RC N Watch: Oranje boven

In den Niederlanden haben in den vergangenen Jahren die Regierungen und die Regierungskoalitionen zu oft gewechselt, als dass ich den Überblick behalten hätte (ich bin da auch nicht besonders versiert). Deshalb weiß ich auch nicht mehr, welcher niederländische Außenpolitiker es war, der vor zwei oder drei Jahren den Vorschlag machte, die Deutschen und die Niederländer könnten doch mal ihre Einsatzgebiete in Afghanistan tauschen: Die Holländer sollten in den – damals noch relativ ruhigen – Norden gehen und die Bundeswehrsoldaten dafür in die Provinz Uruzgan, wo mitunter heftige Gefechte tobten und die niederländische Armee nicht nur mit Bodentruppen einschließlich Panzerhaubitze 2000, sondern auch mit Apache-Kampfhubschraubern und F-16-Kampfjets zur Luftnahunterstützung präsent war.

Ihre Mission in Uruzgan hat die Armee der Niederlande – nach langjähriger Ankündigung – beendet, aber ihren Teil des Tausches macht unser westliches Nachbarland dennoch wahr: Das Kabinett in Den Haag, so berichtet der niederländische Rundfunk, werde am (morgigen) Freitag den Beschluss fassen, in einer gemischt zivil-militärischen Mission 350 Polizisten und Soldaten nach Kundus und zum Teil nach Kabul zu schicken: Dort sollen sie sich an der Polizeiausbildung beteiligen.

Ich hab‘ gerade die Zahl nicht präsent, wie viele Polizeiausbilder Deutschland in Nordafghanistan im Einsatz hat. Ich glaube, es sind etwas weniger.

Ein wesentlicher Punkt des niederländischen Ausbildungsengagements müsste die Deutschen allerdings nachdenklich machen: Zusätzlich zu den 350 Polizisten und Soldaten sollen vier niederländische F-16-Kampfjets, die derzeit in Kandahar stationiert sind, in den Norden verlegt werden – also vermutlich nach Masar-i-Scharif. Damit liefern ausgerechnet die Holländer, die ihr militärisches Engagement am Hindukusch ja für beendet erklärt hatten, die lange angestrebte Close Air Support-Komponente im Norden. Aus Sicht des ISAF-Kommandos, aber auch der U.S.-Kommandeure in Bagram nördlich von Kabul, ist das bislang ein Problem: Wenn diese Luftnahunterstützung für bedrängte Truppen im Norden angefordert wird, müssen die Jets erst aus anderen Landesteilen kommen, was eine Zeitverzögerung von mindestens 30 Minuten bedeutet. Die Deutschen hatten ja Tornados in Masar-i-Scharif stationiert, aber mit der ausdrücklichen Vorgabe, dass sie nur zur Aufklärung und nicht zum Eingreifen in Gefechte am Boden befugt sind.

Schauen wir mal, ob dieser Beschluss in Den Haag so kommt und auch so umgesetzt wird. Im Parlament scheint die neue Mission umstritten: Under the Dutch constitution the government does not need parliamentary approval for a mission, but in practice the government will seek the widest possible parliamentary support. Allerdings gibt es eine starke Ablehnung.

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Archivbild 26. Mai 2008, Task Force Uruzgan, Kamp Holland: Speciaal voor de Nederlandse militairen in Afghanistan werd er een vaatje nieuwe haring ingevlogen (Foto: ISAFmedia via flickr)