AWACS auf Piratenjagd
Schon ein klein wenig überraschend: Kaum sind französische AWACS-Flugzeuge bei der EU-Anti-Piraten-Operation Atalanta am Horn von Afrika im Einsatz, schon werden noch mehr Piraten selbst auf kleinsten Booten aufgespürt… Nur mal for the record.
(Offen bleibt natürlich die Frage, was die internationalen Truppen nun mit den festgenommenen Piraten machen.)
Zu den Gerichtsverhandlungen und den damit verbundenen Problemen hat es einen netten Artikel der Zeit:
http://www.zeit.de/politik/2010-11/prozess-piraten-somalia?page=all
Nur am Rande wird dabei die wirtschaftliche Dimension angesprochen: 3-4 Mio. Euro an Lösegeldforderungen sind für die deutsche Handelsflotte nicht gerade viel, und entsprechend halbherzig werden Schutzmaßnahmen durchgeführt. Da stellt sich schon die Frage, wie der angebliche Milliarden-Schaden für die deutsche Wirtschaft zustandekommt. Oder warum der deutsche Staat ein Vielfaches für einen Militäreinsatz in einem menschenleeren Niemandsland aufwenden soll, wenn selbst die direkt Betroffenen schon nicht die Minimal-Maßnahmen durchführen…
Hier zeigt sich wieder einmal, wenn der politische Wille vorhanden ist, die richtige Technik einzusetzen, dann stellen sich auch Erfolge ein. Man könnte fast glauben, die bisherige Militärpräsenz dort hatte nicht wirklich das Ziel Piraten zu bekämpfen.
Militärisch wäre das Ganze leicht zu lösen. ……..
@J.R.
Das Problem sind nicht wirklich die Einzellösegeldsummen an sich, sondern die Entwicklung der Summen seit Beginn der Piraterie dort (etwa in 2002). Ohne Gegenmaßnahmen würde man hier schnell eine exponentielle Kurve sehen, auch weil die Einstiegshürden in das Pirateriegeschäft denkbar niedrig sind. Erst wenn dem ein gewisses Risiko entgegensteht, gibt es ein Regulativ.
Zum Argument der „Vielfachen Ausgaben“ für den dortigen Militäeinsatz hier mal die andere Sicht auf solche Rechnungen: Wie viel Millionen Euro soll es denn Ihrer Meinung nach sparen, wenn deutsche Fregatten und Flugzeuge statt am Horn von Afrika in der Nordsee oder im Mittelmeer fahren/fliegen? Ein paar Zulagen für die Besatzung, Zusatztreibstoff und -logistik, vielleicht auch etwas Handwaffenmunition könnte man vielleicht sparen. Oder glauben Sie etwa, dass die Marine auch nur ein Schiff einsparen könnte, wenn diese nicht im Einsatz wären? Leider ein weit verbreiteter Irrtum, das Militärausgaben sofort verschwinden, wenn dies nicht mehr im Einsatz verwendet wären.
@Stefan:
Wieso fast glauben? Ein Blick ins Mandat erhellt: Prio eins für die EU ist doch der Escort der Schiffe des WFP (und noch der Nachschub der AU-Truppen in Mogadishu). AKTIVE Piratenbekämpfung ist politisch so gewollt eher nur der „Beifang“, auch wenn es jedem Militär nur so unter den Nägeln brennen würde, hier deutlich mehr zu tun.
@BausC:
Ja wie denn? An Land gehen und Somalia zur blühenden Landschaft verwandeln? So gut wie es in Afghanistan klappt?
Vielleicht hilft für ein etwas mehrdimensionaleres Verständnis der Piraterie ja ein Blick in die Geschichte, auf welcher Grundlage Piraterie funktioniert. Einer der besseren Artikel hierzu hier .