Der Beamte hat Ruh
Ein wenig merkwürdig: Die Aussetzung der Wehrpflicht ist noch nicht mal vom Bundestag beschlossen, aber die Beamten der Bundeswehr in den Kreiswehrersatzämtern stellen schon mal die Arbeit ein. Sagt jedenfalls der Vorsitzende des Verbandes der Beamten der Bundeswehr der WAZ: 3.800 Wehr-Beamte drehen Däumchen. Das wäre ja die erste Reform, die noch vor Inkrafttreten umgesetzt wäre.
Breamte?
pi
ups, Tippfehler. Danke.
Öhm… Wo bitte ist der Informationsgehalt – also die Neuigkeit, die es zu verkünden gilt?
Beamte drehen Däumchen ist ja nun nicht wirklich überraschend.
SCNR
Aber mal eine Feststellung, die mich schon etwas länger umtreibt: Die Beamten scheinen deutlich mehr Einfluss im BMVg zu haben als die Soldaten.
1.) Scheinen sie die Aufwertung des GI quasi abgewendet zu haben (zumindest mein Kenntnisstand ist: zwei Staatssekretäre, 1 GenInsp)
2.) Wird bei der Zahl der Beamten nach der Reform von einer Reduzierung geredet. Nie von einer konkreten Zahl. Die Soldaten konnten sich nicht so durchsetzen und haben eine OBERgrenze diktiert bekommen.
Liege ich da mit meiner Schlussfolgerung richtig?
Wenn ja, wie kommt das?
Ein Vorschlag zur Güte:
Die im Bericht angesprochenen arbeitslosen Ärzte der KWEA könnten doch sofort die SanBereiche in der Truppe verstärken / entlasten.
Aber da gibt es bestimmt irgendwelche Hinderungsgründe, die der Normalsterbliche nicht zu erkennen vermag…
Genau das habe ich mir auch schon gedacht. Aber 1. sind das soweit ich weiß keine TrÄrzte sondern Vertragsärzte, 2. kann man denen dann deswegen nicht einfach einen neuen Arbeitsort befehlen.
Thomsen hat es präzisiert – das sind zu 95% Vertragsärzte.
Also für die Damen und Herren in den KWEAs gibt es noch genug zu tun, zum Beispiel mal die ganzen Personalstammblätter der Reservisten auf Stand bringen. Das kam nämlich bisher meist zu kurz, wenn man da nicht selber hinterher war, stimmte da oft nicht mal der Dienstgrad. Nicht, weil die unlustig, oder unfähig gewesen wären, sondern schlicht, weil die dazu kaum Zeit gefunden haben bisher, die waren nämlich schon ganz gut ausgedünnt worden personalmässig. Meiner Erfahrung nach sitzen die winterschlafenden Problembären in der Wehrverwaltung an ganz anderen Stellen. Jedenfalls meine Erfahrung nach und die beschränkt sich nicht nur auf Stuttgart.
@mietsch:
Gute Idee, aber aber die noch wirklich wissen wie man als Arzt arbeitet?… hab da so meine Zweifel. Und die Vertragsärzte waren eh immer nur Stunden oder für einzelne Tage da. Genauso wie das in vielen San-Bereichen der Truppe auch schon ist.
Gerade was den Mehrwert von Staatsbediensteten angeht sei mal auf das Civilian Response Corps der Amerikaner verwiesen, einer zivilen Reserve für Auslandseinsätze.
Nicht ganz ernst gemeint: Das hat der Herr zu Guttenberg doch mal geschickt eingefädelt. Wo findet man sonst schon tausende verfügbare Verwaltungsexperten und Ärzte? Dazu noch mit langjähriger Berufserfahrung auf lokaler Ebene, ohne Berührungsängste mit der Bundeswehr, erfahren in der Auswertung von Meldedaten und der Wehrverwaltung. Wo soll die Bundesregierung denn sonst die Leute für eine „Civilian Surge“ im RC Nord hernehmen? ;)
(Der Hinweis auf die zivile Säule von COIN/Stabilisierungseinsätzen, das CRC und einen SWJ-Artikel, der vorschlägt für bestimtme Regierungsstellen die Mitgliedschaft in der Zivilen Reserve verpflichtend zu machen, kam von Afghan Quest: The Civilian Side)
@ Christoph
Liegt vermutlich daran, dass es sehr teuer/mühselig ist eine Beamtenstelle loszuwerden, während man bei Soldaten auf Zeit schlicht auf ein Neubesetzen der Stelle verzichten kann.
Da es bei Bundeswehrreformen wohl nicht unwesentlich um die Person des Ministers geht, scheinen da Sparvorhaben, die langwierig umzusetzen sind uns sich erst in Jahren auszahlen werden, eher nachrangig. Anteilig hat das Personal in der Wehrverwaltung ja von Reform zu Reform zugenommen, und wenn ich nicht irre sind viele bereits angesetze Stellenreduzierungen immer noch nicht durchgeführt.
Mit ca 90 K ist die Bande von den angepeilten 70 K der letzten Reform noch meilenweit weg.
