Anti-Pirateriemission Atalanta hat der BBC bestätigt, dass das Schiff vermutlich Waffen und Munition geladen hat.
Sehr seltsam, indeed. Tatsächlich scheint aber doch einiges an der Geschichte zu stimmen. Die türkische Marine meldet, dass die Gaziantep der Leopard zur Hilfe gekommen sei, das Schiff aber nur noch ohne Besatzung angetroffen habe. Stay tuned for more info.
Dänische Staatsbürger könnte man angesichts der anhaltenden Kampagne militanter Islamisten gegen Dänemark z.B. an entsprechende Akteure weiterverkaufen.
@Orontes:
Und diese „Akteure“ sind bereit, mehr zu zahlen als eine Versicherung für das Schiff?
Sehr merkwürdig, aber vielleicht ein Hinweis darauf, das somalische Islamisten evtl. schon selbst im Pirateriegeschäft aktiv sind, und diesmal ihrem „ideologischen“ Hintergrund vor den kommerziellen stellen.
Aus meiner Sicht wäre dies eine sehr beunruhigende Entwicklung, aber den Islamisten sollte auch klar sein, dass sie das bisherige „Gleichgewicht“ (geringe Gewalteskalation gegen Cash von den Versicherungen) einseitig aufkündigen und über kurz oder lang die betroffenen Staaten zum ebenfalls eskalativen Handeln zwingen.
Hoffentich hat unser Land nach der Hansa Stavanger-Geschichte entsprechende Konzepte inzwischen überarbeitet und ist handlungsfähig…
Hoffentich hat unser Land nach der Hansa Stavanger-Geschichte entsprechende Konzepte inzwischen überarbeitet und ist handlungsfähig…
***ROFL **
Wer sollte das tun ???
@ StFwdR
Freut mich, dass Sie den skeptischen Unterton dieser Hoffnung richtig deuten…
Aber mal im Ernst: Wann wenn nicht jetzt im Rahmen einer Strukturreform ist die Chance, unsere (Spezial-)Kräfte und die des Innenministers (soll ja auch gerade massiv über eine BPOL-Reform brüten) hierfür aufzustellen?
Weil schlicht keiner da ist der das in die Hand nehmen würde !
Warum auch, ist undankbar, bringt keine Wählerstimmen und solange keine gravierenden Auswirkungen auf Versorgung und Preise eintreten interessiert sich eh kein Schwein dafür !
Na ja, ist glaube ich schon ein Unterschied ob Frachter XY soundsoviel Tage vor Somalia ankert oder ob eine Anzahl deutscher Besatzungsangehörige vom Schiff entführt werden und an Islamisten weitergereicht werden. Entsprechende Videobotschaften selbstverständlich inbegriffen.
Das Medienecho würde sicher schlagartig steigen (ergo also auch die politische „Betroffenheit“).
Aber ansonsten volle Zustimmung, dass Piraterie derzeit außerhalb maritimer Kreise den deutschen Michel kaum hinterm Ofen vorholt. Gemeint habe ich ja auch die unbequeme Frage nach Geiselbefreiung im Ausland.
Ja ja schon klar.
Aber selbst das bekommen wir alleine ohne Unterstützung der Verbündeten nicht auf die Reihe.
Beamen können wir nicht und wenn ich mir`s so richtig überlege, dann gibt das nur wieder Knatsch zwischen GSG9 und der Kreissparkasse.
Die zweite Meldung der Türkischen Marine (mit photos)
@StFwdR
Kreissparkasse Eckernförde oder Calw? Konzeptionell hat sich seit Hans S zwar einiges getan, aber Erprobung und Umsetzung dauern noch an. Und dann muss halt auch noch der berühmte politische Wille im Fall des Falles dazukommen!
Is egal ;-)
Das letzte fehlt, da können sich die Jung`s nen Wolf üben und vorbereiten.