Dokumentation: Guttenberg-Rede beim Berliner Verteidigungskongress
So richtig was Neues, seien wir ehrlich, hat Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg bei seiner heutigen Rede vor dem Congress on European Security & Defence in Berlin nicht gesagt. Aber es war mal eine Rundum-Standortbestimmung und deshalb der Dokumentation wert.
Allerdings, ein Halbsatz hat mich aufhorchen lassen – im zweiten Teil der Audio-Aufzeichnung, etwa bei 12:30. Da sagt der Minister zur Bundeswehrreform: … und in Umsetzung neuer Verteidigungspolitischer Richtlinien wollen wir noch in diesem Jahr dann mit der Feinausplanung der Bundeswehr beginnen. Das bedeutet doch, dass es noch in diesem Jahr neue Verteidigungspolitische Richtlinien geben wird? Davon habe ich allerdings bislang noch nichts gehört…
Teil 1 der Rede:
Für iPad/iphone der Direktlink: http://audioboo.fm/boos/214198-rede-guttenberg-congress-security-defence-berlin-teil-1
Teil 2 der Rede:
Direktlink http://audioboo.fm/boos/214199-rede-guttenberg-congress-security-defence-berlin-teil-2
Nachtrag: In der Diskussion könnte Guttenbergs Unterstützung für die umstrittene Aussage des früheren Bundespräsidenten Horst Köhler eine Rolle spielen… allerdings hat er das doch schon mal gesagt?
Hat Guttenberg nicht, wie überall mittlerweile berichtet, Köhler verteidigt wenn es darum geht, dass deutsche Wirftschaftsinteressen in der Welt auch mit Hilfe des Militärs verteidigt werden müssen?
Wenn ja, dann Hut ab!
Wenn sich diese Doktrin durchsetzt, verlieren wir so ziemlich den letzten Standortnachteil, der in Deutschland verblieben ist.
@Zyme
Hat er, einfach mal in die Rede reinhören ;-)
Habe dazu mal einen eigenen Eintrag gemacht.
Verteidigungspolitische Richtlinien, Nr. 27:
„Die deutsche Wirtschaft ist aufgrund ihres hohen Außenhandelsvolumens und der damit verbundenen besonderen Abhängigkeit von empfindlichen Transportwegen und -mitteln zusätzlich verwundbar.“
Jahresbericht 2010 – Fakten und Zahlen zur maritimen Abhängigkeit der Bundesrepublik Deutschland (Seite 216):
„Die Weiterentwicklung der Marine zu einer „Expeditionary Navy“ steht
dabei im Vordergrund. Die Marine hat darüber hinaus eine besondere Verantwortung für den unmittelbaren Schutz Deutschlands und seiner Bürgerinnen und Bürger, auch innerhalb der hoheitlichen Grenzen. Sie ergibt sich vor allem aus der maritimen Abhängigkeit Deutschlands als außenhandels- und rohstoffabhängige Nation.“
Ich frage jetzt nur mal so: Warum die ganze Aufregung???
Die Tatsache, das die Bundeswehr als Teil ihres Aufgabenspektrums (wenn auch einen ganz kleinen Randbereich) die Sicherung des heimischen Wirtschaftsraumes und damit auch mehr oder minder direkt deutscher Wirtschaftsinteressen hat, ist weder neu noch spektakulär.
Es steht geschrieben in den „Verteidigungspolitischen Richtlinien“ – 2003 durch einen gewissen Herrn Struck, SPD, erlassen -, in der „Konzeption der Bundeswehr“ von 2004 und im „Weißbuch“ von 2006.
Ich habe schon damals nicht verstanden, warum Bundespräsident Köhler zurück getreten ist … nur weil der Laie bestimmte Sachen nicht weiß – wer liest schon o.g. Dokumente freiwillig – heißt es nicht, dass sie nicht elementarer Bestandteil Deutscher Politik sind.
Wer dann – wie im Fall von Köhler – eine solche Äußerung tatsächlich als Aufhänger nimmt, einen Bundespräsidenten aus dem Amt zu jagen, ist eindeutig politisch motiviert und leugnet die Realität des Deutschen politischen Handelns.
Aber so ist das wohl in der Politik, leider!
Gut, dass diesem Treiben jetzt jemand etwas entgegen zu setzen hat und sich auch traut das offen und laut – und eben nicht nur in Fachgremien – auszuprechen, was schriftlich fixiert schon lange Teil der Deutschen Sicherheits- und Außenpolitik ist!
@Vorredner
Wegen „wirtschaft-ueber-alles“ orientierten Menschen, die es anscheinend normal finden Krieg als Mittel der Reichtumsverteilung zu nutzen, beschaeftige ich mich mit diesen Themen . Und werde diesen evolutionaeren Denkfehler mit allen Mitteln zu verhindern versuchen. Diese Einstellung saeht Terror gegen Deutschland / Europa, gefaehrdet die Innere Sicherheit und letztendlich auch ehemalige Kameraden von mir. Ich lebe entgegen Ihrer Meinung in keinem Luftschloss sondern in einem Land wo ein aufgegelter CSU-ler mit Propaganda zu Besatzungen und Opferbereitschaft aufruft und das ekelt mich zutiefst an brach jeglichem Erkenntnisgewinns aus der Historie unseres Landes.