Bei 180 K Soldaten kommen so auf 2 Soldaten ein Beamter ;-)
@ Christoph
Stellenverhältnis Beamte zu Soldaten im BMVg zu Zeit ca. 3 zu 1
Die Reduzierung der zivilen Seite der Bundeswehr, also Beamte und Angestellte sollte nach der jetzt abgeschlossenen Bw-Reform nach den Vorgaben des StsSekr Wichert bei 75000 Beschäftigten sein. Tatsächlich sind es aber noch mindestens 90000 zivile Beschäftigte. Dabei sind die Mitarbeiter in tariflicher Altersteilzeit und die Härtefallregelung bereits subtrahiert. Des weiteren werden die beigestellten Mitarbeiter in den outgesourcten Bw-eigenen Unternehmen wie Bw-Fuhrpark GmbH, LHD Dienstbekleidung, BWI als abgebaut gezählt, tatsächlich jedoch weiter aus dem Verteidigungshaushalt bezahlt, so wie die gesamten Betreibergesellschaften aus dem Verteidigungshaushalt finanziert werden (woher auch sonst ? )
Der Abbau auf die gewünschte Zielgröße (75000 Beschäftigte) war ohne betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2010 einfach nicht machbar. Beamte können sowieso nicht gekündigt, sondern nur frühpensioniert werden.
Was da bei der deutschen Post, bei der Telekom und vor allem bei der deutschen Bahn mit der Frühpensionierung getrieben wurde, stinkt zum Himmel ! Es sind nur wenige Beamte aus den drei ehemaligen Staatsbetrieben in andere Verwaltungsbereiche versetzt worden, die Masse wurde unter meist fadenscheinigen gesundheitlichen Gründen vorzeitig in den Ruhestand geschickt !
Was die Beamten und Angestellten der Kreiswehrersatzämter anbelangt, so leiden viele Bw-Dienstleistungszentren auf dem flachen Land unter der Nachbesetzungs- und Einstellungssperre und brauchen personelle Verstärkung. Die Damen und Herren müssen halt zu ihrem Ersatzarbeitsplatz pendeln, wie dies bei Soldaten seit 20 Jahren üblich ist. Mal sehen wieviel von den genannten 3800 Beamten und vermutlich auch Angestellten bis Ende 2011 tatsächlich zu anderen Dienststellen auf echte Dienstposten (keine zbV-Dienstposten, also außerhalb des genehmigten Stellenplans) versetzt werden.
Naja, die 17 500 FDLer müssen ja auch noch irgendwo geworben, gemustert und kartiert werden. Also Aufträge wirds bestimmt noch geben. Unsere glorreichen Zentren für Nachwuchsgewinnung sind ja jetzt schon überfordert.
Von mir aus kann jedes KWEA an seinem Standort erhalten bleiben, über die Struktur ist sicherlich nachzudenken. Ich hoffe allerdings, das endlich einer mal den sinnlosen Wasserkopf in den WBV ausdünnt und denn Damen dort beibringt, das sie Dienstleister sind. Naja, wird wohl immer ein Wunschtraum bleiben.
Ich habe es hier im Block auch schon gesagt. Bei der Bw-Strukturreform wurde immer nur über die Soldaten geredet nie über die zweite Säule der Bw, die Wehrverwaltung.
Da die Zielgröße beim Zivilpersonal bei der alten Struktur schon weit verfehlt wurde sind jetzt zum einen kreative Maßnahmen gefragt als auch betriebsbedingte Maßnahmen, sprich Kündigungen wo es machbar ist. Beispiele wurden hier ja schon genannt, wie z.B. Vertretung von Truppenärzten, Personalbearbeitung der beorderten Reservisten bei Truppenteilen oder Wechsel des Dienstherrn hin zu anderen Behörden, die Bedarf hätten.
Unpopulär aber notwendig und für mich in Sachen Bw-Strukturreform die eigentliche Reifeprüfung des zuständigen Verteidigungsministers.
@ T. Wiegold:
Die Betrachtung dieser zweiten Säule der Bw, die Wehrverwaltung, kam mir bisher auch bei Ihnen viel zu kurz. Wie kommt´s?
@Georg
Das Frühpensionieren von Beamten ist sicherlich Steuerzahlern schwer zu vermitteln. Da man Beamte jedoch nicht einfach so los wird, ist es immer noch billiger, als sie sinnlos weiter zu beschäftigen.
Im Übrigen hat es solche Maßnahmen auch immer wieder in der Truppe gegeben. Ein Bsp. ist die Umstrukturierung der Sicherungstruppe von Lw und Marine. Da wurden z.B. Offiziere direkt nach dem Studium nach Hause geschickt.
Das Problem des überzähligen Personals gibt es nicht nur in der Wehrverwaltung, sondern auch in der Truppe. Auch dort ist der Anteil der „Verwaltungssoldaten“ an der gesamten Truppenstärke in den letzten Jahren konstant gestiegen.
Ich behaupte mal daß die „Arbeitslosigkeit“ der KWEA von vorneherein klar war wenn eine Freiwilligenarmee kommt, von daher sind die jetzt angeführten Zahlen in den hinsichtlich Reduzierung des zivilen Bereichs bereits vor einigen Monaten genannten Zahlen enthalten und demzufolge „nichts Neues“. Also immer locker durch die Hose atmen, Beamtenrecht etc. ist „oben“ bekannt.
Die Verkleinerung der Bundeswehr + Aussetzung der Wehrpflicht hätten schon vor zehn Jahren durchgesetzt werden müssen. Milliarden hätten wir damit eingespart. Geld, das in unseren Bildungssystemen dringend benötigt wird. Denn Bildung ist unser wichtigster Bodenschatz, Zukunfts- und Rentensicherer. Die frei werdenden Beamten der 52 Kreiswehrersatzämter könnten sich doch als Steuerfahnder umschulen lassen. Da gibt es einen sehr großen Bedarf. Und einen hohen Nutzwert für das Gemeinwesen.