Heute letzter Aufruf Wehrpflicht….
Während am heutigen 3.Januar die letzten Grundwehrdienstleistenden einrücken, die zum Bund müssen (beim nächsten Einberufungstermin im März wird’s ja freiwillig sein), ein kurzer nicht repräsentativer Schnappschuss: Ich kenne keinen einzigen jungen Mann, der heute einrücken muss. Aber ich kenne sehr wohl jemanden (eine junge Frau), die heute freiwillig antritt…
Das ist ein vollkommen persönlicher Blick und mag an meinem Alter und der Struktur meines Verwandten- und Bekanntenkreises liegen. Aber ist vielleicht doch symptomatisch dafür, dass die immer wieder behauptete Verankerung der Bundeswehr in der Bevölkerung über die Wehrpflicht schon länger nicht mehr funktioniert.
(Ansonsten wird das Thema die letzten Wehrpflichtigen ja heute allüberall ausführlichst gewürdigt. Zum Beispiel hier.)
War bei meinem Wehrdienst nicht viel besser. Nicht mal 10% der Jungs aus der Stufe sind zum Wehrdienst gegangen. Sich drücken war in, Zivildienst uncool, die Bundeswehr sowieso nur für Idioten…
Heute tritt nur einer an, den ich kenne. Der aber als FWDL. Ihm ein Horrido.
Zu meinem Wehrdienst vor 10 Jahren trat ich als einer von dreien an, der Rest machte „Zivi“. Allerdings hat sich mir in meiner Zeit der Sinn des Pflichtdienstes nicht erschlossen, da sich unsere Tätigkeit v.a. auf die Säuberung des ausschließlich durch uns genutzten Zugkellers beschränkte. Da konnte ich die Entscheidungen meiner Schulkameraden nur gut heißen, in dieser Zeit einer sinnvolleren Tätigkeit nachzugehen, wenn dieser Dienst auch einen Monat länger dauerte.
Ich bin mal gespannt, wie sich das neue Modell in Zukunft bewährt.
Anlässlich der letzten Einberufung hatte das SWR2-Tagesgespräch heute den Wehrbeauftragten des Bundestages zum Gesprächspartner, der sich auch zur Reform der Bundeswehr äußerte:
http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/tagesgespraech/-/id=660264/nid=660264/did=7117262/ty9btz/index.html
Aber vielleicht ja unter den Lesern? Liest hier zufällig jemand mit, der heute anrücken musste und auch zum Bund gehen wollte? Fände ich spannend!
Diese Unterschied je nach Bekanntenkreis gibt es immer.
Es war sehr überraschend, Frühjahr 2004 sind große Teile meines Abijahrgangs zur Bundeswehr, ich glaube von 30-35 Jungs haben mindestens 15 Wehrdienst geleistet.
Nur 2 oder 3 haben W9 gemacht, alle anderen waren FWDLer, die wie ich schon bei der Musterung unterschrieben hatten für einige Monate länger.
Mittlerweile sind 2 aus der Stufe Offiziere und einer Polizist.
Wenn ich mich aber z.B. in den Leuten meines Alters im Studium unterhalte, kann ich in nem Jahrgang mit 250 Personen oder so diejenigen, die Wehrdienst geleistet haben, an einer Hand abzählen. Allerdings auch hier wieder fast ausschließlich FWDLer.
Hat vielleicht auch was mit Herkunft zu tun, aufgewachsen sind die Leute aus meinem Abiturjahgang wie ich auch in Koblenz – naturgemäß eine Stadt in der die Bundeswehr schon immer sehr stark verankert war, auch und gerade in der Bevölkerung der Stadt.
Während in meinem Studium die meisten aus den Großstädten NRWs kommen, in denen die Kasernen, Fliegerhorste etc natürlich relativ gesehen deutlich seltener sind.
Das ARD-Mittagsamagazin hatte Königshaus heute auch im Interview. Und im Beitrag von Christian Thiels war dann auch unser alter Bekannter Thomas Wiegold zu sehen.
http://mediathek.daserste.de/daserste/servlet/content/6174602?pageId=487890&moduleId=314636
Der Großteil der GWDL, mit denen ich ab Mitte der 90er zu tun hatte, hielt den Dienst nach dessen Genuß für eine überflüssige Beschäftigungstherapie. Vielen war bewusst, dass sie allenfalls nur halb ausgebildet werden konnten und für die Bundeswehr eigentlich überflüssig bzw. nur lästige Praktikanten waren. Für Deutschland und die Bundeswehr war das m.E. katastrophal, denn die meisten dieser GWDL waren quasi Freiwillige (dem Dienst kann man sich schließlich problemlos mittels Musterbrief und nicht immer aufrichtigen Pazifismusbehauptungen entziehen), die durchaus leistungsbereit waren, Herausforderung suchten und von der Bundeswehr in dieser Hinsicht mehr erwartet hätten. Die Besten suchen eben nicht einen „Job“ bei der Bundeswehr, sondern wollen dienen und sich in der Extremerfahrung bewähren. Diese Leute hat man mit der Wehrpflicht m.E. eher abgeschreckt denn als Nachwuchs gewonnen.
Bezeichnend finde ich in diesem Zusammenhang die Diskussion über Nachwuchsgewinnung. Hat sich schon mal jemand die Frage gestellt, woran es liegen könnte, dass möglicherweise nicht die erforderliche Zahl von Freiwilligen bereit ist, ihrer Heimat zu dienen? Was sagt es über das Menschenbild und Reflektionsfähigeit unserer Politik aus, wenn diese Motivation fast nur finanziellen Gründen gesucht wird? Ich kenne sehr viele Kameraden, die nach zwölf Jahren trotz Möglichkeit zum BS aussteigen, und bei fast keinem liegt es am Geld.
@Reservist
Deshalb ja am Ende des Eintrags der Link ;-)
Es ist nun zu vermuten, dass die blog-community sich nach dem Beitrag in der ARD vergrößern wird.
Kann man das über die Statistik prüfen?
Well done!